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Steigende Immobilienpreise & Immobilienknappheit: Sind Makler davon betroffen?


Die Corona-Krise hat in Deutschland den Wunsch nach Wohneigentum verstärkt. Die Nachfrage nach Immobilien hält sowohl in der Stadt als auf dem Land an, die Immobilienpreise klettern weiter nach oben. Wohnglück spricht mit einem Immobilienmakler über steigende Immobilienpreise, Immobilienknappheit und die Immobilienblase, die zu platzen droht.

  1. Warum sind die Immobilienpreise derzeit so hoch?
  2. Immobilienknappheit: Gibt es bald keine Immobilien mehr?
  3. Wird die Immobilienblase bald platzen?
  4. Immobilie verkaufen: Tipps vom Makler für Immobilienverkäufer
  5. Immobilie kaufen: Tipps vom Makler für Kapitalanleger

Die Immobilienpreise in Deutschland steigen seit Jahren. Das bekommen nicht nur Käufer und Verkäufer von Immobilien derzeit deutlich zu spüren, sondern auch ihre Makler. Wohnglück hat sich mit einem von ihnen unterhalten und nachgehakt: Warum sind die Immobilienpreise momentan so hoch? Wird das Angebot an Immobilien wirklich knapp? Und droht die (angebliche) Immobilienblase bald zu platzen? Ein Makler steht Rede und Antwort.

Zur Person: Elio Ballerini ist Gründer und Inhaber des Maklerbüros BEG Immobilien mit Standorten in Schwäbisch Hall, Gaildorf, Westheim und Korb bei Waiblingen in Baden-Württemberg. Mit seinem Team sucht und vermittelt er Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Off Market Immobilien in der Region, aber auch deutschlandweit in Großstädten wie Stuttgart, Düsseldorf, Berlin, München oder Frankfurt. Foto: privat

Immobilienmakler Elio Ballerini von BEG Immobilien

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Warum sind die Immobilienpreise derzeit so hoch?

Wohnglück: Herr Ballerini, für das zweite Quartal 2021 verzeichnete das Statistische Bundesamt den größten Preisanstieg bei Häusern und Wohnungen seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Im Vergleich zum Vorjahresquartal haben sich Wohnimmobilien im Schnitt um satte 10,9 Prozent verteuert. Warum sind die Immobilienpreise derzeit so hoch?

Elio Ballerini: Um die Frage zu beantworten, müssen wir uns verschiedene Faktoren anschauen. Zum einen befinden wir uns momentan in einer extremen Niedrigzinsphase. Das heißt, Käufer, die jetzt gerne in eine Immobilie investieren möchten und dafür einen Kredit bei der Bank aufnehmen müssen, können sich derzeit günstige Zinssätze im Bereich von circa einem Prozent sichern. Durch niedrige Zinstilgungsraten können sich also auch mehr Menschen leisten, einen Kredit überhaupt aufzunehmen. Vergleicht man dann einmal das Verhältnis zwischen zur Miete leben und dem Kauf einer Immobilie, ist der Kauf natürlich deutlich interessanter.

Nicht zuletzt hat auch die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt. Der Aktienmarkt ist komplett eingestürzt und unter Kapitalanlegern kam große Panik auf. Wie kann man das Geld heutzutage noch sicher anlegen? Viele wollen ihr angespartes Geld nicht einfach auf dem Konto liegen lassen, wo es langfristig an Wert verliert und investieren dann – aus Angst vor Inflation oder davor, sogar Strafzinsen zahlen zu müssen – lieber in "Betongold". Das wiederum erhöht die Nachfrage und das treibt natürlich die Immobilienpreise in die Höhe.

Immobilienknappheit: Gibt es bald keine Immobilien mehr?

Wohnglück: Große Nachfrage, kleines Angebot. Seit vielen Jahren ist immer wieder die Rede von einer Immobilienknappheit, durch die Corona-Krise scheint sich die Lage auf dem Immobilienmarkt weiter zugespitzt zu haben. Auch Makler sollen davon betroffen sein, finden keine Vermittlungsobjekte mehr, der Markt scheint leergefegt. Können Sie das bestätigen?

Elio Ballerini: Ganz so pauschal lässt sich das nicht beantworten. Viele Makler sind wirklich davon betroffen und versuchen momentan, mit allen Mitteln und Tricks an Immobilien zu kommen. Verallgemeinern lässt sich das aber nicht. Das hängt natürlich auch immer damit zusammen, wie man sich als Maklerbüro selbst aufgestellt und ausgerichtet hat. Solche, die gute Qualität, Expertise und Seriosität bieten, stehen selten mit leeren Händen da.

Es reicht auf jeden Fall nicht mehr aus, sich nur noch auf regionale Immobilien zu fokussieren und diese zu vermitteln. Man muss als Makler auch überregional die Fühler ausstrecken und viel auf gute Empfehlungen hinarbeiten.

Was wir aber schon merken: Einerseits hat die Nachfrage nach Wohnungen leicht nachgelassen, die Preise stagnieren etwas. Allerdings ist, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, die Nachfrage nach Einfamilienhäusern insbesondere mit Garten – egal ob Doppelhaushälfte oder Reihenmittelhaus – deutlich gestiegen. Die Immobilienpreise sind in diesem Segment in den letzten Monaten regelrecht explodiert.

Wohnglück: Die Immobilienknappheit und steigende Immobilienpreise sind also mittlerweile auch in ländlicheren Regionen spürbar?

Elio Ballerini: Definitiv, die Nachfrage nach einer Immobilie im ländlichen Raum steigt momentan massiv an. Das erkennt man vor allem an der Immobilienpreisentwicklung, Tendenz steigend. Viele Städter zieht es momentan raus aus den Ballungszentren in Richtung Speckgürtel oder sogar noch weiter aufs Land.

Ein gutes Beispiel: Wir haben mittlerweile viele Kunden aus dem Stuttgarter Raum, die gezielt nach Immobilien in naheliegenden Kleinstädten wie Gaildorf oder Schwäbisch Hall suchen. Durchaus nachvollziehbar, denn im Verhältnis zu Stuttgart bekommt man hier im Preis-Leistungs-Verhältnis deutlich mehr für weniger Geld.

Viele Interessenten aus der Großstadt, bei denen der Geldbeutel dann doch meist noch etwas lockerer sitzt, sind dann auch durchaus bereit, noch eine Schippe mehr draufzulegen, um die Immobilie zu bekommen. Das macht es gerade für Menschen aus der Region schwieriger, weil die Kaufkraft und die Konkurrenz einfach stärker geworden sind.

Wohnglück: Einige Makler versuchen derzeit händeringend an Immobilien zu kommen. Sie zahlen deshalb sogar Prämien aus, um an Objekte zu gelangen, die sie dann vermitteln können. Ist das eine gängige Methode in der Branche?

Elio Ballerini: Viele Immobilienfirmen machen das tatsächlich und zahlen sogenannte Tippgeber-Provisionen bei erfolgreicher Vermittlung oder werben mit einer 0 Prozent Verkäuferprovision. Das ist zum Beispiel im Bereich Mehrfamilienhaus möglich.

Ich rate Verkäufern und Käufern das Augenmerk auf Qualität und Professionalität zu setzen. Die Art und Weise der Vermarktung bestimmt über die Attraktivität der angebotenen Immobilie. Viele Interessenten sorgen für viele Angebote und dementsprechend zufriedenstellende Verkaufspreise. Ein günstigerer Makler kann so gesehen oftmals teurer sein.

Die Nachfrage nach einer Immobilie im ländlichen Raum steigt momentan massiv an, die Immobilienpreise für Einfamilienhäuser explodieren regelrecht.

Elio Ballerini, Gründer und Inhaber des Maklerbüros BEG Immobilien

Wird die Immobilienblase bald platzen?

Wohnglück: Die Immobilienblase werde bald platzen – ein Satz, der in der Vergangenheit häufiger gefallen ist. Der laute Knall ist aber bislang ausgeblieben, hingegen gibt es Gegenstimmen, die für die Zukunft eine andere Entwicklung vorhersehen. Beispielsweise sollen sich die Preise für Eigentumswohnungen im hochpreisigen Segment auf einem hohen Niveau weiter seitlich statt nach oben entwickeln. Wird die Immobilienblase doch noch irgendwann platzen, oder gibt es sie überhaupt?

Elio Ballerini: Diese angebliche Immobilienblase gibt es in Deutschland tatsächlich schon seit vielen Jahren und es wird schon immer prognostiziert, dass sie bald platzen wird. Bis heute ist das aber noch nicht passiert und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass uns das noch erwartet. Das liegt auch daran, dass die Finanzierung heute einfach viel stabiler ist.

Anders war das zum Beispiel in den USA, wo 2008 die Immobilienblase geplatzt ist. Grund dafür war sicherlich auch, dass dort alles mit- beziehungsweise überfinanziert wurde. In Deutschland haben wir ganz andere Prüfungen im Bereich der Wohnimmobilienkreditrichtlinien. Damit wird sichergestellt, dass sich Immobilienkäufer oder Bauherren mit ihrem Kredit auch zukünftig nicht übernehmen.

Wie es aber wirklich mit der Immobilienpreisentwicklung weitergeht, das können nur Hellseher sagen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die Preise für Immobilien stagnieren werden und es auch mal kleine Ausschläge nach unten geben wird.

Immobilie verkaufen: Tipps vom Makler für Immobilienverkäufer

Wohnglück: Zu was raten Sie unseren Usern, die gerade eine Immobilie verkaufen wollen?

Elio Ballerini: Erstens, nehmt euch immer einen Experten an die Hand und lasst euch ausführlich von ihm beraten. Das fängt schon bei der Wertermittlung für die Immobilie an. Viele schauen im Internet nach irgendwelchen vergleichbaren Preisen, aber man sollte niemals Äpfel mit Birnen vergleichen.

Zweitens, holt euch ruhig bei zwei bis drei unterschiedlichen Maklern und Experten eine Meinung ein, um auch unterschiedliche Werte zu ermitteln. Nicht immer passt es gleich beim ersten Mal. Und ihr solltet euch schließlich in guten Händen fühlen, wenn es dann um die Vermarktung eurer Immobilie geht.

Immobilie kaufen: Tipps vom Makler für Kapitalanleger

Wohnglück: Haben Sie auch einen Tipp für unsere User, die gerade eine Immobilie suchen und kaufen wollen?

Elio Ballerini: Kauft nicht alles, was auf dem Markt angeboten wird und lasst euch bei der Suche unbedingt Zeit. Leider ist es oft so, dass viele Verkäufer alle möglichen Preise aufrufen, dabei Druck auf potenzielle Käufer ausüben und ihnen eine sofortige Entscheidung abverlangen. Bevor man sich auf die Suche nach einer Immobilie macht, also am besten erst einmal die Finanzierbarkeit bei der Bank abklären.

Dann muss auch das eigene Gefühl bei der Immobilie stimmen. Zu einem Besichtigungstermin, egal ob Wohnungsbesichtigung oder Hausbesichtigung, empfiehlt es sich immer auch einen Sachverständigen mitzubringen. Vor allem bei älteren Häusern ist das wichtig, denn solche sind oft sanierungsbedürftig. Berücksichtigt man solche Folgekosten wie Sanierungskosten nicht, kann einem das am Ende des Tages natürlich das Genick brechen.

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