Was tun bei Schimmel im Haus oder in der Wohnung? Erst einmal die Ursachen klären, dann geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Für beides gibt es Schimmelpilzgutachter. Wir haben mit einem Sachverständigen für Schimmelpilzbefall ausführlich gesprochen.
Einer der wichtigsten Services der Wohnglück-Bauexperten ist die Schimmelpilzberatung. Wie sie genau funktioniert, welche Hilfestellung die Sachverständigen geben können, welche Formen von Schimmelpilzgutachten es gibt und was das kostet, darüber sprachen wir mit dem Schimmelpilzgutachter Frank Tekook.
Wenn Frank Tekook in seiner Eigenschaft als Schimmelpilzgutachter angerufen wird, dann ist das Kind meistens schon in den Brunnen gefallen. "In der Regel", so Tekook, "melden sich die Leute dann, wenn es einen sichtbaren Befall gibt". Und wollen dann meist auch, dass sich der Sachverständige so schnell wie möglich ihres Problems annimmt.
Schritt 1: Kontaktaufnahme
Doch bevor sich Frank Tekook vor Ort ein Bild macht, gibt es ein ausführliches Erstgespräch am Telefon. Und dazu gehört die Frage, ob der potentielle Kunde Mieter oder Eigentümer ist. Tekook: "Ich will ja keine unnötigen Kosten verursachen. Wenn mich Mieter kontaktieren, dann weise ich sie darauf hin, dass sie zuerst ihren Vermieter kontaktieren müssen. Der muss nämlich die Möglichkeit haben, den eventuellen Schimmelpilzschaden selbst zu begutachten und beheben zu lassen. Denn unter Umständen deckt die Kosten dafür seine Gebäudeversicherung ab." Laut Tekook ist vielen Mietern gar nicht klar, dass sie im Zweifel als Auftraggeber die Rechnung selber zahlen müssten.
Schritt 2: Problembeschreibung
Ist die Frage nach dem Auftraggeber geklärt, geht es an die erste Analyse. Der Schimmelpilzgutachter fragt am Telefon die wichtigsten Daten ab, die ihm bei einer ersten Einschätzung des Problems helfen.
Das sind zum Beispiel Angaben zum Baujahr des Gebäudes. Oder eine genaue Beschreibung, wo der vermeintliche Schimmelpilz auftaucht. Handelt es sich um eine Außen- oder Innenwand? Tritt das Problem nur in einem Raum auf? "Anhand dieser Eckdaten", so Tekook, "ergibt sich für mich schon mal ein erstes Lagebild".
Aufgrund dieses ausführlichen Vorgesprächs kann Tekook dann einen Ortstermin sinnvoll vorbereiten – und schon erste Einschätzungen treffen. "Ich weiß dann zum Beispiel, was ich an Geräten mitbringen muss. Und ich kann schon mal ein grobe Übersicht geben, wie aufwändig die Untersuchung wahrscheinlich wird und was es kostet."
Viele Schimmelpilzprobleme entstehen durch falsches Nutzerverhalten
Frank Tekook, Schimmelpilzgutachter
Schritt 3: Begutachtung
Vor Ort verschafft sich der Schimmelpilzgutachter dann einen ersten visuellen Eindruck. Nachdem die Befallsstelle inspiziert wurde, geht es an die Ursachenforschung. "Ich will ja vor allem herausfinden", so Tekook, "woher der Schimmelpilz kommt – und wie er sich dauerhaft beseitigen lässt".
Also guckt sich der Experte das Haus oder die Wohnung genau an: Wie ist die Wärmedämmung? Gibt es Wärmebrücken? Wie alt sind die Fenster? Sind es eventuell bauliche Mängel, die zum Schimmelbefall führen? Oder liegt es eher am Bewohner, der durch falsches Nutzerverhalten den Schimmel begünstigt? "Das sind eigentlich die beiden zentralen Punkte, denen ich auf den Grund gehe", so Tekook.
Schritt 4: Messung
Nach der ausführlichen Begutachtung wählt der Sachverständige für Schimmelpilzbefall dann auch die passende Messmethode aus, um die Ursachen weiter zu erforschen. "Standardmäßig verwendet man als Sachverständiger immer Feuchtemessgeräte", erklärt er. Damit lässt sich schnell ermitteln, ob die Feuchtigkeit nur örtlich begrenzt ist, oder – was sich oft nicht so einfach feststellen lässt – sich die Feuchtigkeit schon weiter und tiefer verteilt hat.
Weiterhin hat er noch die Möglichkeit, eine Wärmebildkamera einzusetzen und Infrarotaufnahmen zu machen. So lassen sich Schwachstellen in der Gebäudehülle aufdecken. Und natürlich werden dann, wenn zum Beispiel ein Gutachten gewünscht ist, auch Proben entnommen und im Labor analysiert. Auch eine Luftkeimmessung durch den Schimmelpilzgutachter ist möglich.
Schritt 5: Bewertung
Nach der ausführlichen Begehung und Analyse vor Ort stehen dem Kunden verschiedene Stufen der Aus- und Bewertung zur Auswahl. Im Service inbegriffen ist beim Ortstermin eine erste Beratung und Empfehlung, wie dem Schimmel beizukommen ist. "Oft reicht so eine mündliche Beratung bei kleineren Schimmelpilzbefällen schon aus", weiß Frank Tekook.
Benötigt der Kunde etwas schriftliches, dann fertigt der Schimmel-Experte auf Wunsch ein Protokoll beziehungsweise einen Fachbericht an. Hier werden die Analysen und Empfehlungen in Kurzform zusammengefasst.
Bei größeren Schäden oder immer dann, wenn es zum Streitfall kommt, muss aber ein Gutachten her. "Dann erstellen wir natürlich auch ein gerichtsfestes Gutachten, was allerdings auch Mehrkosten verursacht". Für solche Gutachten wird der Schimmel auch in einem Labor genauer untersucht.
Was kosten die Schimmelpilzgutacher von Wohnglück?
Die Kosten für die Erstellung eines Berichtes oder gar eines Gutachtens erfolgt nach Stundenhonorar. Dieses beträgt 160 Euro pro Stunde, ebenfalls inklusive Mehrwertsteuer.
Interview mit Frank Tekook, zertifizierter Schimmelpilzgutachter
Von baulichen Mängeln über die Fehler beim Nutzerverhalten bis zur erfolgreichen Bekämpfung des Schimmelpilzes – im Kurzinterview erzählt Frank Tekook als Sachverständiger aus der Praxis.
Wohnglück: Schimmelpilz entsteht entweder durch falsches Nutzerverhalten oder bauliche Mängel. Was überwiegt da aus Ihrer Erfahrung?
Frank Tekook: Ich würde sagen, 60 Prozent aller Schimmelpilzprobleme entstehen durch falsches Lüften und Heizen, also durch die Bewohner selbst. 40 Prozent sind dann bauliche Mängel. Aber es gibt natürlich auch Kombinationen aus beidem.
Was wäre denn zum Beispiel so eine Kombination aus Baumangel und falschem Nutzerverhalten?
Frank Tekook: Häuser aus den 1960er- bis 1980er-Jahren sind meist nicht so gut gedämmt. Das führt aber nicht automatisch auch zu Problemen, sonst gäbe es ja in jedem Haus aus diesem Baujahr Schimmelpilz. Wenn aber zum Beispiel die Wände sich nicht erwärmen können, weil Schränke zu nah dranstehen, dann kann das zur Schimmelpilzbildung führen.
Aus Ihrer Erfahrung: Häufig kommt es zur Schimmelpilzbildung, weil ...
Frank Tekook: ... falsch geheizt und gelüftet wird – und das den Bewohnern oft gar nicht bewusst ist. Fenster nur auf Kipp zu stellen, das ist kein richtiges Lüften. Ich erkläre dann immer den Zusammenhang zwischen heizen, lüften, ausgekühlten Wänden und Schimmelpilzbildung. Und gebe dann ganz konkrete Hilfestellung, wie der Bewohner sein Nutzerverhalten ändern sollte.
Und was sind die häufigsten baulichen Mängeln, die zum Schimmelpilz führen?
Frank Tekook: Ein Klassiker sind auskragende Balkone. Früher wurde praktisch die Geschossdecke nach draußen als Balkon verlängert. So ein Betonbauteil hat aber eine hohe Wärmeleitfähigkeit. Da trifft das kalte Bauteil auf die feuchtwarme Innenluft, was dann zur typischen Schimmelpilzbildung in der Ecke zwischen Wand und Decke führt. Heutzutage wird das thermisch entkoppelt.
Ein weiterer Klassiker ist die ungedämmte Gebäudeecke. Die kühlt schnell aus. Wenn dann in der Wohnung die Schränke dicht an der Wand stehen, kann sich diese nicht ausreichend erwärmen. So kommt es zur Bildung von Kondenswasser und in der Folge zu Schimmelpilz.
Wann kann ich Schimmelpilz selber bekämpfen, wann muss der Profi ran?
Frank Tekook: Das Umweltbundesamt hat einen Leitfaden zum Schimmelpilzbefall herausgegeben. Das ist so etwas wie die Bibel für uns Sachverständige. Danach lassen sich Befallsstellen von bis zu einem halben Quadratmeter mit den entsprechenden Mitteln noch selbst beseitigen – wenn sie die Ursachen dafür festgestellt haben. Ist aber die ganze Wand mit Schimmelpilz überzogen, dann hilft nur noch eine Fachfirma.
Woran erkenne ich eigentlich einen qualifizierten Schimmelpilzgutachter?
Frank Tekook: Es gibt verschiedene Institutionen, die einen Schimmelpilzgutacher zertifizieren, zum Beispiel der TÜV oder die Dekra. Dort erwirbt man dann in speziellen Schulungen über mehrere Tage das entsprechende Hintergrundwissen. Am Ende gibt es eine Prüfung. Der Rest kommt dann mit der Erfahrung, die natürlich auch sehr wichtig ist. Als Kunde würde ich das am Telefon einfach erfragen.