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Steingarten statt Schotterwüste: So setzt ihr Steine und Kies richtig ein


Schottergärten sind zu recht verpönt und zunehmend auch verboten. Aber Steine, Kies und Schotter haben durchaus ihre Berechtigung im Garten. Wir erklären euch den Unterschied zwischen Steingarten und Schotterwüste und zeigen, wie man Kies und Steine sinnvoll im Garten einsetzt.

  1. Steingarten versus Schotterwüste: Das ist der Unterschied
  2. Kies und Schotter im Garten richtig einsetzen

Schottergärten gelten als pflegeleicht – ökologisch sind sie aber eine Katastrophe und deshalb Umwelt- und Naturschützern schon lange ein Dorn im Auge. Erste Bundesländer haben Schottergärten bereits verboten, weitere erwägen ein solches Verbot. Anders sieht das mit einem durchdachten Steingarten aus.

Richtig eingesetzt, können Steine, Kies und Schotter nämlich durchaus wertvolle Lebensräume für Insekten sein. Wir erklären euch den Unterschied zwischen Schotter- und Steingärten und zeigen, wie ihr Kies und Schotter im Vorgarten richtig einsetzt.

Steingarten versus Schotterwüste: Das ist der Unterschied

Auch wenn man es häufig liest, handelt es sich bei den grauen Vorgärten, die beispielsweise im Blog "Gärten des Grauens" angeprangert werden, nicht um Steingärten! Vielmehr müsste man diese Art von Gärten "Schotterwüsten" nennen. Steingärten sind einer alpinen Hochlandschaft nachempfunden. Neben Steinen integrieren sie vor allem eine Vielzahl an Pflanzen, die von Natur aus an karge Böden gewöhnt sind, und bieten in den Steinzwischenräumen Insekten wichtige Rückzugsorte.

Demgegenüber besteht die Schotterwüste fast ausschließlich aus Schotter und Kies. Lebendiges Grün spielt keine Rolle. Nur hin und wieder dürfen Koniferen, kleinere Gräser oder auch kugelrunde Buchsbäume als Statisten auftauchen und, sich im Jahresverlauf möglichst wenig verändernd, für etwas Farbe sorgen.

"Anders als typische, trockenheitsresistente Gebirgsvegetation wie Sonnenröschen, Heidenelke oder Dalmatiner-Glockenblume kommen diese Gewächse in der Regel allerdings schlecht mit steinigem Untergrund zurecht", sagt Achim Kluge vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). "Sie brauchen viel Aufmerksamkeit und Pflege, um an solch einem Standort zu überleben. Das gilt vor allem während des Sommers, wenn sich Kies und Schotter am Tage stark aufheizen und die Temperaturen in ihrer direkten Nähe in die Höhe treiben.“

Ein weiteres Problem ist der Umgang mit Unkraut. Während Steingärten auf dichte Bepflanzung, Polsterstauden und Bodendecker setzen, die unerwünschten Gewächsen kaum Platz lassen, soll bei Schotterflächen ein unter der Steinschüttung liegendes Unkrautvlies Wildwuchs verhindern. Hier liegt jedoch die zweite landläufige Fehlannahme: Schotterflächen sind nicht pflegeleicht!

Tatsächlich kann auch das Vlies nicht verhindern, dass sich zwischen dem Kies organisches Material wie Samen und Blätter ansammelt. Dieses bildet mit der Zeit eine Humusschicht, die wiederum hartnäckigen Unkräutern, aber auch Flechten und Moosen ideale Bedingungen zum Wachsen bietet. Gepflegt, beziehungsweise wie von den Gartenbesitzern erwünscht, sieht solch eine Fläche nur während der ersten Monate aus.

Schotterwüste
Steingarten oder Schotterwüste? Dieser Vorgarten ist wohl eher letzteres.

Kies und Schotter im Garten richtig einsetzen

Steine, Kies und Schotter als Gestaltungselemente sind aber natürlich nicht per se schlecht. Es kommt ganz darauf an, wie ihr sie einsetzt. Wichtig ist, dass sie nicht die Hauptrolle spielen und die Pflanzen ausreichend Raum zum Wachsen und Blühen haben.

Grün im Vorgarten ist wichtig, zum einen für das Kleinklima, aber auch als Rückzugsort und Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel. Wir zeigen euch fünf Möglichkeiten, Steine, Schotter und Kies sinnvoll in eurem (Vor-)garten einzusetzen.

1. Steingarten anlegen

Ein Steingarten imitiert eine Landschaft, wie man sie im Gebirge findet. Er ist die Nachbildung einer kleinen Alpenlandschaft in eurem Garten. Da die meisten Steingarten-Pflanzen aus Bergregionen mit nährstoffarmen Böden und wechselhaftem Wetter stammen, sind die Pflanzen sehr robust und nicht sehr anspruchsvoll. Einen Steingarten müsst ihr deshalb nur sehr wenig düngen oder schneiden. Zudem gibt es für Unkraut nahezu kein Durchkommen. Daher ist ein Steingarten besonders pflegeleicht – viel pflegeleichter als eine Schotterwüste und auch ansehnlicher.

Typisch ist eine leichte Hanglage, die zur Sonne ausgerichtet ist. Große Steinbrocken spenden nicht nur Schatten und Halbschatten, sondern speichern zudem die Sonnenwärme und geben sie noch lange nach Sonnenuntergang an ihr Umfeld ab.

Die geringe Hanglage von etwa zehn Prozent ergibt sich entweder aus den natürlich schrägen Lagebedingungen eure Gartens oder ihr müsst künstlich zum Beispiel mit Geländeaufschüttungen dafür sorgen. Dank der leichten Neigung fließen sowohl Regen- als auch Gießwasser zügig von selbst ab, so dass die Steingartenpflanzen keine nassen Füße bekommen. Staunässe mögen sie nämlich gar nicht.

2. Kiesgarten

"Neben der Nachahmung einer Gebirgslandschaft gibt es auch die Möglichkeit, einen attraktiven Kiesgarten anlegen zu lassen“, so Achim Kluge vom BGL. "Hier umschmeichelt der Kies als Mulchschicht trockenheitsresistente Pflanzen wie Lavendel, Fetthenne oder Katzenminze und schafft im natürlichen Zusammenspiel mediterranes Flair. Auch Gräser fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Prozentual nehmen die Gewächse deutlich die größte Fläche ein, der Kies tritt in den Hintergrund.“

Einen der bekanntesten Kiesgärten hat die berühmte englische Gartengestalterin Beth Chatto in ihrem Garten nahe der englischen Stadt Colchester angelegt. In folgendem Video könnt ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen:

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3. Mulchen mit Kies oder Split

Steine im Vorgarten können zudem von ganz praktischem Nutzen sein. So ist das Mulchen mit Kies oder Split ökologisch und gartenbautechnisch gerade bei Staudenpflanzungen durchaus ratsam. "Wichtig ist helles und feines Material, das sich nicht zu stark aufheizt und eine relativ dichte Schicht bildet", erklärt Kluge. "Zu Anfang nimmt der Splitt noch einen großen Anteil ein, doch nach und nach überwachsen die Stauden und Gräser den Kies und verdecken mit ihren Blättern und Blüten den meisten Bodenraum."

4. Kies und Schotter als Spritzschutzstreifen

Auch als sogenannte Spritzschutzstreifen entlang der Hausmauer werden Kies und Schotter häufig eingesetzt. Dort sorgen sie unter anderem dafür, dass bei Regen keine Erde an die Fassade spritzt.

5. Steine als Blickfang

Sollen Steine, Schotter und Kies präsenter sein, können sie auch bewusst an wenigen Stellen als Blickfang positioniert werden – beispielsweise als imposante Findlinge, die aus der Bepflanzung hervorragen, als natürlich anmutende Grundstücksbegrenzung, in Form einer Trockenmauer, einer Treppe oder einer Bank. Bei größeren Flächen empfiehlt sich auch ein Kiesweg, der von der Straße bis zum Haus führt.

"Zwar verleitet die aktuelle Debatte um Schotterflächen dazu, Steine, Schotter und Kies generell zu verteufeln, tatsächlich tut man den grauen Naturmaterialien damit aber unrecht", betont Achim Kluge vom BGL. "Vielmehr plädieren wir für eine bedachte Verwendung von Kies und Schotter, die nicht gegen, sondern mit der Natur denkt. An allererster Stelle sollte bei der Planung auch im Vorgarten immer eine abwechslungsreiche Vielfalt von Pflanzen stehen, die sich in solch einer Umgebung wohlfühlen. Dann ist der Vorgarten sowohl attraktiv als auch pflegeleicht und gut für die Umwelt."

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