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Jetzt noch neue Ölheizung einbauen?

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Sandra Hermes


Die Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes der Ampel verbietet ab 2024 den Einbau neuer Ölheizungen. Lohnt es sich, jetzt noch eine neue Anlage einbauen zu lassen? Oder ist es sinnvoller, schon heute in nachhaltige Alternativen zu investieren?

  1. Ist es 2024 verboten, eine Ölheizung einzubauen?
  2. Was passiert, wenn ich ab 2024 trotz Verbot eine Ölheizung einbaue?
  3. Pro Ölheizung: Was spricht jetzt noch für den Einbau einer Ölheizung?
  4. Contra Ölheizung: Was spricht gegen den Einbau einer Ölheizung?
  5. Welche sinnvollen Alternativen zur Ölheizung gibt es?
  6. Fazit: Lohnt sich der Kauf einer Ölheizung jetzt noch?

Achtung: Am 1. Januar 2024 tritt die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG 2024) in Kraft. Das Ziel: klimafreundlicher und bis 2045 unabhängig von fossilen Brennstoffen werden. Damit wird auch eine neue, zusätzliche Beratungspflicht eingeführt für Eigentümer, die eine fossile Heizung einbauen wollen. Alle Details dazu findet ihr in unserem Ratgeber Gebäudeenergiegesetz: Was sich für Bauherren ab 1. Januar 2024 ändert.

Wer sich in den kommenden Monaten noch eine Ölheizung installieren lassen will, muss sich also schnell entscheiden und für sich die Frage beantworten: Ist es überhaupt sinnvoll, jetzt noch auf fossile Energieträger zu setzen? Mit unserer Pro- und Contra-Liste helfen wir euch bei der Antwort und erleichtern euch die Entscheidung.

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Ist es 2024 verboten, eine Ölheizung einzubauen?

Ja, der Einbau neuer Ölheizungen wird mit der Änderung des Gesetzes ebenso wie der Einbau von neuen Gasheizungen (es sei denn, sie sind "Renewable Ready", also geeignet für Wasserstoff) verboten sein. Bestehende Anlagen, die erst fünf oder zehn Jahre alt sind und prima laufen, müsst ihr aber nicht ausbauen. 

Erst nach 30 Jahren Betriebsdauer – und das ist eine Regel, die schon vor der aktuellen Wärmewende-Diskussion galt – ist ein Austausch vorgeschrieben (es sei denn, sie arbeiten schon mit Brennwert- oder Niedertemperaturtechnik – dann sind sie ausgenommen). Bis zum "Ölheizungsverbot" 2045 könnt ihr eure defekte Ölheizung also noch reparieren lassen und weiter betreiben. Danach ist endgültig Schluss mit Wärme aus fossiler Energie.

Je jünger eure Ölheizung, desto länger habt ihr noch Zeit, euch mit möglichst günstigen und umweltfreundlichen Alternativen zu beschäftigen. Anders sieht es für Besitzer von alten, ineffizienten Ölheizungen aus, die sich der 30-Jahres-Marke nähern. In diesem Fall seid ihr in Zugzwang und müsst euch zwischen drei Optionen entscheiden:

  1. Noch schnell eine neue Ölheizung einbauen (die dann aber max. bis 2045 laufen darf),
  2. eine Hybridlösung, bei der die bestehende Ölheizung z.B. um eine kleine Wärmepumpe oder Solarthermieanlage ergänzt wird,
  3. oder ein kompletter Tausch gegen eine Heizung, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird (Pellet-Heizung, Wärmepumpe, Fernwärme etc.)?

Einzelheiten zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen, möglichen Ausnahmen und Härtefällen, findet ihr in unserem Artikel: Verbot von Ölheizungen. Das soll ab 2024 gelten

Was passiert, wenn ich ab 2024 trotz Verbot eine Ölheizung einbaue?

Hausbesitzer, die sich nicht an das neue Gesetz halten und nach dem 1.1.2024 eine neue Ölheizung kaufen und einbauen lassen, müssen mit hohen Geldbußen rechnen. Zwischen 5.000 und 50.000 Euro sind möglich. Wieviel die Missachtung des Öl- und Gasheizungs-Verbots den Eigentümer kostet, richtet sich nach der Schwere des Verstoßes. Die hohen Geldstrafen sollen vor allem präventiv wirken.

Diese Geldbußen gelten nicht für Hausbesitzer, die bei einem unerwartetem Totalausfall von einer Aufweichung der ursprünglichen Gesetzesvorlage profitieren. Nach einer Havarie der Ölheizung oder bei Lieferschwierigkeiten von bereits bestellten Wärmepumpen und Co. habt ihr eine Übergangszeit von drei Jahren, in der ihr z.B. eine gebrauchte oder gemietete Öl- oder Gasheizung einbauen lassen könnt. So gewinnt ihr als Hausbesitzer Zeit, um euch in Ruhe nach einer Heizung umzuschauen, die dann die neuen 65-Prozent-Vorgaben erfüllen muss. 

Pro Ölheizung: Was spricht jetzt noch für den Einbau einer Ölheizung?

Das Gebäudeenergiegesetz hat zum Ziel, Immobilien bis 2045 energieneutral zu machen. Daher müssen Öl- und konventionelle Gas-Heizungen, die nicht mehr reparabel sind, ab 2024 durch ein Heizsystem ersetzt werden, das zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzt.

In diesen Fällen kann der Einbau einer Ölheizung jetzt noch sinnvoll sein: 

Alter der Bewohner oder zu geringe finanzielle Mittel

Sind die Bewohner über 80 Jahre, wenn ihre alte Ölheizung kaputt geht, müssen sie keine Heizung mehr einbauen, die nachweislich zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das gilt auch für Empfänger von Sozialleistungen. 

So sollen alte und sozial schwache Menschen davor geschützt werden, dass ihre gesamten Ersparnisse durch den Kauf einer Heizung aufgebraucht werden, sie einen Kredit aufnehmen müssen ­– oder, was noch wahrscheinlicher ist, von ihrer Bank keinen mehr bekommen.

Unklare künftige Nutzung des Hauses

Auch für Immobilien, die nur einen geringen Wert haben oder bei denen die künftige Nutzung als Wohnimmobilie aufgrund des Alters, des Zustands oder fehlender Erben nicht klar ist, wird es Ausnahmen von der Austauschpflicht geben.

Hybridsysteme nutzen

Auch nach dem Einbauverbot 2024, könnt ihr eine bestehende Ölheizung nachrüsten. Erlaubt sind dann aber nur noch Kombinationen aus modernen und effizienten Ölbrennwertheizungen mit alternativen Energieerzeugern, wie Solarthermie, Wärmepumpe oder Pelletheizung. Sie werden in der aktuellen Diskussion als "Hybridsysteme" bezeichnet. 

Diese können für euch sinnvoll sein, wenn die hundertprozentige Nutzung von alternativen Energien aufgrund der Gegebenheiten (Denkmalschutz, zu geringe Dämmung, Finanzierbarkeit) nicht möglich ist. Euer Energieberater kann errechnen, ob ihr auf diesem Weg die geforderten 65 Prozent Erneuerbare Energien in der Wärmeerzeugung erreichen könnt. 

Effizienz alter Anlagen steigern

Bestehende Ölheizungen könnt ihr nur noch bis Ende des Jahres mit einer neuen Brennwerttechnik, einer neuen Heizpumpe und einem hydraulischen Abgleich auf Vordermann bringen und so den Ölverbrauch senken. Ob sich diese Investition noch lohnt, ist aber fraglich.

Im Fall einer Havarie

Bei einem Totalausfall kann es sinnvoll sein, das kaputte System zu ersetzen. Wenn ihr nicht mehr in eine neue Ölheizung (nur noch bis Ende des Jahres möglich!) investieren wollt, könnt ihr auch eine gebrauchte Heizung installieren lassen. Das ist für eine Übergangszeit von drei Jahren aber auch nach Inkrafttreten des neuen GEG möglich. 

Öl wird geliefert
Wer bereits eine Ölheizung hat, wird mit Heizöl beliefert. Doch lohnt sich jetzt noch der Einbau einer neuen Ölheizung?

Contra Ölheizung: Was spricht gegen den Einbau einer Ölheizung?

Die Liste der Argumente gegen eine neue Ölheizung ist länger. Entscheidet selbst, ob die folgenden Gründe für euch ausschlaggebend sind.

Deshalb ist der Einbau einer Ölheizung jetzt nicht mehr sinnvoll: 

Unsichere Kosten-Nutzen-Rechnung

Ja, es stimmt. Ölheizungen sind in der Abschaffung aktuell weitaus günstiger als Wärmepumpen. Was einen Hausbesitzer seine Heizung aber am Ende kostet, ist auch davon abhängig, auf wie viele Betriebsjahre sich die Investition verteilt. Wer jetzt noch eine neue Ölheizung einbaut, wird sie maximal 21 Jahre nutzen können, danach muss sie raus, auch wenn sie noch tadellos arbeitet. Denn 2045 kommt das endgültige Betriebsverbot.

Schwankender Ölpreis

Infolge des Kriegs gegen die Ukraine ist der Ölpreis rapide gestiegen. Bleibt die politische Lage unsicher, wird dies immer wieder zu Preisschwankungen und Mangellagen auf den Märkten für Öl und Gas führen. Und auch wenn die Preise für den Endverbraucher teilweise durch die Öl- und Gaspreisbremse aktuell noch abgefedert werden, bleibt der Ölpreis ein äußerst unsicherer Faktor, wenn ihr jetzt noch in eine neue Ölheizung investieren wollt.

Belastung für das Klima

Die Nutzung von Öl und Gas zur Erzeugung von Wärme ist klimaschädlich. Der Betrieb von Öl- und Gasheizungen erschwert die Erreichung der politisch gesteckten Klimaziele – in Deutschland und weltweit. Wenn ihr verhindern wollt, dass die stetige Zunahme von Treibhausgasen den Planeten weiter schädigen, ist der Verzicht auf den Einbau und Weiterbetrieb von Heizungen, die mit fossiler Energie arbeiten, ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. 

Wärmepumpen und Co. werden staatlich gefördert

Wenn ihr euch jetzt eine Wärmepumpe, eine Brennstoffzellenheizung oder eine Pelletheizung einbaut oder euch an ein kommunales Wärmenetz anschließen lassen könnt, werdet ihr dabei vom Staat unterstützt. Je nach Heizsystem sind Förderungen zwischen 20 und 40 Prozent der Investitionskosten möglich. Mittel, die für den Einbau einer neuen Ölheizung nicht zur Verfügung stehen. 

Für Bürger, die keinen Kredit für die Investition in eine Wärmepumpe oder eine vergleichbare klimaneutrale Technik aufnehmen können, wird es, so sieht es die Ampel-Regierung vor, weitere Mittel aus dem Klima- und Transformationsfond geben.

"Abwrackprämie" für Ölheizungen könnte wegfallen

Gegen den Einbau einer Ölheizung kurz vor Toresschluss spricht außerdem, dass ihr unter Umständen auf die "Abwrackprämie" für alte Ölheizungen verzichtet. Wer sich jetzt von seiner 20 Jahre oder älteren Ölheizungen verabschiedet, bekommt zusätzlich zur genannten Förderung zehn Prozent Prämie auf die Kosten für den Erwerb und Einbau des neuen, alternativen Heizsystems. 

Wie lange diese staatliche Förderung gezahlt wird, ist fraglich. Denn je geringer der Abstand zum Jahr des totalen Öl- und Gasheizungsverbots in 2045 wird, desto weniger braucht es Prämien, um den Austausch zu beschleunigen.

Die Zeit wird knapp

Selbst wenn die Pro-Argumente für euch überzeugen, am Ende bleibt die Frage, ob das Ganze noch bis Ende 2023 machbar ist. Schließlich muss die gewünschte Heizung nicht nur schnell lieferbar sein. Ihr müsst auch einen Installateur finden, der den Aus- und Einbau schnell über die Bühne bringen kann. 

Gesetze sind nicht für die Ewigkeit

Niemand weiß, wie die Gesetzeslage in Zukunft aussieht. Wer heute noch schnell eine neue Ölheizung einbaut, wird vielleicht in einigen Jahren mit einer Regelung konfrontiert, die ein noch früheres Verbot vorsieht. In Sachen nachhaltiger Heizsysteme seid ihr auf der sicheren Seite.

Ab 2045 ist Betriebsschluss für Ölheizungen

Selbst wenn ihr jetzt noch schnell eine neue, effiziente Öl-Brennwertheizung einbauen lasst, wisst ihr, dass ihr sie nur bis 2045 betreiben dürft. Denn dann ist endgültig Schluss mit der Wärmegewinnung durch Heizöl. Vielleicht ist das System nach 21 Jahren ohnehin defekt. Vielleicht würde es aber locker 30 Jahre schaffen, muss dann aber trotzdem erneuert werden.

Welche sinnvollen Alternativen zur Ölheizung gibt es?

Auf dem Markt für klimafreundliche Heizsysteme gibt es zahlreiche Alternativen zu einer Ölheizung. Welche für euch die beste ist, hängt ganz von eurer ganz konkreten Situation ab. Die folgenden Fragen diskutiert ihr am besten mit einem Energieberater, der sich auch die Gegebenheiten vor Ort anschauen sollte:

  • Ist eure Dachfläche groß genug für Solarthermie und/oder Photovoltaik?
  • Gibt es im Keller Platz für die Aufbewahrung großer Mengen Holzpellets?
  • Gibt es in eurer Nähe ein kommunales Wärmenetz oder ist eines geplant?
  • Gibt es auf dem Grundstück Platz für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und können geforderte Abstände zu den Nachbarn eingehalten werden?
  • Ist euer Haus ausreichend gedämmt, um eine Wärmepumpe effizient betreiben zu können oder muss vorab die Außenhülle saniert werden?
  • Welches Budget habt ihr zur Verfügung?
  • Welche Fördermöglichkeiten habt ihr und würde eure Bank einen Teil der Investition finanzieren?

Fazit: Lohnt sich der Kauf einer Ölheizung jetzt noch?

Wer jetzt noch eine neue Ölheizung einbauen will, muss sich beeilen. Für Planung, Kauf, Handwerkersuche und Einbau ist nur noch bis Ende 2023 Zeit. Sinnvoll erscheint eine solche Investition nur noch in Ausnahmefällen. 

Etwa wenn die Bewohner des Eigenheims schon sehr alt sind und sich der Einbau einer viel teureren Wärmepumpe nicht mehr rentieren würde. Oder wenn eine gebrauchte Ölheizung nur als Zwischenlösung genutzt wird, um sich dann in Ruhe für eine nachhaltige Heiztechnik entscheiden zu können. 

Eigenheimbesitzer, die sich schon jetzt für eine klimafreundliche Form der Energiegewinnung entscheiden, können mit hohen staatlichen Förderungen rechnen und nehmen auch noch die "Abwrackprämie" für den Austausch der alten Ölheizung mit. Dabei machen sich gerade Besitzer von Wärmepumpen in Kombination mit einer PV-Anlage künftig unabhängig von Öl-, Gas- und Strompreisen. 

So rentiert sich langfristig auch die höhere Anfangsinvestition. Zu guter Letzt spielt das Argument Klimaschutz eine zentrale Rolle. Wer sich jetzt freiwillig von seiner Ölheizung verabschiedet und in erneuerbare Energien investiert, tut das auch für die nachfolgenden Generationen und für die Zukunft unseres Planeten.

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