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Corona-Killer: Stiftung Warentest testet Luftreiniger gegen Viren


Die Luft, die wir täglich atmen, ist voll mit Schadstoffen – auch in der eigenen Wohnung. Luftreiniger versprechen, Pollen, Zigarettenrauch, Schadstoffe aber auch Viren aus der Luft zu filtern. Die Stiftung Warentest hat nun bei sieben Modellen getestet, wie gut sie das schaffen.

  1. Wie gut wirken die drei besten Luftreiniger gegen Coronaviren?
  2. Testsieger: Dieser Luftreiniger filtert Viren am besten aus der Luft
  3. Wie gut filtern Luftreiniger Pollen aus der Luft?
  4. Luftreiniger-Testsieger Philips AC2889/10 ist ein Zigarettenrauch-Killer
  5. Formaldehyd überfordert die Luftreiniger
  6. Ersatzfilter für Luftreiniger können teuer werden
  7. Raumgrößen sind nur ein Anhaltspunkt

16.000 Liter Luft atmet der Mensch jeden Tag ein. Darin sind viele Stoffe enthalten, die Allergien oder sogar Asthma auslösen können. Luftreiniger versprechen, diese Stoffe aus der Luft zu filtern. Egal ob Staub, Pollen, Zigarettenrauch oder Schadstoffe aus Möbeln oder Baumaterialien – besonders für Allergiker sollen sie ein Segen sein und erfassen laut Werbung 99,97 Prozent der ultrafeinen Partikel und Allergene. Auch Aerosole, die das Coronavirus verbreiten können, sollen die Geräte filtern. Die Stiftung Warentest hat im März 2020 geprüft, wie gut einzelne Produkte das Versprechen halten. In einem Nachtest wurden nun die drei besten Geräte im Test noch auf ihre Fähigkeit, Aerosole aus der Raumluft zu filtern, geprüft.

Für den ursprünglichen Test wurden nur drei Belastungen geprüft: Pollen, Zigarettenrauch und Formaldehyd. Das Formaldehyd soll dabei als Beispiel für chemische Schadstoffe stehen, die häufig bei Möbeln vorkommen. Im Test waren sieben Geräte.

Wie gut wirken die drei besten Luftreiniger gegen Coronaviren?

Viele Luftreiniger versprechen, Keime oder Viren ebenfalls gut aus der Raumluft filtern zu können. Die Raumluft spielt bei der Ansteckung mit dem Coronavirus eine besonders große Rolle: Die meisten Menschen infizieren sich in geschlossenen Räumen mit Sars CoV-2, wie die Forschung zeigt.

Für den Nachtest mussten die Luftreiniger schwebende Tröpfchen mit einem Durchmesser von 0,12 bis ein Millionstel Meter aus der Luft filtern. Von diesen Aerosolpartikeln stößt jeder Mensch beim Atmen rund 100 pro Sekunde aus, beim Sprechen sind es 200 und beim Niesen sogar 20.000. Dabei sind 500 der Viren nebeneinander in etwa so dick wie ein Haar. Den Aerosolen mussten sich nun die drei Testsieger vom März stellen:

  • der Testsieger Philips AC2889/10, Testurteil "gut", Preis: ab 317 Euro*
  • der Soehnle Airfresh Clean Connect 500, Testurteil "gut", Preis: ab 220 Euro*
  • der Rowenta Intense Pure Air Connect PU6080, Testurteil "befriedigend", Preis: ab 356 Euro*

Mit neuen Filtern ausgestattet gelang es allen drei Geräten sehr gut, Aerosole aus der Luft zu filtern. Nach 20 Minuten waren in dem Testraum bei den Luftreinigern von Philips und Rowenta je 95 Prozent der Partikel mit 0,12 Mikrometer Durchmesser weg. Der günstigere Sohenle konnte 90 Prozent der Aerosol-Partikel filtern.

Allerdings haben alle drei Geräte mit der Zeit an Leistung verloren. Nachdem die Geräte den Rauch von 100 Zigaretten aufnehmen mussten, nahmen sie weniger Aerosole aus der Raumluft auf. Der Philips konnte aber immer noch rund 90 Prozent der Partikel aufnehmen. Der Rowenta schaffte nur noch 80 Prozent und beim Soehnle waren es nur noch 46 Prozent. "Sein Filter lässt so deutlich nach, dass man ihn zur Virenreduzierung weit häufiger auswechseln muss als vom Anbieter vorgesehen", heißt es von Stiftung Warentest dazu. Die Filter kosten rund 40 Euro – ein teures Unterfangen.

Testsieger: Dieser Luftreiniger filtert Viren am besten aus der Luft

Die Stiftung Warentest empfiehlt das Gerät von Philips für einen kleinen Raum oder ein gemeinsam genutztes Badezimmer. In einem größeren Wohnzimmer könne das Gerät aber nicht so viele Partikel aus der Raumluft filtern. Der Luftreiniger könne das Risiko zwar reduzieren, dass man sich mit Corona infiziert. Aber weitere Hygiene-Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, ausreichender Abstand und regelmäßiges rund fünfminütiges Stoßlüften seien weiterhin nötig.

Außerdem solltet ihr die Luftreiniger nicht auf Automatikstufe laufen lassen, wenn ihr mit ihnen Viren aus der Raumluft filtern wollt.

Luftreiniger Philips AC2889-10
Der Luftreiniger Philips AC2889/10 ist Testsieger bei Stiftung Warentest.

Wie gut filtern Luftreiniger Pollen aus der Luft?

Pro Kubikmeter befinden sich im Frühling bis zu 250 Blütenpartikel in der Luft. Für Menschen mit Heuschnupfen ist diese Zeit oft sehr belastend. Die meisten der getesteten Luftreiniger können hier jedoch Abhilfe schaffen.

Für den Test wurden die Geräte zwei Millionen Pollen pro Kubikmeter Luft ausgesetzt. Sechs der sieben getesteten Produkte schnitten beim Pollentest gut ab. In zehn Minuten konnten sie 90 Prozent der Pollen oder mehr im 16-Quadratmeter-Testraum filtern. Da in einer Wohnung durch Türen oder Fenster aber stets neue Pollen nachkommen können, rät die Stiftung, den Luftreiniger länger als zehn Minuten laufen zu lassen. Für den größtmöglichen Schutz empfehlen wir euch, zusätzlich auch ein Pollenschutzgitter am Fenster anzubringen.

Luftreiniger-Testsieger Philips AC2889/10 ist ein Zigarettenrauch-Killer

Um zu testen, wie gut die Luftreiniger Gerüche, Feinstaub und chemische Verbindungen aus der Luft entfernen können, nutzten die Tester Zigarettenrauch. Das Ergebnis: Mit neuen Filtern ausgestattet, war der Rauch aus einem 40-Quadratmeter-Raum in nur 20 Minuten bei rund der Hälfte der getesteten Geräte zu einem Großteil weg.

Besonders der Testsieger, der Philips AC2889/10 (Gesamtnote 2,4), konnte hier auftrumpfen. Er blieb auch nach 100 Zigaretten noch stark.

Formaldehyd überfordert die Luftreiniger

Das Lösungsmittel Formaldehyd findet sich in vielen Produkten des täglichen Lebens wieder: zum Beispiel in Textilien, Kosmetika, Klebstoffen und Möbeln. Dabei steht der Stoff in Verdacht, krebserregend zu sein. Der Effekt ist aber abhängig von der Konzentration. Zusätzlich kann Formaldehyd die Schleimhäute reizen.

Um den Schadstoff aus der Luft zu filtern, sind Luftreiniger mit Aktivkohlefiltern ausgestattet. Manche der getesteten Produkte werben damit, wahre Formaldehyd-Zerstörer zu sein. Gut abgeschnitten hat hier dennoch keines der Geräte – zwei kassierten in dieser Kategorie sogar ein mangelhaft.

Ersatzfilter für Luftreiniger können teuer werden

Luftreiniger arbeiten mit Strom. Doch neben dem Anschaffungspreis und den Kosten für die Energie belastet noch ein weiterer Faktor den Geldbeutel: Ersatzfilter. Diese Kosten unterscheiden sich laut Stiftung Warentest drastisch. Die Filter kosten zwischen 39 Euro und 149 Euro.

Auch die Zeit, nach der sie gewechselt werden müssen, ist bei den getesteten Luftreinigern sehr unterschiedlich. Bei manchen Modellen müssen sie alle sechs Monate, bei manchen erst nach drei Jahren gewechselt werden. Ihr solltet deshalb schon bei dem Kauf des Luftreinigers darauf achten, wie teuer die Ersatzfilter sind und wie oft sie getauscht werden müssen.

Raumgrößen sind nur ein Anhaltspunkt

Der Luftreiniger-Test der Stiftung Warentest hat außerdem ergeben, dass die auf der Verpackung angegebenen Raumgrößen eher als Anhaltspunkt zu verstehen sind. Ein Anbieter gibt hier sogar eine Spanne zwischen 34 und 106 Quadratmetern an. Die getesteten Geräte kamen jedoch bei einheitlicher und vereinfachter Rechnung mit den Messwerten alle nicht über eine Raumgröße von 23 Quadratmetern hinaus. Schenkt der Aufschrift auf der Packung also lieber nicht zu viel Glauben.

Auch was die Viren angeht sind die Luftreiniger in kleineren Räumen deutlich effizienter.

Der Luftreiniger-Test ist in der letztjährigen März-Ausgabe der Zeitschrift "test" veröffentlicht und online abrufbar (kostenpflichtig).

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