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Eternitplatten entsorgen: Das sind die Risiken und Kosten


In oder an eurem Haus verstecken sich noch alte Eternitplatten? Stop! Bevor ihr Hand anlegt, braucht ihr einen Plan. Denn häufig sind die Platten mit Asbest belastet und können beim Ausbau eurer Gesundheit schaden. Wir erklären euch, wie ihr sicher vorgeht und was der Ausbau kostet.

  1. Was sind Eternitplatten?
  2. Welche Eternitplatten enthalten Asbest?
  3. Wie entsorgt ihr Eternitplatten richtig?
  4. Eternitplatten entsorgen: So geht ihr vor
  5. Was kostet es, Eternitplatten zu entsorgen?
  6. Wer entsorgt Eternitplatten?

Die gute Nachricht ist, dass Eternitplatten euch als solche nicht schaden. Enthalten sie Asbest, wird dieser nur dann an die Raumluft abgegeben, wenn die Platten manuell beschädigt werden. 

Zum Beispiel beim Ausbau oder wenn ihr Löcher hineinbohrt. Wichtig ist, dass ihr euch klar seid, wie gefährlich es dann wird. Denn schon das Einatmen weniger Asbestfasern kann Krebs verursachen. Am besten überlasst ihr den Ausbau Experten. Hier kommen die Fakten:

Was sind Eternitplatten?

Wenn von Eternitplatten die Rede ist, geht es meistens um Faserzementplatten. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde der Herstellername Eternit zum Synonym für die vielseitig verwendbaren Bauplatten, die damals häufig mit Asbestfasern durchzogen waren.

Eternitplatten, die vor dem Asbestverboten in Deutschland (1993) und der EU (2005) produziert wurden, sind also häufig mit dem gefährlichen Stoff belastet. Wollt ihr Eternitplatten entsorgen, müsst ihr Schutzmaßnahmen einhalten, damit niemand die krebserregenden Fasern einatmet. 

Leider sind belastete Faserzementplatten noch immer in zahlreichen privaten und öffentlichen Gebäuden zu finden. Der Grund: Eternit wies hervorragende bautechnische Eigenschaften (Stabilität, Belastbarkeit, Feuerfestigkeit) auf und wurde daher als Modebaustoff massenweise verwendet. Zum Beispiel als Dacheindeckung oder um Decken abzuhängen.

Wie gefährlich das verwendete Asbest tatsächlich ist, wurde erst Mitte der 1970er Jahre bekannt. Heute weiß man, dass schon das einmalige Einatmen von Asbestfasern Lungenkrebs verursachen kann. Zwischen dem Kontakt und dem Ausbruch der Erkrankung können dabei mehrere Jahrzehnte liegen. 

Welche Eternitplatten enthalten Asbest?

Mit Asbest belastete Zementfaserplatten wurden nicht nur von der Eternit AG produziert. Daher können auch Platten mit anderen Namen betroffen sein. Die Firma Eternit stellt auch heute noch Faserzementplatten her.

Nachdem Asbest in Deutschland seit 1993 verboten ist, sind diese Platten aber asbestfrei. In der aktuellen Herstellung werden Asbestfasern durch Fasern aus Polyvinylalkohol ersetzt. 

Wenn ihr in eurem Haus auf den Baustoff stoßt, ist die wichtigste Frage, wann die Platten eingebaut und produziert wurden. Besonders in Gebäuden, die zwischen 1950 und 1980 errichtet wurden, finden sich häufig belastete Eternitplatten.

Auf der sicheren Seite könnt ihr nur dann sein, wenn ihr eine Probe entnehmen lasst. Denn auch nach 1993 sind noch vereinzelt importierte Eternitplatten verbaut worden. 

Vorsicht! Auch bei der Entnahme einer Probe können Asbestfasern freigesetzt werden. Sobald das Material bricht, gelangen die Fasern in die Luft und können eingeatmet werden. Beauftragt besser einen Sachverständigen, um euch und andere nicht zu gefährden.

Wie entsorgt ihr Eternitplatten richtig?

Eternitplatten neueren Baujahrs sind unbedenklich und können als Bauschutt entsorgt werden. Zementfaserplatten, die vor 1980 hergestellt wurden, enthalten mit hoher Wahrscheinlichkeit Asbest. Sie müsst ihr fachgerecht entsorgt lassen.

Platten, die zwischen 1980 und Mitte der 1990er produziert wurden, sollte ein Fachmann begutachten. Das gilt auch für Platten, die nach 1993 aus dem Ausland importiert wurden, da Asbest erst seit 2005 in der gesamten EU verboten ist.

Bei der Demontage und der Entsorgung von belasteten Eternitplatten gilt es eine Reihe von Schutzmaßnahmen zu befolgen. Diese einzuhalten, ist natürlich in erster Linie im Sinne eurer eigenen Gesundheit und der eurer Familie.

Um aber auch andere vor gesundheitlichen Schäden zu schützen, drohen hohe Geldstrafen, wenn die asbesthaltigen Stoffe nicht sachgerecht entsorgt werden. Kommen Dritte zu Schaden, müsst ihr sogar mit straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen. 

Die folgenden Vorschriften und Regelungen müssen private Bauherren und professionelle Entsorgungsunternehmen gleichermaßen befolgen: 

  • Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV)
  • Technische Regel für Gefahrstoffe 519 (TRGS 519): Asbest: Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten
  • Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 der EU
  • Chemikalien-Verordnung (ChemVerbotsV)

Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin könnt ihr euch die aktuelle Leitlinie für die Asbesterkundung zur Vorbereitung von Arbeiten in und an älteren Gebäuden herunterladen.

Übrigens: Es gibt auch immer noch Dachpappe oder Abwasserrohre, die mit Asbest belastet sind.

Eternitplatten entsorgen: So geht ihr vor

Eternitplatten sind so lange ungefährlich, wie sie intakt sind und nicht bewegt werden. Der Asbest ist fest im Zement gebunden und stellt in dieser Form keine Gefahr dar. Wenn ihr sie aber zersägt, zerbrecht, schleift oder Löcher hineinbohrt, werden gefährliche Asbestfasern freigesetzt.

Sie verteilen sich in der Umgebungsluft, und Mensch und Tier können sie einatmen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, bei der Entsorgung von asbestbelasteten Eternitplatten auf alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu achten und Schritt für Schritt vorzugehen. 

1. Schritt: Baujahr feststellen

Wurden die Platten vor 1993, also vor dem Verbot in Deutschland eingebaut, ist eine Belastung sehr wahrscheinlich. Wurden die Platten später eingebaut, sinkt das Risiko zwar, aber ihr wisst immer noch nicht hundertprozentig, ob der Baustoff belastet ist. Am besten beauftragt ihr einen Sachverständigen, eine Probe zu nehmen und wartet zunächst das Ergebnis ab.

Ist kein Asbest vorhanden, könnt ihr die Eternitplatten als Bauschutt entsorgen und müsst euch keine Sorgen machen. Sind sie belastet, kann der Sachverständige euch sicher ein geeignetes Entsorgungsunternehmen empfehlen. 

2. Schritt: Umfang feststellen

Um wie viele belastete Eternitplatten handelt es sich? Müssen nur einige wenige Platten entsorgt werden, dürfen dies auch Privatleute erledigen. Aufgrund der großen Gefahr durch den asbestbelasteten Baustoff, raten wir euch aber dazu, Fachleute mit Ausbau und Entsorgung zu beauftragen. Fehler im Umgang mit dem gefährlichen Stoff, können weitreichende gesundheitliche und rechtliche Folgen haben. 

Handelt es sich um größere Mengen, müsst ihr ohnehin eine zertifiziertes Entsorgungsunternehmen beauftragen. Lasst euch unbedingt einen Nachweis vorlegen, dass das Unternehmen zur Entsorgung berechtigt ist und über die notwendigen Qualifikationen verfügt. Leider gibt es am Markt auch einige unseriöse Anbieter. 

Wichtig: Prüft unbedingt, ob auch von anderen Baustoffen eine Asbestgefahr ausgeht.

3. Schritt: Informationspflicht nachkommen

Informiert vor der Sanierung die zuständigen Behörden und eure Nachbarn. Achtet darauf, dass es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regelungen gibt und macht euch vorab schlau.

4. Schritt: Für Schutzkleidung sorgen

Wer mit asbestbelasteten Materialien umgeht muss entsprechende Schutzkleidung tragen. Dazu gehören in jedem Fall eine spezielle Atemschutzmaske (mind. FFP3), ein Schutzanzug und Handschuhe. Die Schutzkleidung wird anschließend entsorgt und nicht gewaschen!

5. Schritt: Wenig Staub produzieren

Beim Ausbau muss möglichst wenig Staub produziert werden. Die Platten dürfen nicht zerbrochen. Staub sollte schon an der Entstehungsstelle mit einem zugelassenen Industriestaubsauger mit Asbestzulassung abgesaugt werden. Legt Folien aus, die Staub auffangen und die später ebenfalls entsorgt werden.

6. Schritt: Platten befeuchten

Um zu verhindern, dass sich bis zum Abtransport Fasern aus den Platten lösen, werden sie mit einem staub- und faserbindenden Putz- oder Steinfestiger befeuchtet.

7. Schritt: Sicherer Transport

Die belasteten Eternitplatten müssen im Ganzen entsorgt werden. Dazu müssen sie in speziellen Behältern, staubdichten Big Packs oder Plattenbags transportiert werden. Für größere Mengen brauchen professionelle Entsorger außerdem eine Transportgenehmigung und einen Begleitschein. 

8. Schritt: Reinigung

Nach dem Ausbau müssen Baustelle und Werkzeuge fachgerecht gereinigt werden.

9. Schritt: Entsorgung vorab klären

Mit Asbest belastete Baustoffe gelten als gefährlicher Sondermüll können nicht einfach zur nächsten Mülldeponie gefahren werden. In jedem Fall müsst ihr vorab klären, ob Wertstoffhöfe, öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger oder Sondermülldeponien bereit sind, eure Platten entgegenzunehmen. Dazu müsst ihr angeben, um wieviel Kubikmeter Platten es sich handelt. 

10. Schritt: Nachweis über Entsorgung aushändigen lassen

Nach dem Abladen auf der Deponie bekommt das Entsorgungsunternehmen einen Entsorgungsnachweis. Als private Auftraggeber solltet ihr euch diesen (zusammen mit der Transportgenehmigung und dem Begleitschein) in Kopie aushändigen lassen. 

11. Schritt: Luft nach Ausbau testen

Wenn ihr unsicher seid, ob sich nach dem Ausbau der Platten noch Asbest in der Raumluft befindet, könnt ihr eine Asbest-Analyse durchführen lassen. Je nach Test entnimmt man dazu eine Probe des Hausstaubs und schickt sie ein. Achtet bei der Probenentnahme auf die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.

Wichtig! Sobald mehr als ein paar Platten betroffen sind, sollte eine Asbest-Sanierung ausschließlich von Experten durchgeführt werden. Nur so schützt ihr bestmöglich eure Gesundheit und die eurer Umgebung und vermeidet hohe Bußgelder.

Was kostet es, Eternitplatten zu entsorgen?

Die Entsorgung von belasteten Eternitplatten ist in der Regel bei Umbaumaßnahmen oder Komplettsanierungen älterer Häuser notwendig. Wie hoch die Kosten ausfallen, ist von vielen Faktoren abhängig. Neben dem Umfang des zu entsorgenden Materials ist auch entscheidend, wie aufwendig der Ausbau ist und wie weit die nächste Möglichkeit zur Entsorgung (Deponie, Wertstoffhof) entfernt ist.

Im Schnitt müsst ihr mit den folgenden Kosten rechnen. Diese sollten auch in einem Angebot aufgeführt sein, das ihr euch am besten von mehreren Entsorgern machen lasst.

KostenfaktorGeschätzte Kosten
Schutzkleidung20 Euro
Staubdichte Big Packs oder Plattenbags6 – 11 Euro pro Stück
Folien (Rolle 4 mal 25 Meter)Ab 58 Euro
FaserbindemittelAb 6 pro Liter
Ausbau, Verpackung und Abfuhr durch ExpertenAb 35 Euro pro Quadratmeter
AnfahrtkostenAb 20 Euro
DeponiekostenAb 50 bis 60 Euro pro Quadratmeter
Gerüst bei DachsanierungAb 8 Euro pro Quadratmeter

Hinweis: Denkt daran, dass ihr während der Sanierung nicht im Haus wohnen könnt. Es kommen zu den Sanierungskosten also noch Unterbringungskosten hinzu.

Es gibt noch weitere Baustoffe, die Asbestbelastet sind? Lest hier, was es kostet, diese zu entsorgen

Wer entsorgt Eternitplatten?

In geringen Umfang dürft ihr Eternitplatten auch selbst entsorgen. Da ihr zu eurem eigenen Schutz aber ebenfalls alle geltenden Schutzmaßnahmen einhalten müsst, ist die Entsorgung durch Experten dringend zu empfehlen.

Entsorgungsunternehmen müssen euch einen Sachkundenachweis vorlegen können, wenn ihr sie beauftragt. Diesen erhalten sie, nachdem ihre Mitarbeiter erfolgreich an einem behördlich anerkannten Lehrgang teilgenommen haben. Dieser wird zum Beispiel von der DEKRA angeboten.

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