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Vermiculitdämmung: Alles über das Dämmen mit Vermiculit

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Katharina Schneider


Wenn es um höchsten Brandschutz beim Dämmen geht, dann solltet ihr auch an Vermiculit denken. Das Mineral hält Temperaturen von über 1.300 Grad aus und wird somit höchsten Anforderungen gerecht. Alles, was ihr sonst noch über Vermiculitdämmung wissen müsst, lest ihr hier.

  1. Vermiculit als Dämmstoff
  2. Herstellung von Vermiculitdämmung
  3. Nachhaltigkeit von Vermiculitdämmung
  4. Wo ihr Vermiculitdämmung kaufen könnt
  5. Preis und Kosten von Vermiculitdämmung
  6. Vorteile und Nachteile von Vermiculit als Dämmstoff
  7. Fazit zur Vermiculitdämmung

Vermiculit oder Vermiculite (beide Schreibweisen sind vertreten) ist ein seltenes mineralisches Silikat, das in vielen Bereichen eingesetzt wird – unter anderem als Dämmstoff. Entdeckt hat es Thomas H. Webb im US-Bundesstaat Massachusetts im Jahr 1824. Weil sich das Mineral beim Erhitzen krümmt, gab er ihm den Namen Vermiculit, vom lateinischen Wort "vermiculus" für Würmchen.

Seitdem hat Vermiculite besonders als Industriemineral eine große Bedeutung. Es wird unter anderem in Katzenstreu und bei der Herstellung von Feuerwerkskörpern sowie im Gemüseanbau und in Handwärmern verwendet. Wegen seiner Bedeutung in der Industrie wurde es 2019 zum Mineral des Jahres in Österreich gewählt.

Kennzahl Vermiculitdämmung
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK) 0,060 bis 0,070
Wasserdampfdiffusionswiderstand 3 bis 4
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1 A1 (DIN und EN)
Rohdichte in kg/m3 60 bis 180
spezifische Wärmekapazität in J/(kgK) 850 bis 1.050
Kosten 70 bis 150 Euro pro m3

Vermiculit als Dämmstoff

Vermiculit, auch Blähglimmer genannt, ist resistent gegen Schädlinge, Schimmel, Fäulnis, Säuren und Laugen. Das Material ist außerdem alterungsbeständig. Beim Einbauen sollte eine Atemschutzmaske wegen der entstehenden Stäube getragen werden. Ist das Vermiculit erst einmal verbaut, besteht keine Gefahr für die Gesundheit.

Vermiculit in Rohform
Vermiculit ist ein mineralisches Silikat. Es findet in vielen Bereichen der Industrie Anwendung.

Einsatzgebiete von Vermiculit als Dämmstoff

  • Vermiculit-Granulat kann als Schüttdämmung für Decken und Fußböden verwendet werden.
  • Als Platten kann es zur Wärmedämmung von Steildächern verwendet werden.
  • Außerdem eignen sich Vermiculitdämmplatten als Kernmaterial in Infrarotheizungen und Nachtspeicherheizungen oder als Dämmpaneele für Kaminecken.
  • Aufgrund der hohen Hitzebeständigkeit, Vermiculit hält Temperaturen über 1.300 Grad aus, ist es auch als Werkstoff im Brandschutz geeignet. Zum Beispiel bei Lüftungs- und Entrauchungskanälen, bei Installations- und Kabelkanälen sowie Sprinkleranlagen. Hier werden in der Regel Platten verwendet.
  • In der Perimeterdämmung ist Vermiculit nicht einsetzbar.

Wärmeleitfähigkeit

Vermiculite hat aufgrund der Luftzellen, die sich bei der Expansion bilden, eine recht geringe Wärmeleitfähigkeit. Sie liegt bei 0,06 bis 0,07 Watt pro Meter und Kelvin. Allerdings liegt die Wärmeleitfähigkeit verglichen mit anderen Dämmstoffen im mittleren Bereich. Die meisten organischen Dämmstoffe wie Hanf, Schafwolle oder Holzfaser schneiden hier deutlich besser ab.

Feuchteschutz: Keine Schimmel-Gefahr

Vermiculit ist stark hygroskopisch. Das heißt, dass das Mineral sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Daher ist es für die Dämmung feuchtekritischer Bereiche nicht geeignet. Gefahr für Schimmel- oder Fäulnisbildung besteht nicht.

Brandschutz: Wird höchsten Anforderungen gerecht

Vermiculite gehört zu den nichtbrennbaren Dämmstoffen. Es erreicht sowohl nach der DIN 4102-1 sowie nach der EN 13501-1 die Baustoffklasse A1, ist also nicht brennbar ohne brennbare Bestandteile. Der Schmelzpunkt von Vermiculit liegt bei über 1.300 Grad. Deshalb wird es auch höchsten Brandschutzanforderungen gerecht. Allerdings gilt das nicht mehr, wenn dem Vermiculit Zusatzstoffe wie Kunstharze beigefügt werden.

Schallschutz

Vermiculit bietet aufgrund seiner Zellstruktur einen recht guten Schallschutz.

Einsatz von Vermiculit als Schüttdämmung
Mit Vermiculit könnt ihr verschiedene Bereiche des Gebäudes dämmen. Für hohe Brandschutzanforderungen ist es besonders gut geeignet.

Herstellung von Vermiculitdämmung

Vermiculit wird in Minen abgebaut. Der Großteil kommt aus Südafrika. Das Rohmaterial besteht aus flachen Plättchen, die für die Dämmstoffherstellung zunächst gemahlen werden.

Zur Herstellung von Vermiculitdämmung wird das Rohmaterial zunächst auf 700 bis 1.000 Grad erhitzt, damit das enthaltende Kristallwasser verdampft. Dabei werden auch die Kristallblättchen auseinandergedrückt. Dabei bläht sich das Mineral auf und gewinnt deutlich an Volumen. Es dehnt sich auf das 15- bis 30-fache seiner ursprünglichen Größe aus. Außerdem gewinnt das Vermiculit an Saugfähigkeit. In der Fachsprache sagt man auch, das Rohmaterial expandiert. Anschließend wird es auf die festgelegte Größe gesiebt.

Vermiculit kann mit Bitumen, Zement oder Gips gebunden werden. So lassen sich Dämmplatten herstellen. Meistens kommt es jedoch als Granulat als Schütt- oder Einblasdämmung zum Einsatz.

Bei der Vermiculit-Granulat Herstellung werden keine Zusatzstoffe verwendet.

Nachhaltigkeit von Vermiculitdämmung

Vermiculit ist ein natürlicher Dämmstoff. Negativ auf die Ökobilanz wirken sich die weiten Transportwege aus – der Großteil des Minerals wird in Südafrika abgebaut. Auch der Herstellungsprozess, für den sehr hohe Temperaturen notwendig sind, braucht viel Energie. Zudem handelt es sich nicht um einen nachwachsenden Rohstoff – die Verfügbarkeit des Materials ist also begrenzt.

Wenn dem Dämmstoff keine Zusätze beigefügt werden, dann kann man das Material auch im Gartenbau zur Bodenauflockerung verwenden. Auch lässt sich das Granulat für andere Dämmzwecke wiederverwenden. Die Platten können allerdings nur in seltenen Fällen recycelt werden - sie enden als Bauschutt auf der Deponie.

Sicht von oben auf Kapstadt, Südafrika
Der Großteil an Vermiculit wird in Südafrika abgebaut. Die weiten Transportwege wirken sich negativ auf die Öko-Bilanz des Dämmstoffs aus.

Wo ihr Vermiculitdämmung kaufen könnt

Es gibt mehrere deutsche Hersteller von Vermiculitdämmung. Darunter auch Isola Vermiculite. Das Unternehmen aus dem südlichen Ruhrgebiet produziert seit den 60er-Jahren Dämmprodukte mit Vermiculit. Die Produkte sind mit dem Siegel des Instituts für Baubiologie in Rosenheim zertifiziert. Die Dämmprodukte könnt ihr direkt über Isola Vermiculite beziehen.

Auch das Unternehmen Klein Dämmstoffe bietet Vermiculitdämmung an. Wo ihr die Produkte kaufen könnt, erfahrt ihr direkt beim Unternehmen.

Eine breite Produktpalette von Vermiculitdämmung bietet auch Dupré Minerals aus England. Die Dämmstoffe könnt ihr direkt über den Hersteller bekommen.

Vermiculit-Granulat für den Garten kann in verschiedenen Online-Shops bestellt werden. Vermiculit-Platten für den Kamin gibt es auch im Baumarkt, zum Beispiel bei Hornbach.

Preis und Kosten von Vermiculitdämmung

Vermiculitschüttung ist im Vergleich mit anderen Dämmstoffen recht günstig zu haben. Der Kubikmeter kostet zwischen 70 und 150 Euro.

Vorteile und Nachteile von Vermiculit als Dämmstoff

Vermiculitdämmung bietet einige Vorteile:

  • sehr guter Brandschutz
  • günstiger Preis
  • guter Schallschutz
  • wiederverwendbar
  • einfache Handhabe und leichte Schüttung

Doch auch mit gewissen Nachteilen müsst ihr rechnen :

  • energieintensive Herstellung
  • nur mittlere Wärmedämmwirkung
  • weite Transportwege
  • begrenzte Einsetzbarkeit
  • kein nachwachsender Rohstoff

Fazit zur Vermiculitdämmung

Vermiculit eignet sich als Dämmmaterial für verschiedene Bereiche. Besonders dort, wo es sehr hohe Anforderungen an den Brandschutz gibt. Meistens kommt Vermiculit als Schüttdämmung in verschiedenen Korn-Größen zum Einsatz. Die weiten Transportwege sind für die Öko-Bilanz natürlich nicht gut. Andererseits ist Vermiculit äußerst langlebig und kann, wenn es unbehandelt ist, auch in anderen Bereichen – zum Beispiel im Gartenbau – gut noch einmal eingesetzt werden. Besonders wenn ihr bei eurem Dämmprojekt sehr hohe Brandschutzanforderungen habt, ist Vermiculit zu empfehlen – und den synthetischen Alternativen auf jeden Fall vorzuziehen.

Ihr seid euch nicht sicher, welcher natürliche Dämmstoff für euch der richtige ist? Dann lest unseren großen Vergleich der ökologischen Dämmstoffe.

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