Seit dem 24. Januar fördert der Bund keine Neubauten entsprechend dem Effizienzhaus-55-Standard mehr. Die Förderung für ambitioniertere KfW-40-Neubauvorhaben geht bis Jahresende weiter, aber die Fördermittel sind begrenzt. Was Bauherren nun tun sollten.
Die Entwicklung der Förderzahlen und des Marktes zeigen, dass sich das Effizienzhaus 55 – auch dank der umfassenden Förderung – als Effizienzhausstandard weitgehend durchgesetzt hat. Es ist quasi Stand der Technik. Viele Projektentwickler warben damit, weil es für Bauherren neben günstigen KfW-Darlehen auch einen Zuschuss von bis zu 26.250 Euro gab.
In Zukunft will die Bunderegierung die Fördergelder vermehrt dahin lenken, wo das CO2-Einsparpotenzial am höchsten ist – in Gebäudesanierungen und besonders effiziente Neubauten. Dazu heißt es beim BMWi: "Damit wird in Zukunft weniger die Förderung von energieeffizienten Neubauten als vielmehr die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen wie zum Beispiel ganzheitliche Sanierungen sowie energetische Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle von Bestandsgebäuden im Fokus stehen." Vor allem im Bereich der Gebäudesanierungen besteht der größte Nachholbedarf und das größte Einsparpotenzial.
Fortsetzung der Neubauförderung bis Ende 2022
Die Neubauförderung für den KfW-Standard 40 soll in einigen Wochen fortgesetzt werden. Sie endet allerdings Ende 2022 und die Fördermittel sind auf eine Milliarde Euro gedeckelt.
Zum Vergleich: Von Januar bis Ende September 2021 sind rund 5,8 Milliarden Euro für die Förderung von Neubauten bewilligt worden. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung standen für 2022 Mittel in Höhe von fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Diese sind bereits ausgeschöpft.
Kritik am Ende der KfW-55-Förderung
Verschiedene Seiten haben heftige Kritik am Förderstopp geäußert. Sowohl der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) als auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) bemängeln, dass die Kosten zum Erreichen der nächsthöheren Effizienzhaus-Stufe 40 überproportional hoch seien. Diese stünden in keinem Verhältnis zum eingesparten Kohlendioxid.
"Dieser Schritt ist komplett unverständlich und unsozial. Denn ohne diese Förderung wird das Wohnen mit erhöhtem Klimastandard für viele Menschen in Deutschland unbezahlbar", sagte Axel Gedaschko, Präsident des GdW. Die komplette Einstellung der Förderung bedeute faktisch einen Neubaustopp im Mietwohnungsbau, denn der höhere Effizienzstandard lasse sich nur über höhere Mieten realisieren. Diese seien aber im bezahlbaren Segment nicht erzielbar.
Beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes hieß es, für Familien werde der Erwerb von Eigentum damit immer schwieriger.
Forderung nach Fristverlängerung
Deutliche Kritik kam auch vom Verband der Deutschen Energieberater GIH. "Den energiepolitischen Ansatz sind wir gerne bereit zu unterschreiben. Allerdings stellt uns das plötzlich vorgelegte Tempo vor massive Probleme: Eine Förderung, die erst im Juli 2021 ins Leben gerufen wurde, zum Februar 2022 schon wieder einzustellen, lässt alle üblichen Planungshorizonte außer Acht", bemängelt der Verbandsvorsitzende Jürgen Leppig.
"Es wird vermehrt Fälle geben, in denen die schnelle Streichung der Mittel zu energetisch schwächeren Lösungen führt", prognostiziert der in der Beratung erfahrene Leppig. Er fordert, dass als Frist für die KfW-55-Förderung nicht der Zeitpunkt der Stellung des Förderantrags, sondern der des Bauantrags gelten solle. Dies würde in laufenden Projekten für die notwendige Luft sorgen. "Außerdem sollte der Gesetzgeber garantieren, dass die neuen Förderbedingungen verlässlich sind und über einen langen Zeitraum gültig bleiben." Unter anderem hatten sich zuletzt auch die Förderrichtlinie der BEG und die Zinssätze für die KfW-Kredite in kurzen Abständen immer wieder geändert.
Zustimmung zum Förderende von KfW 55
In eine ganz andere Richtung geht dagegen die Kritik der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sie fand die KfW-55-Förderung bereits vor dem Förderstopp unsinnig. Sie fordert von der Bundesregierung klimaneutrale Baustandards – mindestens aber KfW 40 für Neubauten. Der aktuelle KfW-55-Standard für Neubauten sei veraltet und nur für Bestandsbauten sinnvoll.
Bis wann kann man noch einen Antrag für die Effizienzhaus-Förderung im Neubau stellen?
Seit dem 24. Januar 2022 ist es nicht mehr möglich, Anträge für das Effizienzhaus/Effizienzgebäude 55 im Neubau zu stellen. Das Programm musste von der KfW früher als geplant gestoppt werden, weil die Mittel ausgeschöpft waren. Seitdem ist eine Förderung nicht mehr möglich. Das gilt auch für die Varianten "Effizienzhaus EE"-Klasse und "Effizienzhaus NH"-Klasse.
Für den Neubau eines Effizienzhaus 40 können Bauherren in wenigen Wochen wieder Förderanträge bei der KfW stellen – allerdings nur bis zum 31. Dezember 2022 beziehungsweise so lange, bis die bereitgestellten Fördermittel in Höhe von einer Milliarde Euro erschöpft sind. Die Konditionen sollen die gleichen wie bisher sein. Mehr dazu lest ihr in unserem Beitrag über die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude.
Was sollten Bauherren jetzt tun?
Wer ein KfW-55-Gebäude geplant hat, aber noch keinen Förderantrag bei der KfW gestellt hat, der muss nun umplanen auf ein KfW-40-Gebäude oder auf Fördermittel verzichten. All zu viel Zeit ist dafür allerdings nicht. Wer noch von der KfW-40-Förderung profitieren will, der sollte möglichst schnell einen Förderantrag stellen, sobald das über die Seite der KfW wieder möglich ist. Denn es ist zu erwarten, dass die Nachfrage die vorhandenen Fördermittel übersteigt.
Für 2023 plant die Bundesregierung ein neues Programm "Klimafreundliches Bauen". Details dazu sind allerdings noch nicht bekannt.