Holz hat sich im privaten Bereich immer mehr zum alternativen Energieträger entwickelt. Die kostengünstigste Form, an Brennholz zu gelangen: selber sägen! Doch dafür benötigt ihr vorab zwingend einen Kettensägenschein, auch bekannt als Motorsägenschein oder Motorsägen-Führerschein. Was ihr dafür tun müsst, damit ihr im Wald selbst Holz schlagen dürft, das erfahrt ihr hier.
Als kleine Info vorab: Kamine und Kaminöfen sind in Deutschland immer noch weit verbreitet. Im Jahr 2018 betrug die Gesamtzahl dieser so genannten "Einzelfeuerungsanlagen für feste Brennstoffe" nach Angaben des Bundesverbandes Schornsteinfegerhandwerk rund 11,2 Millionen.
Brennholz sägen im Wald: Nicht ohne Kettensägenschein
Zu den festen Brennstoffen, die am häufigsten verfeuert werden, gehört Holz. Viele Besitzer eines Kamins oder Kachelofens lassen sich ihr Holz zum Heizen liefern. Günstiger wird es, wenn man selbst in den Wald geht. Aber Achtung: Wer in Deutschland als Selbstversorger Holz sägen möchte, der braucht dafür einen Kettensägenschein. Sonst lässt der Waldbesitzer den sogenannten "Brennholzselbstwerber" in der Regel gar nicht erst ran an die Bäume.
Was passiert bei einem Kettensägenschein-Lehrgang?
Bevor ihr also als Privatmann oder Privatfrau mit der Säge in den Wald dürft, müsst erst einmal einen Lehrgang absolvieren. Zwei Tage dauert der "Motorsägen-Lehrgang für Brennholz-Selbsterwerber", an deren Ende der Teilnehmer ein Zertifikat bekommt. Ohne dieses darf er zum Beispiel in staatlichen Forsten gar kein Holz sägen. Auch die meisten Besitzer von privaten Wäldern verlangen – allein schon aus Haftungsgründen – diesen Nachweis.
Die Inhalte des Kurses sind in der Regel auf zwei Tage verteilt:
Tag 1: Die Theorie
Learning by doing? Von wegen! Am ersten Kurstag gibt es erst einmal nur Theorie. Bevor die erste Säge auch nur in Sicht kommt, geht es vier Stunden lang um Themen wie Schutzkleidung und Fälltechniken, den Aufbau einer Motorsäge und vieles mehr. Zuhören empfiehlt sich. Es gibt am Ende des Kurse zwar keine Prüfung, der Kursleiter fragt zwischendurch aber immer mal nach. Und da möchte sich natürlich niemand blamieren beziehungsweise mit kompletter Ahnungslosigkeit glänzen.
Tag 2: Die Praxis
Erst am zweiten Tag geht es in den Wald – und das am frühen Morgen, denn in der Regel dauert der praktische Teil einen kompletten Tag. Zuerst wird an bereits gefällten Bäumen der Schnitt geübt. Scheiben schneiden, Keile sägen – es geht darum, zunächst ein Gefühl für die (eigene oder auch gestellte) Kettensäge zu bekommen. Dann geht es ans fachgerechte Entasten. Auch die Technik, wie man am besten Bäume und Äste schneidet, die unter Spannung stehen, wird den Teilnehmern beigebracht.
Erst am Ende des Kurses fällt der erste, von euch selbst gefällte Baum. Jeder Teilnehmer bringt einen sogenannten Schwachholz- und einen Starkholzbaum (Durchmesser auf Brusthöhe: 20 cm) zu Fall.
Welche Schutzkleidung brauche ich beim Brennholz sägen?
Eine Motorsäge ist kein Spielzeug. Jedes Jahr gibt es – meist durch falsche Nutzung bedingte – tödliche Unfälle mit Kettensägen. Auch für den Hobby-Säger ist im Wald zwingend eine entsprechende Schutzkleidung vorgesehen. Die benötigt ihr auch, wenn ihr den Kurs macht. Ohne das richtige Equipment dürft ihr nicht in den Wald. Hier zeigen wir euch die einzelnen Teile der benötigten Schutzkleidung und was sie kosten:
Der Helm
Der Schutzhelm muss einen Gehör- und einen Gesichtsschutz haben. Meistens gibt es kombinierte Helm-Sets zu kaufen. Die Helmschale muss laut Vorschrift spätestens alle 5 Jahre ausgetauscht werden. Es gilt dabei das Herstellungs-, nicht das Kaufdatum.
Preis: ca. 40 bis 70 Euro, im Fachhandel und im Internet, zum Beispiel bei Amazon*
Die Handschuhe
Schmutz, Öl, Vibrationen – die Hände sollten möglichst gut gegen äußere Einflüsse geschützt sein. Es gibt hier zwar keine zwingende Vorschrift, aber auch hier sollten gerade Anfänger auf Handschuhe mit einem eingearbeiteten Schnittschutz achten. Und da die Kurse häufig im Winterhalbjahr stattfinden, schadet es auch nichts, wenn sie ein wenig wärmen.
Preis: ca. 20 Euro, im Fachhandel und im Internet, zum Beispiel bei Amazon*
Die Jacke
Sie muss mindestens zu einem Drittel in einer Signalfarbe sein. Alternativ kann man sich auch über seine "normale" Arbeitsjacke eine Warnweste ziehen. Wichtig ist, dass ihr in dieser so genannten "Schnitzschutzjacke" gesehen werdet.
Preis: ca. 80 bis 250 Euro, im Fachhandel und im Internet, zum Beispiel bei Amazon*
Die Hose
Vielleicht das wichtigste Stück eurer Schutzkleidung beim Holzsägen. Sie muss mindestens die Schnittschutzklasse 1 haben. Lasst euch vor dem Kauf von einem Fachhändler beraten und probiert die Hose unbedingt auch an!
Preis: ca. 90 bis 150 Euro, im Fachhandel
Die Schuhe
Gefordert sind Sicherheitsschuhe inklusive Stahlkappe und mit Schnittschutzeinlagen im vorderen und seitlichen Schaftbereich (Klasse 1). Der Schaft sollte mindestens 19,5 Zentimeter hoch und das Profil der Sohle mindestens sechs Millimeter dick sein.
Preis: ca. 70 bis 100 Euro, im Fachhandel und im Internet, zum Beispiel bei Amazon*
Ihr seht: Ganz billig ist die komplette Ausrüstung nicht. Aber wie gesagt: Ohne die korrekte Schutzkleidung könnt ihr den Kurs nicht machen. Wenn ihr dann den Schein habt und regelmäßig im Wald Holz schlagt, dann lohnt sich die Anschaffung aber allemal.
Was kostet ein Kettensägenschein?
Die Kosten für solch einen Kurs sind nicht einheitlich festgelegt. Sie liegen in der Regel aber bei rund 150 Euro. Dazu kommen dann noch die Kosten für die Schutzkleidung.
Wo kann ich einen Kettensägenschein machen?
Qualifizierte Anbieter, die den Kurs nach den Vorgaben des Gemeinde-Unfall-Verbandes (GUV 8624) anbieten, findet ihr übersichtlich unter www.motorsaegenkurs.de. Achtet darauf, dass der Kurs möglichst vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) zertifiziert ist, beziehungsweise der Kursleiter eine entsprechende Qualifikation nachweisen kann. Auch diverse Baumärkte und Gartencenter vermitteln die Motorsägen-Kurse.
Auf einen Blick: Alle Infos zum Kettensägenschein
Warum benötige ich einen Kettensägen-Führerschein?
Ohne Schein kein selbständiges Sägen im Wald. Die Landesforstbehörden und auch viele kommunale und private Forstbetriebe lassen in der Regel nur Personen zur Brennholzselbstwerbung zu, die eine entsprechende Qualifizierung nachweisen können.
Wie lange dauert der Kurs?
Zwei Tage. Tag 1 besteht aus rund vier Stunden Theorie, an Tag 2 geht es dann ganztägig für die Praxis in den Wald.
Was kostet der Kurs?
Das ist nicht einheitlich festgelegt, der Preis liegt in der Regel aber so um die 150 Euro.
Was beinhaltet der Kurs?
Im Kurs lernen die Teilnehmer das Wichtigste über
- Unfallverhütungsvorschriften
- die persönliche Schutzausrüstung
- Aufbau, Funktion, Pflege und Wartung der Motorsäge
- Schnitttechniken am liegenden Holz
- Fälltechniken und Entastungsarbeiten
Was muss ich mitbringen?
Auf jeden Fall passende Schutzausrüstung. Helm, Hose, Jacke, Handschuhe und Schuhe muss jeder Teilnehmer haben, sonst darf er nicht in den Wald. Wer hat, bringt natürlich auch seine eigene Motorsäge mit. Ansonsten wird eine (bessere mehrere) Motorsäge/n vom Veranstalter gestellt.
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