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Spekulanten am Werk? Ackerland-Preise in Deutschland steigen gewaltig


Ist das das Werk von Boden-Spekulanten? Die Ackerland-Preise in Deutschland sind in den vergangenen zehn Jahren auf das 2,3-Fache gestiegen. In manchen Bundesländern erreichen die Preise für landwirtschaftliche Grundstücke im Vergleich mit 2009 sogar fast 300 Prozent!

  1. Hohe Ackerland-Preise: Niedrige Zinsen und Share Deals
  2. Warnungen vor Ackerland-Ausverkauf

Nicht nur Wohnungen und Häuser sind teuer wie nie. Auch die Ackerland-Preise in Deutschland erreichen ein neues Rekordniveau: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sind die Kaufpreise für landwirtschaftliche Grundstücke in den vergangenen zehn Jahren auf das 2,3-Fache gestiegen.

Ursache hierfür seien Boden-Spekulanten, meint Julia Klöckner (CDU). "Das ist alarmierend, was da läuft", sagt die Bundeslandwirtschaftsministerin. "Wir haben außerlandwirtschaftliche Investoren, die mit Ackerland spekulieren – gerade in den neuen Bundesländern."

Auch wenn das Ackerland in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit durchschnittlich 15.720 Euro pro Hektar deutlich günstiger als in den alten Bundesländern (37.846 Euro) verkauft wurde, ist die Preissteigerung heftig: 165 Prozent (siehe Tabelle und Grafik).

Bundesland Kaufwert 2009 Kaufwert 2018 Preisentwicklung (absolut) Preisentwicklung (in Prozent)
Baden-Württemberg 19.012 29.244 +10.232 +53,8%
Bayern 25.052 64.909 +39.857 +159,1%
Brandenburg 4.715 10.957 +6.242 +132,4%
Hessen 12.471 17.178 +4.707 +37,7%
Mecklenburg-Vorpommern 7.049 20.788 +13.739 +194,9%
Niedersachsen 15.337 36.518 +21.181 +138,1%
Nordrhein-Westfalen 26.841 53.067 +26.226 +97,7%
Rheinland-Pfalz 9.604 13.814 +4.210 +43,8%
Saarland 10.078 9.706 -372 -3,7%
Sachsen 5.262 14.140 +8.878 +168,7%
Sachsen-Anhalt 7.281 18.217 +10.936 +150,2%
Schleswig-Holstein 16.085 28.763 +12.678 +78,8%
Thüringen 5.186 10.693 +5.507 +106,2%
Deutschland gesamt 10.908 25.485 +14.577 +133,6%
Durchschnittlicher Kaufwert je Hektar veräußerter Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung in Euro. Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019

Hohe Ackerland-Preise: Niedrige Zinsen und Share Deals

Für die hohen Ackerland-Preise sollen vor allem zwei Dinge verantwortlich sein:

  1. Durch die Niedrigzinsphase suchen Investoren nach sicheren Anlagemöglichkeiten – selbst wenn die Rendite nicht so hoch ist.
  2. Investoren versuchen mit sogenannten Share Deals die Grunderwerbsteuer zu umgehen – eine legale Methode, die zuletzt aber viele Kritiker auf den Plan rief. Denn wenn die Share Deals clever konstruiert sind, können Unternehmen schon mal zweistellige Millionenbeträge sparen.

Und auch die Spekulation auf eine Umwidmung in teures Bauland könnte bei den gestiegenen Ackerland-Preisen eine Rolle spielen. Allein mit dem ertragreichen Boden lassen sich Preise von 106.279 Euro pro Hektar in Oberbayern sicherlich nicht erklären.

Durchschnittlicher Kaufwert je Hektar für landwirtschaftliche Grundstücke 2018

Warnungen vor Ackerland-Ausverkauf

Till Backhaus (SPD), Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, spricht von einem "Ausverkauf landwirtschaftlicher Flächen". Und das Bundeslandwirtschaftsministerium mahnt, dass Finanzinvestoren "Intransparenz und Regulierungslücken nutzen, um die Vorrangregelung für Landwirte und die Preismissbrauchsklauseln für Kauf- und Pachtverträge im Bodenrecht gezielt zu umgehen".

Die Politik hat das Problem der Spekulation auf Ackerland also registriert, tut sich aber schwer mit Maßnahmen. Bundesministerin Klöckner fordert die Bundesländer auf, "Reformen anzugehen und sicherzustellen, dass der Vorrang für Landwirte wieder konsequent umgesetzt wird". Und weiter: "Unser Ministerium flankiert diesen Prozess im Rahmen von Forschungsprojekten, Transparenzregelungen in der Agrarstrukturerhebung und der Grunderwerbsteuer. Das kann aber die großen Defizite der Länder bei Regulierung und Vollzug des Bodenrechts nicht kompensieren."

Eines scheint sicher: Neben Grundsteuerreform und Mietendeckel hat die Politik damit eine weiteres Thema, das Diskussionen in der deutschen Bevölkerung auslösen dürfte.

Quellen: PDF: Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke 2018, Statistisches Bundesamt (Destatis)

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