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Stimmt es, dass Photovoltaik sich nicht lohnt?


Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Eigenheim senkt euren CO2-Fußabdruck und trägt so zu einem klimaneutralen Leben bei. Viele sind allerdings der Meinung: Photovoltaik lohnt sich nicht, wenn man das Ganze wirtschaftlich betrachtet. Wahr oder ein Mythos? Wir haben die Antwort.

  1. Davon hängt es ab, ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt
  2. Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage und wann nicht?

Fast jeder, der sich mit dem Thema Photovoltaik (PV) beschäftigt, ist schon einmal auf die Aussage gestoßen: Photovoltaik lohnt sich nicht in Deutschland. Es ist das vermutlich weitverbreitetste Argument gegen die Installation einer PV-Anlage und schreckt viele ab. Aber stimmt das überhaupt?

Die Antwort lautet: Nein. Schon allein im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt sich die Installation einer Photovoltaik-Anlage immer, denn die Sonne kann uns mit nahezu unerschöpflicher Energie versorgen, ohne dabei dem Klima zu schaden. Jede mit einer Photovoltaik-Anlage produzierte Kilowattstunde Strom schont also die Umwelt.

Vielen Hauseigentümern geht es jedoch nicht nur um die Umwelt, sondern auch um ihr Portemonnaie. Aber auch wirtschaftlich gesehen ist die Aussage falsch, dass sich Photovoltaik nicht lohnt. Allerdings müssen einige Bedingungen erfüllt sein, damit sich Photovoltaik für Hauseigentümer auch finanziell lohnt. Welche, das erklären wir euch hier.

Auch interessant: Wie funktioniert Photovoltaik? 5 Fragen und Antworten zu PV-Anlagen

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Davon hängt es ab, ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt

Ob sich eine Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich lohnt, hängt vor allem von folgenden Bedingungen ab:

  • Größe der Anlage
  • Preis der Anlage
  • Stromertrag der Anlage
  • Höhe des Eigenverbrauchs an Solarstrom
  • Höhe der Einspeisevergütung
  • Entwick­lung der Strom­preise

Generell gilt: Je größer die Anlage, desto niedriger ist der Preis, den ihr pro Kilowatt-Peak (kWp) Leistung bezahlen müsst. 

Große Anlagen amortisieren sich aber nicht automatisch schneller als kleine. Es kommt hier (wie oben aufgelistet) auf ein sehr komplexes Zusammenspiel von Investitionskosten, Ertrag, Eigenverbrauch und Einspeisung an. 

Stromertrag ist sehr unterschiedlich

Der Stromertrag einer PV-Anlage wird durch diverse Faktoren bestimmt. Einige davon könnt ihr nicht beeinflussen: 

  • Wetter
  • Luftqualität
  • Jahres- und Tageszeiten
  • Globalstrahlung

Es gibt jedoch auch zahlreiche Faktoren, die ihr steuern könnt. Dazu gehören:

  • Ausrichtung
  • Neigungswinkel 
  • Verschattung
  • Modulleistung und Wirkungsgrad der Anlage

Durch geschickte Planung könnt ihr euren Stromertrag also deutlich erhöhen. 

Über den Daumen gepeilt könnt ihr davon ausgehen, dass pro 1 Kilowatt-Peak (kWp) jährlich 1.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Wenn ihr es genauer wissen wollt, könnt ihr für euren individuellen Standort und eure geplante Anlage den Ertrag online berechnen.

Eigenverbrauch ist steuerbar

Wie viel von eurem selbst produzierten Strom ihr im eigenen Haus nutzen könnt, hängt davon ab, wann und wie viel Strom ihr für die Anwendungen im Haus verbraucht. Wenn ihr viel Strom zu den Zeiten verbraucht, zu denen die Anlage ihn liefert, fällt euer Eigenverbrauch zwangsläufig höher aus als wenn ihr insgesamt nur wenig und außerdem vor allem bei Dunkelheit Strom verbraucht. 

Ein E-Auto, das ihr tagsüber ladet, und Haushaltsgeräte, die ihr zeitlich steuern könnt, wirken sich also günstig auf den Eigenverbrauch aus. Die elektrisch betriebene Pumpe der Heizung hingegen werdet ihr nie vollständig mit der PV-Anlage versorgen können.  

Einen Teil des zeitlichen Versatzes zwischen Stromerzeugung und -nutzung könnt ihr durch einen Batteriespeicher überbrücken und damit den Eigenverbrauch erhöhen. Ohne Speicher lassen sich meist nicht mehr als 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen, so die Einschätzung der Verbraucherzentrale.

Tipp: Bei der Ermitt­lung eures Eigen­verbrauchanteils mit und ohne Batteriespeicher hilft der Solarrechner der Verbraucherzentrale Nord­rhein-West­falen.

Einspeisevergütung und Solarstromkosten

Die Einspeisevergütung ist im "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) geregelt. Sie hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme ab und gilt dann für 20 Jahre. Mit der Neufassung des EEG im Juli 2022 wurden die Vergütungssätze erhöht. Außerdem gibt es seither zwei Tarife – einen für Volleinspeiser und einen für Teileinspeiser. 

Anlagen, die auch zur Eigenversorgung genutzt werden und nicht mehr als 10 kWp produzieren, bekommen 8,2 Cent pro kWh. Handelt es sich um eine größere Anlage (bis 40 kWp), liegt die Vergütung bei 7,1 Cent pro kWh. 

Noch höher ist die Einspeisevergütung für Eigentümer, die die gesamte Stromproduktion ins Netz leiten und keinen Eigenverbrauch haben. Für diese Solaranlagen erhält der Betreiber bis 10 kWp 13,0 Cent pro kWh und bis 40 kWp 10,9 Cent. 

Mit einem Rechner der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie könnt ihr die Stromgestehungskosten für eure PV-Anlage ermitteln. Ihr werdet feststellen: Die Einspeisevergütung liegt darunter. Aber: Anders als die Stromkosten aus dem öffentlichen Netz werden sich eure Stromherstellungskosten auf jeden Fall nicht erhöhen. 

Außerdem müsst ihr in die Rechnung auch einbeziehen, wieviel Geld ihr spart, weil ihr weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müsst. Je stärker die Strompreise steigen, desto größer ist eure Ersparnis durch die Solaranlage. Und zuletzt sind die Strompreise sehr stark gestiegen. Inzwischen zahlt ihr rund 48 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Februar 2023, Quelle: Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.).

Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage und wann nicht?

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten einiges dafür getan, PV-Anlagen auf privaten Dächern auch wirtschaftlich attraktiver zu machen. Die Neugestaltung der Einspeisevergütung ist dabei nur ein Baustein. 

Auch in puncto Steuer gab es wesentliche Verbesserungen: Rückwirkend zum 1. Januar 2022 sind die Erträge aus kleinen PV-Anlagen (bis 30 kWp) nicht mehr einkommensteuerpflichtig. Und seit 1. Januar 2023 gilt für private PV-Anlagen ein Umsatzsteuersatz von 0 Prozent. Ihr spart also 19 Prozent Mehrwertsteuer. 

Anlagen, die seit Beginn des Jahres 2023 in Betrieb genommen werden, müssen sich nicht mehr an die Vorgabe halten, dass nur 70 Prozent der Nennleistung einer PV-Anlage ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden dürfen. Somit können nun auch kleinere Anlagen als Volleinspeisungsanlagen betrieben werden, die von den für sie geltenden höheren Einspeisevergütungen profitieren. 

Auch Eigenversorgungsanlagen können laut Stiftung Warentest eine Rendite von drei bis vier Prozent abwerfen. Diese ist je höher, desto größer die Anlage ist und je mehr Strom man selbst verbraucht. Wer ein geeignetes Dach hat (und genug Geld für die höhere Anfangsinvestition), für den lohnt sich daher eine größere Anlage. Mehr Infos zur richtigen Größe einer PV-Anlage hier.

Den Anteil des selbst verbrauchten Stroms mit einem Batteriespeicher zu erhöhen, lohnt sich indes nur selten. Das funktioniert nur, wenn ihr weniger als 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität bezahlt und der Speicher 20 Jahre lang funktioniert. Halten die Speicher, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sie sich nicht. Ein Batteriespeicher kann sich aber lohnen, wenn ihr dafür Zuschüsse bekommt. Einige Kommunen und Bundes­länder wie Bayern bieten solche Zuschüsse an.

Bis eine PV-Anlage ihre Kosten wieder eingespielt hat, dauert es nach den Berechnungen von Finanztip zwischen zwölf und 18 Jahre. Man geht von einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren aus. Viele Anlagen werden aber länger halten und noch länger Überschüsse erwirtschaften.

Wichtig ist, dass ihr auf den Preis pro Kilowatt Anlagen­leistung achtet. Ist dieser zu hoch, kann sich die Photovoltaik-Anlage nicht lohnen. Das ist meist der Fall, wenn ihr mehr als 1.800 Euro pro kWp zahlt.

Gut zu wissen: In immer mehr Bundesländern gibt es eine Solarpflicht für Neubauten oder im Falle von umfangreichen Dachsanierungen, auch bundesweit könnte sie in absehbarer Zeit kommen.

Wenn ihr euch eine Photovoltaik-Anlage anschaffen wollt, solltet ihr euch unbedingt im Vorfeld über mögliche Kredite informieren.

Quellen: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Video Finanztip, Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale, Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

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