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Bieterverfahren: Top-Alternative zum klassischen Immobilienverkauf?


Schneller Verkauf zum Höchstpreis – das wünschen sich die meisten Immobilieneigentümer, wenn sie ein Objekt veräußern wollen. Das Bieterverfahren könnte die ideale Lösung sein. Alles, was ihr über die Verkaufsstrategie wissen müsst.

  1. Was ist ein Bieterverfahren?
  2. Bieterverfahren, Auktion, Versteigerung: Was ist der Unterschied?
  3. Wie läuft ein Bieterverfahren ab?
  4. Vorteile von Bieterverfahren
  5. Nachteile von Bieterverfahren
  6. Fazit: Wann lohnt sich das Bieterverfahren?

Das Bieterverfahren ist als Alternative zum herkömmlichen Immobilienverkauf auf dem Vormarsch. Verkäufer erhoffen sich dadurch einen höheren Preis und weniger Zeitaufwand. Ursprünglich kam das Verfahren zum Einsatz, um Häuser oder Wohnungen zu veräußern, die längere Zeit erfolglos angeboten wurden. Inzwischen werden damit aber auch höherpreisige, stärker nachgefragte Objekte an den Mann oder die Frau gebracht. Lohnt es sich auch für eure Immobilie? Wir klären auf!

Was ist ein Bieterverfahren?

Das Bieterverfahren ist eine Verkaufsstrategie, die bei der Veräußerung von Immobilien Anwendung findet. Im Gegensatz zu einem klassischen Haus- oder Wohnungsverkauf geben die Interessenten Gebote ab. Der Eigentümer entscheidet, ob das Verfahren ab einem bestimmten Mindestpreis starten soll. Üblicherweise wird darauf jedoch verzichtet, um mehr potenzielle Käufer anzulocken. Je mehr Bieter, desto größer die Chance für den Verkäufer, das Maximum rauszuholen. Lest auch: "Haus verkaufen: So holt ihr am meisten raus".

Man unterscheidet drei Arten:

1. Strukturiertes Bieterverfahren

Das strukturierte Bieterverfahren ist an einen festen, klar definierten und für alle Parteien transparenten Ablauf gebunden. Der Verkäufer hat den Vorteil, dass er einem stufenweisen Plan folgen kann, von der Vorbereitung der Verkaufsunterlagen bis zur Vermarktung. Für Interessenten wiederum bietet das strukturierte Verfahren extra Sicherheit.

2. Offenes Bieterverfahren

Das offene Bieterverfahren beginnt in der Regel mit einem Besichtigungstermin, zu dem alle Interessenten eingeladen sind. Bei der sogenannten "Open-House"-Besichtigung können sich die potenziellen Käufer einen Eindruck von dem Objekt verschaffen, bevor sie ein Gebot abgeben. Der Vorteil für Verkäufer liegt darin, dass sie möglichst viele potenzielle Käufer anlocken und so die Nachfrage und den Preis steigern können.

3. Privates Bieterverfahren

Ein privates Bieterverfahren ist üblicherweise zugleich ein offenes Verfahren. Nur handelt es sich dabei zwangsläufig um eine Veräußerung durch eine Privatperson. Der Begriff soll den Verkaufsprozess von einer öffentlichen Auktion oder Versteigerung abgrenzen. Daneben gibt es auch öffentliche Bieterverfahren, etwa durch Gemeinden oder Kreise. Diese folgen klaren gesetzlichen Regelungen.

Bieterverfahren, Auktion, Versteigerung: Was ist der Unterschied?

Anders als bei einer Auktion oder Versteigerung seid ihr als Eigentümer beim Bieterverfahren nicht verpflichtet, das Höchstgebot anzunehmen. Ihr behaltet also die Entscheidungsfreiheit, ob und wenn ja, wem ihr den Zuschlag gebt. Zudem ist es möglich, im Nachhinein weiter über den Preis zu verhandeln. Zugleich sind auch die Gebote der Interessenten rechtlich nicht bindend. Erst wenn es zu einem Kaufabschluss beim Notar kommt, bestehen für Käufer und Verkäufer Rechte und Pflichten.

Das unterscheidet das Bieterverfahren von einer Auktion oder Zwangsversteigerung: Bei diesen Verfahren sind die Gebote verbindlich und der Eigentümer verpflichtet, das Höchstgebot anzunehmen. Diese Strategien finden beim Privatverkauf selten Anwendung, beziehungsweise gehen meist mit einer Privatinsolvenz des Eigentümers einher.

Wie läuft ein Bieterverfahren ab?

Ein Bieterverfahren lässt sich ähnlich einem klassischen Immobilienverkauf in mehrere Schritte unterteilen, die da wären:

  1. Immobilie vermarkten: Der Eigentümer beziehungsweise ein Makler erstellt ein Exposé und inseriert die Immobilie online oder in Printmedien. Darin werden das Bieterverfahren und die Möglichkeit der Besichtigung angekündigt. Tipp: Es lohnt sich meist, einen fachkundigen Immobilienmakler zu beauftragen, der sich mit Bieterverfahren auskennt.
  2. Marktwert ermitteln: Bevor das Verfahren startet, sollte man den Verkehrswert der Immobilie kennen. Dabei unterstützt euch beispielsweise die Online-Immobilienbewertung von Wohnglück.
  3. Besichtigungen durchführen: Im nächsten Schritt folgt die Besichtigung der Immobilie durch die Interessenten – gesammelt oder in Einzelterminen. Lest passend dazu: "Checkliste Hausbesichtigung: Worauf ihr vorm Hauskauf unbedingt achten müsst".
  4. Gebote einfordern: Innerhalb einer festgelegten Frist können die Interessenten ihre Gebote abgeben. In der Regel erfolgt die Korrespondenz per E-Mail oder bei einem Online-Bieterverfahren auf einer entsprechenden Plattform. Bei einem dynamischen Verfahren ist es möglich, das Gebot innerhalb der gesetzten Frist zu verändern. Den Interessenten wird in der Regel transparent gemacht, wo das aktuelle Höchstgebot liegt.
  5. Zuschlag geben: Der Eigentümer entscheidet, welchem der Interessenten er den Zuschlag geben möchte. Im Anschluss ist Zeit für Nachverhandlungen.
  6. Kaufvertrag abschließen: Erst mit dem Kaufabschluss beim Notar verpflichten sich beide Parteien, den Verkaufspreis zu zahlen und das Objekt abzutreten.

Hier findet ihr eine hilfreiche Checkliste für den erfolgreichen Hausverkauf.

Vorteile von Bieterverfahren

Ein Bieterverfahren hat für den Verkäufer viele Vorteile, die da wären:

  • Höchstpreis: Mit einem Bieterverfahren lässt sich beim Verkauf eines Objekts das Maximum rausholen. Die Interessenten treiben den Preis durch ihre konkurrierenden Gebote automatisch in die Höhe. Idealerweise hat man als Eigentümer den Verkehrswert ermitteln lassen und kennt seine Schmerzgrenze.
  • Zeitersparnis: Im Vergleich zu einem klassischen Immobilienverkauf kommt es beim Bieterverfahren in der Regel deutlich schneller zu einem Zuschlag. Wer also Zeitdruck hat, kann davon profitieren.
  • Entscheidungsfreiheit: Der Eigentümer hat die freie Wahl unter den Bietenden und muss keines der Gebote annehmen. Auch sind Nachverhandlungen möglich, um den Verkaufspreis zu maximieren.
  • Nachfrage: Gebotsverfahren erwecken den Eindruck, dass man ein Schnäppchenhaus erstehen kann. Daher ist die Nachfrage meist groß, was sich wiederum positiv auf den Verkaufspreis auswirken kann.

Wohnungsbesichtigung
Im Rahmen eines Bieterverfahrens werden meist Sammelbesichtigungen durchgeführt – das spart Zeit, ist aber sehr unpersönlich.

Nachteile von Bieterverfahren

Das Bieterverfahren birgt auch Risiken. Die größten Nachteile sind:

  • Keine Verbindlichkeit: Die Gebote der Interessenten sind rechtlich nicht bindend. Daher hat man als Eigentümer keine Sicherheit, tatsächlich den gebotenen Preis zu erhalten. Außerdem besteht gerade bei eher unattraktiven Objekten das Risiko, dass sich viele Interessenten vom Kauf wieder zurückziehen.
  • Sammelbesichtigungen: Üblicherweise gibt es einen Open-House-Besichtigungstermin. Die Ungewissheit, wie viele Interessenten wirklich erscheinen, ist groß. Außerdem kann die Masse potenzielle Käufer abschrecken. Einzelbesichtigungen wiederum sind sehr zeitaufwändig.
  • Massenansprache: Ein Bieterverfahren ist in der Regel sehr unpersönlich. Als Eigentümer erhält man die Gebote, aber keinen persönlichen Eindruck von den Bietenden.
  • Maklerkosten: Damit ein Bieterverfahren reibungslos klappt, ist es empfehlenswert, sich einen fachkundigen Makler an seine Seite zu holen. Das wiederum ist mit Zusatzkosten verbunden. Lest hier, wie ihr ein Haus auch ohne Makler verkaufen könnt.

Fazit: Wann lohnt sich das Bieterverfahren?

Ihr wollt eine Immobilie verkaufen und fragt euch, ob das Bieterverfahren eine gute Alternative für euch ist? Die Verkaufsstrategie kann sich lohnen, wenn ihr unter Zeitdruck steht und das Objekt schnellstmöglich veräußern wollt. Auch lässt sich damit oft ein höherer Preis erzielen als bei einem klassischen Immobilienverkauf. Voraussetzung ist eine große Nachfrage, was bei attraktiven Objekten in der Regel kein Problem ist. Doch auch, wenn der Verkehrswert und euer Wunschpreis weit auseinanderliegen, kann sich das Bieterverfahren lohnen. Nicht zuletzt ist die Verkaufsstrategie über Gebote eine gute Möglichkeit, wenn ein konventioneller Verkauf bislang gescheitert ist.

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