Der Baustoff Holz erfreut sich wachsender Beliebtheit, aber ist er auch für die Decke geeignet? Wir haben für euch Vorteile und Nachteile der Holzdecke gegenüber der Betondecke gesammelt.
Holz ist einer der ältesten Baustoffe der Welt, erst seit wenigen Jahren erfährt die Holzbauweise jedoch wieder eine Renaissance. Auch wer sich nicht für ein reines Holzhaus entscheidet, steht bei einzelnen Elementen des Hauses vor der Wahl zwischen Holz und (Stahl-)Beton. Etwa bei der Trennung der einzelnen Geschosse: Holzdecke oder Betondecke? Dabei hat die Holzdecke einige Vorteile – aber auch einen großen Nachteil.
Holzdecke: Nachhaltig und gut fürs Raumklima
Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts stellte sich die Frage nach dem Material nicht. Holzdecken waren der Standard – bei Mehrfamilienhäusern bis etwa 1940, bei Einfamilienhäusern noch rund 20 Jahre länger. Dann erst baute man die meisten Geschossdecken aus Stahlbeton. Dabei ist die Holzdecke der Betonvariante in Sachen Nachhaltigkeit deutlich überlegen. Gerade heimische Hölzer schonen die CO2-Bilanz jedes Bauherrn massiv.
Aber nicht nur dem globalen Klima hilft die Holzdecke, sie tut auch dem Raumklima gut. Eine harmonische und weiche Optik, ein wohltuender natürlicher Holzgeruch und eine angenehme Akustik durch die sanfte Oberfläche des Materials – Holz an der Decke schafft über viele Sinne eine gemütliche Wohlfühlatmosphäre.
Massivholzdecke oder Holzbalkendecke
Holzdecken unterscheidet man in Massivholzdecken und Holzbalkendecken:
Bei Holzbalkendecken liegen die tragenden rechteckigen Balkenelemente auf den Außenwänden und tragenden Innenwänden auf und werden mit Holzschalungen oder Holzplatten belegt. Darüber kommt ein zusätzlicher Fußbodenaufbau, je nach Schallschutz-Ansprüchen – doch dazu weiter unten mehr.
Massivholzdecken werden auch als Brettstapeldecken bezeichnet und sind äußerst flexibel einsetzbar. Die Fertigung erfolgt meist nicht vor Ort auf der Baustelle, sondern bei der Holzbaufirma, die das Deckenelement als Ganzes anliefert und einsetzt. Für Massivholzdecken werden hochkant stehende Bretter (oft aus Fichtenholz) miteinander vernagelt oder verdübelt.
Gutes Verhältnis von Tragfähigkeit und Eigengewicht
Holzbalkendecke und Massivholzdecke haben beide ein gutes Verhältnis von Tragfähigkeit und Eigengewicht, wie Christoph Jost von der Holzfachberatung proHolzBW erläutert: "So können mit Holzdecken bei geringerem Gewicht größere Spannweiten erreicht werden. Die Leichtigkeit ist vor allem im mehrgeschossigen Wohnbau ein echter Vorteil."
Ein weiteres Plus der Holzdecke ist ihre trockene Bauweise, also der Einbau ohne den Zusatz von wasserhaltigem Beton oder Putz. Durch die Vorfertigung in Zimmereien verlaufe die Bauphase unabhängig von Witterungseinflüssen, erläutert Jost. So könnten die Decken schneller fertiggestellt werden und zusätzliche Baufeuchte im Rohbau wird vermieden. "Zudem garantiert dieses Verfahren eine hohe Qualität und Präzision in der Ausführung", sagt der Holzexperte.
Schwieriger Schallschutz bei Holzdecken
Soll im Mehrfamilienhaus nicht jeder Schritt im Stockwerk darüber zu hören sein, muss präzise gearbeitet werden. "Der Schallschutz wird bei Holzdecken über das Schwingungsverhalten reguliert, bei den Betondecken über die Masse", erklärt Holzfachmann Jost. "Die Trittschalldämmung muss bei der Holzdecke deswegen sehr weich sein. Bei einem gut abgestimmten Schwingungsverhalten erreichen Holzdecken Schallwerte im Bereich von Stahlbetondecken, kosten dann jedoch etwas mehr."
Ähnliches gilt für die Wärmedämmung. Hier kommt es auf die Ansprüche an die Dämmleistung der Decke an, also etwa ob es sich um die oberste Geschossdecke oder eine Zwischendecke handelt. Bei einer Holzbalkendecke kann die Dämmung etwa durch das teilweise oder vollständige Verkleiden der Balken verbessert werden.
Die Kosten für eine Holzdecke richten sich also auch nach den individuellen Anforderungen an den Schall- und Wärmeschutz. Gegenüber einer Betondecke, für die 120 bis 150 Euro pro Quadratmeter zu rechnen ist, ist die Holzdecke die preisgünstigere Variante. Die Kosten können aber je nach zusätzlichem Aufwand stark variieren.
Das gilt auch bei der Wahl der Holzart. Die günstigste Möglichkeit sind beschichtete Spanplatten für drei Euro pro Quadratmeter, dunkle Echthölzer wie Walnuss, Ahorn oder Kirsche sind schon ab einem Quadratmeterpreis von zehn Euro zu haben. Für andere Holzarten wie Kiefer, Birke, Buche oder Esche müsst ihr dagegen schonmal mit bis zu 30 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Holzdecke oder Betondecke: Warum nicht beides?
Was soll es also an der Decke sein – Holz oder Beton? Oder beides? "Jeder Baustoff hat besondere Stärken", resümiert Holzexperte Jost. "Deshalb entstehen aus einer Kombination zweier Materialien oft sehr gute Lösungen. Holz ist ideal, um Zugkräfte aufzunehmen. Beton fängt Druckkräfte besser ab. Holzbetonverbunddecken machen sich diese Eigenschaften zu Nutze und kombinieren Beton auf der Oberseite mit Holz auf der Unterseite."