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"Indoor Farming": Wenn die Küche zum Kleingarten wird

Portrait von Michael Penquitt
Michael Penquitt


Frisches Obst und Gemüse lässt sich auch zu Hause anbauen – ganz ohne Garten oder Balkon. "Indoor Farming" heißt dieser Trend. Wir erklären, was dahintersteckt und nennen neun Pflanzen, die prima im Topf auf der Fensterbank wachsen.

  1. Was ist "Indoor Farming" und wie funktioniert das?
  2. Obst & Gemüse drinnen anbauen: 9 Pflanzen, die sich eignen
  3. Dünger und Mini-Gewächshäuser für Fortgeschrittene

Immer mehr Großstädter gehen unter die Farmer – auch ohne einen eigenen Garten. Wie das gehen soll? Das Gemüse und Obst wird ganz behutsam drinnen in Töpfen gezogen. Das ist zwar nicht ganz einfach und ihr werdet damit nicht gleich zu vollwertigen Selbstversorgern.

Dafür schmecken die frischen, gesunden Lebensmittel dank des Ernteerfolgs umso besser. Und ihr könnt schon recht früh im Jahr mit der Aufzucht der Pflanzen beginnen, schließlich sind diese gut vor kalten Temperaturen geschützt.

Was ist "Indoor Farming" und wie funktioniert das?

Theoretisch könnt ihr drinnen Pflanzen aller Art ziehen. Klimatische Bedingungen lassen sich nachahmen, ihr braucht nur ausreichend Platz und die richtige Ausstattung. Nichts anderes machen Gewächshäuser.

"Vertical Farming", also das industrielle Anbauen von Nutzpflanzen in Hochhäusern, gilt immerhin als eine vielversprechende Lösung für die Hungersnöte dieser Welt. Das ist natürlich nicht euer Auftrag, ihr wollt euch einfach selbst mit Vitaminen und andern Nährstoffen versorgen. Es zeigt aber: Agrarpflanzen fühlen sich unter den richtigen Bedingungen auch in geschlossenen Räumen wohl.

Wenn wir von privatem Indoor Farming sprechen, geht es um Pflanzen, die ihr mit gewissenhafter Pflege und Geduld unter den gegebenen Bedingungen anbauen könnt. Klar, UV-Lampen und elaborierte Bewässerungssysteme sind hilfreich. Das muss aber nicht sein, wenn ihr euch nur geschickt genug anstellt.

1. Küchenkräuter

Da wären zunächst die üblichen Küchenkräuter: Frisch gezupfte Petersilie, Dill, Minze, Basilikum, Thymian, Rosmarin, Majoran und Salbei verfeinern eure Speisen. Ihr könnt sie selber aussäen oder bereits im Topf kaufen. Dann solltet ihr sie zu Hause aber erstmal in neues, frisches Substrat pflanzen.

Was Sonne und Wasser angeht, haben Kräuter teils unterschiedliche Anforderungen. Petersilie beispielsweise mag es etwas feuchter und schattiger, mediterrane Kräuter mögen in der Regel trockene Erde und viel Sonne. Trotzdem ist die Pflege von Kräutern allermeistens ganz unkompliziert.

2. Kresse

Auch Garten- oder Brunnenkresse ist ein Klassiker auf der Küchenfensterbank. Der Anbau ist denkbar einfach, ihr braucht dafür nicht einmal unbedingt Erde. Ihr könnt die gekauften Samen auch auf Watte, Küchen- oder Vliespapier verteilen. Hauptsache der Untergrund, auf dem die Kresse wächst, bleibt stets leicht feucht.

Schälchen mit Kresse stehen auf der Fensterbank
Kresse wächst auf der Fensterbank wie von selbst. Hauptsache ihr gießt sie ausreichend.

3. Blattsalat

Unterschiedliche Blattsalate lassen sich auch hervorragend zu Hause anpflanzen. Ob Feldsalat, Kopfsalat oder Romanasalat, sie alle könnt ihr im Frühjahr mit ausreichend Abstand zueinander aussäen. Häufig werden sie nach dem Vorziehen nach draußen gepflanzt.

Unter entsprechenden Bedingungen spricht aber nichts dagegen, ihn drinnen weiterwachsen zu lassen. Der Standort sollte halbschattig bis sonnig sein, der Boden locker und feucht, aber nicht nass. Tipp: Auch der Strunk von Kopfsalaten treibt wieder aus, wenn ihr ihn einpflanzt und feucht haltet.

4. Tomaten

Tomaten mögen es sehr sonnig. Eure Fenster sollten also zum Süden ausgerichtet sein, wenn ihr euch für den Anbau von Tomaten entscheidet. Für kleine Räume empfehlen wir euch kompakt wachsende Busch- und Hängetomaten. Anders als ihre großen Artgenossen, brauchen sie keine Stütze, an der sie hochranken. Sie sind auch äußerst pflegeleicht, ihr braucht sie nur zu gießen – und das ausgiebig, schließlich lieben Tomaten Wasser.

5. Bohnen und Erbsen

Auch Bohnen und Erbsen schätzen einen Standort in der Sonne sehr und ranken sich ihr entgegen. Für den Balkon und die Wohnung könnt ihr aber auch hier auf Buschbohnen ausweichen, die nicht höher als 50 cm wachsen. Da die Wurzeln umso mehr Platz brauchen, solltet ihr aber einen großen Kübel wählen, wenn ihr die jungen Bohnenpflanzen nach dem Aussäen und Vorziehen umtopft.

6. Radieschen und Kohlrabi

Radieschen und Kohlrabi sind die perfekten Lückenfüller: Sie begnügen sich im Beet mit wenig Platz und lassen sich in Zwischenperioden schnell ziehen. Bereits nach ein bis zwei Monaten sind sie reif und brauchen dafür nicht viele Nährstoffe. Ihr könnt die Gemüsesamen von März bis in den Herbst jederzeit aussäen und die grünen Blätter beim Sprießen beobachten.

7. Zwiebeln und Lauchgewächse

Auch für Zwiebeln und unterschiedlichste Lauchgewächse wie Knoblauch, Schnittlauch, Porree und Bärlauch gilt: Sie sind pflegeleicht und ihr müsst nicht in besonderem Maße eingreifen. Ihr könnt Zwiebeln selbst aussäen, erfolgsversprechender ist es aber, Zwiebeln zu stecken. Steckzwiebeln könnt ihr ab März zu niedrigen Preisen im Gartencenter kaufen und sie in humusreiche, sandig-lehmige Erde pflanzen.

8. Erdbeeren

Es gibt nicht viele Obstpflanzen, die sich für den Anbau zu Hause eignen. Erdbeeren lassen sich aber hervorragend daheim pflanzen und ernten. Dabei solltet ihr auf immertragende, sogenannte remontierende Sorten setzen. Diese tragen durchgehend bis in den Herbst Früchte und wachsen recht kompakt. Die Früchte liegen nicht auf der Erde auf, sondern hängen in der Luft, was die Aufzucht zu Hause leichter macht.

Erdbeerpflanze im Topf auf einer Fensterbank
Remontierende Erdbeersorten tragen mehrmals im Jahr Früchte und eignen sich dank ihres kompakten Wuchses auch für zu Hause.

9. Ingwer

Der gesunde Ingwer lässt sich unendlich häufig vermehren. Dafür lasst ihr die angeschnittene Knolle über Nacht in lauwarmem Wasser liegen und legt sie anschließend flach 1 bis 2 cm in nährstoffreiche Erde. Achtet darauf, dass die Erde leicht feucht bleibt und der Standort windstill ist.

Unter warmen, tropischen Bedingungen sollte sich schon bald ein grüner Trieb aus der Erde kämpfen. Wenn es so weit ist, stellt ihr den Topf in die Sonne und übt euch sechs bis neun Monate in Geduld. Dann könnt ihr die Knolle ernten und ein übrig gebliebenes Stück wieder einpflanzen.

Dünger und Mini-Gewächshäuser für Fortgeschrittene

Wer das Wachstum seiner Pflanzen ankurbeln möchte, denkt daran, sie regelmäßig zu düngen. Ihr könnt nun fertigen Dünger kaufen. Achtet aber darauf, ob er sich für Nutzpflanzen eignet.

Viel angenehmer sind Düngemittel, die ihr ohne Probleme zu Hause herstellen könnt. Viele Hobby-Gärtner verwenden beispielsweise Kaffeesatz zum Düngen ihrer Pflanzen. Wer Kaffee trinkt, bei dem fällt davon ohnehin einiges an. Bevor der Kaffeesatz in den Müll wandert, könnt ihr ihn auch in die oberste Bodenschicht eurer Kübelpflanzen mischen.

Noch besser: Ihr stellt feinsten Kompost selber her! Ja, das geht auch zu Hause, wenn ihr keinen Garten habt. Ihr braucht dafür entweder eine sogenannte Wurmkiste oder einen Bokashi-Eimer – zwei Arten von Mini-Kompostierern, die sich unterschiedliche Helfer zu Nutze machen.

Und wer seine Anstrengungen sogar leicht professionalisiert, setzt beim Anbau von Gemüse auf kompakte Indoor-Gewächshäuser. Wir stellen euch 5 tolle Modelle unterschiedlicher Preisklassen vor:

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