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Energieeffizienz deutscher Immobilien: Nur 13 Prozent sind spitze


Die Bundesregierung plant einen klimaneutralen Gebäudebestand in Deutschland bis zum Jahr 2045. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind bisher die wenigsten Wohngebäude in Deutschland wirklich energieeffizient.

  1. Bundesweiter Vergleich: Wo die meisten energieeffizienten Gebäude stehen
  2. Modernisierungsprogramme stoßen bei Privateigentümern bislang auf wenig Interesse

Bislang weisen nur knapp 13 Prozent der Immobilien mit Energieausweis in Deutschland die besten Energiekennwerte A, A+ oder B auf. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Für sie wurden die Energiekennwerte von 1.681 über McMakler vermarkteten deutschen Wohnhäusern aus dem dritten Quartal 2021 ausgewertet. Besser sieht es bei Neubauten aus. Da sind 71 Prozent der Häuser in Sachen Energieeffizienz spitze. Zudem zeigt eine von McMakler in Auftrag gegebene Online-Umfrage, dass nur jeder vierte Immobilienbesitzer in Deutschland die Energieklasse seiner Immobilie überhaupt kennt.

In Deutschland sind rund 64 Prozent aller Wohngebäude vor 1979 gebaut worden. Diese Bestandsbauten verbrauchen am meisten Energie. Das zeigt auch die Studie: Demnach weisen 66 Prozent aller Häuser, die vor 1979 gebaut wurden, die schlechtesten Energieklassen F, G oder H auf. Die beste Energieeffizienz haben Gebäude aus den Baujahren nach 2010. 71 Prozent dieser Neubauten werden mit den positiven Kennwerten A, A+ oder B bewertet.

Infografik Energieeffizienz deutscher Immobilien

Energiekennwerte von 1.681 vermarkteten deutschen Wohnhäusern aus dem dritten Quartal 2021 / Quelle: McMakler

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Bundesweiter Vergleich: Wo die meisten energieeffizienten Gebäude stehen

Im deutschlandweiten Vergleich schneiden die Bundesländer Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen hinsichtlich der Energieeffizienz ihres Gebäudebestands am besten ab. In Baden-Württemberg und Hamburg werden rund 17 Prozent aller Energieausweise mit dem Energiekennwert A+, A oder B ausgezeichnet. In Nordrhein-Westfalen sind es 15 Prozent.

Die beiden energetisch schlechtesten Kennwerte G und H treten am häufigsten in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern (42 Prozent), Berlin (39 Prozent) und Thüringen (36 Prozent) auf.

Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede in der Energieeffizienz der jeweiligen Gebäudebestände der Bundesländer ist das Verhältnis von Neubau- und Bestandsimmobilien. Die Analyse stellt fest, dass Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen einen vergleichsweise hohen Anteil an Neubauten aufweisen. Dieser deckt in allen drei Bundesländern bis zu acht Prozent des Gesamtbestandes ab.

Dagegen liegt der Anteil in diesem Bereich in Mecklenburg-Vorpommern bei gerade einmal drei Prozent. In Berlin liegt er bei sechs Prozent. Thüringen stellt eine Besonderheit dar: Mit 13 Prozent weist das Land den höchsten Neubau-Anteil unter allen Bundesländern auf. Doch auch bei den besonders alten Gebäuden ist Thüringen im Bundesländervergleich Spitzenreiter. 32 Prozent aller ausgewerteten Wohngebäude dort sind 100 Jahre alt oder sogar älter. Die tendenziell schlechte Energieeffizienz dieser alten Gebäude ist der Grund für das schlechte Abschneiden des Landes.

Modernisierungsprogramme stoßen bei Privateigentümern bislang auf wenig Interesse

Im ersten Halbjahr 2021 betrug die Fördersumme des Programms "Energieeffizient Bauen und Sanieren" der KfW-Bank rund 19,2 Milliarden Euro. Einer von McMakler in Auftrag gegebenen YouGov-Umfrage zufolge stoßen staatliche Sanierungs- und Modernisierungsprogramme bei Privateigentümern bislang auf wenig Interesse. Gerade einmal 23 Prozent geben an, bereits Förderungen für die Sanierung ihrer Immobilie bezogen zu haben. 43 Prozent der Befragten haben hingegen noch nie eine staatliche Förderung in Anspruch genommen und planen es auch nicht in den kommenden Jahren.

Die weiteren Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Immobilienbesitzer in Deutschland sich bisher wenig mit der Energieeffizienz ihres Eigenheims auseinandergesetzt haben. 44 Prozent der befragten Eigentümer kennt die Energieeffizienzklasse ihrer Immobilie nicht. 30 Prozent der Immobilieneigentümer geben an, dass sie ihre Energieklasse lediglich ungefähr einschätzen können.

Allerdings scheint eine gute Energieeffizienz gleichzeitig eine wichtige Rolle beim Immobilienkauf zu spielen: Fragt man Eigentümer nach der Relevanz der Energieeffizienz ihrer Immobilie, stufen 65 Prozent diese als wichtig bis sehr wichtig ein.

Über ein Drittel der Befragten verneint die Frage, ob sie eine Immobilie in einer guten Lage kaufen würden, die aber eine schlechte Energieeffizienzklasse aufweist. Eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass energieeffiziente Gebäude um 23 Prozent höhere Marktpreise erzielen.

Lesenswert für alle Interessierten am energieeffizienten Wohnen: "Effizienzhaus: Mit dem KfW-Effizienzhaus Energie und Kosten sparen".

Was es mit Passivhäusern auf sich hat, erfahrt ihr in "Passivhaus: Energieeffizienz, Nutzen, Kosten, Förderung".

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