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Vorstellbalkon: Alles über Kosten und Aufbau eines selbsttragenden Balkons

Portrait von Dirc Kalweit
Dirc Kalweit


Ein Vorstellbalkon ist nicht nur die effizienteste Variante, einen Balkon anzubauen. Es ist auch die bei weitem kostengünstigste. Wir haben hier für euch alle Infos zur Montage, den Kosten sowie zu den Vorteilen und Nachteilen eines Vorstellbalkons zusammengestellt.

  1. Was ist ein Vorstellbalkon?
  2. Vorstellbalkon beim Neubau und Altbau
  3. Vorstellbalkon nachträglich anbauen: Was muss ich beachten?
  4. Kann ich einen Vorstellbalkon selbst montieren?
  5. Die Vorteile eines Vorstellbalkons
  6. Die Nachteile eines Vorstellbalkons
  7. Was kostet ein Vorstellbalkon?
  8. Fazit: Für wen lohnt sich ein selbsttragender Balkon?

Ein Vorstellbalkon ist die mit Abstand beliebteste Variante, wenn es darum geht, einen Balkon nachträglich an ein Haus anzubauen. Warum das so ist, ob ihr so einen Balkon selbst montieren könnt und was das kostet, das und mehr klären wir in diesem Ratgeber.

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Was ist ein Vorstellbalkon?

Ein Vorstellbalkon (oder auch Vorsatzbalkon) ist ein Balkon, der nachträglich vor das Haus gestellt wird. Sein Gewicht tragen vier Stützen, dazu kommt noch eine leichte Verankerung in der Fassade.

Vorstellbalkone sind statisch eigenständig und "separat gegründet". Das heißt, sie werden vor dem Gebäude auf ins Erdreich versenkte Punkt- oder Streifenfundamente gestellt.

Dadurch unterscheidet sich der Vorstellbalkon von anderen Balkonarten. Beim Kragarmbalkon wird zum Beispiel das gesamte Gewicht der Bodenplatte durch die komplette Verbindung mit der Geschossdecke getragen. Ein Kragarmbalkon ist also freitragend.

Dagegen kommen beim Anbaubalkon auch Stützen zum Einsatz. Hier sind es allerdings nur zwei an der Frontseite. Am Haus selbst wird der Anbaubalkon noch über Wandanker mit der Geschossdecke verbunden.

Schematische Darstellung eines Vorstellbalkons
Der Vorstellbalkon verteilt seine Last auf vier Stützen und ist horizontal nur noch leicht mit der Fassade verankert.

Vorstellbalkon beim Neubau und Altbau

Waren früher Kragarmbalkone beim Neubau maßgebend, so finden sich auf den Baustellen heutzutage auch immer mehr selbsttragende Balkone. Das ist auch einem geänderten Bauablauf geschuldet.

Häufig wird nämlich erst das komplette Wärmedämmverbundsystem installiert, erst danach erfolgt die Montage der Vorstellbalkone. So werden auch besonders große Balkone erst nach Fertigstellung des kompletten Wärmedämmverbund­­systems montiert.

Genau deshalb sind Vorstellbalkone auch bei Sanierungsmaßnahmen so beliebt. Wenn die Fassade sowieso energetisch saniert wird, dann ist der Vorteil des Vorstellbalkons, dass er die Wärmedämmung nicht unterbricht. So gibt es keine Wärmebrücken. Und: Barrierefreie Übergänge sind mit einem Vorsatzbalkon relativ leicht zu realisieren.

Außerdem kommt die nur noch leichte Verankerung an der Fassade vor allem älteren Gebäuden entgegen. Ein freitragender oder fest verankerter Balkon kommt häufig nicht in Frage, weil die Bausubstanz die damit verbundenen Belastungen gar nicht mehr aushält.

Vorstellbalkon nachträglich anbauen: Was muss ich beachten?

Das entscheidende Element bei einem selbst tragenden Balkon sind die vier Stützen. Die sind naturgemäß gut sichtbar, was nicht jedermanns Sache ist. Und sie beschränken die Fläche unterhalb der Balkonplatte. Gehwege, Zufahrten und Einfahrten haben darunter keinen Platz mehr, für häufig genutzte Verkehrsflächen eignet sich ein normaler Vorstellbalkon also nicht.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Denn das Konstruktionsprinzip ermöglicht ziemlich große, mehrere Meter tiefe Balkonflächen. Dadurch ergeben sich (so es der Bebauungsplan zulässt) interessante Möglichkeiten. So kann der Balkon zum Beispiel als erweiterter Carport dienen.

Ihr sucht noch nach anderen Möglichkeiten, einen Balkon nachträglich anzubauen? Dann schaut euch gern diesen Artikel dazu an.

Kann ich einen Vorstellbalkon selbst montieren?

Wir raten euch von der Selbstmontage eines Vorstellbalkons dringend ab. Es gibt zwar Selbstbau-Sets, trotzdem solltet ihr die Arbeiten von einer Fachfirma ausführen lassen.

Der Grund: Auch für einen Vorstellbalkon müsst ihr euch in den allermeisten Fällen eine Baugenehmigung einholen. Genaueres dazu regeln die jeweiligen Landesbauordnungen. Und Vorsicht vor den Aussagen "verfahrensfrei" und "genehmigungsfrei".

Selbst wenn ihr ausdrücklich keine Baugenehmigung für den neuen Balkon benötigt, müsst ihr doch zwingend die gesetzlichen Bestimmungen (wie zum Beispiel den Brandschutz, die Statik oder die Vorgaben des Bebauungsplans) einhalten.

Holt euch am besten den Rat eines Architekten oder Bausachverständigen ein. Auf jeden Fall solltet ihr euch aber vorher beim örtlichen Bauamt nach den lokal geltenden Bestimmungen erkundigen.

Die Vorteile eines Vorstellbalkons

Es hat schon seinen Grund, warum Vorstellbalkone sowohl beim Neubau als auch beim Altbau gern eingesetzt werden:

  • Einfache Montage: (Fast) unabhängig von der Statik eines Gebäudes lassen sich Vorstellbalkone auch dort platzieren, wo andere Balkone aufgrund der alten Bausubstanz keine Chance haben.
  • Lange Haltbarkeit: 30 bis 40 Jahre hält so ein Vorstellbalkon locker. Und müsst ihr ihn doch mal sanieren oder gar tauschen, so ist das deutlich einfacher als bei herkömmlichen Balkonen.
  • Guter Preis: Von allen Balkonarten ist der Vorstellbalkon aufgrund seiner Bauweise der günstigste.

Die Nachteile eines Vorstellbalkons

Man muss schon lange suchen, um Nachteile bei einem Vorstellbalkon zu finden. Es gibt sie aber doch:

  • Platzbedarf: Vier Stützen, das (ver)braucht Platz nach vorn. Darunter geht dann nicht mehr viel.
  • Optik: Stützen sind optisch nicht jedermanns Sache. Allerdings ermöglicht die Kombination von Material, Ausführung und Farbe eine ziemlich große Auswahl.

Was kostet ein Vorstellbalkon?

Für einen Vorstellbalkon in der absoluten Basisversion müsst ihr mit knapp 1.000 Euro pro Quadratmeter rechnen. Dazu kommen dann noch Extras wie der Bodenbelag, das Geländer oder zum Beispiel eine eventuelle Verglasung.

Im Vergleich mit anderen Balkonarten ist ein Vorstellbalkon definitiv die günstigste Variante.

Fazit: Für wen lohnt sich ein selbsttragender Balkon?

Ob Neubau oder Modernisierung: Wer schon immer mal einen Balkon haben wollte, für den ist die selbstragende Variante des Vorstellbalkons ideal.

Neben dem (relativ) einfachen Aufbau sind es vor allem die Kosten, die überzeugen. Dazu noch eine gute Auswahl an Material und Design – das überzeugt selbst Puristen. Einzig die Frage des Platzes (beziehungsweise des Platzverbrauches) spricht in Einzelfällen gegen einen Vorstellbalkon.

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