Melvin Strobl wohnt im Tiny House Village Albgau in einem selbst gebauten Tiny House, das mit smarter, ökologischer Technik glänzt. In unserer Serie Tiny Wohnglück erzählt er von seinem Leben auf kleinem Fuß.
"Ich mag es quadratisch, praktisch, gut", sagt Melvin Strobl, der seit vier Jahren in einem Tiny House lebt, das er selbst gebaut hat und das ziemlich smart ist. Letzteres liegt wahrscheinlich auch daran, dass er zuvor Elektro- und Informationstechnik studiert hat.
Das Schlafloft in dem 26 Quadratmeter großen Tiny House kann elektrisch hoch- und runtergefahren werden. Die LED-Leisten in verschiedenen Farben, die sich durch sein Tiny House ziehen, steuert er mit dem Handy, ebenso wie die Fenster, die Lüftung und die Heizung. Für Melvin ist sein Tiny House auch ein Stück weit bewohnbare Selbstverwirklichung.
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Selbst entworfen und selbst gebaut
Das Wissen für sein komplett selbst entworfenes und selbst gebautes Tiny House hat er sich zum Teil aus gezielter Internetrecherche angeeignet, zum Teil von Freuden und Bekannten, von denen einige Handwerker sind. "Abgesehen von den Tiny House spezifischen Restriktionen, wie der maximalen Höhe und Breite und dem Höchstgewicht von 3,5 Tonnen, sind die Fragestellungen beispielsweise bezüglich Dämmung und Dampfsperre die gleichen wie beim gewöhnlichen Hausbau, und dazu gibt es genügend Meinungen und Erfahrungen", sagt Melvin.
Er hat jede Wand einzeln gebaut und schließlich alles wie bei einem Fertighaus zusammengesetzt. Das rote Haus besteht aus Pappelsperrholz, gedämmt ist es weitgehend mit ökologischen Dämmmaterialien: Kork an den Wänden, Hanf und Jute unterm Dach. Nur die Bodenplatte aus Fichtenholz ist mit Styropor gedämmt, was Melvin heute für einen Fehler hält.
Er hat das Tiny House nach dem Prinzip "ein Raum für alles" konzipiert, um durch Trennwände keinen Platz zu verschenken. Gekostet hat ihn sein smartes Heim etwa 30.000 Euro inklusive Innenausbau, Ofen und Solaranlage. Die Kosten für das Grundgestell machen davon etwa 20.000 Euro aus.
Smarte, ökologische Heiztechnik
Auch die Heiztechnik ist smart und ökologisch: Melvin heizt mit einem Pelletofen, welcher zugleich auch Warmwasser vorheizt. Letzteres wird dann in zwei für Küche und Bad getrennten elektrischen Warmwasserboilern nochmal weiter hochgeheizt. Das übrige Warmwasser vom Ofen wird für die Fußbodenheizung verwendet. Die Solaranlage auf dem Dach und ein Batteriespeicher ermöglichen es Melvin, in den sonnigen Monaten autark zu wohnen. "Ich lebe heute nachhaltiger als früher im Altbau", sagt er.
Auf Komfort muss Melvin nicht verzichten: Sein Tiny House hat sowohl eine Waschmaschine als auch eine winzige Spülmaschine. Neben einer großen Küche ist auch ein großer Arbeitsplatz untergebracht. Und im Badezimmer gibt es eine Regendusche.
5 Fragen an Tiny-House-Bewohner Melvin Strobl
1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?
Ich wollte gerne naturnah wohnen und fühlte mich in einer Mietwohnung in meiner Gestaltungsfreiheit stark eingeschränkt.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Eigentlich musste ich nur TÜV für den Anhänger bekommen, da mein Tiny House als Ladung zugelassen ist. Da ich auf einem Campingplatz meinen Stellplatz habe, benötige ich keine Baugenehmigung. Den Stellplatz habe ich über den Tiny House Verein Karlsruhe bekommen.
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Die größte Herausforderung ist, Ordnung zu halten. Ansonsten verlangt ein Tiny House (so wie wahrscheinlich jede andere Eigentumsimmobilie auch) wesentlich mehr Zuwendung und Verantwortung als ein Mietobjekt. Man muss sich immer darum kümmern, ordentlich zu heizen, alles in Schuss zu halten, das Holz zu pflegen, und so weiter.
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Die Tatsache, dass es etwas ist, was man komplett eigenständig aufgebaut hat und das genau an die eigenen Bedürfnisse angepasst ist.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House bauen würdest und was hättest du gerne vorher gewusst?
Ich würde mir heute mehr Gedanken hinsichtlich der hohen Luftfeuchtigkeit machen, da dies aufgrund des geringen Raumvolumens durchaus eine Herausforderung werden kann. Zudem würde ich das Haus ein paar Zentimeter niedriger bauen und das eingesparte Gewicht in die Dämmung investieren. Durch den Ofen wird es zwar nicht zu kalt, aber eine gute Dämmung ist letztlich auch ökologisch sinnvoll und sollte daher durchaus auch in das Mindset für ein Tiny House gehören.
Melvin Strobls Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:
Der Standard-Tipp schlechthin ist ja, dass man erstmal Probewohnen soll. Das hatte ich damals eigentlich nicht gemacht und ich finde auch, dass die meisten Hürden erst über die Zeit hinweg entstehen. Eher würde ich raten, sich bewusst zu machen, dass es auch bei einem noch so kleinen Haus ähnlich viele Alltagsaufgaben gibt wie bei einem normalen Haus, wenn auch in geringerem Umfang.
Ihr wollt noch von anderen Tiny House-Bewohnern lesen? Auf unserer großen Übersichtsseite findet ihr alle Teile unserer Serie "Tiny Wohnglück".