Wer an einer lauten Straße wohnt, denkt vielleicht über den Einbau von Schallschutzfenstern nach. Reicht es hier, den Fensterflügel auszutauschen oder muss das gesamte Fenster erneuert werden? Wir haben die Antwort.
Sobald das Fenster geöffnet ist, dringt der Straßenlärm herein. Diese Lärmverschmutzung beeinflusst unsere Gesundheit nachweislich negativ. Dem Lärm von draußen könnt ihr möglicherweise mit dem Einbau von Schallschutzfenstern entgegenwirken.
Hier lest ihr, was beim nachträglichen Einbau von Schallschutzfenstern wichtig ist, welche Kosten auf euch zukommen und ob der Nutzen die Kosten aufwiegt.
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Schallschutzfenster einbauen: Was ihr bei der Montage beachten müsst
Die Wirkung eines Schallschutzfensters hängt von den Fensterflügeln, dem Blendrahmen und dessen Einbau ab. Wenn ihr Schallschutzglas in einen schon vorhandenen Fensterflügel einbaut, dann erreicht ihr höchstens die Schallschutzklasse 2. Vorausgesetzt, die Dichtungen sind intakt. Bei Fenstern, die mehr als fünf Jahre alt sind, ist das in der Regel nicht der Fall.
Bei der Montage eines Fensters mit Schallschutz wird die Fuge zwischen Mauerwerk und Blendrahmen in der Regel mit Montageschaum ausgefüllt. Allerdings sollten nur für die Fenstermontage zugelassene Montageschäume verwendet werden, die über ein Prüfzeugnis verfügen.
Zusätzlich ist es erforderlich, die Fuge sowohl von außen als auch von innen mit Dichtstoffen oder mit einem sogenannten "Kompriband" abzudichten. Das ist ein vorkomprimiertes, imprägniertes Dichtungsband aus Schaumstoff mit geschlossenen Poren.
Jedes Schallschutzfenster muss ein Prüfzeugnis haben, das ihr sorgfältig mit dem eingebauten Fenster vergleichen solltet. Für Schallschutzfenster gibt es spezielle dezentrale Lüfter, die in den Blendrahmen eingebaut werden, ohne dass die schalldämmende Wirkung der Fenster herabgesetzt wird.
Schallschutzfenster einbauen: Wie viel dB sind drin?
Schallschutzfenster ist nicht gleich Schallschutzfenster. Was mit diesem Zungenbrecher ausgedrückt werden soll: Die Schallschutzklasse bestimmt sowohl den Preis als auch den Schalldämmwert. Je höher die Schallschutzklasse, desto mehr Schalldämmung ist möglich – desto höher ist aber auch der Preis.
Es gibt insgesamt sechs Schallschutzklassen, wobei Schallschutzklasse 1 den geringsten Schutz vor Lärm bietet und 6 den höchsten.
Das sind die Schallschutzklassen im Überblick:
Schallschutzklasse
Schalldämmwert der Fenster
Verkehrsdichte in Autos pro Stunde
Außenlärmpegel
Entfernung zur Lärmquelle (Straße)
1
Bis 30 dB
10 bis 50 (Wohnstraße)
Bis 55 dB
Über 35 Meter
2
Bis 30 dB
10 bis 50 (Wohnstraße)
56 bis 60 dB
26 bis 35 Meter
3
Bis 35 dB
50 bis 200 (größere Wohnstraße)
61 bis 65 dB
26 bis 35 Meter
4
Bis 40 dB
1000 bis 3000 (Hauptstraße)
66 bis 70 dB
100 bis 300 Meter
5
Bis 45 dB
1000 bis 3000 (Hauptstraße)
71 bis 75 dB
36 bis 100 Meter
6
Über 50 dB
3000 bis 5000 (Hauptstraße)
76 bis 80 dB
Unter 36 Meter
Damit ihr in etwa abschätzen könnt, wie laut die Straße vor eurer Haustüre ist, kann die Lautstärke in Dezibel grob so beschrieben werden:
30 dB entspricht Flüstern oder den eigenen Atemgeräuschen
40 dB entspricht leiser Musik oder einer ruhigen Wohnstraße in der Nacht
50 dB entspricht einem leisen Gespräch oder Regen
60 dB entspricht einem normalen Gespräch oder einem Fernseher in Zimmerlautstärke
70 dB entspricht der Lautstärke eines Staubsaugers
75 dB entspricht etwa dem Lärm einer Kantine oder eines Großraumbüros
70 dB entspricht einem lauten Streitgespräch oder Klaviermusik
80 dB entspricht dem Lärm einer Hauptstraße
110 dB entspricht etwa dem Lärmpegel in einer Disco oder der Lautstärke eines startenden Flugzeugs
120 dB und mehr schmerzen in den Ohren – dieser Lärmpegel entspricht etwa dem Lärm einer Kettensäge
Woran erkennt man Schallschutzfenster?
Fenster mit Schallschutz verfügen über mehrere Lagen Floatglas. Ein Floatglas ist eine Glasscheibe, die in einem Floatglasverfahren hergestellt wurde. Dabei wird das geschmolzene Glas auf ein Bad aus flüssigem Zinn gegossen. Das Glas ist leichter als das flüssige Zinn, schwimmt deswegen an der Oberfläche und breitet sich gleichmäßig aus. So entsteht eine Glasscheibe mit einer makellosen Oberfläche.
Je nach Schallschutzklasse unterscheidet sich die Zusammensetzung der Floatgläser. In der Schallschutzklasse 2 werden beispielsweise drei Scheiben Floatglas mit einer Dicke von vier Millimetern verbaut, in der Schallschutzklasse 4 sind es ebenfalls drei Schreiben, die jedoch wesentlich dicker sind. Die dazwischen liegenden Hohlkammern werden mit Edelgas befüllt. Diese Zwischenräume erhöhen zusätzlich den Schallschutz der Fenster und verbessern gleichzeitig die Wärmedämmung.
Um den Schallschutz zu verbessern, ist der Rahmen außerdem mit unverbundenen Hohlräumen ausgestattet. Rahmen von Schallschutzfenstern können aus Kunststoff, Holz oder Aluminium bestehen. Der Schallschutz ist bei allen Materialien ähnlich.
Mit bloßem Auge zu erkennen, welche Schallschutzklasse ein Fenster hat, ist schwierig. Denn obwohl sich die Dicke der Floatgläser unterscheidet, bleibt die Gesamtdicke gleich. Welche Schallschutzklasse hat das Fenster also? Es gibt ein paar Hinweise, die euch bei der Bestimmung der Schallschutzklasse eurer Fenster helfen:
Prüft, ob sich eine Angabe zum Aufbau auf dem Glas befindet. Diese zeigt sich in einer Zahlenabfolge am Fensterrand.
Klopft gegen das Fenster. Schallschutzfenster klingen dumpfer, ähnlich wie beim Klopfen an eine Wand. Fenster ohne Schallschutz klingen dünner und blechiger.
Wendet euch an den Hersteller oder Fensterbauer.
Übrigens: Der wirkliche Schallschutz geht erst ab Schallschutzklasse 2 los. Ein Fenster der Klasse 1 verfügt über eine Einfachverglasung und ist schon allein nach der Energiesparverordnung nicht mehr für Wohnräume vorgesehen.
Was kosten Schallschutzfenster?
Die Kosten von Schallschutzfenstern werden grob nach den Schallschutzklassen gestaffelt. Je höher die Schallschutzklasse, desto höher die Kosten für das Schallschutzfenster. Doch auch das Material des Rahmens spielt eine Rolle. Ein Schallschutzfenster mit Kunststoffrahmen ist günstiger als eines mit Alurahmen.
Wichtig zu wissen: Fenster der Klasse 6 werden nur sehr selten verbaut. Eine zu hohe Schalldämmung kann sich sogar negativ auf das Wohlbefinden auswirken: Sie fördert ein Gefühl der Isolation. Je nach Wohnsituation sind die Schallschutzklassen 2 bis 5 also ausreichend.
Schallschutzklasse: Welcher Schallschutz bei Fenstern?
Benötigt ihr Schallschutz für eure Fenster, solltet ihr zunächst herausfinden, welche Schallschutzklasse sich für eure Wohnräume eignet. Dafür könnt ihr einen einfachen Selbsttest durchführen:
Messt den ungefähren Abstand von der Straße zu den Fenstern, die auf der Straßenseite liegen.
Zählt zehn Minuten lang alle vorbeifahrenden Autos, am besten während der Hauptverkehrszeit.
Multipliziert die gezählten Autos Mal sechs – so erhaltet ihr das Verkehrsaufkommen pro Stunde.
Orientiert euch dann an der oben stehenden Tabelle mit den Schallschutzfensterklassen. Ihr könnt einfach ablesen, welche Klasse sich je nach Verkehrsaufkommen und Abstand zur Straße für eure Fenster eignet. Bei unter 50 vorbeifahrenden Fahrzeugen ist Schallschutzklasse 2 ausreichend, wohnt ihr in der Nähe einer Hauptstraße, sollte es dafür Schallschutzklasse 4 sein.
Durch den Aufbau der Schallschutzfenster mit drei unterschiedlich dicken Glasscheiben verfügen die Scheiben über eine unterschiedliche Resonanzfrequenz. Das führt dazu, dass die Schallwellen von einer zur nächsten Scheibe schlechter weitergeleitet werden. Die mit Gas gefüllten Scheibenzwischenräume unterstützen die Lärmdämmung zusätzlich.
Wichtig ist jedoch die korrekte Montage. Eine schlechte Montage führt dazu, dass die Schalldämmung nicht so gut ist – trotz hoher Schallschutzklasse. Schallschutzfenster sollten nach dem sogenannten RAL-Qualitätsstandard verbaut werden.
Auch wichtig: Ein Schallschutzfenster ist nur so gut, wie die übrige Schalldämmung. Hört ihr durch die Wände jedes gesprochene Wort der Nachbarn, bringen Schallschutzfenster der Klasse 5 auch keine Abhilfe. Dann müsst ihr an anderen Stellen ansetzen und beispielsweise die Decke gegen Tritte von oben isolieren.