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Schlammfarbe: 7 Fragen & Fakten zur Schwedenfarbe für die Fassade


Wetterbeständig und ökologisch: Die Skandinavier kennen die Vorteile von Schlammfarbe schon seit Jahrhunderten. Wir zeigen euch, was die Schwedenfarbe so besonders macht und für welche Zwecke sie sich auch hierzulande gut eignet.

  1. Was ist Schlammfarbe?
  2. Für welche Holzarten ist Schlammfarbe nicht geeignet?
  3. In welchen Farbtönen gibt es die Schwedenfarbe?
  4. Wie wird Schlammfarbe verarbeitet?
  5. Wie lange hält ein Anstrich mit Schlammfarbe?
  6. Wo kann man Schlammfarbe kaufen?
  7. Schwedenrot selber herstellen

Schlammfarbe, auch Schlämmfarbe genannt, ist in Skandinavien die klassische Farbart für ungehobelte Holzfassaden. Die rostrote Holzfarbe, die den schwedischen Holzhäusern ihr unverwechselbares Aussehen gibt, ist zu einem prägenden Bestandteil der schwedischen Landschaft geworden. Was die als Schwedenfarbe bekannte Fassadenfarbe so besonders macht, wie sie verarbeitet wird und für welche Holzarten sie sich eignet – diese und weitere Fragen klären wir in diesem Artikel.

Was ist Schlammfarbe?

Schlammfarbe oder Schwedenfarbe zählt wohl zu den ältesten Holzschutzmitteln der Welt. Bereits im 16. Jahrhundert gewann man aus dem Abraum einer (1992 geschlossenen) Kupfermine im schwedischen Falun ein rotes Farbpigment, das der Schwedenfarbe auch heute noch ihr typisches rostrotes Aussehen gibt. Am bekanntesten ist wohl das Schwedenrot oder Falunrot, im Schwedischen heißt das Original "Falu Rödfärg".

Schlammfarbe heißt sie deshalb, weil der Abraum zumeist mit Wasser und natürlichen Bindemitteln wie Leinöl vermischt und dann zu einem dicken Brei verarbeitet wird. Die gute holzschützende Wirkung beruht zum einen auf der im Gegensatz zu modernen Anstrichfarben großen Schichtdicke und auch der hohe Kieselsäureanteil der Erde machte die Farbe sehr witterungsbeständig. Dazu kommt noch die Tatsache, dass alle Kupfersalze und -verbindungen hoch giftig sind. Die Schlammfarbe schützt das Holz also auch vor tierischen Schädlingen, Pilzbefall und Fäulnis.

Schlammfarbe besteht auch heute noch grundsätzlich aus:

  • natürlichen Farbpigmenten
  • Leinöl
  • Wasser
  • Weizenmehl
  • Eisenvitriol
  • Kieselsäure
  • Spuren von Blei

Bei Eisenvitriol handelt es sich um ein Konservierungsmittel, das die Schlammfarbe länger haltbar macht.

Auch heute noch wird das rote Farbpigment aus Abraumhalden gewonnen. Das ist auch der Grund dafür, dass es für diese Anstrichfarbe nur einen einzigen Hersteller gibt, die Tochtergesellschaft Stora Kopparbergs Bergslags AB des Forstindustriekonzerns Stora Enso. Sie allein verfügt über die Abraumhalden des alten Bergwerks von Falun und gewinnt dort den Rohstoff für die Pigmentherstellung.

Übrigens: Das originale Schwedenrot aus Falun enthielt damals noch Blei und Zink. Heute ist diese Farbe auch komplett bleifrei beziehungsweise als Biofarbe erhältlich.

Schlammfarbe: In falunrot gestrichenes Haus in Schweden.
Ein Hauch von Bullerbü: Falunrot ist die traditionelle Schlammfarbe in Schweden.

Für welche Holzarten ist Schlammfarbe nicht geeignet?

Schlammfarbe wird in Skandinavien klassisch für den Anstrich von Ferienhäusern, Scheunen und Schuppen verwendet. Die Farbe hinterlässt eine offenporige, matte Schicht und ist damit diffusionsoffen. Wasserdampf und Feuchtigkeit können durch die Farbschicht hinein- und auch wieder hinausgelangen.

Wenn ihr Holz mit Schwedenfarbe streichen wollt, sollte euer Holz am besten unbehandelt, auf jeden Fall aber sägerau sein. Am besten lässt sich ungehobeltes raues Fichtenholz streichen. Aber nicht alle Holzarten und Flächen sind für einen Anstrich mit Schlammfarbe geeignet. So zum Beispiel:

  • glatt gehobelte Flächen
  • harzhaltige Hölzer wie Kiefer oder Lärche, Douglasie (Haftungsprobleme)
  • Hölzer, die mit konventionellen Farben gestrichen wurden
  • Kontaktflächen wie Türen oder Fenster
  • Kinderspielgeräte
  • direkt bewitterte Flächen wie Dächer oder Zäune
  • Holz mit direktem Kontakt zu Kupfer- oder Zinkblechen
  • Holzdachgiebel über verputzter, heller Fassade

Harthölzer wie Douglasie solltet ihr erst einmal so lange unbehandelt dem Wetter aussetzen, bis die Fassade eine graue Patina angenommen hat. Oft sind solche Hölzer erst nach zwei bis sieben Jahren Verwitterung streichbar. Bei Eichenholz kann es zudem zu Verfärbungen (Gerbsäurebildung) kommen.

In welchen Farbtönen gibt es die Schwedenfarbe?

Die bekannteste Schlammfarbe ist das beschriebene Schwedenrot. Daneben sind noch rund 15 weitere, gedeckte Farbtöne erhältlich. Die Palette reicht dabei – je nach beigemengtem Farbpigment – von Weiß (das allerdings nur zum Abtönen dient) über Ocker bis Grün und Grau.

Wichtig: Als Deckfarbe auf Wasserbasis ergibt Schlammfarbe eine matte Oberfläche, die sich – je nach Wetterlage – im Farbton verändert. Schwedenrot zum Beispiel wird bei feuchter Witterung dunkler.

Erfahrt hier, wie ihr dafür sorgen könnt, dass eine Holzfassade länger hält.

Wie wird Schlammfarbe verarbeitet?

Die Verarbeitung ist relativ einfach. Schlammfarben werden mit einem Pinsel oder Quast gestrichen, es gibt auch spezielle Schlammfarbenpinsel. Handelsübliche Spritzsysteme könnt ihr bei der Verarbeitung allerdings nicht verwenden.

Wenn ihr euer Haus mit Schlammfarbe streicht, müsst ihr eines unbedingt beachten: Um Farbabweichungen zu verhindern, solltet ihr nach Möglichkeit immer Farbe aus der gleichen Charge verwenden.

Verarbeitung von Schlammfarbe bei Holzhäusern aus vorgefertigten Elementen

Wenn ihr ein Holzhaus aus vorgefertigten Holzelementen gekauft habt und nicht sicher seid, ob sich das Holz für einen Anstrich mit Schlammfarbe eignet, solltet ihr beim Lieferanten einmal nachfragen, ob das Holz unbehandelt und zugleich sägerau ist. Trifft eines davon nicht zu, so ist die Schlammfarbe laut "Falu Rödfarg"-Hersteller ungeeignet.

Verarbeitung von Schlammfarbe, wenn das Holz neu oder unbehandelt ist

Ist das Holzhaus neu, solltet ihr es ein Jahr unbehandelt stehen lassen. So können die Harze austreten und die Schlammfarbe haftet besser. Bevor ihr die Schwedenfarbe dann auf das Holz auftragt, bürstet und wascht lose Verschmutzungen ab. Das Holz muss sauber, fest und trocken sein und sollte eine maximale Restfeuchte von 15 Prozent nicht überschreiten.

Wenn es schnell gehen sollt, könnt ihr das Holz zunächst grundieren, indem ihr die Schlammfarbe mit 10 bis 20 Prozent Wasser verdünnt auftragt. Nach mindestens einem Tag und spätestens einer Woche bringt ihr dann eine unverdünnte Schicht auf. Für ein gutes Ergebnis rührt ihr die Farbe gründlich mit der Hand durch und verstreicht sie dann in dünnen Lagen mit dem Schlammfarbenpinsel. Werden die Lagen zu dick, kann es möglicherweise zur Rissbildung oder zum Abblättern der Farbe kommen.

Wer mehr Zeit hat, lässt den ersten Schritt ausfallen und bringt gleich eine unverdünnte Schicht Schlammfarbe aufs Holz. Nach ein bis zwei Jahren könnt ihr dann noch einmal einen letzten Deckanstrich auftragen.

Verarbeitung, wenn das Holz bereits mit Schlammfarbe gestrichen ist

In diesem Fall müsst ihr zunächst die obere Schlammfarbe mit einer Drahtbürste abbürsten, damit der neue Anstrich richtig haften kann. Lasst ihr diesen ersten Schritt aus, ist der neue Anstrich nicht so lange haltbar. Tragt beim Abbürsten unbedingt eine Feinstaubmaske, damit ihr keine Staubpartikel einatmet. Den Staub auf der Oberfläche bürstet ihr dann am besten mit einem Handfeger ab, bevor ihr die Schlammfarbe wie oben beschrieben aufbringt.

Haus, dessen Fasssade mit schwarzer Schlammfarbe gestrichen wurde.
Auch andere Farbtöne als das typische Rot lassen sich mit Schlammfarben streichen.

Wie lange hält ein Anstrich mit Schlammfarbe?

Eine Besonderheit bei Schlammfarben ist der Anteil an natürlicher Kieselsäure. Sie sorgt für die Wetterfestigkeit und schützt das Holz selbst in der recht rauen skandinavischen Witterung. Korrekt verarbeitet hält ein Anstrich rund sechs bis zwölf Jahre, manchmal sogar zehn bis 15 Jahre.

Durch die breiige Konsistenz der Farbe bildet sich auf der sägerauen Oberfläche eine dicke Anstrichschicht, die nicht abriebfest ist. Trotzdem stellt sie einen funktionierenden, seit über 400 Jahren erprobten Witterungsschutz dar. Da die Schlammfarbe Luftfeuchtigkeit aufnehmen kann, wirkt sie bei feuchtem Wetter dunkler als bei trockenem.

Spätestens dann, wenn die Farbschicht beginnt abzufärben, müsst ihr den Fassadenanstrich erneuern. Da reicht es aber meist schon, vor dem Neuanstrich die Fassade einmal gründlich abzubürsten.

Wo kann man Schlammfarbe kaufen?

Das Original "Falu Rödfärg" in Schwedenrot könnt ihr zum Beispiel bei Schwedischer Farbenhandel oder bei Streichgut kaufen. Ein Eimer mit zehn Litern Schlammfarbe kostet knapp 45 Euro. Dieser reicht bei sägerauem Holz für eine Fläche von circa 30 bis 40 Quadratmetern.

Blei- und schwermetallfreie Schwedenfarben findet ihr im Shop von Biofarben.

Schwedenrot selber herstellen

Die schwedische Schlammfarbe könnt ihr theoretisch auch selber anmischen, diese Aufgabe ist allerdings mit etwas Aufwand verbunden.

Für die Herstellung von etwa 25 Liter Schwedenfarbe benötigt ihr:

  • 17 Liter Wasser (Lösungsmittel)
  • 1,25 kg Weizen- oder Roggenmehl (Bindemittel)
  • 5 kg Originalpigment
  • 0,5 kg Eisenvitriol (Holzschutz)
  • 2 kg Leinölfirnis
  • circa 50 Gramm Schmierseife

Ein Kilogramm Farbe reicht dabei für ungefähr drei Quadratmeter auf sägerauem Holz aus.

Außerdem benötigt ihr zur Herstellung der Schwedenfarbe folgende Utensilien:

  • Stahlkessel
  • Herd
  • Rührstab

Eine detaillierte Anleitung, wie ihr das klassische Falunrot anmischen könnt, findet ihr zum Beispiel auf dem Blog von frag-den-heimwerker.com.

Ihr wollt noch eine andere, ganz besondere Methode der Fassadengestaltung kennenlernen? Dann empfehlen wir euch den Artikel zur Yakisugi-Methode.

Ihr seid Schweden-Fans? Dann gefallen euch vielleicht auch unsere Artikel zum Einrichtungstrend Lagom und zum schwedischen Aufräumtrend Death-Cleaning.

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