Bauen | Ratgeber

Alles über Nutzungsklassen, Abriebklassen und Rutschhemmung bei Bodenbelägen


Ihr sucht einen neuen Bodenbelag? Dann solltet ihr die technischen Qualitätsmerkmale für Laminat, Vinyl, Designboden und Fliesen kennen. Wir erklären euch, was es mit Nutzungsklassen, Abriebgruppen und Rutschhemmung auf sich hat.

  1. Vinylboden, Designboden und Laminatboden: Nutzungsklassen
  2. Laminatboden: Abriebklassen
  3. Fliesen: Abriebklassen und Rutschhemmung
  4. Fazit zu Nutzungsklassen, Abriebklassen und Rutschhemmung bei Bodenbelägen

Wir treten unseren Boden täglich mit Füßen, aber dazu ist er auch da. Manchmal belasten wir die Beläge aber mehr, als ihnen gut tut.

Um Schäden von vornherein zu vermeiden, solltet ihr beim Kauf auf die technischen Qualitätsmerkmale achten. Das sind zum Beispiel bei Laminat, Vinylboden und Designboden die so genannten Nutzungsklassen. Bei Laminat kommen noch die Abriebklassen dazu. Bei Fliesen gibt es wiederum Abriebgruppen und die Rutschhemmung.

Wir zeigen euch im Folgenden, was die einzelnen Klassen und Gruppen für den jeweiligen Bodenbelag bedeuten.

Jetzt Maßnahmen checken!

Erhalte jetzt einen Überblick über energetische Maßnahmen für dein Objekt, deren Kosten & Fördermöglichkeiten.

Vinylboden, Designboden und Laminatboden: Nutzungsklassen

Design- und Vinylböden sowie Laminatböden werden nach den Einsatzbereichen in bestimmte Nutzungsklassen eingeteilt. Bodenbelagshersteller sind verpflichtet, ihre Produkte entsprechend zu kennzeichnen.

Die Nutzungsklasse gibt Auskunft über die Belastbarkeit dieser Bodenbeläge. Als Regel gilt dabei:

  • Die Klassen 21, 22 und 23 stehen für die private Nutzung. Die 2 am Anfang steht für die Privatnutzung.
  • Die Klassen 31, 32, 33 und 34 kennzeichnen die gewerbliche Nutzung. Die 3 am Anfang steht für die gewerbliche Nutzung
  • Die zweiten Zahlen von 1 bis 4 stehen für die Belastbarkeit: 1 = schwach, 2 = normal, 3 = stark, 4 = sehr stark.
  • Das heißt: Ein Bodenbelag zur privaten Nutzung mit der Nutzungsklasse 21 ist am wenigsten belastbar, einer mit der Kennzeichnung 24 kann sehr stark beansprucht werden.

Nutzungsklassen bei privater Nutzung (Wohnen)

  • Nutzungsklasse 21
    mäßig: geeignet für Räume mit geringer Nutzung (zum Beispiel im Schlafzimmer und im Gästezimmer)
  • Nutzungsklasse 22
    normal: geeignet für Räume mit mittlerer Nutzung (zum Beispiel im Wohnzimmer und im Esszimmer)
  • Nutzungsklasse 23
    stark: geeignet für Räume mit intensiver Nutzung (das können Küchen sein, Flure, das Treppenhaus oder das Kinderzimmer)

Nutzungsklassen bei öffentlicher und gewerblicher Nutzung

  • Nutzungsklasse 31 mäßig: für Bereiche mit geringer beziehungsweise zeitweiser Nutzung (dazu gehören zum Beispiel Büros ohne Publikumsverkehr)
  • Nutzungsklasse 32 normal: für Bereiche mit mittelstarker Nutzung (zum Beispiel Einzelbüros oder Wirtschaftsräume)
  • Nutzungsklasse 33 stark: für Bereiche mit starker Nutzung (vor allem Hotels)
  • Nutzungsklasse 34
    sehr stark: für Bereiche mit sehr starker Nutzung (zum Beispiel Kaufhäuser, Flughäfen, Mehrzweck- oder Schalterhallen)

Mädchen auf Roller in einer Wohnung/einem Haus
So ein Bodenbelag muss manchmal ganz schön was aushalten.

Laminatboden: Abriebklassen

Ein weiteres Prüfkriterium für Laminat ist die Abriebklasse. Sie gibt Auskunft darüber, wie gut der Bodenbelag äußeren Einflüssen standhält.

Das Prüfverfahren dafür ist ziemlich ausgefeilt. Es werden Räder mit Schmirgelpapier bespannt, auf den Boden aufgesetzt und gedreht – so lange, bis das Dekor und die schützende Schicht abgerieben und irreparabel beschädigt sind. Dabei gilt: Je später der Abrieb erkennbar ist, desto höher ist die Abriebklasse.

Der Anfangsabriebpunkt (IP-Wert) ist der Punkt, an dem erstmalig ein Durchrieb der Dekorschicht klar zu sehen ist. Abgekürzt wird die Abriebklasse mit AC, die Einteilung reicht dabei von AC 1 bis AC 5.

Die Abriebklassen (AC) und ihre Werte

  • AC1: IP-Wert ≥ 900 Umdrehungen: Dieser Boden ist nur für eine geringe Begehungsfrequenz ohne Straßenschuhe geeignet.
  • AC2: IP-Wert ≥ 1.500 Umdrehungen: So ein Bodenbelag ist für die Begehung mit Straßenschuhen, aber nicht für den direkten Eingangsbereich geeignet.
  • AC3: IP-Wert ≥ 2.000 Umdrehungen: Sollte eure Minimal-Anforderung an den Bodenbelag sein.
  • AC4: IP-Wert ≥ 4.000 Umdrehungen: Eignet sich sowohl für Wohnzwecke als auch für leichte bis mittlere gewerbliche Nutzungen.
  • AC5: IP-Wert ≥ 6.000 Umdrehungen: Dieser Boden ist für den gewerblichen Bereich mit Publikumsverkehr geeignet.

Bürostuhl steht auf einem glatten Bodenbelag
Wo täglich dutzende Male der Bürostuhl hin und her fährt, braucht man einen strapazierfähigen Bodenbelag.

Fliesen: Abriebklassen und Rutschhemmung

Bei Fliesen als Bodenbelag kommt es meistens auf zwei Faktoren an: Zum einen auf die Abriebfestigkeit – wie empfindlich sind die Fliesen gegen Kratzer und andere mechanische Beanspruchungen? Punkt zwei ist die Rutschhemmung. Je besser die Rutschhemmung, desto geringer die Gefahr, auf der Fliese auszurutschen.

Die Abriebklassen bei Fliesen

Wie schnell verschleißt die Oberfläche einer Fliese? Das hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Zum einen von der Fliese selbst: Glasiert oder unglasiert? Glänzend oder matt? Dann kommt noch die Beanspruchung. Im Eingangsbereich ist die Belastung höher als im Bad.

Unglasierte Steinzeugbodenfliesen sind praktisch ohne Einschränkungen verwendbar. Glasierte Fliesen werden – je nach Grad der Beanspruchung – in Abriebgruppen eingeteilt.

  • Abriebklasse 1 – sehr leichte Beanspruchung
    Fliesen in der Abriebklasse 1 sind für Räume mit niedriger Begehungsfrequenz geeignet (in der Regel das Bad oder Schlafzimmer). Normalerweise werden diese Räume mit weichen Sohlen ohne kratzende Verschmutzung betreten.
  • Abriebklasse 2 – leichte Beanspruchung
    Bei Fliesen in der Abriebklasse 2 wird nur mit leicht kratzender Verschmutzung durch normales Schuhwerk gerechnet. Diese Fliesen eignen sich für den Wohnbereich.
  • Abriebklasse 3 – mittlere Beanspruchung
    Ideal für Wohnbereiche sowie Dielen und Flure. Auch Balkone oder Loggien können mit Fliesen mit der Abriebklasse 3 belegt werden.
  • Abriebklasse 4 – stärkere Beanspruchung
    Wenn ihr euch viel und oft in der Küche aufhaltet, dann greift zu Fliesen der Abriebklasse 4. Auch für andere Bereiche, die stärker frequentiert werden, wie Eingänge oder Terrassen, sind diese Fliesen eine gute Wahl.
  • Abriebklasse 5 – starke Beanspruchung
    Die werdet ihr im privaten Bereich eher selten brauchen. Fliesen der Abriebklasse 5 haben einen sehr hohen Verschleißwiderstand und finden sich vor allem im gewerblichen Bereich wie beispielsweise in Friseurläden oder Bäckereien wieder.

Die Rutschhemmung bei Fliesen

Rutschhemmende Fliesen haben unterschiedlich stark profilierte oder raue Oberflächen. Bei Böden im gewerblichen Bereich mit erhöhter Rutschgefahr und für Barfußbereiche, die nass werden, sind diese Fliesen durch den Unfallversicherer vorgeschrieben.

Für Privathaushalte gelten diese Vorschriften nicht. Wenn ihr aber eure Terrasse fliesen wollt oder gar einen Pool oder eine Sauna habt, dann ist es durchaus sinnvoll, hier über die Verlegung von rutschhemmenden Fliesen nachzudenken.

Beim Test auf Rutschhemmung steht und geht eine Prüfperson mit Schutzschuhen auf einer schiefen Ebene. Auf diese Fläche wird dann noch Öl aufgetragen. Das Ergebnis wird dann in Gruppen eingeteilt. Je höher die R-Gruppe ist, desto größer ist der Neigungswinkel der zu testenden Fläche und die Rutschhemmung.

  • R 9: Geringer Haftreibwert, trittsicher bis zu einem Neigungswinkel von >6 -10 Grad.
  • R 10: Normaler Haftreibwert, trittsicher bis zu einem Neigungswinkel von >10 - 19 Grad.
  • R 11: Erhöhter Haftreibwert, trittsicher bis zu einem Neigungswinkel von >19 - 27 Grad.
  • R 12: Großer Haftreibwert, trittsicher bis zu einem Neigungswinkel von >27 - 35 Grad.
  • R 13: Sehr großer Haftreibwert, trittsicher bis zu einem Neigungswinkel von >35 Grad.

Dazu kommt dann gegebenenfalls noch ein Zusatz in Form der Buchstaben A, B oder C. Klasse A eignet sich für alle Bereiche, die nur gelegentlich nass oder feucht sind. Fliesen der Klasse B kommen im öffentlichen Bereich beispielsweise für Duschräume oder Schwimmbadumrandungen zum Einsatz. Klasse C gilt für alle Bereiche, die dauerhaft nass sind oder unter Wasser liegen.

Nun könnte man auf die Idee kommen: "Ich nehme einfach die Fliesen mit der höchsten Rutschhemmung, dann kann nichts passieren." Durch die raue Oberfläche ist aber auch der Pflegeaufwand erheblich höher. Viel hilft hier also nicht unbedingt viel.

Nackte Füße auf einem Steinboden
Gerade im Sanitärbereich kann die Rutschhemmung des Bodenbelages eine Rolle spielen.

Fazit zu Nutzungsklassen, Abriebklassen und Rutschhemmung bei Bodenbelägen

Geht es um Vinylboden, Designboden oder Laminat als Bodenbelag, dann achtet auf eine möglichst hohe Nutzungsklasse und/oder Abriebklasse. Auf die Abriebklassen AC1 oder AC2 solltet ihr nach Möglichkeit verzichten.

Auch bei Fliesen gilt bezüglich Abriebklasse und Rutschhemmung: Je höher der Wert, desto besser. Allerdings müssen es hier nicht zwangsläufig die Topwerte sein. Bei privaten Saunen oder Schwimmbädern ist eine höhere Rutschhemmung aber absolut sinnvoll. Außerdem lassen sich Fliesen auch nachträglich rutschfester machen.

Allgemein gilt: Überlegt euch vor dem Kauf genau, wie sehr euer Bodenbelag in Zukunft beansprucht wird. Lasst euch eingehend beraten, ihr wollt ja nach Möglichkeit von eurem neuen Bodenbelag ein paar Jährchen etwas haben. Und gebt im Zweifel lieber ein paar Euro mehr aus. Qualität setzt sich, gerade was den Bodenbelag betrifft, oft durch.

Gar nicht so einfach, den richtigen Bodenbelag zu finden. Wir helfen euch gern, lest dazu unseren umfassenden Artikel über die verschiedensten Bodenbeläge, ihre Vorteile, Nachteile und Kosten:

Das wird dich auch interessieren