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Grauwasseranlage: Lohnen sich die Kosten?
Zwei Tanks und ein Filter: Die Grauwasseranlage verwandelt leicht verschmutztes Wasser in sauberes Wasser, das ihr fast wieder trinken könntet. Aber nur fast. Für die Klospülung, zur Gartenbewässerung und sogar für die Wäsche reicht die Qualität dieses Wassers allemal.
Durch die Aufbereitung und Wiederverwendung von Grauwasser spart ihr Trinkwasser- und Abwasserkosten. Doch lohnt sich der Einbau eines solchen Systems kostentechnisch?
Was ist Grauwasser?
Trinkwasser, Abwasser – kennen wir. Aber was ist Grauwasser? Ganz einfach: Es ist etwas dazwischen. Es handelt sich um Seifenwasser vom Händewaschen oder Duschen oder Wasser, das bei jedem Waschgang aus der Waschmaschine fließt. Wasser mit ein bisschen Schmutz – aber ohne Fäkalien.
Genau dieses Wasser kann mit der Hilfe einer Grauwasseranlage aufbereitet und wiederverwendet werden. Beispielsweise als Wasser für die Klospülung, für die Gartenbewässerung oder zum Putzen. Sogar eure Wäsche könnt ihr mit dem aufbereiteten Wasser aus der Grauwasseranlage waschen.
So sparen Haushalte rund 30 Prozent ihres Trinkwasserverbrauchs ein – und ihr spart mit der Grauwasseranlage Kosten und schont die Ressourcen der Umwelt. Nur als Trinkwasser und zum Duschen ist das aufbereitete Grauwasser nicht mehr geeignet.
Doch wie funktioniert die Grauwasseranlage? Lässt sie sich in jedem Haus einbauen? Und die wichtigste Frage: Was kostet so eine Grauwasseranlage überhaupt? Diese und weitere Fragen beantworten wir im Folgenden.
Wie funktioniert eine Grauwasseranlage?
Eine Grauwasseranlage besteht im Grunde aus zwei Tanks und einem Aufbereitungssystem für verschmutztes Wasser – einem Grauwassertank und einem Klarwassertank. Je nach Anbieter kann eine Grauwasseranlage auch aus drei Tanks bestehen. In dem Grauwassertank befindet sich ein Membranbioreaktor – sozusagen ein sehr kleines Klärwerk.
In zwei Stufen wird das Grauwasser im Grauwassertank wieder auf die sogenannte Betriebswasserqualität gebracht. Das funktioniert so:
- Biologische Reinigung. Dabei bauen Mikroorganismen unter der Zugabe von Sauerstoff Rückstände wie Öl, Hautpartikel, Seife und Fette ab.
- Reinigung im Membranbioreaktor. Das biologisch gereinigte Wasser wird durch einen sehr feinen Membranfilter geleitet und so von feinsten Schmutzpartikeln und Viren und Bakterien befreit.
Eine Pumpe befördert das im Grauwassertank gesäuberte Wasser in den Klarwassertank und anschließend in die Verbrauchsgeräte.
Ist nicht genügend Betriebswasser im Speicher vorhanden, kann der Klarwasserspeicher mit Trinkwasser gespeist werden – damit die Wasserspülung funktioniert, auch wenn ihr in den letzten Tagen wenig geduscht habt.
Alternativ kann ein zu geringer Wasserstand im Klarwassertank auch durch Regenwasser aus einem Regenwassersammler oder einer Regenwasserzisterne gespeist werden. Mehr über die Vor- und Nachteile des Regenwassersammlers könnt ihr hier nachlesen.
Damit das gesamte Grauwassersystem funktioniert, müssen separate Grauwasserleitungen vorhanden sein oder neu gelegt werden. Diese leiten dann das Abwasser von den Handwaschbecken, der Waschmaschine, der Dusche und der Badewanne in die Grauwasseranlage und speisen nach erfolgter Aufbereitung wiederum die Toilettenspülung, die Gartenbewässerung und die Waschmaschine unabhängig von der Trinkwasserzufuhr.
Übrigens: Abwasser, das durch Geschirrspülen oder die Geschirrspülmaschine entsteht, ist nicht geeignet. Es wird zu sehr durch Fett und Keime belastet. Die Aufbereitung wäre zu aufwendig.
Wie wird Grauwasser aufbereitet?
Die genaue Arbeitsweise unterscheidet sich je nach Anlage. In der Praxis funktioniert die Aufbereitung von Grauwasser in der Grauwasseranlage etwa so:
- Auf dem Weg in die Grauwasseranlage wird das Wasser durch einen ersten Filter geleitet und von groben Schmutzpartikeln befreit.
- Durch Zugabe von Sauerstoff werden Mikroorganismen im Wasser angeregt, Rückstände im Wasser biologisch abzubauen.
- Dann wird das Wasser durch den Membranbioreaktor gefiltert. Die Membranfilter sind so fein, dass sie selbst Bakterien und Viren auffangen können. Das Wasser ist somit keimfrei.
Das gereinigte Wasser ist klar und frei von Gerüchen und Schmutzpartikeln. Es sieht aus wie Trinkwasser – hat allerdings keine Trinkwasserqualität. Für die Klospülung, die Gartenbewässerung und die Wäsche reicht die Qualität bedenkenlos.
Die Beförderung des Wassers zu ihren Einsatzorten erfolgt durch eine Pumpe, die Strom verbraucht. Die Filter müssen regelmäßig gewechselt und die Anlage muss regelmäßig und fachgerecht gewartet werden. Neben den Kosten der Montage fallen also auch laufende Kosten an.
Was kostet eine Grauwasseranlage?
Eine Grauwasseranlage schlägt mit den Kosten für die Technik und die Installation mit etwa 5.000 bis 6.000 Euro zu Buche. Es ist eine langfristige Investition, denn die Kosten rechnen sich je nach Größe der Anlage erst nach etwa zehn Jahren. Der positive Umwelteffekt sollte dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden.
Der beste Zeitpunkt für die Installation einer Grauwasseranlage ist direkt beim Neubau oder bei einer umfassenden Sanierung. Bei dieser Gelegenheit können die Abflüsse der Badewanne, der Dusche, der Handwaschbecken und der Waschmaschine direkt an die Grauwasseranlage angeschlossen werden. Außerdem kann der Zulauf der Toiletten, der Waschmaschine und des Gartenwassers mit dem Klarwassertank verbunden werden.
Die Nachrüstung in einem Altbau gestaltet sich aufgrund nicht vorhandener separater Leitungen eher schwierig und lohnt sich nur, wenn die Erneuerung von Wasserleitungen und Sanitäranlagen geplant ist. Es fallen zusätzliche Montagekosten für die Verlegung der neuen Leitungssysteme und Umbauten an.
Wann lohnt sich eine Grauwasseranlage?
Von einem ökologischen Standpunkt aus gesehen, lohnt sich die Grauwasseranlage mit dem ersten eingesparten Liter. Liebhaber alternativer Lebensformen – wie sie beispielsweise die ökologischen und autarken Tiny Houses bieten – wissen das.
Die Grauwasseranlage schont dabei doppelt Ressourcen: Sie spart Trinkwasser und verringert Abwasser. Vor allem bei Neubauten oder Altbauten, die umfassend renoviert und saniert werden sollen, empfehlen wir den Einbau.
Wie angedeutet, ist eine Grauwasseranlage auch bei Besitzern von Tiny Houses, die nachhaltig leben möchten, empfehlenswert. Warum die alternative und autarke Lebensweise im Tiny House in Deutschland jedoch so einfach umsetzbar ist, lest ihr hier. Wie autarkes Wohnen im Tiny House im Detail funktioniert, lest ihr hier.
Ökonomisch dauert es lange, bis sich die Grauwasseranlage lohnt. Je nach Wasserverbrauch dauert es mehrere Jahre, bis sich die Kosten der Grauwasseranlage mit der Wasserersparnis ausgleichen.
Pro Jahr kann ein Vier-Personen-Haushalt etwa 600 Euro Trinkwasser- und Abwasserkosten durch die Nutzung des Mini-Klärwerks sparen. Bei Anschaffungskosten von 5.000 Euro für eine Grauwasseranlage rechnen sich die Kosten also erst nach etwa zehn Jahren.
Dazu verbraucht der Betrieb Strom, und die Anlage muss regelmäßig gewartet werden. Je nach Anlage müssen die Tanks etwa jährlich bis alle drei Jahre von einem Fachbetrieb gereinigt werden. Der Membranfilter muss etwa alle fünf Jahre ausgetauscht werden.
Eine Grauwasseranlage in einem größeren Gebäude oder Mehrfamilienhaus mit 30 bis 60 Anwohnern rechnet sich deutlich schneller als eine Grauwasseranlage für ein Einfamilienhaus. Die Grauwasseranlage muss dann natürlich entsprechend größer ausfallen.
Auf Hausbooten lohnt sich die Grauwasseranlage ebenfalls. Da Hausboote nicht an das Abwassernetz angeschlossen sind und Abwasser aus Gründen des Umweltschutzes nicht einfach in die Gewässer abgeleitet werden darf, ist eine Grauwasseranlage eine gute Möglichkeit, den Abwassertank auf dem Hausboot zu schonen. Mehr über das Leben auf dem Hausboot lest ihr hier.
Tipp: Prüft vor dem Kauf unbedingt, ob die Grauwasseranlage in eurem Bundesland gefördert wird.
Welche Wasseraufbereitungsanlagen gibt es?
Neben der Grauwasseranlage gibt es noch diese Wasseraufbereitungsanlagen:
- Trinkwasseraufbereitungsanlage aus Regen-, Brunnen-, Quell- und Grundwasser
- Pflanzenkläranlage – eine Variante der Grauwasseraufbereitung
- Regenwasseraufbereitungsanlage
Und hier noch zwei weitere Lesetipps zum Thema Tiny Houses: Die häufigsten Fragen über Tiny Houses werden hier beantwortet. Mehr über das Thema Tiny Houses lest ihr außerdem hier.