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Lichtkamin: So gelangt Tageslicht selbst in dunkle Räume


Lichtkamine sind eine clevere Lösung für fensterlose Räume. Erfahrt hier, wie sie funktionieren, was sie kosten und wann sich die Montage lohnt.

  1. Wie funktionieren Lichtkamine?
  2. Wie viel kosten Lichtkamine?
  3. Vor- und Nachteile von Tageslichtleitsystemen
  4. Fazit: Wann lohnt sich ein Lichtkamin?

Natürliches Tageslicht ist durch nichts zu ersetzen. Sonnenlicht stärkt die Gesundheit und hebt das Wohlbefinden. Vor allem früher hat man dem Tageslicht nicht denselben Stellenwert beigemessen wie heute. Aus diesem Grund finden sich in älteren Gebäuden teils Räume, die rundherum von anderen Räumen umschlossen werden und dadurch fensterlos bleiben.

Auch wenn Architekten es heute vermeiden, Aufenthaltsräume ohne Fenster zu gestalten, gibt es auch in neueren Gebäuden Flure, Kammern und andere vor allem zweckmäßig genutzte Räume, die dunkel bleiben. Für diese innenliegenden Räume gibt es eine mögliche Lösung: Lichtkamine. Das sind Leitsysteme, die das Tageslicht einfangen und es über Lichtröhren in den gewünschten Raum leiten. Zu finden sind sie neben dem Lichtkamin unter unterschiedlichen Bezeichnungen wie Tageslichtlampen und Tageslicht-Spots.

Wie genau funktionieren solche Lichtkamine, wie viel kosten sie und für wen eignen sie sich? Wir stellen alle Vor- und Nachteile vor.

Außerdem interessant in diesem Sinne: "Helle Räume: 7 Tricks, wie ihr dunkle Räume freundlicher gestaltet".

Wie funktionieren Lichtkamine?

Die Funktionsweise von Tageslichtleitsystemen ist denkbar einfach. Die grundlegende Konstruktion besteht lediglich aus drei Elementen: dem Lichtsammler, dem Lichtleiter sowie dem Lichtverteiler.

Der Lichtsammler befindet sich auf dem Dach und besteht in den meisten Fällen aus einer Acrylglaskuppel. Diese runde Form begünstigt den Lichteinfall, sodass möglichst viel Sonnenlicht eingefangen wird. Außerdem läuft auf diese Weise Regenwasser schnell ab. Der Lichtsammler ist luftdicht eingelassen, damit keine Verschmutzungen unter das Glas gelangen.

Solche Verschmutzungen mindern den Wirkungsgrad des Lichtleiters, einer auf ihrer Innenseite hochreflektierenden Röhre, in der sich das Licht spiegelt und nach unten weitergeleitet wird. Die Röhre muss nicht zwingend gerade, sondern kann auch gebogen sein und sogar Windungen haben. Doch trotz der stark reflektierenden Beschichtung: Je weiter der Weg, den das Licht durch die Röhre zurücklegen muss und je mehr Windungen sie hat, desto schwächer fällt die Lichtausbeute am Ende aus.

Der Lichtverteiler bildet raumseitig den Abschluss des Lichtkamins. Das Licht fällt durch eine aus Acrylglas bestehende Streulinse und verteilt sich im Raum. Größere, gewölbte Linsen verteilen das Licht großflächig, flachere Linsen setzen das Licht punktuell ein.

Folgendes Video veranschaulicht sehr gut, wie ein Lichtkamin im Inneren eines Hauses oder einer Wohnung funktioniert:

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Wie viel kosten Lichtkamine?

Der Preis eines Tageslichtleitsystems hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Wie groß ist der Raum, der beleuchtet werden soll? Wie lang ist die Strecke zwischen dem Raum und dem Dach, wie lang muss also der Lichtleiter sein? Soll der Lichtkamin in einem Bestandsbau oder einem Neubau installiert werden? Und wie ist die sonstige Beschaffenheit des Gebäudes?

In jedem Fall sollten diese Systeme von Fachleuten wie Dachdeckern oder Fensterbauern eingebaut werden. Die Montage von kurzen Lichtkaminen, die das Licht nur ein bis zwei Meter weit leiten, sind nicht viel komplizierter als ein Fenstereinbau. Dafür wird das Dach an einer Stelle geöffnet, ohne dass die Statik beeinträchtigt wird. Im Fall von Ein- und Zweifamilienhäusern reicht dabei schon ein Rohrdurchmesser von 30 bis 40 cm.

Ein einzelner Tageslicht-Spot kostet teilweise nicht mehr als 500 bis 600 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die Montage, die sich in der Regel etwa in gleicher Höhe bewegen, wenn der Raum in der Nähe des Dachs liegt. Zu den Unternehmen, die in Deutschland Lichtkamine anbieten, gehören unter anderem Interferenz, Velux, Talis und Fakro.

Außenansicht eines Tageslichtspots der Marke Velux
Velux nutzt für seine Lichtsammler ein spezielles Sicherheitsglas, das eine unauffällige Form ermöglicht.

Vor- und Nachteile von Tageslichtleitsystemen

Zugegeben, Lichtleitsysteme sind eine clevere Lösung für fensterlose Räume. Aber nicht jeder Raum ohne Fenster lässt sich mit einem Lichtkamin erhellen und nicht überall, wo es geht, ist das auch die beste Wahl. Schauen wir uns die Vorteile und Nachteile von Lichtleitsystemen an.

Vorteile von Lichtkaminen

  1. Auch in innenliegenden Räumen, in denen Kunstlicht vermeintlich die einzige Möglichkeit ist, können Lichtkamine Tageslicht hereinlassen und das Wohlbefinden im Raum steigern.
  2. Durch die Position des Lichtverteilers an der Decke und die gleichmäßige Verteilung des Lichts leuchten Lichtkamine den Raum häufig besser und natürlicher aus, als es viele Lampen tun.
  3. Wo kein Strom fließt, entstehen auch keine Stromkosten. Ihr zahlt lediglich die einmalige Anschaffung und Montage. Unter Umständen müsst ihr alle paar Jahre eine Reinigung des Lichtleitsystems beauftragen. Dass die Elemente verschmutzen, passiert allerdings äußerst selten, da die Scheibe des Lichtsammlers mit einer selbstreinigenden Beschichtung versehen und der Lichtleiter luftdicht verbaut ist.

Nachteile von Lichtkaminen

  1. Bei der Installation eines Lichtleitsystems gibt es viele Dinge zu beachten. Je länger das Rohr, desto mehr Unwägbarkeiten: Wo läuft das rund 40 cm lange Rohr entlang? Kommt überhaupt ausreichend Licht an? Und was ist mit der Dachdämmung? Wärmebrücken sollten immerhin unbedingt vermieden werden. Auch wenn die Installation in der Theorie unkompliziert ist, ist sie in der Praxis häufig mit viel Aufwand und höheren Kosten verbunden.
  2. Lichtkamine ermöglichen keinen direkten Blick nach draußen. Dieser ist für das Wohlbefinden aber von großer Bedeutung, weshalb auch Architekten lieber auf Fenster setzen.
  3. Wie viel Licht eingefangen wird, ist nicht zuletzt wetterabhängig. An einem durchschnittlichen Herbsttag entspricht die Helligkeit, die den Raum erreicht, etwa der von bis zu fünf 60-Watt-Glühbirnen. Dafür aber sollte der Lichtsammler, wenn möglich, auf dem Dach Richtung Süden montiert sein. Nachts ist der Lichtkamin ohnehin nicht zu gebrauchen.
  4. Während Fenster in der Lage sind, mit dem einfallenden Sonnenlicht den Raum zu erwärmen, fällt dieser Effekt bei Lichtkaminen weg.
  5. Zur Wahrheit gehört auch: Wenn ihr Kunstlicht durch Tageslicht-Spots ersetzt, spart ihr kaum Strom ein. Moderne Leuchtmittel verbrauchen so wenig davon, dass sie ohnehin im Haushalt zu den geringsten Stromfressern zählen.

Fazit: Wann lohnt sich ein Lichtkamin?

Lichtkamine sollten nur dort eingesetzt werden, wo es an Tageslicht fehlt und es keine andere Möglichkeit gibt, dieses mithilfe von zum Beispiel Lichtbändern oder Dachflächenfenstern hereinzulassen. Diese sind bei Räumen unmittelbar unterm Dach häufig die bessere Lösung, weil Fenster auch den Blick nach draußen ermöglichen, womit sich viele Menschen nachweislich auf Dauer wohler fühlen. Wenn solche Dachfenster aber nicht in Frage kommen, weil sich beispielsweise Solarmodule auf dem Dach befinden, kann ein Lichtleitsystem eine gute Lösung sein.

Auch in innenliegenden Fluren und fensterlosen Bädern kann ein Lichtkamin das dringend benötigte Tageslicht hereinlassen. In Ecken und Räumen, die nicht für den längeren Aufenthalt bestimmt sind, ist es dagegen deutlich unaufwändiger und effizienter, Kunstlicht zu installieren.

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