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Warmmietenmodell: Kommt die Teilwarmmiete bald auch nach Deutschland?


Beim Warmmietenmodell, wofür Schweden Vorreiter ist, zahlen Mieter eine Pauschalmiete inklusive Strom und Heizung. Das soll Anreize zum Energiesparen und Modernisieren schaffen. Könnte das Warmmietenmodell zumindest teilweise auch nach Deutschland kommen?

  1. Wie funktioniert das Warmmietenmodell?
  2. Warmmietenmodell: Was sind die Vorteile für Mieter und Vermieter?
  3. Was sind die Nachteile beim Warmmietenmodell?
  4. Kommt das schwedische Warmmietenmodell nach Deutschland?
  5. Wie könnte ein Teilwarmmietenmodell für Deutschland aussehen? 
  6. Lohnt sich ein Teilwarmmietenmodell?

Die Energiepreise sind so hoch wie nie. Mietern ist zu Recht Angst und Bange vor der nächsten Strom- und Heizkostenabrechnung. Die Frage ist in den meisten Fällen nicht ob, sondern wie hoch die Nachforderungen ausfallen. 

In Schweden sorgt das sogenannte Warmmietenmodell für (finanzielle) Entlastung und eine wesentliche Senkung der CO2-Emissionen. Erfahrt hier, was genau hinter der Pauschalmiete steckt und welche Konsequenzen eine Teilwarmmiete hierzulande für Mieter und Vermieter hätte.

Was bedeutet Warmmiete eigentlich? Lest hier, welche Kosten enthalten sind und was normalerweise noch obendrauf kommt.

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Wie funktioniert das Warmmietenmodell?

Wer hierzulande einen Mietvertrag schließt, zahlt die Kosten für Strom, Wasser und Heizung verbrauchsabhängig. Das böse Erwachen kommt oft am Ende eines Abrechnungszeitraums, wenn Vermieter und Energieversorger eine saftige Nachzahlung fordern. Apropos: Lest hier, wie ihr die Nebenkostenabrechnung prüft und viel Geld sparen könnt.

Das Problem daran ist nicht allein die Nachforderung. Weil Vermieter davon unberührt bleiben, haben sie keine großen Anreize, ihre Häuser energetisch zu modernisieren. Die Energiewende wird ausgebremst.

Das Warmmietenmodell aus Schweden funktioniert anders: Das gesetzlich vorgegebene einfache Warmmietensystem sieht vor, dass Mieter und Vermieter einen festen monatlichen Mietpreis inklusive Warmversorgung vereinbaren – eine Art Pauschalmiete. 

Zudem einigen sich beide Parteien auf eine Raumtemperatur, die während der Heizperiode im Winter garantiert erreicht werden soll. Bleibt es kälter, muss sich der Eigentümer kümmern.

Beim weiterführenden kontrollierten Warmmietenmodell, das Vermieter freiwillig umsetzen können, werden zusätzlich in der Mietwohnung Temperaturmessgeräte installiert. Liegt die Raumtemperatur in der Heizperiode über dem vereinbarten Wert, müssen Mieter nachzahlen, anders herum bekommen sie Geld zurück. 

Die Abrechnung erfolgt dabei nicht über den Energieverbrauch, sondern ausschließlich über die Temperatur. Gezahlt wird also je Grad Celsius Differenz. 

Warmmietenmodell: Was sind die Vorteile für Mieter und Vermieter?

Das kontrollierte Warmmietenmodell gibt Mietern Sicherheit: Eine vereinbarte Raumtemperatur ist im Winter garantiert. Zugleich haben sie einen Anreiz, sparsam zu heizen. Für jedes Grad weniger gibt es schließlich Geld zurück. 

Vermietern wiederum ist daran gelegen, ihre Immobilien energetisch zu optimieren. Der Pauschalpreis für die vereinbarte Raumtemperatur bleibt gleich, während der Energieverbrauch sinkt. 

Auf diese Weise können Eigentümer ihre Modernisierungsmaßnahmen zumindest teilweise refinanzieren. Ebenso profitieren Vermieter, wenn die Energiepreise unter das mit dem Mieter vereinbarte Niveau sinken. 

Dass dieses Konzept in Schweden funktioniert und bereits zu wesentlichen Reduzierungen des CO2-Verbrauchs geführt hat, zeigt eine Untersuchung der Universität Kassel in Zusammenarbeit mit Agora Energiewende.  Zwischen 2000 und 2015 konnten die Skandinavier ihre CO2-Emissionen um 95 Prozent reduzieren.

Was sind die Nachteile beim Warmmietenmodell?

Das größte Problem sehen Kritiker beim kontrollierten Warmmietenmodell in der Abrechnung über die Messung der Raumtemperatur. Diese hängt nämlich nicht allein vom Heizverhalten ab, sondern auch von anderen Faktoren wie der Sonneneinstrahlung oder Tätigkeiten wie Kochen und Duschen. In der Praxis bedeutet das: Mieter in einer sonnigen Wohnung müssen wegen des Temperaturanstiegs mehr zahlen, obwohl sie keinen höheren Energieverbrauch haben. 

Wie ihr euer Heizverhalten optimieren könnt, um Energiekosten zu sparen, erfahrt ihr hier: 23 Tipps zum Heizverbrauch senken. 

Was für Kritiker außerdem gegen das Warmmietenmodell spricht, ist auf Seiten der Mietenden eine Tendenz zum "Flatrate-Heizen". Zudem ist fraglich, ob der Sanierungsanreiz für Vermieter ausreicht. Denn die Modernisierungszulage basiert auf einem unsicheren "Grundheizkostenüberschuss". 

Möglicherweise sind hierzulande die Modernisierungsumlage und die CO2-Steuer, welche seit 1. Januar 2023 auch von Vermietern getragen werden muss, ein größerer Hebel, um die Energiewende voranzubringen.  

Kommt das schwedische Warmmietenmodell nach Deutschland?

Das Warmmietenmodell aus Schweden lässt sich aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Hierzulande werden Energiekosten größtenteils verbrauchsabhängig abgerechnet. 

In schwedischen Haushalten sind dafür allerdings gar keine Zähler vorhanden. Damit bildet das skandinavische Land eine Ausnahme in der EU – auch was das kontrollierte Warmmietenmodell angeht.

Von der Politik wird aktuell über ein Teilwarmmietenmodell für Deutschland diskutiert.

Wie könnte ein Teilwarmmietenmodell für Deutschland aussehen? 

Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat ein Team von Fachleuten unter der Leitung des Öko-Instituts ein Forschungsprojekt zur Realisierbarkeit eines Warmmietenmodells durchgeführt. In einem Abschlussbericht wird ein Teilwarmmietenmodell auf Basis des Energieverbrauchs für Deutschland vorgeschlagen – mit folgenden Richtlinien:

  • Der Vermieter trägt die real anfallenden Energiekosten vollständig.
  • Der Mieter zahlt dem Vermieter monatlich Grundheizkosten, die auf Basis zurückliegender Verbrauchsdaten berechnet werden (Mittelwert an Heizkosten pro Monat und Quadratmeter der letzten drei Jahre). 
  • Die Grundheizkosten werden einmalig für das gesamte Gebäude festgelegt und nach Flächenanteilen auf die Wohneinheiten verteilt. 
  • Die Erfassung und Abrechnung der Heizkosten erfolgt weiterhin verbrauchsabhängig. Das heißt, die vom Vermieter bereits gezahlten Heizkosten werden nach Verbrauch anteilig auf die Mieter umgelegt. Das soll zu einem finanziellen Ausgleich zwischen sparsam und verschwenderisch Heizenden führen.

Bislang ist das Konzept nur eine Ideenskizze. Für eine Umsetzung in geltendes Recht müsste es weiter konkretisiert und in letzter Instanz von der Bundesregierung abgesegnet werden. 

Lohnt sich ein Teilwarmmietenmodell?

Laut dem vorliegenden Forschungsbericht bietet das vorgeschlagene Teilwarmmietenmodell Anreize sowohl für Vermieter als auch für Mieter – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. 

Beispielrechnungen bezüglich verschiedener Modernisierungsmaßnahmen zeigen: Eine Refinanzierung durch Energieeinsparungen ist nur dann gegeben, wenn der Eigentümer für die energetische Sanierung zusätzlich eine Förderung erhält. Lest hier, welche staatlichen Zuschüsse es für Sanierungsmaßnahmen gibt.

Für Mieter gilt: Da das vorgeschlagene Teilwarmmietenmodell verbrauchsabhängig ist, können Mieter weiterhin Kosten sparen, wenn sie ihren Energieverbrauch drosseln. Laut dem Deutschen Mieterbund könnte eine Teilwarmmiete für Mieter im Vergleich zum Status-quo sogar deutlich günstiger ausfallen. Das hängt allerdings stark von der tatsächlichen Umsetzung ab. 

Ihr wollt Energie sparen? Hier sind die besten Tipps zum Stromkosten senken und Wasserverbrauch reduzieren.

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