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Hanfkalk: Ein ökologischer Baustoff mit vielen Vorteilen


Hanfkalk ist ein ökologischer, sehr nachhaltiger Baustoff. Langsam erobert er auch Deutschland. Wir erklären euch, wie man Hanfbeton verarbeiten kann, welche Vorzüge das Baumaterial hat und welche Firmen sich auf das Bauen mit Hanfkalk spezialisiert haben.

  1. Was ist Hanfkalk?
  2. Eigenschaften von Hanfkalk
  3. Welche Vorteile hat das Bauen mit Hanfkalk?
  4. Wie wird Hanfkalk verarbeitet?
  5. Firmen, die Hanfkalk anbieten

In anderen europäischen Ländern wird bereits seit Jahrzehnten mit Hanfkalk gebaut. Nun erobert der ökologische Baustoff auch langsam Deutschland.

Wir erklären euch, was es mit Hanfbeton als nachhaltigem Baustoff auf sich hat, welche Vorteile er bietet und wie er verwendet wird. Zudem nennen wir euch Anbieter, die euch helfen, ein Haus mit Hanfkalk zu bauen.

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Was ist Hanfkalk?

Hanfkalk, auch Hanfbeton oder englisch "Hempcrete" genannt, ist zu 100 Prozent natürlich und besteht, wie der Name schon sagt, aus Hanf und Kalk. Im Unterschied zu Dämmstoffen aus Hanffasern nutzt dieser Baustoff jedoch die sogenannten Hanfschäben. Das sind etwa ein bis drei Zentimeter lange Stücke aus dem holzigen Kern der Pflanze Cannabis sativa.

Dazu kommt Naturkalk als Bindemittel und Wasser. Die Verbindung vom hohen Siliziumgehalt der Hanfschäben mit dem Magnesitgehalt des Kalks löst dann eine Karbonisierung aus, wodurch das Material langsam zu Stein wird und dadurch für viele Generationen hält.

Wandquerschnitt mit Holzständer und Hanfkalk Dämmung
Querschnitt durch eine Wand mit Holzständer und Hanfkalk-Dämmung.

Eigenschaften von Hanfkalk

  • Leicht: Hanfkalk hat ein geringes Gewicht, die Dichte liegt üblicherweise bei 300 bis 400 Kilogramm pro Kubikmeter.
  • Wärmedämmend: Die Wärmeleitfähigkeit schwankt je nach Rezeptur, sie liegt aber durchschnittlich bei 0,07 W/(mK). Mit einer 36 Zentimeter dicken Wand aus Hanfkalk kann man den EnEV-Standard erfüllen.
  • Schalldämmend: Darüber hinaus wirkt Hanfkalk auch schalldämmend, er hat einen Schallschutz-Wert von 37 bis 45 Dezibel.
  • Wasserabsorbierend: Zudem hat Hanfkalk die Fähigkeit, Wasser zu absorbieren: Hanf nimmt bis zum Vierfachen seines Eigengewichts in nur einer Minute auf.
  • Schwer entflammbar: Hanfkalk erfüllt die (zweithöchste) Brandschutzklasse B.
  • Resistent gegen Schädlinge: Das Baumaterial ist anders als Holz resistent gegen Insekten, auch Nagetiere können ihm nichts anhaben.

Welche Vorteile hat das Bauen mit Hanfkalk?

Mit Hanfkalk gebaute Häuser weisen eine Reihe von Vorteilen auf. Zudem handelt es sich um einen relativ günstigen Baustoff. Ihr müsst mit etwa 200 Euro pro Quadratmeter Wand rechnen.

Hanfkalk schafft ein ideales Raumklima

Vollständig getrocknet gleicht Hanfkalk Feuchtigkeit und Temperatur aus und sorgt so für ein ideales Innenklima ohne Schimmelgefahr – denn der poröse Baustoff ist hygroskopisch. Das bedeutet, dass er die Luftfeuchtigkeit reguliert. Er kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Dadurch bleibt keine Nässe auf den Wandoberflächen zurück. Das wiederum verhindert die Bildung von Schimmel, der für die menschliche Gesundheit schädlich sein kann.

Gute Wärmeregulierung

Hanfkalk bietet auch gute Werte in den Bereichen Wärmespeicherung und Wärmereflektion. Das Material sorgt im Sommer dafür, dass sich Räume nicht so stark aufheizen. Im Winter hält es die Wärme dagegen länger im Haus.

Bei Wänden, die aus Hanfkalk sind, benötigt man in der Regel keine zusätzliche Dämmschicht. Damit ermöglicht Hanfbeton eine monolithische Bauweise, was das Potential für Baumängel senkt.

Gut für die Wohngesundheit

Das Baumaterial ist zu hundert Prozent natürlich und komplett frei von frei von Leim, Klebstoff, Plastik. Damit gibt es auch keine Ausdünstungen, die die Raumluft belasten.

Nachhaltiges, ökologisches Baumaterial

Hanfkalk hat auch eine exzellente Ökobilanz. Hanfschäben sind ein Abfallprodukt aus der Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Hanfpflanze wächst etwa 50 mal so schnell wie Holz und bindet sehr viel Kohlendioxid. Ein Feld von ein bis zwei Hektar Größe reicht, um daraus das Material für ein Haus zu gewinnen.

Der Baustoff ist auch sehr gut recyclebar. Er lässt sich nach der Nutzung wiederverwerten oder kompostieren.

Berechnet man alle Einflüsse nach der Norm EN 15804, dann speichert Hanfkalkstein rund 90 Prozent mehr CO2 als bei seiner Herstellung freigesetzt wird. Man spart mit dem Bau eines Hanfhauses also mehrere Tonnen Kohlendioxid. Kommt der Hanf von einem naheliegenden Feld, verbessert sich die ohnehin sehr gute Ökobilanz des Baus noch einmal erheblich.

Einen Nachteil gibt es allerdings auch: Hanfkalk ist nicht lastabtragend. Man braucht also ein lastabtragendes Holzständerwerk oder eines aus einem anderen lastabtragenden Material, um die Wände zu stabilisieren.

Wie wird Hanfkalk verarbeitet?

Hanfkalk ist vielseitig verwendbar und eignet sich für Neubauten ebenso wie zum Sanieren oder Verbessern der Energiebilanz. Passend zum Einsatzzweck und dem Grad der Eigenleistung gibt es drei Verarbeitungsmethoden:

  • Die monolithische Bauweise mit bereits getrockneten Steinen und Blöcke. Darüber hinaus gibt es auch Fertigteile aus Hanfkalk, die im Werk vorproduziert und am Ort aufgestellt werden (Fertighaus).

Vorproduzierte Hanfkalksteine
Hanf und Kalk werden beispielsweise vom Südtiroler Unternehmen Schönthaler in einem Kaltluftverfahren zu einem Ziegel gepresst.

  • Das Stampfen in die Gefache eines Holzständerbaus wie beim klassischen Lehmbau.

Entstehen einer Hanfkalkwand im Stampfverfahren
Hanfkalk wird schichtenweise in eine Schalung gegeben und dann festgestampft.

  • Das Hanfsprühen. Dabei wird der Baustoff mit einer speziellen Maschine direkt auf der Baustelle gemischt und in die einseitig verschalten Gefache gespritzt. Das erinnert an Beton, weshalb Hanfkalk auch als Hanfbeton bezeichnet wird, obwohl die beiden Baustoffe ansonsten kaum etwas gemein haben.

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Beim Stampfen und Sprühen von Hanfkalk (In-situ-Verfahren) solltet ihr beachten, dass das Baumaterial längere Zeit trocknen muss, bevor man es verputzen kann. Beim Sprühen sind es mindestens zehn Tage, beim Stampfen sollte die Trocknungszeit mindestens einen Monat betragen, bei günstigen Witterungsbedingungen.

Wenn Bauherren selbst viel an Arbeitszeit einbringen können, ist Stampfen durchaus kostengünstig. Wenn ihr allerdings eine Firma mit den Bauarbeiten beauftragt, ist das Bauen mit Hanfsteinen günstiger, weil es schneller geht. Oder ihr greift auf die Sprühmethode zurück, bei der nicht so viel Personal notwendig ist und bei der die Trocknungszeit kürzer ist als bei der Stampf-Methode.

Zum Verputzen von Wänden aus Hanfkalk bietet sich Kalkputz oder Lehmputz an, weil diese ebenfalls diffusionsoffen sind.

Firmen, die Hanfkalk anbieten

Es gibt mittlerweile ein paar Firmen, die sich auf das Bauen mit Hanfkalk spezialisiert haben:

  • Hanf & Kalk Straub im Allgäu. Dort könnt ihr euch beraten lassen und in Workshops auch lernen, Hanfkalk selbst herzustellen und zu verarbeiten.
  • Henrik Pauly hat sich als "Hanfingenieur" auf die Planung von Hanfkalk-Gebäuden spezialisiert. Er bietet auch Seminare an, die die Grundkenntnisse über den Baustoff Hanf vermitteln und worauf es bei der Verarbeitung ankommt. Sitz seiner Firma ist in Tübingen.
  • Der Baustoffhändler Schönthaler aus Südtirol bietet Steine aus Hanfkalk an.
  • Die BAFA Neu GmbH aus dem baden-württembergischen Malsch vertreibt Hanfschäben für den Hausbau, ebenso Hanffaser Uckermark aus Prenzlau.
  • Vorgefertigte Hanfbetonplatten vertreibt die niederländische Firma Dun Agro Hemp Group.

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