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Anbaubalkon: Alles über Aufbau & Kosten eines teilselbsttragenden Balkons


Mit einem Anbaubalkon lässt sich nachträglich der Traum vom eigenen Balkon am Haus erfüllen. Allerdings gibt es dafür ein paar grundsätzliche Faktoren zu beachten. Wir zeigen, wie ein Anbaubalkon montiert wird, was er kostet und welche Vorteile und Nachteile es gibt.

  1. Was ist ein Anbaubalkon?
  2. Anbaubalkon beim Neubau und Altbau
  3. Anbaubalkon nachträglich anbauen: Was muss ich beachten?
  4. Die Vorteile eines Anbaubalkons
  5. Die Nachteile eines Anbaubalkons
  6. Was kostet ein Anbaubalkon?
  7. Fazit: Für wen lohnt sich ein Anbaubalkon?

Ein Anbaubalkon ist, wie der Name schon sagt, eine gute Möglichkeit, auch nachträglich noch in den Genuss eines Balkons zu kommen. Was ihr bei Planung und Montage beachten müsst, welche Vorteile und Nachteile ein Anbaubalkon mit sich bringt und was so etwas ungefähr kostet, erfahrt ihr in unserem Ratgeber.

Was ist ein Anbaubalkon?

Im offiziellen Bau-Deutsch ist ein Anbaubalkon (auch Tragarmbalkon genannt) ein "teilselbsttragender Vorstellbalkon". Heißt konkret: Die Bodenplatte des Balkons steht nach außen auf zwei Stützen. Zum Haus hin ist die Platte dann noch zusätzlich in der Geschossdecke mit Wandankern befestigt. Der Fachmann spricht hier von der "horizontalen Aussteifung".

Das unterscheidet den Anbaubalkon vom Kragarmbalkon, denn hier werden Eigenlast und Nutzlast nämlich nur von einer mit der Geschossdecke verankerten, auskragenden Platte gehalten. Auch zum Vorstellbalkon gibt es einen Unterschied. Der steht auf vier Stützen und ist nur noch leicht mit der Fassade verankert.

Schematische Darstellung eine Anbaubalkons
Die Bodenplatte vom Tragarmbalkon wird von zwei Stützen getragen. Horizontal ist der Balkon zusätzlich über Wandanker noch mit der Geschossdecke verbunden.

Anbaubalkon beim Neubau und Altbau

Eigentlich sind Kragarmbalkone die favorisierte Balkonlösung beim Neubau, werden die Geschossdecken doch oft mit der entsprechenden Auskragung gegossen. Aber immer häufiger finden sich auf Baustellen auch Lösungen mit Anbaubalkonen.

Diese sind schnell montiert, denn teilselbsttragende Vorstellbalkone sind oft in großen Teilen vorgefertigt und lassen sich so auf der Baustelle "just in time" zügig aufstellen. Das spart Aufwand und Zeit und damit auch Geld.

Grundsätzlich eignen sich Anbaubalkone vor allem bei mehrgeschossigen Häusern, eine Nachrüstung über mehrere Etagen ist in der Regel kein Problem. Allerdings muss durch die Verankerung in den Geschossdecken die Bausubstanz stimmen.

Bei älteren Gebäuden kann das manchmal schwierig sein. Jedoch gibt es auch Sonderkonstruktionen, mit denen sich sogar Anbaubalkone an denkmalgeschützten Gebäuden mit Holzbalkendecken verankern lassen.

Anbaubalkon nachträglich anbauen: Was muss ich beachten?

Grundsätzlich benötigt ihr für so einen Anbaubalkon eine Baugenehmigung. Die Stützen eines Anbaubalkons stehen in aller Regel in oder auf einem Fundament. Das kann – je nach Baugrund – manchmal etwas heikel werden.

Im Rahmen des Antrags für die Baugenehmigung müsst ihr eventuell auch einen Standsicherheitsnachweis erbringen. Ob das so ist, regelt die jeweilige Landesbauordnung. Unter Umständen kann es sein, dass ihr (oder ein beauftragter Statiker) ein Baugrundgutachten einholen müsst, um zu belegen, das die Stützen des Anbaubalkons auch sicher stehen.

Neben den Stützen ist die Verankerung am Haus noch wichtig. In der Regel werden die Bodenträger direkt in der Geschossdecke mit Edelstahlankern befestigt. Diese Konstruktion ist nicht so aufwendig wie ein Kragarmbalkon. Allerdings ist auch hier eine "thermische Trennung" (also ein korrekt ausgeführte Wärmedämmung der Bauteile) sehr wichtig. Sonst besteht die Gefahr einer Wärmebrücke und neben dem Wärmeverlust droht auch eine erhöhte Schimmelgefahr.

Ihr sucht noch nach anderen Möglichkeiten, einen Balkon nachträglich anzubauen? Dann schaut euch gern diesen Artikel dazu an:

Die Vorteile eines Anbaubalkons

Durch die Konstruktionsweise eines Anbaubalkons lässt sich für viele der Traum vom eigenen Balkon erfüllen. Das sind die Vorteile:

  • Keine Wärmebrücke: Eine "thermischen Trennung" ist bei Anbaubalkonen grundsätzlich möglich. Dadurch lassen sich Wärmebrücken, wie sie vor allem bei Kragarmbalkonen älteren Baujahrs oft vorkommen, verhindern. Allerdings muss das unbedingt eine Fachfirma machen.
  • Schnelle Montage: Durch die vorgefertigten Bauteile ist so ein Anbaubalkon in kürzester Zeit montiert. Wie fix das geht, hängt natürlich von den Vorarbeiten und dem Material ab. In der Regel reichen (bei einem einzelnen Anbaubalkon) aber wenige Tage Bauzeit aus.
  • Materialvielfalt: Ob Alu, Stahl oder Beton – mit diesen drei Grundwerkstoffen wird bei Anbaubalkonen gearbeitet. Das ermöglicht (auch durch Kombinationen) eine große Gestaltungsvielfalt.

Die Nachteile eines Anbaubalkons

Fix mal einen Balkon angebaut – so einfach ist das dann doch nicht. Denn diese Balkonvariante hat auch Nachteile:

  • Größenbeschränkung: Da die Last teilweise auf die Wandanker (und damit auf die Außenmauer) verteilt ist, ist die Größe des Balkons begrenzt. Wo genau bei der Größe Schluss ist, hängt natürlich auch vom Material und der Umgebung ab. Endgültiges kann dazu nur ein Statiker sagen.
  • Platzverbrauch: Durch die Stelzen ist der Platz darunter als Verkehrsfläche nicht mehr nutzbar. Deshalb ist bei Gehwegen oder Einfahrten ein Anbaubalkon so nicht umsetzbar.
  • Nur vom Fachmann: Der richtige Anschluss eines teilselbsttragenden Vorstellbalkons an das Gebäude ist kompliziert. Das könnt ihr normalerweise nicht selbst machen und müsst es von Fachfirmen ausführen lassen.

Was kostet ein Anbaubalkon?

Material, Größe und eine sorgfältige Vorplanung bestimmen die Baukosten eine Anbaubalkons. Dazu kommen dann noch das Geländer, der Bodenbelag, ein eventueller Wanddurchbruch für die Balkontür und so weiter.

Daher können wir hier für die Kosten eine Anbaubalkons nur einen Daumenwert geben. Danach müsst ihr für einen teilselbsttragenden Vorstellbalkon mit zwei Stützen in der Grundversion mit rund 1.200 Euro pro Quadratmeter rechnen.

Fazit: Für wen lohnt sich ein Anbaubalkon?

Vor allem im mehrgeschossigen Wohnungsbau lohnt sich (bei neueren Bauten) ein Anbaubalkon. Er ist zwar nicht so filigran wie ein Kragarmbalkon, dafür aber kostengünstiger und vor allem leichter zu montieren – gerade über mehrere Geschosse.

Aber auch bei einzelnen Häusern ist der Anbaubalkon eine attraktive Variante wenn es darum geht, nachträglich einen Balkon anzubauen. Als Mittelding zwischen Kragarmbalkon und Vorstellbalkon nimmt er nicht so viel Platz weg wie letzterer, benötigt dafür aber eine feste Verankerung in der Geschossdecke.

Sprecht vor dem Kauf eines solchen Balkons mit Fachunternehmen und/oder einem Statiker, was bei euch überhaupt möglich ist. Die Aufstellung eines Anbaubalkons hängt von einigen baulichen Faktoren ab, die erst geklärt sein sollten.

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