Mit dem Umbau eines historischen Backsteingebäudes mitten in Berlin erfüllte sich ein schwedisch-deutsches Paar den Traum von einer Loftwohnung in einem ruhigen Hinterhof. Eine große Dachterrasse macht das Wohnglück perfekt.
Eva und Gerald Rücker entschieden sich für eine Wohnung in einem alten Backsteinhaus in der zweiten Reihe. Wobei hier die zweite Reihe unschlagbare Vorteile hat: Denn sie leben in einem absolut ruhigen Hinterhof inklusive Gemeinschaftsgarten. Und das in bester Lage in Berlin-Mitte. Kleine Delis, Bioläden, aufstrebende Modelabels und das Café des ehemaligen Patissiers der französischen Botschaft sind gleich um die Ecke.
Welche Herausforderungen ihnen bei der Sanierung ihres Backsteinhauses begegnet sind und wie ihr Traumloft jetzt aussieht, das erfahrt ihr in unserer Homestory.
Vom Hausschwamm befallen: Backsteinhaus sanieren oder abreißen?
Die beiden Kosmopoliten – sie kommt aus Schweden und machte in Heidelberg ihr Dolmetscher-Diplom, er studierte Internationale Betriebswirtschaft in Deutschland, Frankreich und Italien – arbeiteten zehn Jahre in London. Als Sohn Hugo geboren wurde, reifte die Idee, wieder nach Deutschland umzuziehen. Für beide kam nur Berlin infrage, hier wollten sie zum ersten Mal Wohneigentum erwerben und sich komplett neu einrichten. Sie entdeckten das Exposé eines Bauträgers im Internet, der das Backsteingebäude, eine ehemalige Möbeltischlerei, umbauen wollte.
Leider war die ehemalige Tischlerei komplett schwammverseucht. Je nach Art des Befalls und der Größe eines solchen Hausschwamms kann eine Sanierung zwischen 10.000 Euro und 40.000 Euro kosten. Alleine die endoskopische Untersuchung schlägt mit rund 2.000 Euro zu Buche. Das kann die Sanierungskosten ordentlich in die Höhe treiben.
Das Paar entschied sich letztendlich dazu, nur die Fassade des alten Backsteinhauses stehen zu lassen. Der Abbruch hatte den Vorteil, dass sie sich so den Wunschtraum vom loftartigen Wohnen mit viel Licht verwirklichen konnten.
Baurechtliche Hürden bei der Backsteinhaus-Sanierung
Der Zugang zur Loft-Wohnung der Rückers führt über eine minimalistische Betontreppe vom Garten aus. "Sie war leider aus baurechtlichen Gründen vorgeschrieben, wir hätten lieber eine New Yorker Feuerleiter gehabt", offenbart der Bauherr.
Hier befinden sich das Elternschlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank, das Elternbad und die zwei Kinderzimmer, denn ein Jahr nach dem Einzug kam Tochter Louisa auf die Welt.
Aus altem Backsteinhaus wird luftiges Loft
Das kommunikative Zentrum bildet der große Wohnraum im zweiten Obergeschoss. Ein weißes Regal mit integriertem Gaskamin teilt den Loungebereich vom Essplatz und von der minimalistischen Küche in U-Form. Kühl- und Gefrierschrank sind in den raumhohen Schränken mit Holzfront versteckt. Gegenüber genießen die Rückers auf Barhockern ihr Frühstück über den Dächern Berlins. Der Tresen mit Glaskeramikkochfeld trennt die Küche vom Essbereich. Unterschiedliche Grautöne liegen derzeit richtig im Trend, im Loft erzeugen sie optische Ruhe.
Unter den Bogenfenstern an der Außenwand sind die Unterschränke mit Edelstahlarbeitsplatte in einer Reihe montiert. Den Holztisch ließen sie aus alten Bodendielen auf Maß fertigen. Die mächtigen Industrieleuchten sind aus einer tschechischen Fabrik. Ein Sideboard, das an der fensterlosen Längsseite verläuft, verbindet den Essplatz optisch raffiniert mit dem Wohnzimmer. Entstanden ist eine großzügige Wohnküche.
Großzügige Dachterrasse lädt zum Entspannen ein
Zwar konnten sie sich den Traum von der Feuerleiter-Treppe nicht erfüllen, dafür aber den Bau einer großzügigen Dachterrasse, und das mitten in der Großstadt. Hier können Eva und Gerald Rücker mit ihren Kindern ungestört draußen sein. Die Dachterrasse erreichen sie über einen lichtdurchfluteten Dachpavillon, einem Raum mit vielen Fenstern, der fast schon einem Wintergarten ähnelt.
Mehr Gemütlichkeit fürs Backsteinhaus-Loft
Die Familie engagierte die Berliner Interior-Designerin Nora von Nordenskjöld, denn eins fehlte dem neuen Zuhause im Backsteinhaus: Wärme und Gemütlichkeit.
"Wir haben eine glatte Hülle vorgefunden und ihr dann mit Farben, Texturen und ausgesuchten Accessoires Leben eingehaucht", erklärt sie. Im Mittelpunkt stand das Farbkonzept. Subtile Grautöne sorgen für Wohlfühlatmosphäre. "Je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung entstehen noch ganz andere Farbstimmungen", sagt die Besitzerin. Überall liegen Teppiche, mal aus Bast oder handgeknüpfter Wolle. Die Leuchten sind mal aus Holz, mal aus Kunststoff. Fertig ist Nora von Nordenskjöld nie, "es ist ein ongoing process", sagt sie. Mittlerweile ist die Inneneinrichterin mit Bauherr und Bauherrin befreundet und hat immer wieder eine Idee, was man noch verbessern könnte.