Eine Vorhangfassade oder Vorhangwand (Curtain Wall) ist eine selbsttragende Gebäudehülle, die ein Haus wie eine Schale umschließt. Eine beliebte Variante ist die Glasfassade. Lest hier alles zu den Vorteilen, Nachteilen und Kosten dieser Fassadenkonstruktion.
Als Pionier für die Vorhangfassade gilt hierzulande Walter Gropius. Der deutsche Architekt und Begründer des Bauhauses machte diese Art der Fassade Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinen Entwürfen für das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld (1911) und das Gebäude der Bauhausschule in Dessau (1926) bekannt. Bis heute zählen Vorhangfassaden neben den vorgehängten hinterlüfteten Fassaden zu den wichtigsten Gebäudehüllen.
Was ist eine Vorhangfassade?
Eine Vorhangfassade, im Englischen Curtain Wall genannt, ist eine selbsttragende Gebäudehülle. Das heißt, die Fassade ist nicht direkt auf das Tragwerk des Hauses angebracht, wie beispielsweise Klinker, sondern wird daran an- beziehungsweise vorgehängt.
Vorhangfassaden lassen sich transparent oder opak realisieren. Die Rahmenkonstruktion wird dafür mit Glaselementen oder mit flächigen Paneelen gefüllt.
Auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden, ist die Vorhangfassade nicht mit der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) zu verwechseln. Der größte Unterschied: Die VHF hat eine Hinterlüftung, also einen Zwischenraum zwischen der gedämmten Außenwand und der Fassade.
Diese Luftschicht trennt die Wärmedämmung und die Fassadenverkleidung voneinander und führt Feuchtigkeit ab. Weil die vorgehängte hinterlüftete Fassaden aus mehreren Schalen besteht, die unterschiedliche bauphysikalische Funktionen übernehmen, gehört sie zu den sogenannten Kaltfassaden.
Vorhangfassaden zählen hingegen zu den Warmfassaden. Sie sind einschalig konstruiert und dienen sowohl dem äußeren Witterungsschutz als auch der Wärmedämmung.
Eine Vorhangfassade wird meist an Gebäuden in Skelettbauweise mit horizontalen Trägern und vertikalen Stützen montiert. Die vorgehängte Fassade umhüllt das Gebäude wie eine Schale und ist als solche selbsttragend. Das heißt, sie trägt ihr eigenes Gewicht, nicht aber weitere statische Lasten.
Vorhangfassaden bestehen aus
einer am Tragwerk montierten Unterkonstruktion, üblicherweise ein Stahl- oder Aluminiumprofil, und
Flächenelementen, beispielsweise aus Glas, Kunststoff oder Stahlblech.
Wie der Rahmen und die Füllelemente miteinander verbunden sind, hängt von der Bauweise der Vorhangfassade ab. Die unterschiedlichen Möglichkeiten stellen wir euch im nächsten Abschnitt genauer vor.
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Welche Vorhangfassaden gibt es?
Die europäische Norm DIN EN 13830 legt die Anforderungen an Vorhangfassaden in Bezug auf Witterungsbeständigkeit, Nutzungssicherheit, Energieeinsparung und Wärmeschutz fest. Demnach lassen sich vor allem drei Arten der Vorhangfassade umsetzen:
Pfosten-Riegel-Fassade
Bei der Pfosten-Riegel-Bauweise besteht die Unterkonstruktion der Vorhangfassade aus tragenden Profilen, meist aus Aluminium oder Stahl. Senkrechte, an den Geschossdecken befestigte Pfosten übernehmen den Lastabtrag. Die waagerechten Riegel werden durch Schweißnähte oder Schrauben mit den Pfosten verbunden.
Auf diesem Rahmen sind vertikale und horizontale Pressleisten befestigt, welche die Füllelemente halten. Neben Glaselementen oder Paneelen lassen sich auch Öffnungen wie Fenster und Türen in die Unterkonstruktion einspannen.
Vorhangfassaden in der Pfosten-Riegel-Bauweise werden in vorgefertigten Einzelteilen zur Baustelle gebracht und erst hier zusammengesetzt, montiert und abgedichtet. Dafür ist im Normalfall ein Gerüst notwendig.
Pfosten-Riegel-Fassaden eignen sich vor allem für kleine bis mittlere Bauprojekte und individuelle Gebäudestrukturen.
Elementfassade
Das Besondere an der Elementfassade: Sie besteht aus komplett vorgefertigten, geschosshohen Modulen. Auf der Baustelle werden die einzelnen Komponenten nur noch ineinander gesteckt und mit justierbaren Verankerungen am Tragwerk befestigt. Die Montage ist damit deutlich einfacher als bei der Pfosten-Riegel-Fassade.
Noch ein Pluspunkt bei Elementfassaden: Verschiedene Zusatzelemente wie Sonnenschutz und Fassadenbeleuchtung lassen sich bereits im Vorfeld integrieren. Grundsätzlich sind Elementfassaden hochwertiger, da sich die Qualität durch den hohen Vorfertigungsgrad besser kontrollieren lässt. Dafür müssen die sperrigen Teile speziell transportiert werden. Zudem ist vor Ort im Regelfall ein Kran notwendig.
Die Elementfassade kommt vor allem bei komplexen Fassadenkonstruktionen beziehungsweise bei hohen und großen Gebäuden zum Einsatz.
Vorhangfassade als Doppelfassade
Für Vorhangfassaden aus Glas kommt auch die Doppelfassade in Frage. Es gibt zwei Glashüllen: eine wärmedämmende Glasfassade und eine weitere Verglasungsebene. Diese ist je nach Bauweise (Abluftfassade oder Zweite-Haut-Fassade) vor oder hinter der primären Fassade angeordnet.
Zwischen den Ebenen kann Luft zirkulieren, was Vorteile in Bezug auf die Wärmedämmung, den Sonnen- und Witterungsschutz sowie auf den Schallschutz hat. Zudem erlaubt die Zweischaligkeit, dass sich auch in sehr hohen Gebäuden bei Wind und Wetter problemlos die Fenster öffnen lassen. Nachteile sind die komplexe, kostenintensive Konstruktion und der Wartungsaufwand.
Vorhangfassaden als Doppelfassaden kommen insbesondere bei Hochhäusern zum Einsatz, die sehr wind- und lärmbelastet sind.
Structural-Glazing-Fassade
Eine Besonderheit sind Structural-Glazing-Fassaden. Dabei handelt es sich um eine Art der Glasfassadenkonstruktion ohne Pressleisten, wie sie bei der klassischen Pfosten-Riegel-Fassade notwendig sind. Die Glasscheiben halten ausschließlich durch Verklebungen in den Profilen. Dies sorgt für einen besonders hohen Grad der Transparenz.
Warum eine Vorhangfassade? Die Vorteile sprechen für sich:
Gestaltungsspielraum: Vorhangfassaden lassen sich vielfältig und individuell umsetzen. Verschiedene Verkleidungen – zum Beispiel Glas, Holz, Metall, Kunststoff –, Farben und Designs sind realisierbar.
Wärmeschutz und Wärmedämmung: Vorhangfassaden reduzieren die Hitzeentwicklung im Haus und schützen vor kalter Außenluft.
Blendschutz: Gute Vorhangfassaden kontrollieren die direkte Sonneneinstrahlung und verringern die Blendung.
Schallschutz: Eine Vorhangfassade kann schalldämmend wirken.
Schutz vor Feuchtigkeit: Vorgehängte Fassaden schützen die Bausubstanz des Gebäudes vor Feuchtigkeit. Das kann das Schimmelrisiko verringern.
Energiesparpotenzial: Die energetischen Gebäudestandards werden mit Vorhangfassaden leicht eingehalten. Moderne Lösungen, zum Beispiel Glasfassaden mit Low-E-Beschichtungen, bieten großes Potenzial zum Energiesparen.
Vorhangfassaden haben auch Nachteile, die da wären:
Montage: Die Montage einer Vorhangfassade ist in den meisten Fällen sehr aufwändig, da Bauteile von außen ans Gebäude angebracht werden müssen.
Hohe Kosten: Vorhangfassaden sind im Vergleich zu anderen Fassadenverkleidungen deutlich teurer. Auch Reparaturen kosten meist mehr.
Wartung und Pflege: Bei Vorhangfassaden ist der Pflege- und Wartungsaufwand üblicherweise größer als beispielsweise bei Klinker und Putz.
Was kostet eine Vorhangfassade?
Wie viel eine Vorhangfassade kostet, lässt sich pauschal nicht beantworten. Der Preis hängt von der Bauweise sowie den Material- und Handwerkerkosten ab.
Pfosten-Riegel-Fassaden sind in der Herstellung grundsätzlich etwas günstiger als Elementfassaden, dafür sind die Montage und die Baustelleneinrichtung kostspieliger. Unterm Strich fallen für beide Systeme ähnlich hohe Kosten an, die grob gerechnet zwischen 300 und 600 Euro pro Quadratmeter liegen. Für eine Doppelfassade aus Glas zahlt ihr ungefähr 400 bis 800 Euro pro Quadratmeter.
Zum Vergleich: Eine Putzfassade kostet im Schnitt 100 Euro pro Quadratmeter, für Klinker fallen Kosten um die 150 bis 300 Euro pro Quadratmeter an (jeweils mit Dämmung). Eine hinterlüftete, vorgehängte Fassade liegt preislich bei circa 175 bis 400 Euro.
Tipp: Für die nachträgliche Anbringung einer hinterlüfteten Fassade könnt ihr Fördermittel vom Staat bekommen. Auch ein Steuerbonus ist möglich.