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Bio-Weihnachtsbaum: Wo kann man nachhaltige Weihnachtsbäume kaufen?

Portrait von Michael Penquitt
Michael Penquitt


Weihnachtsbäume haben eine fürchterliche Öko-Bilanz. Es sei denn, ihr achtet auf eine ökologische Herkunft oder zieht eine faire Alternative für euren Christbaum in Erwägung. Wo ihr einen Bio-Weihnachtsbaum kaufen könnt, woran ihr ihn erkennt und welches Alternativen es gibt.

  1. Warum auf einen nachhaltigen Weihnachtsbaum setzen?
  2. Woran erkennt man einen Bio-Weihnachtsbaum?
  3. Wo kann man einen Bio-Weihnachtsbaum kaufen?
  4. "Fair Trees" – Fair produzierte Weihnachtsbäume
  5. Ein nachhaltiger Weihnachtsbaum im Topf
  6. Weihnachtsbaum mieten als nachhaltige Alternative
  7. Auch nachhaltig: Einen Weihnachtsbaum selber ziehen

Aus dem Wald, vom Super- oder Baumarkt oder per Online-Versandhandel: Wer einen Weihnachtsbaum kaufen will, hat viele Möglichkeiten, an ein schönes Bäumchen zu kommen. Doch wer nach einem ökologischen Bio-Weihnachtsbaum Ausschau hält, muss schon etwas genauer suchen. Denn nur etwa ein Prozent der 29 Millionen jährlich verkauften Weihnachtsbäume wird nach ökologischen Richtlinien erzeugt, so das Informationsportal ökolandbau.de der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Wir zeigen, wo ihr einen nachhaltigen Weihnachtsbaum findet, was ihn "öko" oder "bio" macht und welche Alternativen es gibt.

Warum auf einen nachhaltigen Weihnachtsbaum setzen?

Laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) stammen gut 90 Prozent der hierzulande gekauften Weihnachtsbäume aus Deutschland. Das ist schon mal ein guter Wert, heißt das doch, dass die Bäume keine allzu weiten Transportwege zurücklegen.

Die meisten Bäume wachsen jedoch auf Plantagen, auf denen große Mengen an Düngemittel und Pestiziden zum Einsatz kommen. Diese belasten Gewässer, Böden und Tiere – vor allem Insekten. Und wenn die Christbäume am Ende in eurem Zuhause landen, ist nicht auszuschließen, dass sie Pestizidreste mit sich hereintragen. Offiziell gibt es in Deutschland keine rechtlich festgelegten Grenzwerte dafür, wie viele Schadstoffrückstände an Weihnachtsbäumen zulässig sind.

Ob es die eigene Gesundheit oder der Umweltschutz ist: Es gibt gute Gründe dafür, Weihnachtsbäume aus ökologisch nachhaltiger Herkunft zu kaufen. Das sehen immer mehr Menschen so. Die Zahl der Verkaufsstellen, an denen Bio-Weihnachtsbäume verkauft werden, auch wenn sie bislang nur einen kleinen Anteil ausmachen, ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen.

Mittlerweile könnt ihr an über 800 unterschiedlichen Orten in Deutschland einen Christbaum mit Bio-Zertifikat erstehen, so eine Zählung der Umweltschutzorganisation Robin Wood. Die Anzahl der Betriebe, die ökologisch zertifizierte Weihnachtsbäume anbietet, habe sich seit 2014 sogar verdoppelt.

Woran erkennt man einen Bio-Weihnachtsbaum?

Als Öko- oder Bio-Weihnachtsbaum dürfen nur solche Bäume vermarktet werden, die aus Betrieben stammen, die nachweislich ökologischen Landbau oder ökologisch ausgerichteten Waldbau betreiben. Diese Betriebe bewirtschaften ihre Flächen ohne den Einsatz von Pestiziden und mineralischem Dünger. Ihr erkennt sie an bestimmten Bio-Siegeln. Wo

  • Bioland
  • Naturland
  • Biokreis
  • Demeter
  • das EU-Biosiegel
  • oder FSC

draufsteht, könnt ihr euch darauf verlassen, dass der Weihnachtsbaum aus einem solchen Betrieb stammt.

Überraschend: Ein Weihnachtsbaum aus dem Wald darf nicht öko-zertifiziert werden, da der Wald als solcher in der EU-Öko-Verordnung nicht berücksichtigt wird. Andere Siegel erlauben es nur bedingt, Rückschlüsse auf eine umweltfreundliche Herkunft zu ziehen.

So dürfen zum Beispiel der Ökologische Anbauverband Naturland und der Verband FSC (Forest Stewardship Coucil) ihre Bäume nur als "Weihnachtsbaum aus nachhaltiger Erzeugung" und nicht als "öko" oder "bio" vermarkten, obwohl sie eine Zertifizierung von Wald nach ökologischen Richtlinien anbieten.

Wo kann man einen Bio-Weihnachtsbaum kaufen?

"Wenn schon Weihnachtsbäume, dann am besten aus Forstbetrieben oder Weihnachtsbaumkulturen, die nach klaren ökologisch ausgerichteten Regeln bewirtschaftet werden und bei denen dies auch von unabhängiger Seite kontrolliert wird", so Rudolf Fenner von Robin Wood. Das schone vor allem die Umwelt und schließe eine – wenn auch geringe, so doch unnötige – Belastung durch Pestizidreste in den eigenen vier Wänden aus.

Robin Wood aktualisiert jedes Jahr eine Liste der bundesweiten Verkaufsplätze von Öko-Weihnachtsbäumen (PDF, Stand 24.11.2021). Wenn ihr wissen wollt, wo ihr in der Nähe einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum kaufen könnt, schaut da gerne rein. Bio-Christbäume sind, wenn überhaupt, nur wenige Euro teurer als konventionelle Weihnachtsbäume.

"Fair Trees" – Fair produzierte Weihnachtsbäume

Der Lieblings-Weihnachtsbaum der Deutschen ist die Nordmanntanne. Ein Großteil der Samen stammt übrigens aus Georgien, wo die Samensammler hoch oben in den Baumwipfeln unterwegs sind, um die Zapfen zu pflücken. Ein anstrengender und gefährlicher Job – gut bezahlt ist er deswegen noch lange nicht.

An dieser Stelle kommt die Organisation Fair Trees ins Spiel. Sie setzt sich für sichere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung der Arbeiter ein. Das heißt gleichzeitig allerdings nicht, dass ein Baum, der ein solches Siegel trägt, frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen ist. Am besten sind also Bäume, die sowohl ein Bio- als auch das "Fair Trees"-Siegel tragen.

Eine weitere Alternative ist der direkte Ankauf bei regionalen Waldbetrieben. Immer mehr Christbäume stammen aus landwirtschaftlich betriebenen Weihnachtsbaumkulturen, immer weniger aus dem Wald. Auf sogenannten Sonderflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen wachsen in vielen Fällen noch heimische Kiefern, Tannen und Fichten.

Die Flächen gehören regionalen Forstbetrieben und die Bäume werden häufig weniger gespritzt und gedüngt als Bäume aus Monokulturen. Ihr könnt einen solchen Betrieb kontaktieren, um euren nachhaltigen Weihnachtsbaum gegebenenfalls selbst auszuwählen, zu schlagen und nach Hause zu fahren. Dank des vergleichsweise kurzen Transportweges bleibt der ökologische Fußabdruck des Christbaums klein.

Mutter und Tochter tragen einen frisch geschnittenen Weihnachtsbaum.
Selbst geschlagene Weihnachtsbäume werden seit einigen Jahren immer beliebter.

Ein nachhaltiger Weihnachtsbaum im Topf

Ein Weihnachtsbaum im Topf ist nachhaltiger als ein gefällter Baum. Statt jährlich einen neuen Christbaum zu kaufen, der unter hohem Einsatz mithilfe von Pestiziden und Kunstdünger zu einem einzigen Zweck in einer Monokultur hochgezüchtet wurde, ist dem Weihnachtsbaum auch nach seinem Einsatz ein Leben vergönnt. Das bedeutet nicht automatisch, dass er nicht ebenso aus einer Monokultur stammt. Diese Aufzucht passiert in diesem Fall aber nur ein Mal, die weitere Pflege eines bereits starken Baums ist schon mit etwas weniger Aufwand verbunden.

Allerdings überlebt nicht jeder Weihnachtsbaum im Topf. Eines der Probleme ist der plötzliche Temperaturwechsel. Eingetopfte Weihnachtsbäume sollten langsam an die Wärme im Wohnzimmer gewöhnt werden. Dafür werden sie am besten für etwa eine Woche in ein unbeheiztes, aber vor Wind und Wetter geschütztes Zwischenlager gestellt.

Wenn ihr euch für einen solchen Christbaum entschieden habt und sogar einen Wintergarten besitzt, könnt ihr den Baum vorübergehend dort stehen lassen, ehe er an seinen eigentlichen Platz für die Bescherung kommt. Auch ein kühler Keller oder Dachboden kommt für die Zwischenlagerung in Frage. Und: Gießen nicht vergessen!

Auch in die andere Richtung geht die Gewöhnung nicht von heute auf morgen. Bevor der Baum wieder in die Kälte gestellt wird, sollte er dieselben Stationen noch einmal durchlaufen.

Tannenbäume, die von Beginn an im Topf gezogen wurden, sind deutlich besser für ein Leben als nachhaltiger Weihnachtsbaum geeignet, als solche, die im Freiland gewachsen und dann in einen Topf gesetzt wurden.

Weihnachtsbäume im Topf können nach dem Weihnachtsfest sowohl als Topfpflanze weiter genutzt, aber auch in den Garten umgesiedelt werden.

Mit gutem Gewissen können wir euch für diese Variante nur lokale Baumschulen und Forstbetriebe empfehlen.

Weitere Informationen findet ihr in unserem Ratgeber: Weihnachtsbaum im Topf: Kosten, Händler, Tipps zur Pflege

Weihnachtsbaum mieten als nachhaltige Alternative

Seit einigen Jahren habt ihr auch zunehmend die Möglichkeit, einen Baum für die Weihnachtszeit zu mieten. Dafür wird er mitsamt Wurzeln in einen Topf gehoben oder wächst von Beginn an im Topf. In dem wird er für bis zu zehn Tage ins Wohnzimmer gestellt, ehe er anschließend wieder nach draußen kommt.

Das ist natürlich deutlich nachhaltiger, als einen Baum, der zehn Jahre und mehr gewachsen ist, zu schlagen und nach kurzer Zeit wieder zu entsorgen. Einen Weihnachtsbaum im Topf mieten könnt ihr zum Beispiel bei:

Auch nachhaltig: Einen Weihnachtsbaum selber ziehen

Alternativ könnt ihr auch selbst einen Baum im Topf ziehen. Dort lasst ihr ihn das Jahr über stehen und sorgt für einen ausreichenden Frostschutz, so lange er noch jung ist. Kümmert euch ab und an um die Pflege, gießt ihn alle paar Tage und holt ihn nur zu Weihnachten herein. Beachtet auch hier den Temperaturwechsel. Bis es so weit ist, dass der Baum zu Weihnachten geschmückt werden kann, braucht ihr aber schon einige Jahre Geduld.

Unser abschließender Tipp für Pragmatiker: Schnell und einfach geht es mit diesen alternativen "Weihnachtsbäumen". Sie nadeln nicht und ihr könnt sie immer und immer wieder verwenden. Ihr habt Haustiere zuhause? Dann interessiert euch vielleicht auch dieser Artikel:

Weihnachtsbaum katzensicher machen: 5 Tipps für Tierfreunde

Quellen: NABU, Robin Wood

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