Beschlagene Scheiben trüben nicht nur die Sicht nach draußen. Durch das Kondenswasser kann sich schnell gesundheitsschädlicher Schimmel bilden, der auch die Bausubstanz angreift. Wir erklären, warum beheizte Fenster das verhindern können und wie eine Fensterheizung funktioniert.
Gerade in Altbauten tritt das Phänomen häufig auf, lässt sich aber auch in hoch isolierten Wohnhäusern beobachten: Kondenswasser, das im Herbst und Winter an den Scheiben herunterläuft. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist der ideale Nährboden für Schimmelbildung.
Das Problem: Da die Glasscheiben die kältesten Flächen im Wohnraum sind, entsteht Feuchtigkeit, wenn die warme Luft auf das kalte Glas trifft. Die Folge ist Kondenswasser, das der Fensterkonstruktion, dem Mauerwerk und der Gesundheit schaden kann.
Genau da setzt das Prinzip der Fensterheizung an. Das Kondenswasser-Problem ist übrigens der Grund, warum Heizungen in der Regel unter Fenstern stehen.
Was ist eine Fensterheizung?
Eine Fensterheizung erwärmt die Scheiben und sorgt so dafür, dass die Glasscheiben eben nicht mehr die kältesten Stellen im Raum sind. Daher bildet sich dort auch keine Feuchtigkeit. Das Prinzip kennt ihr aus dem Auto: Heizdrähte in den Scheiben sorgen dafür, dass beschlagene Fenster schnell wieder freie Sicht bieten.
Was im Auto längst zur Standard-Ausstattung gehört, zieht nun auch vermehrt in unsere Wohnräume ein: Fensterheizungen halten die Glasscheiben trocken und verhindern so Feuchtigkeits- und Schimmelbildung. Zudem trägt die gleichmäßige Wärmeverteilung zu einem angenehmen Wohnklima bei. Verschiedene Hersteller bieten unterschiedliche Systeme an, die besonders in Passivhäusern/Niedrig-Energie-Häusern zum Einsatz kommen.
Eine Fensterheizung wird immer mit Strom betrieben. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, die Fenster zu beheizen:
1. Mit einer Randverbundheizung: Bei dieser Methode werden selbstklebende Heizelemente auf die Ränder der Fensterscheiben geklebt und anschließend mit der Stromversorgung verbunden. Die Randverbundheizung erwärmt die Scheiben direkt an der Fensterfalz, also an der Stelle, wo die Scheibe am Rahmen befestigt ist – und wo sich als erstes Feuchtigkeit und Schimmelsporen bilden. Bei dieser Möglichkeit wird Kondensat verhindert, nicht aber der Wohnraum beheizt.
2. Mit heizbaren Glasscheiben: Energetisch effizienter sind beheizte Scheiben. Bei dieser smarten Variante der Fensterheizung wirken die Glasscheiben wie Heizkörper und können in sehr gut isolierten Gebäuden sogar die Heizungsanlage ersetzen. Unsichtbare Metallschichten im Scheibenzwischenraum strahlen Infrarot-Wärme ab, über die der gesamte Raum erwärmt werden kann. So werden die kältesten Flächen im Raum zu den wärmsten.
Grundsätzlich ja. Besonders einfach lassen sich Randverbundheizungen nachrüsten. Wenn ihr handwerklich fit seid, könnt ihr die Fensterheizungen mit speziellen Bausätzen selbst anbringen.
Nachdem ihr die Heizstreifen auf die zuvor gründlich gereinigten Scheiben geklebt habt, wird die Fensterheizung mit der Steckdose verbunden. Damit ihr das neue Heizsystem nicht ständig ein- und ausstecken müsst, empfiehlt sich der Einbau eines Thermostats.
Um heizbare Fensterscheiben nachzurüsten, müssen zumindest die Scheiben ausgetauscht werden. Das ist natürlich deutlich aufweniger und teurer. Deshalb werden die Infrarot-Fensterheizungen in der Regel eher im Rahmen einer Sanierung oder bei einem Neubau eingesetzt.
Wie teuer eine Fensterheizung ist, hängt vom jeweiligen System ab. Randverbundheizungen sind am günstigsten. Dafür könnt ihr etwa 100 Euro pro Quadratmeter Fensterscheibe rechnen. Zum Bausatz gehört das Heizkabel samt Montagezubehör und elektrischem Anschluss. Wenn ihr das Heizsystem selbst installiert, fallen keine zusätzlichen Handwerkerkosten an.
Das Thermostat kommt bei Bedarf noch mit 100 bis 150 Euro pro Fenster hinzu. Deutlich günstiger ist eine einfache Zeitschaltuhr, die ihr zwischen Steckdose und Fensterheizung installieren könnt. Die Uhr steuert die Stromzufuhr und ist ab etwa zehn Euro erhältlich.
Auch im Betrieb sind Randverbundheizungen recht günstig. Geht man von den aktuellen Strompreisen aus und nimmt an, dass die Fensterheizung etwa fünf Stunden täglich auf einem Fenster mit vier Metern Umfang läuft, kommen pro Heizperiode und Fenster etwa zehn Euro zusammen.
Infrarot-Fensterheizungen kosten deutlich mehr in der Anschaffung und schlagen mit rund 500 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Dazu müsst ihr die Kosten für die Installation und den elelektrischen Anschluss berechnen.
Dafür sind auch bei Scheibenheizungen die Betriebskosten recht gering: Zwar fallen Stromkosten an, die wie beschrieben aber auch zum Heizen des Wohnraumes beitragen. Dieser Effekt senkt wiederum die Heizkosten.
Wie viel Strom die Fensterheizung benötigt, hängt unter anderem von der Betriebszeit ab. Bei einer Leistung von 250 Watt pro Quadratmeter würdet ihr rund sieben Quadratmeter beheizbare Fensterfläche benötigen, um einen 25 Quadratmeter großen Raum zu beheizen. Laut Hersteller sollen die Betriebskosten dabei deutlich unter denen von konventionellen Gas- oder Ölheizungen liegen.
Aktuell sind drei führende Fensterheizsysteme auf dem Markt:
T-Stripe: Das Unternehmen bietet Randverbundheizungen im Baukastensystem an. Die Heizungen sind für normale und überdurchschnittlich große Fenster geeignet. Mit einer Leistung von 10 Watt pro Meter kann diese Fensterheizung zwar keine Wohnräume beheizen, beugt jedoch Feuchtigkeit durch Kondenswasser und somit Schimmelbildung vor.
Glastherm: Hinter dieser Marke steckt die Glasmanufaktur Glas Herzog GmbH aus Waghäusel in Baden-Württemberg. Das Unternehmen fertigt heizbare Fensterscheiben mit einer Heizleistung von 250 Watt pro Quadratmeter an. Eine unsichtbare Metallschicht im Vakuum auf der Innenscheibe des doppelverglasten Isolierglases im Scheibenzwischenraum strahlt Infrarot-Wärme ab. Diese Strahlungswärme kann laut Hersteller herkömmliche Heizkörper ersetzen und wirkt wärmeisolierend.
Vestaxx: Diese Fensterheizung des gleichnamigen Berliner Start-ups soll Fenster zu unsichtbaren Elektro-Flachheizkörpern machen. Das Heizelement besteht aus einer transparenten Metallschicht. Für eine extra Isolierung sorgen zwei weitere Wärmefunktionsschichten. Vestaxx-Scheiben sind auf Wunsch auch mit einer Verschattungsfunktion erhältlich. Per App lässt sich die Fensterheizung automatisch ausschalten, wenn ihr das Fenster öffnet.
Fensterheizung: Vorteile
Wenn ihr gerade morgens häufig Probleme mit beschlagenen Scheiben habt, an denen das Kondenswasser herunterläuft, kann eine Fensterheizung Abhilfe schaffen. Das System bietet etliche Vorteile:
Die Randverbundheizung ist eine schnelle und günstige Lösung, um Glasscheiben warm und somit trocken zu halten und Schimmelbildung zu verhindern
je nach Modell einfach und kostengünstig nachrüstbar
beugt gesundheitlichen Schäden vor
erhöht die Lebensdauer von Fenstern und Glastüren
verbessert das Raumklima
geringe Betriebskosten
Fensterheizung: Nachteile
Auch wenn die Vorteile von Fensterheizungen überwiegen, gibt es dennoch einige Nachteile, die ihr vor der Anschaffung abwägen solltet:
bei beheizbaren Scheiben hohe Anschaffungskosten und aufwendiger Einbau
Abhängigkeit von Stromkosten
gefährlicher Trugschluss: Eine Fensterheizung ersetzt nicht regelmäßiges Lüften. Denn auch wenn beschlagene Scheiben unschön und ärgerlich sind: Das Phänomen erinnert uns daran, frische Luft reinzulassen. Bleiben die Fenster trocken, denken viele Menschen nicht daran, regelmäßig stoßzulüften. Dann kann sich an kälteren Flächen wie Außenwänden mit Schimmelbildung rächen.