Stefan Fritz hat seinen Hausstand nach und nach reduziert – bis er vor zwei Jahren in ein Tiny House auf einem Campingplatz gezogen ist. Dort verbringt er die Hälfte seiner Zeit. Er erzählt in unserer Serie Tiny Wohnglück von den Freuden und Herausforderungen seines Lebens auf kleinem Fuß.
Stefan Fritz lebt seit fast zwei Jahren in seinem rund 18 Quadratmeter großen Tiny House. Der 39-Jährige benutzt das Häuschen als Rückzugsort. Seinen Hauptwohnsitz hat er bei seiner Freundin. Er könnte das Minihaus aber jederzeit in einen Hauptwohnsitz verwandeln, es handele sich dabei nur noch um eine Formalie, sagt er. Etwa die Hälfte seiner Zeit verbringt er in seinem Tiny House on Wheels.
Das in Holzständerwerk errichtete Häuschen mit sechs Zentimeter dicken Wänden, die mit Steinwolle gedämmt sind, wurde von dem Hersteller Tinyhaus Deutschland auf einem Anhänger von Vlemmix gebaut. Es handelt sich um das Modell Malmö. Für sein Tiny House hat Stefan Fritz 36.000 Euro bezahlt, dazu kamen 1.000 Euro für den Transport. Es ist 7,20 Meter lang und 2,55 Meter breit. Allerdings ist Fritz' Tiny House das erste gewesen, das der Hersteller auf 3,50 Meter Höhe gebaut hat.
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Niedriger gebaut, damit es die Campingplatz-Verordnung erfüllt
3,50 Meter deshalb, weil das Tiny House zunächst auf einem Campingplatz in der Pfalz stand. Die Campingplatz-Verordnung sieht vor, dass Gebäude maximal 3,50 Meter hoch sein dürfen. Deshalb wurde das Tiny ohne Schlafloft gebaut. Stattdessen wurde ein Podest eingebaut, unter dem das Bett tagsüber verschwindet. Auf dem Podest haben Küche und Bad Platz.
Das hat mittlerweile so viele Vorteile für Stefan Fritz, dass er froh ist, dass diese Not kam und er daraus eine Tugend machen konnte: Der Platz vor dem Bett ist niemals vollgestellt. "So habe ich immer ein großzügiges Raumgefühl – trotz geringer Grundfläche", erzählt der Angestellte eines IT-Konzerns. Gleichzeitig habe er an jeder Stelle des Hauses ausreichend hohe Decken für ein positives Raumgefühl. Und da er unten schlafe, habe er im Sommer einen relativ kühlen Schlafplatz. Das Bett abends hervorzuziehen dauere nur etwa 30 Sekunden – wenn er langsam ist.
Das Tiny House steht auf einem besonderen Campingplatz
Heute steht das Minihaus auf einem Campingplatz in der Nähe von Karlsruhe. Stefan Fritz erzählt, dass es sich dabei nicht um einen klassischen Platz für Dauercamper handelt. Hier leben historisch bedingt viele Menschen mit festem Wohnsitz. Es sei mehr eine Wohnsiedlung für Menschen, die das Leben mit der Natur mögen, mit einem Bereich für Durchgangscamper.
Geheizt wird das Tiny House über eine Diesel-Luftstandheizung, wie man sie aus Campingfahrzeugen kennt. Sie ist mit zwei Kilowatt ausreichend dimensioniert. Von einem Pelletofen riet der Schornsteinfeger ab, da dieser das Haus in kürzester Zeit in eine Sauna verwandeln würde. Seine Standheizung kann Stefan Fritz aus der Ferne bedienen und seit neuestem hat er auch eine intelligente Steuerung im Haus, die eine SMS an die Standheizung schickt, wenn die Temperatur unter zehn Grad Celsius fällt. Näher beschrieben ist das auf Stefan Fritz' Blog.
5 Fragen an Tiny House-Bewohner Stefan Fritz
1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?
Es fing wohl alles 2016 an, als ich in der Nähe von Mainz eine Dreizimmerwohnung bewohnte, in der es an nichts fehlte – im Gegenteil: Es war "einiges" zu viel. Unter der Woche war ich beruflich in Karlsruhe, wo ich eine weitere kleine Wohnung hatte. Im Jahr 2016 fuhr ich mit meinem Faltrad durch Deutschland. Ich hatte mein Fahrrad, vier Packtaschen, mein Zelt und mich dabei und fühlte mich in dieser Zeit so frei und so gut wie nie.
Zurück in der Wohnung, wollte ich am liebsten sofort wieder umdrehen, denn mich erschlug, was ich dort vorfand. Von da an ging es Schlag auf Schlag: Ich habe angefangen, mein Hab und Gut Schritt für Schritt zu reduzieren. Ich zog in eine Zweizimmerwohnung ohne Keller in Karlsruhe. Meinen besten Kumpel habe ich gebeten, meinen Keller zu entsorgen. Hätte ich das selbst gemacht, wäre mindestens die Hälfte an Zeugs wieder zurückgekommen.
Meine Freundin konnte sich damals noch nicht so recht vorstellen, dass wir zusammenziehen. Im Februar 2018 bin ich dann bei einer Recherche in einem Kleinanzeigen-Portal auf Tiny Houses gestoßen. Der Preis hat gepasst, die Idee war geboren. Ich war reduziert genug, beziehungsweise wusste ich, dass ich mich ohne Schmerz von Dingen trennen konnte und meine Freundin war ebenso begeistert und unterstützte mich in dem Vorhaben.
Gute drei Monate später stand das Haus da. Seitdem bin ich auch bei meiner Freundin gemeldet, denn wir haben beide unseren Rückzugsort und Wirkungsstätte. Bei ihr lebe ich quasi aus dem "Koffer". Wobei es kein Koffer ist, sondern ein kleiner Schrank, in dem Klamotten sind. Soviel, oder besser gesagt so wenig, dass ich sie ohne Probleme noch im Tiny House unter bekommen würde.
Wir verbringen gemeinsame Zeit, besuchen uns gegenseitig. Das entspannt unsere Beziehung, das entspannt mich. Und es brauchte wohl erst ein Haus auf Rädern, damit ich das Gefühl verspüren konnte, angekommen zu sein.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Im Jahr 2018 gestaltete sich die Stellplatzsuche noch extrem schwierig. Ich bin froh, auf Menschen gestoßen zu sein, die das Projekt unterstützten. Torsten vom Campingplatz in Schönau in der Pfalz hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam, hat es aber mitgemacht. Wohl auch, weil ich ihn noch vor der Bestellung des Tiny Houses offen darüber informiert habe, was ich damit bezwecke. Das half. Und so ging er das Experiment mit mir ein. Anfang 2019 zog ich um und er verabschiedete mich mit den Worten: Schade, jetzt verlässt uns die Attraktion des Platzes.
Ich denke, das Thema der Tiny Houses ist noch so neu, dass es bei vielen Ängste weckt. Keiner weiß, was diese Menschen in Häusern vorhaben. Keiner weiß, wie die ticken und wie die aussehen. Es gibt ja keinen prototypischen Tiny House-Bewohner.
Die Zulassung des Hauses auf der Zulassungsstelle funktionierte reibungslos. Auch wenn es das erste Tiny House war, was dort zugelassen wurde. Beim Umzug habe ich mich selbst um den Transport gekümmert und bin an den hiesigen Autovermietern gescheitert: Kaum einer hat Fahrzeuge mit 3,5 Tonnen Anhängelast. Aber ein befreundeter Betreiber eines Cafés hatte einen Geländewagen, der das Haus ziehen konnte. Das erste Mal im Auto zu sitzen, an dem das eigene Haus hängt, war schon sehr komisch und befremdlich.
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Für mich gibt es wenige Herausforderungen. Aber das ist wohl eine Typ-Sache. Ich habe lange in einer Einzimmerwohnung gelebt, bevor ich mit meiner ersten festen Partnerin in eine gemeinsame Wohnung gezogen bin. Urlaube verbringe ich gerne im Zelt. Zuletzt waren es Urlaube in meinem Hochdachkombi mit Dachzelt. Ich kenne das Leben auf kleinem Raum. Ungewohnt sind all die Menschen, die vor dem Haus stehen bleiben.
Wenn es so etwas wie eine Herausforderung gibt, dann ist es die Möbelauswahl – sofern man sie nicht selbst baut. Jedes Möbelstück will sorgfältig ausgewählt sein. Bestenfalls erfüllt es mehrere Funktionen. So wie mein Wandtisch. Ausgeklappt ist er ein Ess-/Arbeitstisch. Heruntergeklappt ist er eine kleine Ablage. Weiterhin habe ich mir einen Sofatisch anfertigen lassen, der gleichzeitig auch Hocker und Ablage ist. Die Sitzfläche des Hockers ist abgenommen ein Tablett.
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Zum einen die Reduktion auf das Wesentliche und dabei nicht auf Luxus verzichten zu müssen (wobei jeder seine eigene Definition für Luxus hat, genauso wie für Minimalismus). Der zweite Aspekt ist die Beweglichkeit. Das Haus kann bei Bedarf seinen Stellplatz ändern. Auch wenn ich aktuell nicht vorhabe umzuziehen, ist es für mich total befreiend zu wissen, dass all meine Sachen in einen kleinen Transporter passen. Haus anhängen, umziehen, einräumen und alles ist wie vorher. Das ist für mich Freiheit pur. Auch wenn sie nur eine Freiheit im Kopf ist.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House kaufen würdest?
Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, da ich gerne mit dem lebe und arbeite, was ich habe und weil ich tatsächlich zufrieden bin.
Stefan Fritz' Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:
Einfach ausprobieren und herausfinden, ob es was für einen ist. Das Leben spielt sich nämlich nicht nur im Tiny House ab, sondern auch drum herum.
Ihr wollt noch von anderen Tiny-House-Bewohnern lesen? Auf dieser Seite findet ihr alle Teile unserer Serie: