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Marder vertreiben: Was ist der effektivste Marderschreck?

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Antonia Eigel

Sie zerfressen Autkokabel, treiben auf dem Dachboden ihr Unwesen und sorgen für Unruhe in der Nachbarschaft. Wenn der Marder los ist, betrifft das selten nur einen Haushalt. Jährlich verursacht der Marder dabei Schäden in Millionenhöhe. Wie ihr Marder vertreiben könnt und welche Marderabwehr auf dem Dachboden und im Motorraum wirklich hilft, erfahrt ihr in unserem Ratgeber. Dazu geben wir euch Tipps, wie ihr einem Marderbefall vorbeugen könnt.

Marder vertreiben, warum ist das so schwierig?

Marder sind seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil der städtischen Fauna geworden. In Wohngebieten findet man sogar mit bis zu fünf Tieren pro 100 Hektar mehr Tiere als in siedlungsfernen Waldbereichen, wo sich etwa nur ein Zehntel ansiedelt.

Marder sind Reviertiere, die immer wieder zu ihren Lieblingsorten zurückkehren. Diese markieren sie mit Duftspuren, um so auch Revierfeinde und andere Marder fernzuhalten. Wollt ihr einen Marder vertreiben, wird er alles dafür tun, um sich sein Revier zurückzuerobern.

Das lockt den Marder in Wohngebiete

In Wohngebieten findet der Marder alles, was sein Herz begehrt. Eine spezielle Vorliebe hegt er für süße Speisen insbesondere Kirschen. Wer einen Kirschbaum im Garten hat und darunter viele (bereits verdaute) Kirschkerne findet, könnte einen Marder zu Besuch haben. Was außerdem auf dem Speiseplan steht:

  • Obst
  • Tierfutter
  • Mäuse und Ratten
  • kleine Vögel und Tauben
  • Küchenabfälle
  • Hühnereier

Der Marder findet rund um Haus und im Garten nicht nur reichlich Nahrung, sondern auch eine Menge Unterschlüpfe. Darunter Dachböden, Scheunen, Autos oder Holzstapel. Dazu ist das Tier nachtaktiv, weshalb man ihm nur selten am Tag über den Weg läuft.

Welche Marderarten gibt es in Deutschland?

Wenn die Rede vom Marder ist, handelt es sich in der Regel um den Steinmarder (Martes Foina). Ihr erkennt ihn an seinem graubraunen Fell und einem markant gegabelten weißen Kehlfleck. Eng verwandt mit ihm ist der etwas scheuere Baummarder. Er sieht dem Steinmarder zwar sehr ähnlich, sein Fell ist jedoch etwas dunkler (schwarzbraun), der Kehlfleck ist eher gelb. Sie beide gehören der Gattung der "Echten Marder" an, jedoch treibt sich nur der Steinmarder bevorzugt in Siedlungsgebieten herum. Weitere Marderarten, die in Deutschland vorkommen, sich aber selten in Siedlungen verirren, sind unter anderem:

  • Amerikanischer Nerz
  • Dachs
  • Fischotter
  • Hermelin
  • Iltis
  • Mauswiesel
  • Steinmarder springt auf Stamm
  • Baummarder sitzt auf Baumstamm

Darf man Marder fangen oder jagen?

Steinmarder stehen zwar nicht unter Tierschutz, sie sind aber freilebende und herrenlose Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen. Nach dem Bundesjagdgesetz (BJagdG) darf nur auf land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich nutzbaren Grundflächen gejagt werden. Das Jagdrecht steht hier dem Grundeigentümer zu. Wer einen Marder fangen will, muss außerdem einen Jagdschein besitzen.

Treibt sich der Marder dazu in einem "befriedeten Gebiet" herum, ist eine Jagdausübung gesetzlich sogar verboten:

Auf Grundflächen, die zu keinem Jagdbezirk gehören, und in befriedeten Bezirken ruht die Jagd.

(Quelle: § 6 Satz 1 BJagdG)

Das gilt zum Beispiel für:

  • Wohnsiedlungen
  • Friedhöfe
  • Grünanlagen
  • Hofflächen
  • Gärten

In Ausnahmefällen kann die Jagdbehörde Grundstückseigentümern eine beschränkte Jagdausübung durch ausgewählte Jäger erlauben. Zum Beispiel bei einer Tierseuchenbekämpfung oder zur Gefahrenabwehr. Dennoch ist nicht sichergestellt, dass das Revier nicht bald wieder von einem nächsten Steinmarder besetzt wird, weil dieser der Duftspur gefolgt ist.

Marder haben einen hervorragenden Geruchssinn. Wer den Marder fangen und irgendwo wieder aussetzen will, müsste dazu bis zu 20 Kilometer weit fahren, um ihn los zu werden. Doch selbst dann kann ein Marder zu seinem Revier zurückfinden. Und tut er es nicht selbst, ist mit Sicherheit bald der nächster Anwärter für das freigewordene Revier da.

Wie kommt der Marder ins Haus oder auf den Dachboden?

Marder lieben Dachböden, Schuppen oder Kellerräume, denn hier können sie sich tagsüber im Warmen verstecken und ab März auch ihre Jungtiere aufziehen. Marder sind dazu sehr gute Kletterer. Für sie ist es ein Leichtes, über Bäume, Äste, Fassadenbegrünungen oder Fallrohre auf den Dachboden zu gelangen. Lose oder zerbrochene Dachziegel und kleine Lücken nutzen sie als Einschlupflöcher.

Schadwirkung durch den Marder

Marder sind für den Menschen generell ungefährlich. Dennoch kann er für erhebliche finanzielle Schäden am Haus, auf dem Dachboden oder am Auto verantwortlich sein.

Man kann den Marder vielleicht nicht immer sehen, dafür aber hören und manchmal auch riechen. Durch Kot- und Beutereste entstehen starke Geruchsemissionen, die sich auf dem Dachboden ausbreiten können.

Hat der Marder Junge bekommen, kann man sie auch tagsüber beim Herumtollen und Fiepen hören. Das kann im schlimmsten Fall zu einer langfristigen Geräuschbelästigung werden.

Ein weiterer Schaden, der auf einen Marder auf dem Dachboden hinweist: zerstörtes Isolationsmaterial. Dieses verwenden die Tiere gerne zum Nestbau. Wird die Dämmung zerstört, kann zudem auch ein großer finanzieller Schaden entstehen. Durch die fehlende Dämmwirkung bilden sich außerdem Wärmebrücken, die Schimmelbildung begünstigen können.

Marderabwehr auf dem Dachboden – das könnt ihr tun

Hat sich ein Marder erst einmal auf dem Dachboden eingelebt, bekommt ihr ihn nicht so leicht wieder vertrieben. Wer den Steinmarder wieder vom Dachboden vertreiben oder vergrämen will, kann folgende Methoden ausprobieren:

  • Einschlupflöcher verschließen (jede Lücke, die größer als fünf Zentimeter ist).
  • Bäume und Äste zurückschneiden, um den Weg zum Dach abzuschneiden.
  • Pfosten, Abflussrohre, Baumstämme in zwei Metern Höhe mit einer Metall- oder Plastikmanschette versehen.
  • Fassadenbegrünung zurückschneiden.

Ein wichtiges Credo lautet außerdem: Marder aus-, nicht einsperren! Achtet also immer darauf, die Einschlupflöcher erst dann zu verschließen, wenn der Marder den Dachboden kurzzeitig verlassen hat. Zwischen März und August können sich auch Jungtiere auf dem Dachboden aufhalten. In diesem Zeitraum solltet ihr die Marder nicht vergrämen.

Helfen Klosteine und Hundehaare gegen Marder?

Ein weitverbreiteter Mythos oder ist doch was dran? "Wer einen WC-Stein auf dem Dachboden oder im Motorraum des Autos aufhängt, schlägt den Marder erfolgreich in die Flucht", heißt es auf vielen Internetseiten. Die Meinungen hierzu gehen jedoch stark auseinander. Kurzzeitig mag der Stein für die Toilette vielleicht Wirkung zeigen. Marder gewöhnen sich jedoch schnell an Gerüche und stören sich nicht länger daran, dazu verfliegt der Klosteingeruch schnell.

Weit verbreitet ist außerdem die Annahme, dass man auch mit Marderschrecken wie Ultraschallgeräten, Anti-Marder-Sprays, Weckern, Mottenkugeln sowie Hunde- oder Menschenhaaren den Marder vertrieben bekommt. Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald für Fischerei und Jagd (Österreich) und auch der Nabu beschreiben diese Maßnahmen aber als unwirksam.

Der "Automarder": Warum der Marder Autos liebt

198.000 Marderschäden und Kosten von 69 Millionen Euro an kaskoversicherten PKW meldete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) für das Jahr 2018. Zwar sank die Zahl um sieben Prozent zum Vorjahr, dennoch hat der Marder es wieder in die Top 5 der Teilkaskoschäden 2020 geschafft. Doch wieso mag der Marder eigentlich so gerne Autos?

Marder sind von Natur aus neugierige Tiere, die gerne auf Gegenständen herumkauen, um sie zu untersuchen. Ein Motorraum mit vielen Kabeln ist da natürlich besonders interessant. Seit den 1970er Jahren zählt der Marder deshalb zu den bekanntesten "Autoschädlingen", der sein Revier mit Duftmarken und Urinspritzern markiert. So wissen auch seine Artgenossen: Hier gibt’s was zu entdecken.

Was dem Marder im Auto besonders gut "schmeckt":

  • Zündkabel
  • Kühlwasser- und Scheibenwasserschläuche
  • Faltenbälge der Antriebswellen und Lenkung
  • Isolierungen von Stromleitungen
  • Isoliermatten für Geräusch und Wärmematten

Laut Schweizer Tierschutz STS zerbeißen hauptsächlich männliche Marder die Kabel von Autos, die zuvor in einem anderen Marderrevier gestanden haben und fremde Duftmarken tragen. Besonders gefährdet sind deshalb Autos von Pendlern, die tagsüber an einem anderen Ort geparkt werden als nachts. Auch spät abgestellte Autos mit noch warmen Motor wirken auf die Marder anziehend.

Autoschaden durch Marder kann gefährlich werden

Hat der Marder Zündkabel angeknabbert, kann das laut ADAC dazu führen, dass der Motor unrund läuft. Durchlöcherte Kühlmittelschläuche führen letztendlich dazu, dass der Motor überhitzt. Beschädigte Gummimanschetten fallen zwar nicht sofort auf. Langfristig können dadurch aber auch Antriebs- und Achsgelenke sowie Lenkungsteile beschädigt werden, was gefährlich werden kann.

Wer also einen Autoschaden durch den Marder entdeckt, sollte das Auto besser nicht mehr bewegen. Je später der Schaden entdeckt wird, desto höher können zudem die Reparaturkosten ausfallen.

Marderabwehr im Motorraum – das könnt ihr tun

Was also tun, wenn der Marder das eigene Auto erobert hat? So viel sei gesagt: Eine Patentlösung gegen Marderbefall gibt es nicht. Dennoch gibt es Marderschrecke und Abwehrsysteme gegen Marder, die in Kombination vor einem erneuten Befall schützen können. Dazu zählen zum Beispiel:

  • spezielle Elektroschockgeräte (Weidenzaunprinzip)
  • Schutzschläuche aus Hartkunststoff (zum Beispiel für Zündkabel)
  • Motorraum-Abschottungen (gibt es als Sonderausstattung, alternativ auch Motorwannen zum Nachrüsten)
  • Marderschreckgeräte (akustische oder elektrische Geräusche)

So könnt ihr euer Auto außerdem gegen weitere Verbissschäden durch den Marder schützen:

  • Motorwäsche, um die Duftspuren zu beseitigen.
  • Auto in Garage parken.
  • Auto häufiger zu unterschiedlichen Zeiten umparken, der Marder kann sich so nicht gewöhnen.

Kurzfristige Lösungen mit abschreckender Wirkung:

  • Maschendrahtgitter
  • Blech oder Alu(folie) unters Auto legen

Steinmarder reagieren extrem sensibel auf Geräusche und sind deshalb sehr schreckhaft. Treten sie zum Beispiel auf Alufolie, die ihr unter dem Motorraum platziert, schrecken sie durch das knisternde Geräusch zusammen und suchen schnell das Weite. Sie lernen jedoch sehr schnell die Geräusche richtig einzuordnen, der Gehörsinn scheint also mit ihr wichtigster Sinn zu sein.

Der Nabu empfiehlt außerdem, ein Maschendrahtgitter weiß zu streichen. Das ist auffälliger und wirkt abschreckender auf die Tiere. In der Praxis soll sich diese Methode vielfach bewährt haben.

Zahlt die Versicherung einen Marderschaden am Auto?

Das kommt ganz auf die Versicherung an. Marderschäden sind grundsätzlich durch die Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung versichert. Bei direkten Marderschäden leisten viele Teilkaskoversicherungen im Rahmen einer vereinbarten Deckungssumme und möglichem Selbstbehalt. Aber: Nicht alle Versicherungen beinhalten einen Marderschutz in der Teilkasko. In vielen Tarifen sind zudem Folgeschäden ausgeschlossen. Fragt hierzu am besten bei eurem Versicherungsgeber nach, was abgesichert ist und was nicht.

7 Tipps, wie ihr einem Marderbefall vorbeugen könnt

Wo der Marder nichts zu fressen oder keinen geeigneten Unterschlupf findet, wird er vermutlich auch nicht sein Revier markieren und sich ansiedeln. Mit ein paar einfachen Tipps, könnt ihr die Wahrscheinlichkeit schon senken:

  1. Müll und Abfälle unzugänglich aufbewahren.
  2. Speisereste nicht auf den Kompost werfen.
  3. Haustierfutter nicht draußen lagern.
  4. Fallobst aufsammeln und reifes Obst ernten.
  5. Hühner im Garten? Eier aufsammeln und nicht liegen lassen.
  6. Marder nicht anfüttern, Findelkinder nicht aufziehen und später frei lassen.
  7. Essenreste sowie Grillgut nicht draußen liegen lassen.

Wenn ihr einen Marderbefall befürchtet oder bereits all eure Versuche, den Marder zu vertreiben, gescheitert sind, könnt ihr euch auch an einen ortsansässigen Kammerjäger wenden. Seriöse Schädlingsbekämpfer findet ihr auf der Website des Deutschen Schädlingsbekämpferverbandes e.V..

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