Die meisten Terrassendächer nutzen das Haus selbst als Stütze. Wenn das nicht geht, sind freistehende Terrassenüberdachungen eine gute Alternative. Wir erklären die Vorteile und Nachteile und geben Tipps für die Planung.
Eine überdachte Terrasse schafft zusätzlichen Wohnraum. Dass das nicht nur im Sommer gilt, ist spätestens seit Corona allen klar. Ausgerüstet mit Feuerkorb, Heizstrahler oder einer warmen Decke, lässt es sich auch an kalten Abenden lange zusammensitzen. Vorausgesetzt, ihr seid von oben gegen den nächsten Regenschauer geschützt. Terrassendächer unterscheiden sich dabei grob zwischen zwei Basisvarianten: Einem angebauten Terrassendach und einem freistehenden Terrassendach.
Was versteht man unter einer freistehenden Terrassenüberdachung?
Das Adjektiv freistehend führt bei manchen Heimwerkern zunächst zu Verwirrung. Denn damit ist nicht zwangsläufig gemeint, dass die Überdachung frei im Garten, also mit Abstand zu eurem Haus steht. Es geht vielmehr um die Bauweise und die Art der Befestigung.
Eine Terrassenüberdachung, die nicht freistehend ist, wird auf unterschiedliche Weise direkt am Haus befestigt. Da die Hauswand also Teil der Gesamtkonstruktion ist, sind in der Regel nur vorne Stützpfosten notwendig. Dadurch wirkt die Überdachung luftiger und beeinträchtigt die Hauswand optisch weniger.
Eine freistehende Überdachung hätte dagegen auch ohne das Haus Stabilität. Sie steht auf vier oder mehr Stützpfosten – quasi neben dem Haus. Nur das Dach wird so mit der Hauswand verbunden, dass keine Feuchtigkeit unter das Terrassendach läuft. Somit ist die Konstruktion zwar freistehend, das Terrassendach steht aber direkt neben dem Haus.
Im doppelten Sinne freistehend sind dagegen Terrassendächer, die mit Abstand zum Haus aufgestellt werden. Sie werden auch Freisitz genannt und beschatten einen Sitzplatz mitten auf auf dem Rasen, neben einem Teich oder Pool. So können vor allem Besitzer größerer Gärten zusätzliche gemütliche Oasen schaffen, die sie bei einem leichten Schauer nicht fluchtartig verlassen müssen.
Freistehende Terrassendächer aus Aluminium
Auch freistehende Gartendächer gibt es aus unterschiedlichen Materialien. Als besonders robust und langlebig hat sich Aluminium erwiesen. Einmal aufgebaut, ist das Leichtmetall außerdem sehr pflegeleicht. Anders als eine Konstruktion aus Holz muss es später nicht mehr abgeschliffen oder lackiert werden.
Die einzige Arbeit wird euch das Dach machen. Egal, ob aus Kunststoff oder Echtglas, wird es über kurz oder lang durch Staub, Blätter oder Vogeldreck verschmutzen und braucht ein- bis zweimal im Jahr eine Reinigung mit einer Seifenlauge.
Aluminium passt dabei nicht nur zu modernen Gebäuden. Der schlichte Baustoff sieht in Kombination mit einem edlen Glasdach auch zu älteren Häusern klasse aus.
Übrigens: Alu muss man nicht, kann man aber lackieren. Wer ein Terrassendach in einer ganz bestimmten Farbe bevorzugt, kann es sich bei einigen Herstellern auch in den unterschiedlichsten RAL-Farbtönen beschichten lassen.
Freistehende Terrassenüberdachungen aus Holz
Wenn euch Aluminium zu kalt erscheint, werdet ihr vermutlich eher ein Terrassendach aus Holz wählen. Ob die Konstruktion nun freistehend ist oder nicht, hat auf die Wahl des Holzes eher keine Auswirkungen. Welches Holz ihr aussucht, ist eher eine Frage des Geschmacks und des Preises. Ihr ahnt es schon: Heimische Hölzer wie Fichte oder Lärche sind günstiger, leben aber leider auch nicht so lange.
Haltbare Tropenhölzer bringen neben hohen Kosten die bekannten Probleme mit. Wenn ihr euch dazu entschließt, solltet ihr unbedingt auf das FSC-Siegel achten. Eine Alternative ist Douglasie. Ihre Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 hat die Douglasie in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Bauholz für den Außenbereich gemacht.
Für alle Hölzer gilt, dass sie vorbehandelt werden sollten. Das Material für ein Terrassendach ist schließlich ständig Wind und Wetter ausgesetzt. Achtet vor dem Kauf darauf, ob ihr die Pfosten und Dachträger noch selbst lasieren oder lackieren müsst.
Falls ja, müsst ihr die Kosten für die notwendigen Materialien noch dazurechnen, wenn ihr das Dach mit anderen Angeboten vergleicht. Nach einigen Jahren müsst ihr schon einen neuen Schutzanstrich einplanen. Auch der kostet Zeit und Geld.
Ein freistehendes Terrassendach aus Holz können versierte Heimwerker auch selbst bauen. Sei es nach Plan oder als Bausatz. Eine Aluminiumkonstruktion ist da eher etwas für Profis.
Vor- und Nachteile der freistehenden Variante
Solltet ihr gerade grübeln, für welche Variante ihr euch entscheiden sollt, haben wir hier nochmal die Vor- und Nachteile einer freistehenden Überdachung zusammengestellt:
Vorteile
Das freistehende Terrassendach ist in sich stabil und muss nicht durch die Befestigung an der Hauswand getragen werden. Das ist dann von Vorteil, wenn euer Dach nicht für die Ewigkeit gedacht ist.
Eine freistehende Terrassenüberdachung ist eine gute Alternative, wenn die Wand für eine Befestigung nicht stabil genug ist oder eine Befestigung die vorhandene Wärmedämmung beschädigen würde.
Keine unschönen Bohrlöcher in der Hauswand.
Ein freistehendes Dach kann auch mit Abstand zum Haus errichtet werden (Freisitz).
Nachteile
Die rückwärtigen Pfosten können euch vielleicht optisch stören und nehmen – gerade bei kleinen Terrassen – auch ein wenig Platz weg.
Freistehende Terrassendächer sind nur über das Fundament verankert. Das kann je nach Standort zu Problemen in punkto Sturmsicherheit führen.
Fällt das Haus als Stütze weg, ist die Statik noch wichtiger. Für freistehende Terrassenüberdachungen empfehlen wir euch in jedem Fall, professionelle Punktfundamente einzuplanen.
Noch anfälliger für Sturmböen sind Freisitze, wenn sie zusätzliche Seitenwände haben. Überlegt euch, ob ihr diese als Schiebe-Elemente plant, um den Widerstand bei extremen Wetterlagen zu verringern.
Die Stützpfosten müssen allein die Last des Daches tragen.
Das ist noch zu bedenken
Soll eure freistehende Überdachung abseits vom Haus auch mit Licht oder einem elektrischen Schiebe- oder Lamellendach ausgestattet werden, braucht ihr einen Stromanschluss.
Auch für Freisitze sind ein abgeschrägtes Dach und eine Regenrinne sinnvoll. So kann Regenwasser ablaufen und Schmutz setzt sich nicht ganz so schnell fest.
Auch bei einer freistehenden Terrassenüberdachungen müsst ihr euch an gültige Bebauungspläne und örtliche Vorschriften halten. Ab einer bestimmten Größe benötigt ihr sogar eine Baugenehmigung. Im Detail sind die Abmessungen in den Bundesländern verschieden. Meistens sind Dächer, die eine Größe von 30 Quadratmetern nicht überschreiten, aber genehmigungsfrei.
Was kostet ein freistehendes Terrassendach?
Freistehende Terrassendächer sind meist etwas teurer als solche, die am Haus montiert werden können. Das liegt zum einen daran, dass sie durch das zusätzliche Ständerwerk mehr Material verbrauchen und zum anderen an der notwendigen Eigenstabilität. In Sachen Fundament und Statik ist hier eine größere Sorgfalt notwendig.
Dächer aus Aluminium sind teurer als aus Holz von einer mittleren Härte. Mit Terrassendächern aus Hartholz liegen sie hingegen gleichauf. Zusätzlich schlägt die Dachabdeckung zu Buche. Echtglas kostet mehr als Platten aus Polycarbonat oder Acrylglas, da echtes Glas bei einem Terrassendach immer aus Sicherheitsglas bestehen muss.
Den Preis in die Höhe treiben dann die netten Extras, die man haben kann, aber natürlich nicht muss:
Beleuchtung,
integrierte Heizelemente,
feste oder verschiebbare Seitenwände und
Sonnenrollos.
Der kostspieligste Trend sind Lamellendächer. Ihr könnt sie per Fernbedienung stufenlos verstellen. So lassen sie mal mehr, mal weniger Sonne rein. Unterm Strich könnt ihr für ein einfaches Terrassendach aus Leimholz mit 1.300 Euro dabei sein, während euch der Luxusfreisitz mit elektrischem Lamellendach, professionellem Fundament, Aufbau und allen Extras bis zu 25.000 Euro kosten kann.
Wenn es nicht gerade um einen echten Freisitz geht, ist die Entscheidung für ein freistehendes Terrassendach oft nicht freiwillig. Wenn diese Variante aber nur die zweite Wahl ist, und ihr es eigentlich schöner fändet, das Dach direkt am Haus zu montieren, solltet ihr euch nicht vorschnell entscheiden.
Viele Hersteller bieten eine professionelle Beratung an und sagen euch genau, was geht. Mit speziellen Dübeln ist es zum Beispiel auch möglich, ein Terrassendach an einer gedämmten Wand anzubringen, ohne die Dämmung zu beeinträchtigen.