Neben Mehlmeisel gibt es in der Nähe von Karlsruhe eine zweite größere Tiny-House-Siedlung in Deutschland. Steffen Zimmermann hat dort ein Plätzchen für sein selbst gebautes Tiny House gefunden. In unserer Serie "Tiny Wohnglück" stellt er es vor.
Steffen Zimmermann ist einer der Glücklichen, der einen Stellplatz in einem der zwei größeren Tiny-House-Dörfer in Deutschland ergattert hat: Seit eineinhalb Jahren lebt er nun schon zusammen mit seiner Freundin in der Tiny-House-Siedlung Albgau. Diese besteht aus zwölf Tiny Houses auf einer 1.100 Quadratmeter großen Fläche eines Campingplatzes in Waldbronn-Neurod in der Nähe von Karlsruhe. Dort können die Bewohner auch ihren Hauptwohnsitz anmelden. Dafür ist das junge Paar extra aus dem Westerwald hergezogen.
Steffen, 31 Jahre alt, hat das 20 Quadratmeter große Minihaus, in dem er lebt, selbst gebaut. Vier Monate lang hat der gelernte Bauzeichner und Bauwirtschaftsingenieur alles geplant, dann das Material bestellt und in einer Schreinerei ging es dann an den Bau. Er hatte sich bis dahin zwar noch nicht handwerklich betätigt, verfügte durch seine Ausbildung und sein Studium aber über das notwendige Wissen. Seine Freundin und sein Vater haben mitgeholfen. Sogar die Möbel sind selbst gebaut. "Wenn alles selber gebaut ist, wohnt man ganz anders darin und gibt besonders darauf acht. Ich stehe morgens auf und denke, mega, was man hier erreicht hat", erzählt Steffen.
Inzwischen hat er eine Firma gegründet und baut unter dem Namen Tiny Woods auch individuelle Tiny Houses für andere.
Tiny House on Wheels mit großer Terrasse
Sein Tiny House ist ein klassisches Tiny House on Wheels, das auf einem Vlemmix-Anhänger steht. Es ist acht Meter lang, 2,50 Meter breit und vier Meter hoch und nutzt damit die zulässigen Maße aus, mit denen man noch eine Straßenzulassung für das Tiny House bekommt.
Steffen hat es in Holzständerbauweise errichtet mit Flachdach. Mit einer Split-Klimaanlage heizt er im Winter und kühlt das Häuschen im Sommer. Für Warmwasser sorgt ein 80 Liter fassender Boiler, der im Technikraum untergebracht ist.
Auf den 20 Quadratmetern gibt es alles, was ein kleiner Haushalt braucht: Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner. Sogar ein Gästebett ist integriert. Eine große Terrasse erweitert den Wohnraum nach draußen.
Betritt man das Haus, befindet sich rechts eine L-förmige Couch und links die Küche, die aus zwei kurzen Zeilen und einem kleinen Tisch besteht. In der Küche integriert ist ein Backofen, ein Induktionskochfeld, eine Dampfabzugshaube und eine Spülmaschine. Dahinter liegt das Badezimmer, in dem sowohl ein großer Kleiderschrank als auch eine Waschmaschine untergebracht sind. Darüber befindet sich der Schlafraum.
Insgesamt hat Steffen etwa 40.000 Euro in sein Eigenheim investiert.
5 Fragen an Tiny-House-Bewohner Steffen Zimmermann
1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?
Der Traum vom Eigenheim war schon länger da. Allerdings habe ich früh festgestellt, dass man nicht viel zum Leben braucht. Deshalb sollte das Eigenheim so klein wie möglich und so groß wie nötig gestaltet sein. Die Flexibilität in einem Tiny House gibt einem ein riesiges Freiheitsgefühl.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Die Stellplatzsuche war die größte Hürde, allerdings habe ich über den Verein Tiny Houses für Karlsruhe einen tollen Ansprechpartner gefunden, der uns einen Stellplatz vermittelt hat.
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Gerade zu zweit muss einem bewusst sein, dass man wenig Privatsphäre in einem Tiny House hat. Man muss ordentlich sein, sonst herrscht schnell Chaos auf so kleinem Raum.
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Das Gefühl, dass man mit so wenig Platz und einer guten Planung all sein Hab und Gut bei sich hat. Das gibt einem ein riesiges Gefühl von Freiheit.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House bauen würdest und was hättest du gerne vorher gewusst?
Ich würde es jederzeit genauso so wieder machen beziehungsweise bauen, wie wir es gemacht haben.
Steffens Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:
Es ist wichtig zu bedenken, welche Prioritäten man in Bezug auf seinen Wohnalltag hat und was das für Auswirkungen auf ein Leben im Tiny House haben kann. Wer viel Platz und seine Privatsphäre braucht, für den sind Tiny Houses der falsche Wohnstil. Wem der Satz "weniger ist mehr" viel bedeutet, der fühlt sich in einem Tiny House mit Sicherheit sehr wohl.
Ihr wollt noch von anderen Tiny-House-Bewohnern lesen, die in der Tiny-House-Siedlung Albgau leben? Dann lest unsere Porträts über Melvin und sein smartes Tiny Haus und über Stefan Fritz.
Auf unserer Übersichtsseite findet ihr alle Teile unserer Serie: