Bauen | Statement
Tiny-House-Markt: Ist der Hype schon vorbei?
In Deutschland lebt in 41 Prozent der Haushalte nur ein Mensch. Nie war die Zahl der Singlehaushalte größer. Gleichzeitig sind Häuser wegen der hohen Zinsen kaum noch erschwinglich. Da müssten die günstigeren Tiny Houses doch eigentlich boomen und massenhaft gebaut werden?
Veranstaltungen wie die Tiny-House-Messe in Karlsruhe (30. Juni bis 2. Juli 2023) erfahren zwar großen Zuspruch. Doch irgendwie scheint die Luft beim Thema Tiny Houses ein wenig raus zu sein:
- Die Sensationslust der Medien, über diese neue Wohnform zu berichten, scheint abgeflaut.
- Die Kommunen tun sich noch immer schwer, Tiny Houses in ihren Bebauungsplänen zu berücksichtigen.
- Die Zahl der pro Jahr gebauten Tiny Houses in Deutschland dürfte weiterhin im niedrigen dreistelligen Bereich liegen.
- Mit Tiny House Diekmann ging zudem ein großer Hersteller insolvent.
- Und bei Google sind die Suchanfragen zum Thema seit 2021 eher leicht rückläufig.
Wie steht es also um den Tiny-House-Markt 2023 und für die Zeit danach? Wohnglück hat Johannes Laible befragt. Er ist Vorstandsmitglied im Tiny House Verband Deutschland und bringt als Verlagsleiter jährlich mit "Kleiner Wohnen" ein Magazin über Tiny Houses heraus.
Herr Laible, wie ist der Stand in Sachen Tiny-House-Begeisterung? Hat diese in Deutschland ihren Höhepunkt schon hinter sich? Die Auswertung von Google Trends zeigt, dass das Interesse eher leicht rückläufig ist.
Johannes Laible: Ob Google-Trends als Gradmesser für die Tiny-House-Begeisterung geeignet ist, darf bezweifelt werden. Mittlerweile gibt es bei interessierten Bauherren schon differenziertes Wissen, so dass diese inzwischen nach spezifischeren Informationen suchen als pauschal nach "Tiny House". Zum Beispiel nach "Modulhaus", "Wohncontainer", "Tinyhaus-Siedlung" und so weiter. Der Tiny House Verband nimmt eine unverändert hohe Nachfrage wahr.
Wie steht die Branche da nach der Pleite von Tiny House Diekmann?
So bedauerlich die Insolvenz der Schreinerei Diekmann ist, so wenig lässt sich daraus etwas über den Zustand der Tiny-House-Branche ableiten. Auch eine boomende Branche ist ja leider kein Garant dafür, dass einzelne Unternehmen nicht in Schieflage geraten können.
Tatsächlich ist die Zahl von Tiny-House-Anbietern stark wachsend.
Sehen Sie für Tiny Houses neue Chancen durch die gestiegenen Baupreise? Ein normales Einfamilienhaus ist ja für viele Menschen in Deutschland kaum noch erschwinglich.
Generell ist die Reduzierung von Wohnflächen eine geeignete Maßnahme, steigenden Baupreise zu begegnen. In den letzten Jahrzehnten war ein kontinuierlicher Wohnflächenzuwachs zu verzeichnen, der nicht nur aus Kostengründen, sondern auch mit Blick auf Klimaschutz und Flächenverbrauch dringend eine Trendumkehr erforderte.
Über alle Gebäudearten ist deshalb mit kleineren Wohnflächen zu rechnen. Allerdings rechnet der Tiny House Verband nicht damit, dass Bauherren wegen gestiegener Baupreise ihre Pläne derart radikal ändern, dass zum Beispiel statt eines Einfamilienhauses mit 150 Quadratmetern ein Tiny House mit 25 Quadratmetern gebaut wird.
2019 kostete ein Tiny House in Deutschland laut Studie durchschnittlich 2.300 Euro pro Quadratmeter. Die Preise sind seitdem stark gestiegen. Mit welchen Kosten sollten Tiny-House-Interessierte aktuell rechnen?
Mit welchen Kosten sollte ein Autokäufer rechnen? Was kostet ein Urlaub? Auch die Kosten eines Tiny Houses sind ganz von den individuellen Gegebenheiten abhängig.
Was stimmt Sie positiv, dass Tiny Houses aus ihrem Nischen-Dasein rauskommen?
Dass immer mehr Kommunen sich für Tiny Houses öffnen und scheinbar unattraktive Nischen und Restflächen für Tiny-House-Bebauung erschließen und zunehmend auch aktiv Tiny-House-Siedlungen ermöglichen.
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Über Johannes Laible
Seit Mai 2021 ist "Laible Verlagsprojekte" Mitglied im Tiny House Verband Deutschland - und er selbst nun auch in dessen Vorstand tätig. Johannes Laible begleitet von Anfang an das Thema Tiny House. Mit "Kleiner Wohnen" bringt er jährlich das wichtigste deutschsprachige Branchenmagazin heraus. Dort ist im Mai 2023 auch die neue "Industrienorm Kleingebäude / Tiny Houses" erschienen.