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Tragende Wand entfernen: Darauf müsst ihr unbedingt achten


Um die sichere Statik eures Hauses zu erhalten, gibt es eine Menge zu beachten, wenn ihr eine tragende Wand entfernen möchtet. Wir erklären alles, was ihr dazu wissen müsst – unter anderem, wie ihr eine tragende Wand erkennen könnt.

  1. Tragende und nicht tragende Wände – was ist der Unterschied?
  2. Woran erkennt man eine tragende Wand?
  3. Tragende Wand entfernen – brauche ich eine Baugenehmigung?
  4. Wie viel kostet es, eine tragende Wand zu entfernen?
  5. Wer kann tragende Wände entfernen?
  6. FAQs: Häufige Fragen zum Thema „tragende Wand entfernen“

Ihr träumt davon, eine kleine, enge Küche zum Wohnbereich hin zu öffnen oder zwei schmale Zimmer zu einem großzügigen Raum zu vereinen? Oder ihr möchtet ein dunkles Zimmer mit größeren Fenstern aufwerten oder eine Tür zum Garten schaffen? Dann bleibt euch nichts anderes übrig, als – zumindest teilweise – Wände zu entfernen. 

Bevor ihr allerdings hoch motiviert den Vorschlaghammer ansetzt, müsst ihr unbedingt erst einmal herausfinden, ob es sich um tragende oder nicht tragende Wände handelt. Denn damit steht und fällt die gesamte Planung – von der Durchführung bis zur eventuell nötigen Baugenehmigung. Das solltet ihr wissen, wenn ihr eine tragende Wand entfernen wollt.

Modernisieren, Sanieren und Renovieren – worin der Unterschied besteht, erfahrt ihr hier.

Tragende und nicht tragende Wände – was ist der Unterschied?

Die Bezeichnung verrät es schon: Tragende Wände stützen das gesamte Haus oder die einzelnen Geschosse und halten die Decken und das Dach. Weil sie so wichtig für die Statik sind, dürfen sie nur mit einer Genehmigung des Bauamts und durch einen Fachbetrieb entfernt werden. 

Nicht tragende Wände hingegen unterteilen einen Raum in zwei oder mehr Zimmer. Sie bestehen in der Regel aus einem Holz- und Stahl-Gerüst, das mit Gipskartonplatten verkleidet wird. 

Nicht tragende Wände könnt ihr selbst entfernen, weil sie keinen Einfluss auf die Statik haben. Allerdings sind in den Trockenbauwänden häufig Versorgungs- und Kommunikationsleitungen verlegt, die bei einem Durchbruch umgeleitet werden müssen.

Woran erkennt man eine tragende Wand?

Möchtet ihr Fenster oder Türen nach draußen einbauen, ist die Sache klar: Bei Außenwänden handelt es sich immer um tragende Wände. Plant ihr einen Durchbruch im Inneren eures Hauses, müsst ihr zunächst herausfinden, ob die betreffende Wand tragend ist. 

Ist das der Fall, dürft ihr sie keinesfalls selbst entfernen oder durchbrechen – zu hoch ist das Risiko, dass ihr Schäden am Haus oder im schlimmsten Fall sogar den Einsturz riskiert. Schließlich ist das Entfernen einer tragenden Wand ein heftiger Eingriff in die Statik des Gebäudes und gehört deshalb in die Hände eines Profis.

Liegt euch der Bauplan vor, könnt ihr auf einen Blick sehen, wie die Wand beschaffen ist. Tragende Wände sind darin hervorgehoben. Ansonsten kann euch das zuständige Bauamt Auskunft erteilen. 

Zudem kann die Stärke der Wand Aufschluss darüber geben, ob es sich um eine tragende oder um eine nicht tragende Wand handelt. In Neubauten ab den 1990er-Jahren müssen statisch relevante Wände mindestens 11,5 Zentimeter betragen – allerdings ist hierbei nur die Stärke der Wand ohne Putz und Tapete gemeint. 

In Altbauten können aber auch schmalere Wände tragend sein. Das gilt besonders für Gebäude, die vor 1970 errichtet wurden. Bei einem Maß ab 17,5 Zentimeter könnt ihr davon auszugehen, dass es sich um eine tragende Wand handelt.

Alle Infos rund um die Sanierung eines Altbaus erfahrt ihr hier.

Ganz wichtig ist jedoch, dass ihr den Sachverhalt vorab von einem Profi prüfen lasst. Ein Statiker kann herausfinden, wie die Wand beschaffen ist und ob sie überhaupt entfernt werden darf. Eine tragende Wand zu entfernen, ohne einen Statiker hinzuzuziehen, ist verboten.

In folgender Gegenüberstellung zeigen wir euch die verschiedenen Kriterien auf einen Blick: 

Tragende Wände …Nicht tragende Wände …
… sind grundsätzlich tragend, wenn es sich um eine Außenwand handelt.… kommen nur als Innenwand vor.
… sind im Bauplan hervorgehoben.… sind nicht im Bauplan hervorgehoben.
… sind meist dicker und messen bei Häusern mit einem Baujahr ab den 1990er-Jahren mindestens 11,5 cm.… sind in der Regel schmaler.
… sind massiv und bestehen in der Regel aus Betonstein oder Ziegeln.… bestehen aus nicht massivem Material wie Trockenbau oder Gipsplatten.
… klingen beim Klopfen nicht hohl.… klingen beim Klopfen innen hohl.
… liegen geschossweise übereinander.… haben unterschiedliche Standorte.

Hilfreiche Tipps zur energetischen Sanierung eines Altbaus könnt ihr hier nachlesen.

Ob bei einem Altbau eine Sanierungspflicht besteht, verraten wir euch in diesem Artikel.

Tragende Wand entfernen – brauche ich eine Baugenehmigung?

Ja. Um eine tragende Wand zu entfernen, müsst ihr immer die Zustimmung des zuständigen Bauamts einholen. Das gilt auch für den Fall, dass ihr nur Teile einreißen möchtet – etwa bei einem Durchbruch, dem Einbau eines zusätzlichen Fensters oder der Vergrößerung eines Fensterausschnitts. 

Grundlage für die Beurteilung ist das Gutachten eines Statikers, das ihr dem Bauamt vorlegen müsst. Der Statiker untersucht das Gebäude sorgfältig und ermittelt anhand von Messungen und Berechnungen Statik und Bausubstanz des Hauses. Auf Grundlage der Ergebnisse entscheidet der Experte, ob ein Durchbruch überhaupt möglich ist und wenn ja, welche Maßnahmen zur Abstützung nötig sind.

Erfüllt die tragende Wand nicht nur eine stützende, sondern zudem eine aussteifende Funktion, kann das Bauamt die Baugenehmigung verweigern – auch dann, wenn ihr lediglich ein neues Fenster einbauen möchtet. Das liegt daran, dass das Entfernen oder Verändern einer aussteifenden Wand zu Rissen und im schlimmsten Fall zum Einsturz führen kann.

Wie ihr Risse in der Wand sanieren könnt, lest ihr hier.

Wie viel kostet es, eine tragende Wand zu entfernen?

Da der Durchbruch kompliziert und aufwendig ist, kommen beim Entfernen einer tragenden Wand einige Kosten zusammen. Wie hoch die Gesamtrechnung am Ende ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Die Größe der Wandfläche, das Material und die Etage spielen ebenso eine Rolle wie die Region, in der das Gebäude steht. Weitere Kosten müsst ihr für den Statiker, das Gutachten und einen Container zur Entsorgung des Bauschutts kalkulieren.

Diese unverbindliche Übersicht gibt euch einen groben Überblick über die möglichen Kosten: 

ArbeitKosten
Gutachten vom Statiker300 bis 2500 Euro
Vorbereiten und einrichten der Baustelle 100 bis 150 Euro
Einbau von Stahlträger oder Mauersturz350 bis 500 Euro
Durchbruch400 bis 700 Euro pro Quadratmeter
Schuttentsorgung100 bis 400 Euro pro Quadratmeter
Verputzen10 Euro pro Quadratmeter
An- und Abfahrt30 bis 50 Euro

Tipps zum Kostensparen bei der Sanierung erfahrt ihr hier.

Wer kann tragende Wände entfernen?

Während ihr nicht tragende Wände relativ einfach in Eigenregie entfernen könnt, heißt es bei statisch relevanten Wänden: Finger weg! Denn sobald die entsprechende Wand Einfluss auf die Statik des Gebäudes hat, seid ihr verpflichtet, für den Durchbruch einen Fachbetrieb zu engagieren. Die Profis können entsprechend dem Gutachten des Statikers die notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung treffen. 

Ob es sinnvoll ist, eine Wand von innen zu dämmen, könnt ihr hier nachlesen.

Alles zu den Vor- und Nachteilen einer hinterlüfteten Fassade erfahrt ihr in diesem Artikel.

FAQs: Häufige Fragen zum Thema „tragende Wand entfernen“

Betrifft euer Bauvorhaben eine Außenwand, ist diese grundsätzlich tragend. Um bei innenliegenden Wänden herauszufinden, ob diese tragend sind, gibt es bestimmte Kriterien wie die Wandstärke oder die Bauweise. 

Außerdem sind tragende Wände im Bauplan hervorgehoben. Dennoch solltet ihr immer einen Statiker prüfen lassen, ob es sich um eine tragende Wand handelt. 

Um die benötigte Baugenehmigung zu erhalten, müsst ihr zunächst einen Statiker beauftragen. Der Experte führt alle nötigen Berechnungen durch und erstellt ein Guthaben. Anschließend benötigt ihr einen Fachbetrieb, der den Durchbruch erledigt.

Prinzipiell ist es möglich, die gesamte Wand zu entfernen. Allerdings müssen in dem Fall Stützen wie HEB-Träger oder Doppel-T-Träger eingebaut werden, damit die Statik des Hauses erhalten bleibt. Diese Stahlträger leiten die Last der Decke und der darüberliegenden Geschosse in den Boden oder auf die umliegenden Mauern ab.

Der Statiker kann genau berechnen, wo der Fachbetrieb stabilisierende Elemente einbauen muss. Eine weitere Variante ist, dass ein Teil der Wand als Stützen stehen bleibt.

Vielleicht möchtet ihr eine tragende Wand auch nur teilweise entfernen, um einen kleinen Durchbruch zu erhalten oder ein zusätzliches Fenster einzubauen? Auch dann kommt ihr um einen Statiker nicht herum. 

Wände einzureißen, ist eine ausgesprochen staubige Angelegenheit. Da der Baustaub so fein ist, lässt er sich später nur schwer entfernen. Bevor die Handwerker anfangen, sorgen sie deshalb dafür, dass der gesamte Raum beziehungsweise die Räume, die durchbrochen werden sollen, vor Staub geschützt werden. 

Dafür legen sie Folien auf dem Boden aus, decken die Möbel ab und bringen sogenannte Staubschutztüren an, damit sich der Staub nicht im gesamten Haus verteilt. 

Ebenfalls wichtig für die Vorbereitung ist, herauszufinden, ob sich Versorgungsleitungen in der Wand befinden. Ist das der Fall, müssen diese vorher umgelegt werden. 

Wichtig ist auch, sich um die Entsorgung des anfallenden Bauschutts zu kümmern. In den meisten Fällen erledigt das der Fachbetrieb. Alternativ könnt ihr selbst einen Container bestellen. 

Ist die Baustelle vorbereitet und steht der Schuttcontainer bereit, erfolgt zunächst der Einbau der temporären Abstützung durch Stahlträger. Erst dann starten die Profis mit dem Wanddurchbruch. Für kleinere Durchbrüche nutzen die Handwerker in der Regel Hammer und Meißel oder einen Kernbohrer. 

Um die tragende Wand komplett zu entfernen, greifen Profis meist zum Bohrhammer. Anschließend schlagen sie den Ausschnitt mit einem Vorschlaghammer oder einem Abrisshammer heraus.

Sobald die Wand entfernt ist, beginnen die Nacharbeiten. Zunächst werden die notwendigen Stahlträger eingebaut, um die Tragfähigkeit wiederherzustellen. Erst danach können die temporären Abstützungen entfernt werden, die für den Wanddurchbruch angebracht wurden. 

Anschließend werden die Stahlträger einfach verputzt oder mit einer Trockenbauwand verkleidet. Um Geld zu sparen, könnt ihr diese Arbeiten auch selbst erledigen. 

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