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Luftreiniger gegen Viren: Helfen sie wirklich gegen Corona?

Portrait von Jan Krutzsch
Jan Krutzsch

Bisher waren Luftreiniger eher ein Thema für Allergiker oder geruchsempfindliche Menschen. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Denn: Luftreiniger gegen Viren sind im Kommen, um diese aus der Raumluft filtern zu können. Helfen Luftreiniger also wirklich gegen Corona?

Dieser Artikel stellt euch die wichtigsten Arten von Luftreinigern vor und zeigt euch, worauf ihr beim Kauf achten solltet.

Luftreiniger gegen Viren: Was macht ein Luftreiniger?

Ihr fragt euch, warum ihr einen Luftreiniger braucht? Ein Luftreiniger soll in erster Linie dabei helfen, Schadstoffbelastungen in der Raumluft zu verringern. Zu den Schadstoffen zählen unter anderem:

Mittelgroße Luftreiniger eignen sich auch gegen Viren
Die Luftreiniger der Mittelklasse bieten meist schon vielfältigen Schutz und Komfortfunktionen.

Die verschiedenen Arten von Luftreinigern

Es gibt für unterschiedliche Nutzungsarten auch verschiedene Luftreiniger. Grundsätzlich unterscheidet man drei Systeme: Luftreiniger mit Filtern, sogenannte Luftwäscher und zudem noch Ionisatoren.

Hier sind die wichtigsten Luftreinigerarten mit den jeweiligen Einsatzgebieten und Vorteilen:

Luftwäscher: Reinigung mit Wasser

Luftwäscher sind Reiniger, die mit Wasser arbeiten. Im Inneren des Geräts wird durchgehend ein dünner Wasserfilm auf eine sich langsam bewegende Walze gezogen. Diese Wasserschicht bindet Schadstoffe in der darüber fließenden Luft, allerdings deutlich weniger und langsamer als das ein Luftreiniger mit Filter schafft.

  • Der Vorteil: Sie befeuchten gleichzeitig die trockene Raumluft, was gerade im Winter sehr angenehm ist.
  • Der Nachteil: Ohne weiteres Filtersystem helfen diese Luftreiniger nicht gegen Viren.

Ionisatoren: Geladene Teilchen als Staubmagneten

Man könnte zu Ionisatoren auch "Staubmagneten" sagen: Die Geräte machen sich ein physikalisches Prinzip zunutze. Sie geben geladene Teilchen ab (sogenannte Ionen), welche die ebenfalls elektrisch geladenen Schwebepartikel in der Luft anziehen. Diese ionisierte Luft wird dann über einen metallischen Filter geleitet, welcher die Teilchen anzieht.

  • Der Vorteil: Ionisatoren entfernen neben Staub, Pollen und anderen Partikeln auch schlechte Gerüche aus der Raumluft. Der Metallfilter kann einfach gereinigt werden und hat so eine sehr lange Lebensdauer.
  • Der Nachteil: Beim Ionisieren entsteht Ozon. Dieses kann in höheren Konzentrationen für die Lunge schädlich sein. So warnen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung (DLS) dringend davor, Ionisatoren in Räumen zu verwenden, in denen geraucht wird. Das Ozon verbindet sich mit Bestandteilen des Zigarettenrauchs zu feinstaubhaltigen Aerosolen, die tief in die Lunge eindringen können und Lungenkrebs verursachen können. Zudem helfen Ionisatoren ohne weitere Filter als Luftreiniger nicht gegen Viren.

Aber: Es gibt auch Geräte ohne Ozon. Die Freisetzung von Ozon wird bei diesen Luftreinigern durch eine besonders ausgefeilte Konstruktion und nachgeschaltete Filter verhindert.

Luftreiniger gegen Viren mit Filtersystem

HEPA-Filter

Ein HEPA-Filter (High-Efficiency Particulate Air/Arrestance, deutsch: Hocheffizienz-Luftpartikel-Abscheider) ist ein Schwebstofffilter. Unter Schwebstoffen versteht man neben Staub, Pollen und Rauch auch Aerosole und Keime wie Viren und Bakterien. HEPA-Filter sind sehr effizient und reinigen die Raumluft häufig mit einer Effektivität von über 99,5 Prozent.

Aktivkohlefilter

Der Aktivkohlefilter beseitigt unangenehme Gerüche und kann Feinstaub aus der Raumluft filtern. Meist wird er in Kombination mit einem HEPA-Filter eingesetzt.

Hilft ein Luftreiniger mit Filtersystem gegen Viren?

Wenn der Luftreiniger mit einem HEPA-Filter ausgestattet ist, hilft er auch gegen Viren in der Raumluft. Allerdings verbleiben die Viren und Bakterien am Filter. Deshalb müssen diese Filter recht häufig getauscht oder gereinigt werden, um effektiv zu schützen.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, mit denen sich Viren und andere Keime sowie Bakterien abtöten lassen.

UVC-Desinfektion

In OP-Sälen und Reinlaboren schon lange im Einsatz, gibt es die UVC-Desinfektion nun auch für Privatanwender. Dieses Verfahren nutzt die Anfälligkeit von biologischen Zellen gegenüber UV-Strahlung. Im Prinzip ist das durch das Ozonloch in der Erdatmosphäre bekannt. Denn würde das UV-Licht der Sonne ungefiltert zu uns auf die Erde gelangen, würde es alles Leben zerstören.

Diese Strahlung macht man sich zunutze, indem man in Luftreinigern UVC-Strahlung einsetzt und mit ihr die durchströmende Luft beschießt. Dabei werden alle Zellen (also auch die der Viren und Bakterien) zerstört.

Die UVC-Desinfektion ist die effektivste Form, Viren und Bakterien abzutöten. Allerdings birgt die Verwendung auch Gefahren, da das UVC-Licht auch für den Menschen schädlich ist. Allerdings nur, wenn es austritt und auf menschliches Gewebe trifft, etwa indem man hineinschaut. In geschlossenen Systemen ist es völlig ungefährlich.

Erhitzen des Filters

Bei manchen Geräten wird in bestimmten Abständen der Filter auf etwa 100 Grad Celsius erhitzt. Das soll die meisten Keime abtöten. Allerdings gibt es Viren und Bakterien, die sich auch von solchen Temperaturen nicht beeindrucken lassen. Es gibt Viren, die sogar im Weltraum überleben können und Bakterien, die in der Tiefsee an Vulkanschloten unter riesigem Druck und enormer Hitze gedeihen.

  • Der Vorteil: Die Filtersysteme sind sehr effektiv – gerade in Kombination mehrerer Filter werden so neben Pollen und Feinstaub auch Aerosole und Viren sehr effektiv aus der Raumluft entfernt.
  • Der Nachteil: Es können relativ hohe Folgekosten durch einen häufigen Filterwechsel entstehen. Hier empfiehlt es sich, beim Kauf genau auf Wartungsintervalle zu achten.

Filterwechsel bei einem Luftreiniger
Die Kombination aus Vorfilter, Aktivkohlefilter und HEPA-Filter schafft es, über 99,5 Prozent aller Schadstoffe und Viren aus der Luft zu entfernen.

Was kosten Luftreiniger gegen Viren?

Bei den Kosten für einen Luftreiniger muss man verschiedene Faktoren berücksichtigen:

  • die Raumgröße, beziehungsweise die Luftmenge, die gereinigt werden soll.
  • der Grund der Reinigung (unter anderem Geruch, Allergie, Aerosole)
  • die Intensität beziehungsweise Dauer der Reinigung (Dauerbetrieb auch nachts, nur zeitlich begrenzt)

Zum Anschaffungspreis kommen dann noch die laufenden Kosten. Das sind:

Gerade der Filtertausch kann ins Geld gehen. So sind die Kosten für Ersatzfilter manchmal nur unwesentlich geringer als der Anschaffungspreis des Gerätes selbst. Hier punkten natürlich die Luftwäscher und Ionisatoren, da sie waschbare und wiederverwendbare Filtersysteme besitzen.

Einfache Geräte, welche hauptsächlich Staub, Pollen und Gerüche filtern, gibt es bereits ab etwa 50 Euro. Sie eignen sich für den gelegentlichen Gebrauch, etwa in kleineren Wohnungen mit Haustieren oder bei saisonalen Allergien wie Heuschnupfen.

Mittelklassegeräte für größere Räume und/oder häufigeren Gebrauch kosten ab etwa 100 Euro bis zu 1.000 Euro. Hier lohnt sich der genaue Blick auf die laufenden Kosten: Was kostet ein Filter und wie häufig muss er gewechselt werden? Wie viel unterschiedliche Programme können gesteuert werden? Wie laut sind die Geräte im Betrieb und vieles mehr. Die Mittelklasse eignet sich auch für die effektive Virenreduktion und zur Verringerung von unterschiedlichsten Schadstoffen und Feinstäuben.

Profigeräte mit UVC-Bestrahlung oder selbsterhitzenden Filtersystem können leicht mehrere tausend Euro kosten. Sie empfehlen sich beispielsweise bei medizinischen Notwendigkeiten wie einer Vorerkrankung oder starken gesundheitlichen Problemen wie extremen Allergien oder Autoimmunerkrankungen.

Corona: Welcher Luftreiniger gegen Viren ist hilfreich?

Die Stiftung Warentest hat Luftreiniger gegen Viren getestet. Vier der sieben Luftreiniger überzeugen gegen Corona – denn diese schaffen es, virentragende Aerosolpartikel auch mit gebrauchtem Filter zu sammeln. Drei der vier sind noch erhältlich, deswegen konzentrieren wir uns auf diese. Die herangezogenen Werte beziehen sich auf ein von den Testern verwendetes Rechenmodell für einen Raum mit 16 Quadratmetern Grundfläche und einem Raumvolumen von 40 Kubikmetern.

Mit neuen Filtern erledigten alle sieben Luftreiniger ihre Aufgabe. Sie schafften es, innerhalb von 20 Minuten 90 bis 96 Prozent der Partikel mit einem Durchmesser von 0,12 Mikrometer aus der Luft zu filtern.

Mit älteren Filtern verringerte sich aber die Leistung der Luftreiniger gegen Viren. Die Geräte Philips AC2939/10 (ab 300 Euro, Anzeige), Philips AC2887/10 (ab 200 Euro, Anzeige)
sowie Levoit Core 400S (sb215 Euro, Anzeige*) schafften damit aber immerhin noch rund 84 bis 91 Prozent. Das ist deswegen wichtig, da neue Filter (bis über 75 Euro) deutlich ins Geld gehen können.

Die Stiftung Warentest empfiehlt die Luftreiniger für kleinere Räume, betont aber, dass auf zusätzliche Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Lüften nicht verzichtet werden sollte.

Corona-Fazit: Helfen Luftreiniger gegen Viren?

Eine Studie der Universität der Bundeswehr München vom August 2020 bejaht diese Frage eindeutig. So konnten die Forscher nachweisen, dass die Virenlast unter der Verwendung von Luftreinigern signifikant niedriger war – und das bereits nach kurzer Zeit.

Sie betonen, dass die Luftreiniger die Aerosolkonzentration in Räumen kleiner und mittlerer Größe auf einem niedrigen Niveau halten und daher das indirekte Infektionsrisiko auch bei geschlossenen Fenstern durch diese Geräte stark reduziert wird. Allerdings helfen Luftreiniger nicht gegen direkte Ansteckung durch Anhusten oder längere Gespräche, betonen die Wissenschaftler.

Ein Luftreiniger, der die Vorteile eines Aktivkohlefilters mit einem HEPA-Filter kombiniert und dabei noch ein System aufweist, welches Viren und Keime effektiv neutralisiert, scheint die ideale Lösung zu sein. Solche Geräte haben dann allerdings auch ihren Preis. Luftreiniger können beim Schutz vor Viren unterstützen, aber das Schützen durch Masken und Abstandhalten nicht komplett ersetzen. Luftreiniger sind also eine gute Ergänzung zu anderen Schutzmaßnahmen. Und in Zeiten der Corona-Pandemie ein sinnvolles Hilfsmittel zum Schutz vor dem Virus.

Unser abschließender Tipp: Wenn ihr euch intensiver mit dem Thema "korrektes Lüften" beschäftigen möchtet, legen wir euch folgenden Artikel ans Herz:

Quellen: Studie der Bundeswehruni München

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