In den vergangenen Monaten sind die Preise für Bauholz stark angestiegen, begleitet von sehr langen Lieferfristen. Welche Auswirkungen der Holzmangel für Bauherren von Fertighäusern und Massivhäusern hat, das erklären wir hier.
Seit Anfang 2021 sind drastisch steigende Holzpreise zu beobachten, begleitet von langen Lieferfristen. Teilweise müssen Betriebe bis zu drei Monate auf Holzlieferungen warten. Und immer mehr Handwerksbetriebe berichten, dass sie gar kein Holz mehr erhalten. Holz ist das neue Klopapier in der Corona-Pandemie.
Das hat nicht nur für die Handwerksbetriebe Folgen, auch wer gerade oder künftig ein Haus bauen will, ist von der Holzkrise betroffen. Wir erklären euch, warum Holz gerade so knapp und teuer ist und welche Folgen das für Bauherren hat.
Gestiegene Holzpreise: So teuer ist Bauholz geworden
Laut einer Umfrage des Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) unter den rund 7.000 Innungsbetrieben berichten über 60 Prozent der Betriebe über Preissteigerungen von mehr als 50 Prozent. Einige müssen sogar Steigerungen von über 100 Prozent hinnehmen.
Dies betreffe vor allem Latt- und Schalholz. Primär geht es um Fichtenholz, das überwiegend für den Aufbau von Dachstühlen verwendet wird.
Aber auch Holzfaserdämmstoffe und OSB-Platten seien mittlerweile deutlich teurer geworden. Bei Dachlatten beobachten Betriebe sogar eine Verdreifachung des Preises innerhalb weniger Monate. Zudem seien Lieferfristen von zwei bis drei Monaten üblich. Einige Betriebe geben an, gar kein Holz mehr zu erhalten.
Laut Bild.de sind die Preise für Holzprodukte folgendermaßen gestiegen:
Dachlatten: Von 54 Cent auf 1,25 Euro pro Latte, das entspricht einer Steigerung von 132 Prozent.
Konstruktionsvollholz: Von 370 Euro auf 750 Euro pro Festmeter. Das ist eine Steigerung von 103 Prozent.
Brettschichtholz: Von 525 Euro auf 864 Euro pro Festmeter, das entspricht einer Preissteigerung von 65 Prozent.
Gründe für die Holzkrise in Deutschland
Die steigenden Preise für Bauholz haben ihren Grund darin, dass es gerade in Deutschland einen Holzmangel gibt. Und der hat laut ZVDH folgende Ursachen:
Hohe Nachfrage aus Amerika
Es gibt eine hohe Nachfrage nach Holz, vor allem aus Nordamerika. Gleichzeitig ist das Holz dort knapp. Der strenge Winter dort hat dazu geführt, dass weniger Holz geschlagen wurde. Zudem hatten pandemiebedingt einige amerikanische Sägewerke geschlossen, was dazu führte, dass weniger Holz verarbeitet wurde.
Dazu fällt ein großer Holzlieferant der USA weitgehend aus, die Holzernte dort geht seit fünf Jahren aufgrund von Schädlingsbefall radikal zurück. Zudem gibt es in den USA Zölle auf Holz aus Kanada. Das führt dazu, dass sehr viel Holz aus Deutschland in die USA exportiert wird. Die Amerikaner haben allein in den ersten beiden Monaten 2021 rund 33 Prozent mehr Nadelschnittholz aus Deutschland importiert und 22 Prozent mehr Laubschnittholz.
Der Preis für nach Amerika exportiertes Fichten-Tannen-Schnittholz lag im Februar 2021 um 50 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Das macht den Export von Rundholz und Nadelschnittholz attraktiv.
In Deutschland wird wenig Holz geschlagen wegen des Preisverfalls
In Deutschland sind 2019 und 2020 die Preise, die Waldbauern für Fichtenholz bekommen, stark gesunken, da es sehr viel Schadholz gab. Der Markt sei mit Fichtenholz überschwemmt worden, die Absatzmöglichkeiten waren hierzulande jedoch eingeschränkt. Einige Firmen haben sich daher auf den Export von Nadelschnittholz und Rundholz spezialisiert, so der ZVDH. Die Folge: Das Holz steht hierzulande nicht mehr zur Verfügung.
Die Holzpreise für Waldbesitzer steigen nur langsam, während Exporteure und Sägewerke teilweise hohe Gewinne machen. Viele Waldbesitzer schlagen wegen der niedrigen Holzpreise für die Erzeuger weniger Holz ein als sonst.
Große Nachfrage in Deutschland
Insgesamt herrscht weltweit ein Bauboom und Renovierungsprojekte werden vorangetrieben. Auch in Deutschland ist die Holznachfrage durch niedrige Zinsen, attraktive Fördermittel, aber auch durch das Forcieren des Bauens mit Holz als nachhaltigem Baustoff groß. Zudem gibt es eine große Nachfrage bei privaten Bauherren nach energetischen Gebäude-Sanierungen. Dazu kommt der DIY-Boom während der Coronapandemie.
Sägewerke arbeiten am Limit
Coronabedingt haben 2020 einige Sägewerke in Deutschland aufgeben müssen. Die verbliebenen Sägewerte sind extrem gut ausgelastet, die Kapazität reicht aber nicht, um die sprunghaft gestiegene Nachfrage zu befriedigen.
Spekulanten treiben die Preise weiter in die Höhe
Zunehmend bevorraten sich unterschiedliche Akteure wie Spekulanten, Waldbesitzer und holzverarbeitende Betriebe mit Hölzern jeglicher Art und heizen die Nachfrage damit noch mehr an.
Folgen des Holzmangels für Bauherren
Laut einer ifo-Umfrage berichteten im April 23,9 Prozent der Baufirmen, sie hätten Probleme, rechtzeitig Baustoffe zu beschaffen. Im März waren es noch 5,6 Prozent gewesen. Auch ein Viertel der vom ZVDH befragten Betriebe berichtete von Baustopps aufgrund von Lieferengpässen. Die Folge: Bauherren müssen mit Verzögerungen beim Hausbau rechnen.
Häufig greifen bei Verzögerungen beim Hausbau Konventionalstrafen. Die könnten aber, sofern sie lieferbedingt sind, künftig fallen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht dort Handlungsbedarf. Zudem wird die verstärkte Nutzung von sogenannten Preisgleitklauseln diskutiert: "Diese führen dazu, dass Anbieter oder Lieferanten höhere Preise einfacher weitergeben oder durchreichen können“, erläutert Dirk Bollwerk, Präsident des Dachdeckerverbands.
Die Folge: Das Bauen könnte noch teurer werden. Bauherren müssen fürchten, bei laufenden Projekten wegen der enormen Kostensteigerungen in die Bredouille zu geraten. Bei einem Einfamilienhaus können sich die seit Anfang des Jahres aufgelaufenen Mehrkosten beim Material beim Dach und den übrigen Gewerken kräftig summieren. "Da kommen über alle Positionen 15 bis 20 Prozent zusammen. Holz schlägt dabei bisweilen mit dem doppelten bis dreifachen Preis ziemlich ins Kontor", rechnet Verbandspräsident Bollwerk in der Wirtschaftswoche vor.
Da sich nicht nur die Preise von Konstruktionshölzern, sondern auch von Dachlatten, stark steigen, sind von den steigenden Holzpreisen Fertighäuser und Massivhäuser gleichermaßen betroffen. Allerdings haben große Fertighaushersteller in der Regel meist stabilere Lieferketten und Verträge als kleinere Schreinereien, die immer projektbezogen Holz einkaufen.
Folgen bei bereits abgeschlossenem Bauvertrag
Wenn ihr bereits einen Kaufvertrag über ein Fertighaus zu günstigen Bedingungen abgeschlossen habt, müsst ihr euch vorerst keine Sorgen machen, dass der Preis eures Hauses nachträglich steigen wird. Es sei denn, in den Verträgen sind Rohstoffklauseln enthalten oder der Preis gilt nur für eine bestimmte Zeitspanne.
Wer ein Massivhaus baut, der muss damit rechnen, dass es zu Verzögerungen bei den Dachausbau-Arbeiten kommt. Hier ist das Risiko größer, dass die steigenden Materialkosten auf die Bauherren umgelegt werden.
Im Zuge der generellen Knappheit von Holz planen außerdem viele Firmen damit, ihre Häuser etwas holzärmer zu gestalten - sprich: Maße zu verändern und auf andere Materialien zurückzugreifen.
Eine Gefahr der aktuellen Holzkrise ist auch, dass Handwerksbetriebe Pleite gehen. In verbindlichen Angeboten, die vor einem halben Jahr abgegeben wurden, sind die steigenden Holzpreise natürlich noch nicht eingeflossen. Das kann dazu führen, dass die Firmen bei Projekten draufzahlen und dann Insolvenz anmelden müssen. Das wiederum kann auch zu Verzögerungen bei eurem Bauvorhaben führen.
Folgen für Bauherren, die einen Neubau planen
Bauherren, die gerade einen Neubau planen und noch keinen Vertrag abgeschlossen haben, müssen sich auf künftig höhere Baukosten einstellen. Auch wenn Experten für die kommenden Monate wieder eine Stabilisierung der Holzpreise voraussagen, kommt es dennoch wohl nicht zu solch niedrigen Preisen wie in den vergangenen zehn Jahren.
Schaut euch bei Hausbauangeboten unbedingt das Kleingedruckte in den Verträgen an und achtet vor allem darauf, wie lange die Preise gelten und was passiert, wenn ihr erst später bauen könnt. Wichtig ist auch, was in den Verträgen zu den Rohstoffpreisen steht.
Lasst euch wegen der steigenden Preise nicht zur Unterschrift drängen, sondern prüft die Verträge genau. Auf was ihr achten solltet, das erklären wir in unserem Artikel "Fertighaus bauen: 8 Tipps für die Vertragsgestaltung"
Auch Möbel werden teurer
Wegen der stark gestiegenen Holzpreise könnten auch Möbel bald deutlich teurer werden. Zahlreiche Möbelhersteller haben laut ifo Institut vor, die Preise zu erhöhen. Deshalb sollten Bauherren für die Einrichtung ihrer Wohnung oder ihres Hauses mehr Budget einplanen.