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So teuer sind Baufehler in Deutschland


Nicht immer läuft beim Hausbau alles reibungsfrei ab. Ein neuer Bericht zeigt nun, wo es besonders häufig zu Baufehlern kommt – und was diese den Bauherren kosten können.

  1. Architekten spielen nur noch kleine Rolle
  2. Baufehler führen häufig zu Feuchtigkeit und Schimmel
  3. Dächer sind besonders anfällig für Baufehler
  4. Kosten durch die Fehler können über 50.000 Euro liegen

Ein Haus zu bauen kostet viel Geld. Trotz der niedrigen Zinsen bleibt für die meisten Häuslebauer eine hohe langfristige finanzielle Belastung. Umso ärgerlicher ist es, wenn Baufehler passieren. Denn die zögern nicht nur die Fertigstellung hinaus, sondern kosten auch Geld. Wie ein aktueller Bericht des Verbands Privater Bauherren (VPB) zeigt, können das im Einzelfall über 50.000 Euro sein.

Um zu sehen, wo beim Hausbau besonders häufig gepfuscht wird, hat der VPB Sachverständige beauftragt. Die beobachteten und dokumentierten in ganz Deutschland Baufehler in ihrem Alltag als Gutachter. Für die Studie wertete der Verband 1.265 Fragebögen der Sachverständigen aus, die zwischen Februar 2017 und März 2019 ausgefüllt wurden.

Architekten spielen nur noch kleine Rolle

Bei dem Großteil der betrachteten Gebäude – 80 Prozent – handelt es sich um Neubauten. Die meisten davon (59 Prozent) sind Ein- oder Zweifamilienhäuser. Außerdem zeigt der Bericht, dass die Deutschen weiterhin bevorzugt massiv bauen: 86 Prozent der betrachteten Häuser wurden in der Massivbauweise errichtet, nur zehn Prozent in Holzbauweise. Bei vier Prozent handelt es sich um Hybridbauten.

Bemerkenswert ist, dass Architekten bei der Planung von Einfamilienhäusern nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Nur bei 16 Prozent sind sie der Hauptansprechpartner für die Bauherren. Meist sind das heute Bauträger (49 Prozent) oder Bauunternehmer (34 Prozent). Der VPB geht davon aus, dass der Architekt oft aus Kostengründen nicht beauftragt wird. Und das führe dazu, dass "eine unabhängige Bauleitung fehlt, die koordinierend auf das komplexe Netzwerk im Bauablauf einwirken kann", heißt es in dem Bericht.

Baufehler führen häufig zu Feuchtigkeit und Schimmel

Beim Rohbau verteilen sich die Baufehler recht gleichmäßig auf alle Bereiche. 32 Prozent der Fehler entstehen laut Studie an den Wänden, 24 Prozent bei Fenstern, 23 Prozent bei Sohlen und Decken sowie 21 Prozent an den Dächern. Was die Technik im Haus anbelangt, treten die Fehler am häufigsten bei den Sanitäreinrichtungen auf (32 Prozent). Danach folgen Mängel an der Heizung (31 Prozent), im Elektronik-Bereich (27 Prozent) und bei der Lüftungsanlage (10 Prozent).

Das größte Problem bei allen Fehlern: die Feuchtigkeit. So führen auch Mängel bei Sohlen und Decken sowie deren Auflagen in 48 Prozent der Fälle zu Problemen mit der Feuchtigkeit. Auch im Keller oder bei Souterraingeschossen ist die Feuchtigkeit der mit Abstand größte Fehlerpunkt mit 55 Prozent. Und auch bei der Fehlerverteilung bezüglich der Geschosswände liegt die Feuchtigkeit mit 28 Prozent vorne. Danach folgen Risse mit 16 Prozent.

Was die Mängel an Fenstern betrifft, treten die meisten Fehler (64 Prozent) beim Einbau auf – unabhängig von der Art des Fensters. 39 Prozent der Mängel an Fenstern liegt in der Undichtigkeit. Rund ein Viertel der insgesamt begutachteten Fenster wiesen Undichten auf. Auch 15 Prozent der betrachteten Lüftungsanlagen waren mangelhaft. Viele Fehler dort würden jedoch erst mit Inbetriebnahme zu Tage treten, heißt es vom VPB. Diese könnten daher bei der Begutachtung in der Bauphase noch nicht erkannt werden.

Dächer sind besonders anfällig für Baufehler

Bei 22 Prozent der betrachteten Gebäude wurden Fehler an der Heizungsanlage festgestellt. Die Mehrzahl der Mängel (49 Prozent) betrifft die Rohrdämmung. Bei 20 Prozent der geprüften Objekte machten die Gutachter Angaben zu Fehlern bei der Elektroinstallation. Die meisten der Fehler entstehen in der Ausführung (63 Prozent). Zu Fehlern bei den Sanitärinstallationen kam es in einem Viertel der betrachteten Gebäude. Auch hier werden in der Ausführung die meisten Fehler gemacht.

Besonders fehleranfällig sind laut dem Bericht Dächer. Bei fast der Hälfte der geprüften Objekte waren Baufehler festzustellen. Die meisten Mängel (33 Prozent) liegen im Anschluss beziehungsweise der Durchdringung. 24 Prozent der Mängel betreffen die Luftdichtheit, 23 Prozent die Eindeckung und 18 Prozent die Entwässerung. Jedes fünfte Dach ist außerdem von Feuchte von außen betroffen, wenn die Dachneigung zwischen 0 Grad und 20 Grad liegt. Bei spitzeren Dächern liegt die Fehlerhäufigkeit weit niedriger. Besonders häufig wird offenbar bei Metalldächern gepfuscht. 44 Prozent der begutachteten Fehler bei Metalldächern führten zu Schimmel und Feuchtigkeit. Bei Beton und Ziegeldächern liegt dieser Anteil nur bei sieben Prozent.

Der Großteil der gesamten Fehler (74 Prozent) entsteht in der Ausführung. 34 Prozent der Mängel kommen durch schlechte Planung zustande, Materialprobleme kommen mit fünf Prozent vergleichsweise selten vor.

Kosten durch die Fehler können über 50.000 Euro liegen

Bei 58 Prozent der Gebäude schätzten die Sachverständigen die durch die Kosten entstandenen Fehler auf maximal 5.000 Euro pro Gebäude. In knapp 40 Prozent der Fälle lagen die Sachverständigen mit ihrer Schätzung deutlich höher: zwischen 5.000 Euro und 50.000 Euro. Bei sechs Prozent der Fälle entstehen laut Schätzung sogar Kosten über 50.000 Euro. Allerdings seien durch die Sachverständigen die Fehler rechtzeitig erkannt worden, heißt es vom VPB. Dadurch ließen sich hohe Fehlerfolgekosten vermeiden.

Grafik zu Festgestellten Baumängeln nach Bereichen

Auch die Studie "Bauqualität beim Neubau von Ein- oder Zweifamilienhäusern", die der Bauherren Schutzbund (BSB) 2019 durchgeführt hat, zeigt, dass Baumängel sehr häufig auftreten. Dort wurden im Schnitt 23 Mängel pro Gebäude festgestellt. 48 Prozent der Mängel entstehen demnach bereits in der Rohbauphase.

BSB und VPB kommen zu dem gleichen Schluss: Wer sich vor Baufehlern schützen will, sollte einen unabhängigen Gutachter oder Sachverständigen beauftragen, der den Bau begleitet. Bei drei bis fünf Stichproben während der Bauphase ließen sich größere Schäden sowie damit einhergehende Streitigkeiten und hohe Folgekosten vermeiden, heißt es vom VBP.

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