Bauen | Ratgeber

Hausboote & Schwimmende Häuser: Alles übers Wohnen auf dem Wasser

Portrait von Michael Penquitt
Michael Penquitt


Hausboote und Schwimmende Häuser gehören in Deutschland zu den exotischen Wohnformen. Warum gibt es eigentlich nicht mehr davon? Was sind die Vor- und Nachteile des Wohnens auf dem Wasser und was gibt es zu beachten?

  1. Hausboot oder Schwimmendes Haus?
  2. Warum ein Eigenheim auf dem Wasser?
  3. Wie viel kostet ein Hausboot?
  4. Knackpunkt Wasserleitungen
  5. Für wen eignet sich ein Hausboot?
  6. Was gibt es sonst noch zu beachten?
  7. Vorteile und Nachteile von Hausbooten

Während der Wohnraum in den meisten deutschen Großstädten auf dem Festland knapp ist, wandert mancherorts der Blick gen Wasser. Denn auch manche Wasserfläche eignet sich, um als Wohnraum genutzt zu werden. Das ist nicht für jeden etwas und auch nicht alle Kommunen sind Hausbooten und Schwimmenden Häusern gegenüber aufgeschlossen.

Berlin beispielsweise lehnt Hausboote generell ab. Seen, Flüsse und ihre Ufer seien für alle da, so der Berliner Senat. Auch aus Gründen des Naturschutzes werden keine neuen Baugenehmigungen für Flächen auf dem Wasser ausgestellt. Hamburg hingegen nimmt sich ein Beispiel an Amsterdam und seinen bewohnten Grachten: Die Hansestadt hat bereits vor Jahren den Plan herausgegeben, einen Teil der städtischen Wasserflächen zu besiedeln und ist damit in Deutschland der Vorreiter. Es gibt sogar einen speziellen Genehmigungsleitfaden und einen Hausbootkoordinator.

Hausboote in einer Amsterdamer Gracht
In Amsterdam und vielen anderen niederländischen Städten zählen Hausboote schon seit langer Zeit zum Stadtbild.

Abgesehen davon, dass dieser Ansatz ein Baustein zur Linderung der Wohnraumknappheit sein kann, spricht der Reiz des Wohnens auf dem Wasser für sich. Die Nähe zur Natur, ein Gefühl der Freiheit und Ungebundenheit, all das wird mit Hausbooten verbunden. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Was sind die möglichen Nachteile des Wohnens auf dem Wasser und gibt es zusätzliche Vorzüge?

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Hausboot oder Schwimmendes Haus?

Nicht alles, was man landläufig als Hausboot bezeichnet, ist auch eines. Im Wesentlichen wird zwischen zwei Arten des Wohnens auf dem Wasser unterschieden.

Hausboote haben, genau wie klassische Boote und Schiffe, einen Verdrängungskörper, der sich als Stau- oder Wohnraum nutzen lässt. Sie verfügen auch über einen eingebauten Motor, sie lassen sich also ohne fremde Hilfe auf dem Wasser fortbewegen. Ihr könnt mit eurer Unterkunft theoretisch also auch in den Urlaub fahren. Allerdings braucht ihr dafür einen Sportbootführerschein.

Bei Schwimmenden Häusern hingegen handelt es sich um echte Häuser oder Hausaufbauten, die von einem Ponton oder einem anderen in der Konstruktion integrierten Schwimmsystem getragen werden. Sie haben einen festen Liegeplatz und lassen sich nur von einem Boot schleppen. Daher braucht ihr auch keinen Führerschein, wenn ihr den Schlepper nicht selber steuert.

Hausboote und Schwimmende Häuser dienen in den meisten Fällen als Zweitwohnsitz oder Ferienunterkunft, gelegentlich auch als Büro. Nur selten bezieht jemand eine solche Unterkunft als dauerhaften Wohnsitz. Das liegt unter anderem am vorhandenen Platz: Hausboote dürfen nicht mehr als 24 Meter lang sein und sind recht eng geschnitten. Schwimmende Häuser dürfen auch deutlich größer sein. Wer aber zum Beispiel auch das Leben in einem Tiny House verträgt, wird sich von der Enge einer schwimmenden Behausung nicht abschrecken lassen.

Warum ein Eigenheim auf dem Wasser?

Hausboote und Schwimmende Häuser üben einen ganz besonderen Reiz aus. Einerseits wohnt ihr auf dem Wasser und habt die Natur vor der Haustür. Andererseits liegen die Liegeplätze häufig zentral und innenstadtnah. Und doch sind es nicht viele, die diese Wohnform wählen. Das liegt zum einen an den hohen Kosten. Zum anderen können sich die Genehmigungs- und Erschließungsverfahren lange hinziehen.

Manche schrecken diese Hürden nicht ab. Sie erkennen darin eine außergewöhnliche Wohnform, die ein völlig anderes Leben ermöglicht. Neben der einzigartigen Lage bestechen heutige Hausboote zudem durch eine moderne Architektur. Die meisten von ihnen werden nach den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen der Kunden entworfen. Dadurch dass nur die Außenwände tragend sind, kann die Raumaufteilung im Innern komplett flexibel gestaltet werden. Mit den eher engen Hausbooten, die in der Nachkriegszeit schnell günstigen Wohnraum bieten sollten, haben die heutigen Ausführungen nur noch wenig zu tun.

Auch für Passanten gilt ein Haus auf dem Wasser immer noch als exotische Wohnform, womit die Behausungen ganz automatisch neugierige Blicke auf sich ziehen. Wen diese stören, der sollte als künftiger Hausbootbewohner entsprechende Gegenmaßnahmen in die Architektur einfließen lassen. Bei vielen wird das beispielsweise dadurch gelöst, dass sich bestimmte Wohn- und Arbeitsräume ganz oder zum Teil unter Deck befinden.

Schwimmende Häuser am Viktoriakai-Ufer in Hamburg
In Deutschland gilt Hamburg als Vorreiter, wenn es ums Wohnen auf dem Wasser geht.

Wie viel kostet ein Hausboot?

Für ein Hausboot könnt ihr mit denselben Kosten rechnen, die auch ein Boot mit üppiger Ausstattung verursachen würde. Das bekommt ihr ab etwa 50.000 Euro, nach oben gibt es keine Preisgrenze.

Ordentlich zu Buche schlagen hier die laufenden Kosten: Die Wartungs- und Instandhaltungskosten sind höher als bei einem gewöhnlichen Wohnhaus. Wind, Wasser und die hohe Luftfeuchtigkeit beanspruchen das Material, was Kosten von bis zu 5.000 Euro im Jahr verursacht.

Die Gebühren für einen Liegeplatz unterscheiden sich stark von Region zu Region. Pro Jahr werden für ein 15-Meter-Boot in der Regel 2.000 bis 8.000 Euro fällig. Hinzu kommen noch die Energiekosten, die sich auf etwa das Doppelte dessen belaufen, was ein konventionelles Zuhause auf dem Festland erfordert.

Ein Schwimmendes Haus stellt euch vor deutlich höhere Baukosten. Dafür bekommt ihr ein vollwertiges Haus, nur eben auf dem Wasser. Das Haus selbst kostet etwa so viel wie ein Wohnhaus derselben Größe an Land. Kleine Schwimmhäuser in einfacher Ausführung und ohne Innenausbau sind ab ungefähr 200.000 Euro zu haben.

Um ein Haus auf dem Wasser zu bauen und zu beziehen, braucht es in Deutschland eine vollwertige Erschließung des Grundstücks. Die Strom-, Wasser- und Gaszufuhr erfolgt über die auch sonst gebräuchlichen Leitungen. Je nach Zugang und Länge der Leitungen kann die Erschließung bis zu 100.000, in Einzelfällen sogar 120.000 Euro kosten. Sollten sich auch andere Lieger in der Nachbarschaft an der Erschließung beteiligen, fallen die Kosten pro Haushalt niedriger aus.

Die Gesamtkosten eines Schwimmenden Hauses übersteigen alles in allem schnell mal 400.000 Euro.

Knackpunkt Wasserleitungen

Wenn ihr auf einem Hausboot oder in einem Schwimmenden Haus wohnt, seid ihr von Wasser umgeben. Schon aus Gründen des Umweltschutzes darf das Abwasser jedoch nicht einfach ins Gewässer fließen. Wie damit umgegangen wird, ist davon abhängig, ob eure Behausung mobil oder am Ufer angeschlossen ist.

Hausboote sind meistens mit entsprechenden Abwassertanks ausgestattet. Den Inhalt könnt ihr in den meisten Bootshäfen in die örtliche Kanalisation pumpen lassen. Neuere Modelle verfügen sogar über Recyclingstationen und Kläranlagen, in denen zumindest das Grauwasser, das zum Beispiel beim Händewaschen entsteht, gefiltert und zur Wiederverwendung aufbereitet wird.

Schwimmende Häuser haben ohnehin eine feste Liegestelle, sodass sie dann auch an das Kanalisationssystem angeschlossen werden. Diese Anschlussleitung muss ausreichend beweglich sein, um sich dem Tide- und Wellengang zu fügen.

Die Wasserleitungen von schwimmenden Behausungen müssen, genauso wie die von konventionellen Wohnhäusern, frostsicher und flexibel sein. Wenn hier aber bei niedrigen Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes eine gefrorene Wasserleitung bricht, kann sich Wasser in den Rumpf ergießen, was gefährlich werden kann. Schon aus diesem Grund solltet ihr beim Bau ein besonderes Augenmerk auf die Leitungen richten. Ihr solltet euch daher beim Hersteller umfassend über die Dämmung eurer neuen Unterkunft beraten lassen. Denn die steigert in diesen Fällen nicht nur die Energieeffizienz und euer Wohlbefinden, sondern schützt das Schwimmende Haus unter Umständen auch vorm Kentern.

Für wen eignet sich ein Hausboot?

Es gibt unzählige potenzielle Liegeplätze. Doch ehe dort ein Wohnsitz entstehen kann, müssen mögliche Konflikte mit Anwohnern, Gewerbetreibenden und dem Umweltschutz ausgeräumt werden. Nicht zuletzt haben viele Kommunen bis heute kein geregeltes Standardverfahren für die Genehmigung von Hausbooten und Schwimmenden Häusern. Ihr solltet also viel Geduld mitbringen und stressresistent sein.

Familien mit Kindern sollten von Hausbooten vorsichtshalber eher Abstand nehmen. Wer auf dem Wasser lebt, den ereilt irgendwann der Sturz ins Selbige. Für Kinder, besonders solche, die nicht schwimmen können, könnte das gefährlich werden. Und auch fürs hohe Alter ist ein Hausboot nur bedingt geeignet: Barrierefrei geht anders.

Doch auch wenn man selbst in einem Schwimmenden Haus auf dem Ponton definitiv merkt, dass man sich auf dem Wasser befindet: Allzu starken Wellengang müssen Hausbootbewohnerinnen und -bewohner nicht fürchten. Die meisten dieser Häuser liegen in Kanälen und werden in der Regel nicht bewegt. Die Inneneinrichtung wird euch daher nicht um die Ohren fliegen.

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Was gibt es sonst noch zu beachten?

Schwimmende Häuser und Hausboote müssen gewisse technische Standards und Sicherheitskriterien erfüllen, die einem konventionellen Haus erspart bleiben. Hausboote beispielsweise benötigen, ebenso wie andere Sportboote, eine CE-Seetauglichkeitseinstufung. Die gibt an, welchen Windstärken und Wellenhöhen das Boot bei voller Beladung standhalten muss.

Diese Einstufung brauchen Schwimmende Häuser zwar nicht, weil sie sich nicht eigenständig fortbewegen können. Die Hansestadt Hamburg, die in Deutschland die umfassendsten Richtlinien und Gesetze zum Wohnen auf dem Wasser festgeschrieben hat, besteht jedoch auf eine Prüfung der Schwimmfähigkeit. Der Schwimmfähigkeitsnachweis kann von einem anerkannten Sachverständigen oder einer Zertifizierungsorganisation ausgestellt werden und muss in unterschiedlich großen Abständen, in der Regel etwa alle zehn Jahre, vorgelegt werden. Dafür suchen Taucher die Schwimmplattform vor Ort nach Schäden ab. Sollten welche vorhanden sein und nicht zeitnah vor Ort repariert werden, darf das Schwimmende Haus im äußersten Fall vorübergehend nicht mehr bewohnt werden.

Zuständig für den Bau sowie für die Reparatur von Hausbooten und Schwimmenden Häusern sind Werften. Manche wie Floating Houses, Cruising Home oder Floating Homes spezialisieren sich auf die Planung und Verwirklichung von Behausungen auf dem Wasser. Wegen ihrer Größe werden Schwimmende Häuser in der Regel vor Ort am Ufer und auf dem Wasser gebaut.

Und noch ein abschließender Hinweis: Als Eigenheimbesitzer gehört euch in diesem Fall kein festes Grundstück, da euer Zuhause nicht auf dem Land steht und ihr den Liegeplatz in aller Regel mietet. Ihr erhaltet meistens nur eine Sondernutzungsgenehmigung. Dieser Umstand kann die Kreditaufnahme bei einer Bank erschweren, da die Grundschuld nicht für ein bestimmtes Grundstück eingetragen werden kann. Wer ein Schwimmendes Haus aus Eigenkapital bezahlen kann, hat es hier definitiv leichter.

Vorteile und Nachteile von Hausbooten

Wir fassen noch einmal alle Vor- und Nachteile von Hausbooten und Schwimmenden Häusern zusammen:

Vorteile

  • Liegeplätze liegen häufig naturnah und zentral zugleich
  • innovativer Ansatz zur Bekämpfung der Wohnraumknappheit
  • moderne, einzigartige Architektur
  • im Fall von Hausbooten: Versprechen der Flexibilität und Mobilität

Nachteile

  • teure und zeitaufwändige Genemigungsverfahren
  • uneinheitliche Genehmigungsrichtlinien
  • teilweise Widerstand von Kommunen, Anwohnern und Umweltschutz
  • begrenzter Wohnfläche, eher enge Räume
  • fehlende Barrierefreiheit
  • hohe laufende Kosten für Unterhalt und Wartung
  • möglicherweise Probleme bei der Kreditvergabe

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