Anstatt viel Geld für ein Studentenzimmer auszugeben, baute sich Tim Hepperle lieber ein Tiny House. Für den Zimmerergesellen war das kein großes Problem. Warum ihm ökologische Materialien wichtig sind und was er heute anders machen würde, erzählt er in unserer Serie "Tiny Wohnglück".
Ein Studentenzimmer in Biberach kostet rund 350 Euro im Monat, bei einer Studiendauer von drei Jahren kommen da knapp 13.000 Euro zusammen. "Für das Geld kann ich mir auch ein eigenes Haus bauen", dachte sich Tim Hepperle aus dem schwäbischen Neidlingen.
Ein Haus für 13.000 Euro? Das ist denkbar! Zumindest, wenn es sich um ein Tiny House handelt, man wie Tim Hepperle Zimmerergeselle ist und einen Vater hat, der Zimmerermeister ist und einen Holzbaubetrieb führt.
Und so baute sich der junge Student des Studiengangs "Holzbau-Projektmanagement" kurzerhand sein eigenes, 21 Quadratmeter großes Tiny House. Seit einem Jahr lebt der 22-Jährige dort während des Semesters, wenn nicht gerade der Unterricht wegen Corona online stattfindet. Das Häuschen steht auf dem Grundstück eines Bauern in Biberach, mit Anschluss ans Stromnetz, an Wasser und Abwasser. Abgerechnet wird per Zähler. Internet gibt es per Funkverbindung. Zur Uni kann der Student mit dem Fahrrad radeln.
Seinen Hauptwohnsitz hat Tim Hepperle allerdings noch bei seinen Eltern in Neidlingen. Sein Tiny House hat auch keine eigene Hausnummer.
Ein Tiny House für 10.000 Euro
Als Tim Hepperle sein Tiny House baute, war er noch in seiner Zimmererausbildung. Zusätzlich hat ihn sein Vater unterstützt und für Fragen in Sachen Elektrik stand Tims Onkel mit Rat und Tat zur Seite – der gute Mann ist nämlich Elektriker.
Etwa 10.000 Euro hat der junge Zimmerer in sein Haus investiert. "Das war allerdings auch nur möglich, da das Tiny House beim Bau in der Halle unseres Holzbaubetriebes untergekommen ist und ich einige Materialien aus dem Lager nehmen konnte", sagt Tim rückblickend.
Andere Bauteile, wie beispielsweise den Lkw-Anhänger, auf dem das Häuschen steht, Türen und Fenster oder auch die Dusche, hat er gebraucht gekauft: "Das schont den Geldbeutel und vor allem auch das Klima!"
Für einen Lkw-Anhänger statt einen 3,5-Tonnen-Pkw-Anhänger hat sich Tim Hepperle entschieden, weil das einen sinnvollen Wandaufbau mit deutlich mehr Dämmung erlaubt.
Die Wände seines Tiny House hat er als Holzrahmenbauwände mit zehn Zentimeter Gefachdämmung und zusätzlichen vier Zentimetern Fassadendämmung gebaut. Als Dämmmaterial hat er Holzfaserdämmung verwendet, da diese deutlich klimafreundlicher ist als Glaswolle oder gar Steinwolle und er sie auch lieber verarbeitet.
Die Fassadenhölzer hat er nach der uralten Yakisugi-Methode vor dem Einbau geflammt, um sie natürlich gegen Insekten und Schädlinge zu schützen. Und auf das Grundstück, auf dem das Tiny House seit einem Jahr steht, wurde es mit einem Traktor gebracht.
Geheizt wird elektrisch, denn ein Holzofen wäre für das kleine, gut isolierte Haus schlicht zu groß.
In diesem Video zeigt Tim Hepperle sein Tiny House und erklärt, warum er für Holz als Baustoff plädiert:
Inhalt von Youtube
Beim Anzeigen dieses Inhalts werden Ihre IP-Adresse, Geräteinformationen, Referrer und Zeitstempel an Youtube übermittelt und Cookies gesetzt. Diese Daten können Youtube auch zu eigenen Zwecken, insbesondere zur Analyse des Nutzungsverhaltens zu Marktforschungs- und Marketing-Zwecken, dienen. Ein Zugriff auf diese Daten aus oder eine Speicherung in Staaten mit einem im Vergleich zur EU abweichenden Datenschutzniveau ist nicht ausgeschlossen.
Weitere Informationen finden Sie in unserem Consent Banner
Youtube nicht mehr anzeigenWeitere Informationen finden Sie in unserem Consent Banner
Inzwischen hat Tim Hepperle gemeinsam mit seinem Bruder das Projekt "Tiny Hepperle" gegründet. Die Idee dahinter: Auch für andere Menschen Tiny Houses mit einer selbst entwickelten, sehr massiven und tragenden Bodenplatte ohne Gewichtsprobleme und mit ausreichend Dämmung zu bauen. Das erste Häuschen im Kundenauftrag hat er bereits ausgeliefert.
5 Fragen an Tiny-House-Bewohner Tim Hepperle
1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?
Im Wesentlichen, um Geld zu sparen und das Geld nicht für ein Studentenzimmer auszugeben, von dem ich nach dem Studium nichts mehr habe.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Ich hatte bei der Stellplatzsuche sehr viel Glück. Ich habe ein Grundstück gefunden, dessen Besitzer dem Thema Tiny House sehr aufgeschlossen gegenüber steht und der mich beim Aufstellen des Tiny Houses sehr unterstützt hat.
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Das Leben in meinem Tiny House ist für mein Empfinden nicht sehr herausfordernd. Ich habe generell wenige Kleidungsstücke und sonstigen Krempel. Für meinen PC und Arbeitsbereich habe ich reichlich Platz und die Nachbarn sind sehr nett. Ich könnte es kaum besser haben.
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Am besten am Leben im Tiny House finde ich, dass ich meine eigenen vier Wände habe, die ich nach meinen Vorstellungen gestalten kann. Vor allem während der Pandemie bin ich sehr glücklich darüber, mein Tiny House zu haben und keine Wohnung bezahlen zu müssen, obwohl man wieder bei den Eltern wohnt und online studiert.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House bauen würdest und was hättest du gerne vorher gewusst?
Ich würde mein Tiny House auf gar keinen Fall mehr auf einen Anhänger bauen. Meiner Meinung nach überwiegen die Nachteile: TÜV, Gewichtsproblem, wenig Dämmung, teuer in der Anschaffung. Mit einer tragenden, gedämmten Bodenplatte hat man dagegen keine Gewichtsbeschränkung und kann somit eine solide Konstruktion mit vernünftiger Dämmung darauf bauen, ohne dass man die Möglichkeit abgibt, mit seinem Haus umziehen zu können.
Nach meinem Studium will ich mein Tiny House bei mir zu Hause in Neidlingen aufstellen. Zuvor werde ich es von dem Lkw-Anhänger abnehmen und auf eine tragende Bodenplatte mit höherer Dämmung stellen und gegebenenfalls eine Gasheizung nachrüsten.
Tim Hepperles Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:
Ich bin der Meinung, dass man sich Gedanken um die Materialauswahl seines Tiny Houses machen sollte. Dabei sollten ressourcenschonende und nachwachsende Rohstoffe gewählt werden, damit eine hohe Qualität des Tiny Houses gewährleistet ist.
Unser abschließender Hinweis: Ihr wollt noch von anderen Tiny House-Bewohnern lesen, die sich ihren Traum vom Leben in einem Minihaus erfüllt haben? Auf unserer großen Übersichtsseite findet ihr alle Teile unserer Serie "Tiny Wohnglück":