Man hält Pflanze im Supermarkt in der Hand

Wohnen | Ratgeber

Aus diesen Gründen solltet ihr Pflanzen nicht im Supermarkt kaufen


Jährlich fallen im Pflanzenhandel 21 Millionen Kilogramm Plastikmüll an. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir nennen fünf Gründe, weshalb ihr Pflanzen künftig besser nicht mehr in Supermarkt, Möbelhaus oder Baumarkt kaufen solltet.

  1. Hoher Torfgehalt bei Pflanzen aus dem Supermarkt
  2. Hohe Pestizidbelastung auf den Pflanztischen im Supermarkt
  3. Abfallprodukt "Pflanz-Trays": 150 Millionen Verpackungen landen jährlich auf dem Müll
  4. Schlechte soziale Standards in Herkunftsländern von Schnittblumen
  5. Label für mehr Transparenz auf dem Pflanzenmarkt: GlobalG.A.P.
  6. Bio-Pflanzen statt Discounter-Pflanzen kaufen

Jeder von uns hat schon mal zugegriffen, wenn die beliebtesten Zimmerpflanzen auf dem Pflanzenwagen im Supermarkt, Möbelhaus oder Baumarkt mit gelben Angebotsschildern locken und der Bund Tulpen im Eimer vor der Kasse für 1,99 Euro "Kauf mich!" ruft.

Wie die Blumen und Pflanzen so preiswert sein können, fragt man sich beim Bezahlen an der Kasse in der Regel nicht. Doch das ist nicht das einzige Problem. Wir nennen euch fünf gute Gründe, weshalb ihr manche Pflanzen nicht im Supermarkt oder Baumarkt kaufen solltet und worauf ihr in Zukunft achten könnt.

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Hoher Torfgehalt bei Pflanzen aus dem Supermarkt

Viele Zierpflanzen aus dem Supermarkt wachsen in torfhaltiger Erde. In der Pflanzenindustrie ist Torf ein besonders beliebter, weil pflanzenverträglicher Zusatz. Klingt erst mal positiv, doch die Ökobilanz von abgebautem Torf spricht für sich:

  • Durch den Torfabbau werden jahrhundertealte Hochmoore zerstört.
  • In diesem Ökosystem leben auch viele Tiere, die ihren Lebensraum verlieren.
  • Torfmoore sind CO2-Speicher, beim Abbau werden diese verkleinert.
  • Beim Torfabbau werden die Feuchtgebiete entwässert und das gespeicherte CO2 in die Luft freigesetzt.

Rund zehn Millionen Kubikmeter Torf werden laut BUND allein in Deutschland jedes Jahr verbraucht, zwei Drittel davon landen in der Pflanzenanzucht oder kommen im heimischen Garten zum Einsatz. Dass auch in den meisten Zierpflanzentöpfen im Supermarkt Torf enthalten ist, ist für den Laien nicht unbedingt ersichtlich. Wenn ihr es nicht eindeutig überprüfen könnt, solltet ihr deshalb besser die Finger von günstigen Supermarkt-Pflanzen lassen.

Augen auf beim Blumenerde-Kauf

Auch wer seine Balkonkästen neu bepflanzen will, hievt im Gartencenter neben Balkonpflanzen meist noch ein bis zwei Säcke frische Blumenerde mit auf den Einkaufswagen. Dass auch hier die meisten überwiegend aus Torf bestehen, erkennt ihr erst, wenn ihr die Inhaltsstoffe studiert. Torfhaltige Erde hat zwar einige Vorteile, doch langfristig gesehen bringt Torf auch Nachteile mit sich:

  • Torf kann gespeichertes Wasser nicht so leicht an die Pflanzen abgeben.
  • Ist der Torf abgetrocknet, nimmt er Wasser nur sehr schwer wieder auf.
  • Torf ist nährstoffarm und sauer.

Unser Tipp: Setzt lieber gleich auf torffreie Blumenerde, die ihr auch im Supermarkt oder Gartencenter bekommt. In der Regel sind sie deutlich mit der Aufschrift "torffrei" gekennzeichnet. Der BUND stellt euch dazu eine Liste mit torffreien Blumenderden aus den bekannten Baumärkten und Gartencentern zur Verfügung.

Hohe Pestizidbelastung auf den Pflanztischen im Supermarkt

Je schöner die Pflanze aussieht, desto wahrscheinlicher, dass wir sie kaufen. Verantwortlich dafür sind Dünger und Pestizide, die den Pflanzen optimale Bedingungen zum Wachsen ermöglichen und dazu führen, dass sie besonders schön blühen. Zwar regeln EU-Verordnungen und Richtlinien zum Pflanzenschutz, welche Pestizide erlaubt sind und wie sie eingesetzt werden dürfen, dennoch ist deren Einsatz laut einer Studie von Greenpeace höchst problematisch.

Die Umweltorganisation untersuchte für die Studie 86 Proben von 35 beliebten Zierpflanzen-Arten aus Baumärkten, Gartencentern und Supermärkten aus zehn europäischen Ländern, die besonders attraktiv für Bienen sind. Das Ergebnis:

  • Auf 98 Prozent der genommen Proben fand man Pestizidrückstände auf den blühenden Pflanzen.
  • Auf 79 Prozent der getesteten Zierpflanzen fand man bienenschädliche Insektizide.
  • 44,2 Prozent wurden positiv auf das Fungizid Boscalid getestet.
  • 14 Prozent enthielten in der EU nicht zugelassene Pestizide.

Aus den nicht zugelassenen Pestiziden ergibt sich gleich ein weiteres Problem, denn sie sind besonders giftig und stellen auch für Mitarbeiter in der Pflanzenanzucht eine große gesundheitliche Gefahr dar, so Corinna Hölzel vom BUND im Interview mit Deutschlandfunk Nova. Angefangen bei Kopfschmerzen und Schwindel bis hinzu Augenerkrankungen, Atembeschwerden oder Nervenleiden kann der Einsatz von verbotenen Pflanzenschutzmitteln und der tägliche Kontakt mit ihnen sogar zu Fehlgeburten oder Krebs führen.

Die Pflanzen aus Baumarkt oder Möbelhaus werden gleichzeitig auch für Insekten, insbesondere Bienen, auf eurem Balkon oder im Garten zum tödlichen Gift-Cocktail. Wenn ihr bienenfreundliche Pflanzen für euren Balkon kaufen möchtet, solltet ihr das immer im Hinterkopf behalten und alternativ nach Bio-Pflanzen Ausschau halten.

Abfallprodukt "Pflanz-Trays": 150 Millionen Verpackungen landen jährlich auf dem Müll

Damit Pflanzen einfacher und unbeschädigt transportiert werden können, kommen sie in der Regel auf Paletten in Supermärkten, Baumärkten oder Gartencentern an. Die sogenannten "Pflanz-Trays" sind laut Deutscher Umwelthilfe zu 95 Prozent Einwegprodukte und bestehen meist aus Plastik. Die Jahresbilanz: 150 Millionen Einweg-Transportverpackungen, die 21 Millionen Kilogramm Plastikmüll verursachen.

Alternative "Mehrweg-Trays": Nachhaltig aber Nischenprodukt

Es gibt sie, die umweltfreundlicheren Mehrweg-Transportbehälter für Schnittblumen oder Mehrweg-Paletten aus Recyclingmaterial. Doch leider sind sie immer noch ein Nischenprodukt, das eigentlich mehr Aufmerksamkeit bräuchte, denn:

  • Bei zehnfacher Nutzung sparen sie im Vergleich zu Einweg-Trays 30 Prozent CO2 ein (Reichweite von 500 km).
  • Der Einsatz von Mehrweg-Transportverpackungen ist um etwa ein Drittel günstiger als der ständige Neukauf von Einwegverpackungen.

Kaum verständlich, denn laut Deutscher Umwelthilfe sind die Mehrweg-Trays bis zu hundertfach wiederverwendbar, doch die Branche setzt weiterhin fast ausschließlich auf Einweg.

Diese Supermärkte und Baumärkte stellen bereits auf Mehrweg-Paletten um

Es ist ein schleichender Prozess, doch es gibt bereits erste Initiativen, Mehrweg-Paletten einzuführen. Aktuell arbeiten Rewe und toom Baumarkt gemeinsam mit Pflanzenerzeuger Landgard, dem laut Deutscher Umwelthilfe größten Plastiksünder der Branche, an nachhaltigen Mehrweg-Paletten. Die Initiative steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.

Pflanztrays im Gartencenter
Die große Umweltsünde des Pflanzenhandels: Pflanz-Trays sind zu 95 Prozent Einwegprodukte.

Schlechte soziale Standards in Herkunftsländern von Schnittblumen

Habt ihr euch schon mal gefragt, woher eure Pflanzen und Blumen aus Supermarkt oder Baumarkt ursprünglich kommen? "Bestimmt aus den Niederlanden", könnte die Antwort sein. Und tatsächlich kommen viele Schnittblumen von dort. Was wir oft nicht wissen: Die Niederlande sind häufig nur der Umschlagplatz. Die Pflanzen kommen also eigentlich von ganz woanders her.

Und selbst wenn wir es wissen wollten, Transparenz wird im Zierpflanzen-Geschäft bislang noch klein geschrieben. Infos zu Anzucht, Pestizideinsatz oder sozialen Fragen bekommt man in den seltensten Fällen auf dem Label im Blumentopf oder auf der Verpackung präsentiert.

Wo die meisten Blumen aus dem Supermarkt herkommen

Gut 80 Prozent der verkauften Schnittblumen müssen in Deutschland laut TransFair (Fairtrade) importiert werden. Fast 85 Prozent davon und sogar 90 Prozent der frischen Schnittblumen kommen aus den Niederlanden zu uns in die Supermärkte oder Gartencenter, nur die Hälfte wird tatsächlich auch dort angezüchtet.

Die anderen fünfzig Prozent kommen dem Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN) zufolge aus Ländern Lateinamerikas und Afrika, größtenteils aus Kenia. Bis die Pflanzen und Blumen also bei uns im Supermarkt ankommen, müssen sie einen weiten Weg zurücklegen. Wirklich umweltfreundlich ist das nicht.

Schlechte Arbeitsbedingungen in der Blumenproduktion

Einem bunten Strauß Schnittblumen aus dem Supermarkt sieht man leider nicht an, wie viele unbezahlte Überstunden die Mitarbeiter dafür geleistet haben. Leider ist aber genau das oftmals die Realität. Dazu kommen laut PAN noch weitere Probleme:

  • Es gibt oft keine geregelten Arbeits- und Pausenzeiten.
  • Es gibt weder einen Kündigungs- noch einen Mutterschutz.
  • Selten gibt es soziale Absicherungen für die Arbeitnehmer.
  • Gewerkschaftliche Organisationen werden unterdrückt.
  • Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden schlecht über Rechte und geltende Vorschriften aufgeklärt.

Doch manchmal könnt ihr auch im Supermarkt Blumen und Topfpflanzen mit Fairtrade-Logo finden. Solche Blumen stammen von zertifizierten Blumenfarmen, die ihre Blumen nach klar definierten sozialen und ökologischen Standards produzieren.

Blumen im Supermarkt
Schnell mal mitgenommen: Günstige Schnittblumen aus dem Supermarkt stammen häufig von afrikanischen Blumenfarmen mit schlechten sozialen Standards.

Label für mehr Transparenz auf dem Pflanzenmarkt: GlobalG.A.P.

Pflanzen also nie wieder im Supermarkt kaufen? Doch, es geht auch fair: Lebensmittelhändler wie ALDI Süd und ALDI Nord veröffentlichten bereits 2017 eine "Blumen- und Pflanzen-Einkaufspolitik", die dem Verbraucher mehr Transparenz im Pflanzensektor verspricht. Seitdem führen die beiden Supermarktketten neben dem Fairtrade-Logo auch schrittweise Label wie GlobalG.A.P. und MPS ein.

Das steckt hinter der GlobalG.A.P.-Zertifizierung

Seit Sommer 2017 können Blumen und Pflanzen, die von GlobalG.A.P. zertifizierten Farmen stammen, mit dem GGN-Verbraucherlabel versehen werden. Solche Farmen setzen sich für sichere Produktionsmethoden sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen ein. Über eine 13-stellige Identifikationsnummer unter dem GGN-Label könnt ihr dann die Herkunft der zertifizierten Blumen und Pflanzen online zurückverfolgen.

Bio-Pflanzen statt Discounter-Pflanzen kaufen

Wenn ihr in Zukunft beim Pflanzenkauf etwas mehr auf Nachhaltigkeit achten möchtet, haltet Ausschau nach zertifizierten Bio-Pflanzen oder besucht gleich eine Bio-Gärtnerei. Anhand folgender Logos könnt ihr die Pflanzen erkennen:

  • EU-Öko-Logo
  • Bio-Siegel
  • Logo der Bioverbände Demeter, Bioland oder Naturland

Oft sind die Bio-Pflanzen etwas teurer, dafür stammen sie aber aus nachhaltigem Anbau, sind frei von chemischen Pflanzenschutzmitteln und sind in Erde mit geringem Torfanteil gewachsen. Worauf ihr beim Kauf achten müsst und wie die Labels aussehen, an denen ihr Bio-Pflanzen erkennt, erfahrt ihr in unserem Artikel Bio-Pflanzen: Worauf ihr beim Kauf unbedingt achten solltet.

Wem Bio-Pflanzen zu teuer sind, für den haben wir noch ein paar tolle Ideen, wie ihr einfach an faire und günstige Pflanzen kommen könnt.

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