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Stimmt es, dass Mietkauf (zu) viele Nachteile hat?

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Lisa Gutknecht


Erst mieten, dann kaufen: Wer nicht das nötige Kapital hat, kann durch einen Mietkauf schuldenfrei zu Eigentum kommen, soweit die Theorie. Mietkaufmodelle sind ein Nischenprodukt auf dem Immobilienmarkt, denn sie bergen meist erhebliche Nachteile.

  1. Wie funktioniert Mietkauf?
  2. Variante des Mietkaufs: der Optionskauf
  3. Ist auch ein Hausbau auf Mietkauf möglich?
  4. Vorteile von Mietkauf
  5. Nachteile beim Mietkauf
  6. Was ist beim Mietkauf zu beachten?
  7. Fazit: Überwiegen beim Mietkauf die Nachteile?

Die Preise für Immobilien sind explodiert. Besonders in Ballungsgebieten ist der Kaufpreis von Haus oder Wohnung für viele Privatkäufer viel zu hoch. Dementsprechend soll der sogenannte Mietkauf all jenen zugutekommen, die an den Kosten für die Baufinanzierung scheitern. Aber lohnt sich ein Mietkauf? Oder ist er unterm Strich zu riskant? Und wie funktioniert ein Mietkauf überhaupt? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert Mietkauf?

Beim Mietkauf schließen Vermieter und Mieter einen notariell beurkundeten Mietkaufvertrag. Dieser setzt sich aus einem klassischen Mietvertrag und einem Vertrag über den künftigen Erwerb der Immobilie zusammen. Damit verpflichtet sich der Mieter, Haus oder Wohnung zu einem bestimmten Zeitpunkt, meist nach zehn bis fünfzehn Jahren, zu kaufen.

Bis dahin stundet der Vermieter den vorab vereinbarten Kaufpreis. Die gezahlte Miete wird damit verrechnet. Einen Teil davon behält der Verkäufer als Mietzins ein. Am Schluss des Wohnungs- oder Hausmietkaufs ist wie beim Kredit in der Regel noch ein Restbetrag fällig.

Darüber hinaus muss der Käufer zusätzlich eine Anzahlung auf den Kaufpreis von bis zu 20 Prozent leisten – einmalig oder in monatlichen Raten. Die Summe entspricht in etwa dem Eigenkapitalanteil, der auch bei einer herkömmlichen Baufinanzierung erwartet wird.

Haus kaufen ohne Eigenkapital? Lest hier, wie eine Vollfinanzierung funktioniert.

Variante des Mietkaufs: der Optionskauf

Doch neben dem klassischen Mietkauf gibt es eine weiteres Kaufmodell: Beim Optionskauf zahlt der Mieter einen höheren Mietzins, welcher anteilig auf den Kaufpreis angerechnet wird. Gleichzeitig erhält er die Option zum Erwerb der Immobilie.

Allerdings ist der Kauf nicht verpflichtend, im Grundbuch steht lediglich das Optionsrecht des Mieters. Solche Optionskäufe werden meist von Genossenschaften angeboten. Ein Mietkaufvertrag entfällt beim Optionskauf. Der Vermieter lässt lediglich das Optionsrecht im Grundbuch eintragen.

Unser Tipp: Ihr wollt wissen, wie viel eure Immobilie wirklich wert ist? Findet es heraus, mit unserer kostenlosen Immobilienbewertung.

Unterschiede der Varianten Mietkauf und Optionskauf
MietkaufOptionskauf
Verpflichtung zu kaufenOption zu kaufen
Mietkaufvertragkein Mietkaufvertrag
notarielle Beurkundungkeine notarielle Beurkundung
i. d. R. Anzahlung des Kaupreiseskeine Anzahlung
Mieter begleicht Schulden über MietzahlungenOption zu kaufen wird mit höheren Mieten bezahlt, wird auf Kaufpreis angerechnet

Ist auch ein Hausbau auf Mietkauf möglich?

Ihr könnt auch einen Neubau mietkaufen. So wie oben beschrieben mietet ihr beim Hausbau-Mietkauf zunächst das neue Haus. Später kauft ihr die Immobilie dann, und ihr bekommt die Miete auf den Kaufpreis angerechnet.

Vorteile von Mietkauf

Mietkauf klingt erst einmal verlockend und bringt in der Tat einige Vorteile mit sich:

  • Unveränderte Miete: Die monatliche Rate ist vertraglich fixiert und bleibt über die gesamte Laufzeit stabil, ganz unabhängig von der Zins- und Mietpreisentwicklung.
  • Keine Finanzierung: Ein Mietkaufvertrag kann ohne eine finanzierende Bank zustande kommen – vorausgesetzt, der zukünftige Käufer kann die Anzahlung aus eigener Tasche zahlen und die Monatsrate stemmen.
  • Kauf optional: Beim Optionskauf ist der Mieter nicht zum Kauf verpflichtet. Er kann die Immobilie testen und jederzeit von seinem Optionsrecht zurücktreten.

Nachteile beim Mietkauf

Die Vorteile von Mietkaufmodellen werden durch die Nachteile allerdings in den Schatten gestellt. Interessenten sollten folgende Faktoren beachten:

  • Genügend Eigenkapital: Der Käufer muss genügend Kapital besitzen beziehungsweise ansparen, um die Anzahlung und die Restsumme beim Kauf bezahlen zu können.
  • Überhöhte Miete: Die monatliche Belastung liegt beim Mietkauf meist deutlich über der ortsüblichen Vergleichsmiete.
  • Versteckte Kosten: Mietkäufer müssen zusätzlich mit Vermittlungs- und Abschlussgebühren, Provisionen und erhöhten Versicherungsbeiträgen rechnen.
  • Undurchsichtige Konditionen: Es gibt keine Einheitlichkeit bei Mietkaufmodellen, so dass die Angebote schwer zu vergleichen sind. Unseriöse Anbieter und die Nachteile ihres Angebots sind für Interessenten nicht leicht auszumachen.
  • Keine Absicherung: Muss der Mieter aus finanziellen Gründen vom Mietkauf zurücktreten, hat er weder eine Immobilie, noch bekommt er den Ansparbetrag zurück. Er muss mit erheblichen Verlusten rechnen.
  • Reparaturen und Instandhaltung: Ist das Dach kaputt oder muss eine neue Heizung her, ist meist der Mietkäufer dafür verantwortlich und nicht der Vermieter wie bei klassischen Mietverhältnissen. Wie groß dieser Nachteil ist, ist für viele beim Abschluss von Mietkaufverträgen kaum einschätzbar.
  • Keine Fördermittel: In fast allen Bundesländern gibt es Zuschüsse zum Immobilienkauf oder vergünstigte Baukredite für junge Familien. Diese greifen in der Regel nicht beim Mietkauf.
  • Wenig attraktive Immobilien: Viele Anbieter versuchen, durch Mietkaufmodelle Schrottimmobilien zu einem überteuerten Preis loszuwerden.

Was ist beim Mietkauf zu beachten?

Wer sich trotz der Risiken für einen Mietkauf interessiert, sollte sich vorab folgende Fragen stellen:

  • Kann ich die monatliche Rate, die Anzahlung und den Restkaufpreis stemmen?
  • Welche zusätzlichen Kosten, etwa für die Vermittlung oder die Risikoversicherung, kommen auf mich zu?
  • Wie hoch ist der Anteil des Ansparbetrags? Wie sicher sind die Gelder angelegt? Werde ich am Anlagegewinn beteiligt?
  • Gibt es die Möglichkeit, Sondertilgungen zu leisten?
  • Wer kommt während der Mietzeit für Reparaturen und Instandhaltungskosten auf?
  • Was passiert im Fall einer Insolvenz? Ist die Immobilie abgesichert?
  • Ist es möglich, den Mietkaufvertrag abzutreten?

Unser Tipp: Lohnt sich der (Miet-)Kauf einer Immobilie? Lasst Haus und Grundstück oder Wohnung vor der Kaufentscheidung unbedingt von einem Experten bewerten. Vereinbart jetzt über unseren Kaufbegleitungs-Service einen Termin mit einem Bausachverständiger aus eurer Region.

Fazit: Überwiegen beim Mietkauf die Nachteile?

Beim Mietkauf ist grundsätzlich Vorsicht geboten – so auch das Ergebnis der Stiftung Warentest, die in den letzten Jahren immer wieder Mietkaufmodelle untersucht hat. Denn die Angebote sind schwer zu vergleichen und die Konditionen oft undurchsichtig.

Zudem handelt es sich häufig um mangelhafte Immobilien, für die ihr dann als Mietkaufhäuser oder Mietkaufwohnungen überhöhte Monatsraten zahlt. Daher ist das wirtschaftliche Risiko unterm Strich so hoch, dass die wenigen Vorteile kaum standhalten können.

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