Bauherrin, Baufrau oder gar Baudame? Wie heißt eigentlich eine Frau, die einen Bau in Auftrag gibt? Wir haben Sprachwissenschaftlerinnen dazu befragt, wie ein weiblicher Bauherr geschlechtergerecht heißen könnte.
Wenn es darum geht, ein Eigenheim zu bauen, sind es immer häufiger Frauen, die sich um die Planung und Durchführung kümmern. Doch noch immer kommt es nicht selten vor, dass sich Handwerker bei Paaren automatisch an den Mann richten, wenn es um Absprachen oder technische Details geht. Dass sie davon ausgehen, der Mann müsse beim Hausbau die Fäden in der Hand haben, liegt vielleicht auch daran, dass immer vom Bauherrn die Rede ist. Aber wie heißt eigentlich ein weiblicher Bauherr? Bauherrin, Baufrau oder gar Baudame?
In Handwerkerforen wird darüber gewitzelt, dass man im Süden der Republik auch mal "Mörtelweib" sage. Oder von der "Trümmerfrau" spreche, wenn den ganzen Tag auf der Baustelle wieder nichts richtig vorwärts ging und gegen Feierabend überall Rohrenden scheinbar planlos herausstehen. Aber Spaß beiseite: Wir haben Sprachwissenschaftlerinnen befragt, wie man die Auftraggeberin eines neuen Hauses geschlechtergerecht nennen könnte.
Duden und Bauordnungen kennen die Bauherrin
Der Duden nennt als weibliche Form von Bauherr die Bauherrin. Er listet aber auch die Baufrau als Synonym auf. In den Bauordnungen ist jeweils von der Bauherrin und dem Bauherrn die Rede.
Für den Terminus Bauherrin sprechen sich auch Anja Steinhauer und Gabriele Diewald aus. Die beiden Sprachwissenschaftlerinnen haben den Ratgeber "Richtig gendern" geschrieben. "Ich würde für 'Bauherrin' plädieren, da es als Pendant zum bereits lexikalisierten 'Bauherrn' in seiner Bedeutung eindeutiger ist als andere Formen", sagt Diewald.
Ihre Kollegin Anja Steinhauer fügt hinzu, dass es auch andere Wörter auf "-herrin" als Pendant zur männlichen Form auf "-herr" gibt, etwa "Hausherrin", "Landesherrin", "Schirmherrin" und "Schlossherrin". "Varianten mit '-frau' oder '-dame' haben meist andere Bedeutungen", sagt sie. So ist mit Hausfrau oder Hausdame inhaltlich etwas anderes gemeint als mit Hausherrin.
Nun ist es aber so, dass der Duden das Wort "Herrin" so definiert: Gebieterin, Besitzerin oder auch "weibliche Person, die jemanden, etwas unter Kontrolle hat, beherrscht". Und schließlich: Domina. Die Auftraggeberin als Herrschende über die Handwerker? Man kann das etwas befremdlich finden. Für Luise F. Pusch, Professorin der Sprachwissenschaft und Autorin des Bestsellers "Das Deutsche als Männersprache" klingt Bauherrin auch zu sehr nach Herr. "Ich will da das Stammwort Frau haben", sagt sie. Der Vorschlag der Begründerin der feministischen Linguistik in Deutschland zu dem Problem lautet: Baufrau.
Zu Ratsherr habe sich als weibliches Pendant Ratsfrau vollkommen durchgesetzt. "Und dann gilt das Prinzip der Analogiebildung", so Pusch, die auch für Zimmerfrau oder Zimmerin als Pendant zum Zimmermann oder Zimmerer plädiert.
Wenn Scherzbolde und Misogyne etwas gegen die Baufrau einwenden, könne man an die Geschichte der Wörter "Kauffrau" und "Obfrau" erinnern, sagt Pusch. Dagegen wurde früher eingewandt, "Kauffrau" erinnere an "käufliche Frau", und "Obfrau" könne verstanden werden als Frage, ob es sich um eine Frau handle. Solche Fragen wurden selbstverständlich bezüglich der männlichen Pendants niemals aufgeworfen, so Pusch.
Baudame hält Luise F. Pusch nicht für die angemessene Bezeichnung, da "Dame immer etwas leicht Lächerliches anhaftet".
Wer genderneutral formulieren will, darf auch nicht Bauherr sagen
Die Seite geschicktgendern.de hat noch einen weiteren Vorschlag: Statt Bauherr solle man einfach "den Bau in Auftrag gebende Person" sagen und schreiben. Statt "Angebot für private Bauherren" solle es "Angebot für privat Bauende" heißen und Bauherren sind dann "Bauverantwortliche" oder "den Bau in Auftrag gebende Personen".
Das wäre dann genderneutral, ist den meisten im alltäglichen Sprachgebrauch aber wohl zu umständlich.
Fazit: Wie heißt die Frau, die ein Haus bauen lässt?
Es gibt also sowohl für Bauherrin als auch für Baufrau gute Argumente. Wer sich dem Feminismus verschreibt, der wird sich wohl eher für den Terminus Baufrau entscheiden, die anderen können mit "Bauherrin" sicher ganz gut leben. Und wem es wichtig ist, genderneutral zu formulieren, der vermeidet sowohl Bauherr als auch Bauherrin/Baudame und umschreibt den Auftraggeber eines Baus.
Ihr lasst ein Haus bauen oder habt einen Umbau in Auftrag gegeben und seid eine Frau? Welche Bezeichnung findet ihr für euch am passendsten? Wir freuen uns über eure Meinung. Schreibt uns gerne über unser Kontaktformular.