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Angst vor der Zukunft: Viele Großstadt-Mieter bangen um ihre Wohnungen

Albert Linner


Viele Mieter in Deutschland bekommen es mit der Angst zu tun: Wie eine Umfrage zeigt, fürchten mehr als ein Drittel, sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten zu können. Besonders betroffen sind ältere Menschen.

  1. Ältere fürchten sich besonders vor der Zukunft
  2. "Ich habe Angst, obdachlos zu werden"
  3. Mehr Mieter unzufrieden, wenn ausländischer Investor vermietet
  4. Die meisten sind mit ihren Nachbarn zufrieden

Rosig sieht es nicht aus auf dem deutschen Wohnungsmarkt: Die Mieten steigen, Wohnungsbesichtigungen sind Massenveranstaltungen und überhaupt gibt es zu wenig Wohnraum. Wie groß die Angst unter den Mietern in Deutschland ob dieser Lage ist, zeigt auch eine Umfrage der Wochenzeitung "Die Zeit" gemeinsam mit dem Web-Portal "Zeit Online".

Demnach sind zwar 61 Prozent der Befragten mit ihrer Wohnsituation aktuell zufrieden oder sehr zufrieden. Allerdings haben 37 Prozent der Befragten Angst, sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten zu können.

In den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main treibt sogar fast jeden zweiten (47 Prozent) diese Angst um.

Fünf Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, in den vergangenen drei Jahren umgezogen zu sein, weil sie sich ihre alte Wohnung nicht mehr leisten konnten.

Ältere fürchten sich besonders vor der Zukunft

Besonders älteren Menschen bereiten die Gedanken an ihre künftige Wohnsituation Sorgen. So fürchten ganze 40 Prozent der Mieter über 59 Jahren, dass sie sich ihre Wohnung auf absehbare Zeit nicht mehr leisten können. Ein Viertel der über 59-Jährigen würde gerne in eine altersgerechte Wohnung umziehen, lässt dies aber wegen der hohen Kosten.

Wenig überraschend ergab die Umfrage auch, dass Befragten umso zufriedener mit der Höhe der monatlichen Zahlungen sind, je länger sie schon in der Wohnung leben. Bei den Befragten, die seit mindestens sechs Jahren in ihrer jetzigen Bleibe wohnen, sind 60 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden mit der monatlichen Miete. Nur 18 Prozent sind (sehr) unzufrieden. Bei den Befragten, die vor 15 Monaten oder danach in ihr jetziges Zuhause gezogen sind, sind nur 41 Prozent (sehr) zufrieden, dafür aber 31 Prozent (sehr) unzufrieden.

42 Prozent der Befragten würde gerne umziehen, tut dies allerdings aus unterschiedlichen Gründen nicht. So gaben 43 Prozent der Umzugswilligen an, zwar zu suchen, allerdings nichts Bezahlbares zu finden. 19 Prozent hindert die Tatsache am Umzug, dass sie in ihrem Wunschort keine bezahlbare Wohnung finden. Acht Prozent wünschen sich eine altersgerechte Wohnung, können sie sich aber nicht leisten. Für 22 Prozent ist die aktuelle Wohnung zu klein, eine größere aber zu teuer. Und neun Prozent derer, die gerne umziehen würden, wollen aus ihrer Wohnung, weil sie zu groß ist. Doch auch sie fürchten zu hohe Kosten bei einem Neuvertrag.

"Ich habe Angst, obdachlos zu werden"

Wie große die Angst unter den deutschen Mietern ist, zeigen auch Aussagen, die "Die Zeit" von den Befragten gesammelt hat. "Ich habe Angst, eines Tages obdachlos und verdrängt zu werden, weil mein Vermieter abreißen und das Grundstück an Investoren verkaufen will", zitiert die Zeitung eine Frau. Ein Vater wiederum schreibt: "Die Miete ist viel zu hoch, ich spare bei Essen und Kleidern." Doch keiner wehre sich gegen die Mieten, die überall erhöht werden, weil alle Angst hätten, ihre Wohnungen zu verlieren.

Die Umfrage ergab außerdem, dass Menschen mit geringem Einkommen offenbar auch Nachteile erfahren, wenn sie schon eine Wohnung haben. Sie erleben öfter Mieterhöhungen und auch weniger hilfreiche Vermieter, wenn es in der Wohnung Probleme gibt. So gaben 20 Prozent der Befragten mit einem Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro im Monat an, dass ihre Miete in den vergangenen drei Jahren teurer wurde.

Mehr Mieter unzufrieden, wenn ausländischer Investor vermietet

In dieser Einkommensgruppe sagten außerdem nur 44 Prozent, dass ihnen der Vermieter bei Problemen innerhalb einer Woche helfe. Bei den Befragten, die ein Nettoeinkommen von mehr als 2.000 Euro monatlich haben, waren die Vermieter hingegen bei 67 Prozent der Befragten schnell eine Hilfe. In dieser Einkommensgruppe erlebten auch nur elf Prozent eine Erhöhung der Miete in den vergangen drei Jahren.

Die Zufriedenheit mit dem Vermieter ist bei den Menschen am größten, die in einer Genossenschaftswohnung leben. Hier waren ganze 71 Prozent zufrieden. Bei den Mietern, die in einer von einer Privatperson oder einer inhabergeführten Immobilienfirma vermieteten Wohnung leben, sind immerhin noch 52 Prozent mit dem Eigentümer zufrieden. Handelt es sich bei dem Vermieter jedoch um einen Investor aus dem Ausland, sinkt die Zufriedenheit auf sieben Prozent.

Die meisten sind mit ihren Nachbarn zufrieden

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Denn mit ihren Nachbarn verstehen sich die meisten deutschen Mieter. 61 Prozent der Befragten, die in einem Mehrfamilienhaus mit mehr als sechs Parteien leben, gaben an, mit ihren Nachbarn zufrieden zu sein. Der Anteil liegt nur geringfügig unter dem derer, die in kleineren Einheiten wie einem Reihenhaus leben. Besonders die Frankfurter mögen ihre Nachbarn: In der Mainmetropole sind ganze 71 Prozent zufrieden mit den Menschen, die neben ihnen wohnen.

Die Umfrage wurde im Oktober 2019 durchgeführt. Mehr als 6.500 Mieter aus ganz Deutschland nahmen teil. Davon leben 87 Prozent in einem Mehrfamilienhaus, der Rest in Reihenhäusern, freistehende Einfamilienhäusern oder in einer Doppelhaushälfte. Ausgewertet wurden die Ergebnisse vom Marktforschungsunternehmen Statista.

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