Modernisieren | Ratgeber

Überspannungsschutz: Benötige ich eine Steckdose mit Blitzschutz?

Aufgrund des Klimawandels kommt es in Deutschland häufiger zu Gewittern. Zugleich sind in unseren Wohnungen und Häusern viele hochwertige, sensible elektronische Geräte im Einsatz, zum Beispiel Fernseher und Hifi-Geräte, Computer, Haushaltsgeräte und elektrische Steuerungen. Auch die vielen empfindlichen vernetzen Systeme des Smart Homes sowie Sicherheitssysteme halten vermehrt Einzug in unsere Wohnhäuser. Schlägt nun irgendwo der Blitz ein, dann können all diese Systeme und Geräte durch Überspannungen beschädigt werden. Davor schützt ein Überspannungsschutz.

Wir erklären euch, was Überspannungen sind, wie ihr euch dagegen schützen könnt und ob Steckdosen mit Überspannungsschutz sinnvoll sind.

Jetzt Maßnahmen checken!

Erhalte jetzt einen Überblick über energetische Maßnahmen für dein Objekt, deren Kosten & Fördermöglichkeiten.

Warum benötige ich einen Überspannungsschutz?

In Deutschland entstehen jährlich rund 300.000 Überspannungsschäden. Verursacht werden sie unter anderen durch Blitzeinschläge, bei denen sich eine riesige Energiemenge im Bruchteil einer Sekunde entlädt. Dies kann in einem Umkreis von bis zu zwei Kilometern um den Einschlagsort Überspannungsschäden an elektronischen Geräten verursachen.

Neben Blitzeinschlägen können auch Spannungsschwankungen im Stromnetz, Schaltvorgänge der Energieversorger und sogar schon das Ausschalten von Lüftern und Leuchtstoffröhren Überspannungen verursachen und damit zu Schäden in elektronischen Bauteilen führen. Diese werden zerstört oder es entsteht Funkenbildung durch einen Kurzschluss.

Elektrische Geräte werden im schlimmsten Fall so stark beschädigt, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind und komplett ersetzt werden müssen. In solchen Fällen kann der Schaden schnell mehrere Tausend Euro betragen. Laut Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft entstand 2017 je Blitzeinschlag im Schnitt ein Schaden von 840 Euro.

Elektrische Geräte, die gleichzeitig am Strom- und Daten- beziehungsweise Telefonnetz betrieben werden sowie empfindliche Steuerungs- und Kommunikationseinrichtungen sind besonders durch Überspannungen gefährdet.

Überspannungsschutz durch Stecker ziehen

Natürlich können elektronische Geräte vor Blitzeinschlägen geschützt werden, indem ihr im Falle eines Gewitters einfach den Stecker aus der Steckdose zieht. Das kann in modernen Haushalten allerdings mit großem Zeitaufwand verbunden sein. Des Weiteren lauft ihr mit dieser Methode des Blitzschutzes Gefahr, dass manche Geräte vergessen werden, oder ihr nicht zuhause seid und somit keine Möglichkeit habt, eure Geräte vor eventueller Zerstörung zu bewahren.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der benötigt einen Überspannungsschutz.

Was versteht man unter einem Überspannungsschutz?

Ist von Überspannungsschutz die Rede, dann sind damit technische Vorrichtungen gemeint, die helfen, strombetriebene Geräte vor zu hoher elektrischer Spannung (der sogenannten Überspannung) zu schützten. Der Überspannungsschutz ist Teil des Blitzschutzes.

Man unterscheidet zwischen äußerem Überspannungsschutz und innerem Überspannungsschutz:

  • Zum äußeren Blitzschutz gehört alles, was verhindern soll, dass ein Blitz in das Innere eines Gebäudes ein- oder besser überschlägt. Dazu gehören der klassische Blitzableiter und Erdungskabel. Man spricht auch von Überspannungsschutzeinrichtungen vom Typ 1. In der VDE-Blitzschutznorm ist festgelegt, dass der äußere Blitzschutz mit dem Potentialausgleich des Gebäudes verbunden werden muss.
  • Zum inneren Überspannungsschutz gehören Überspannungs-Ableiter (Überspannungsschutzeinrichtung Typ 2). Der Schutz vom Typ 2 befindet sich bei Gebäuden üblicherweise in den Etagenverteilern. Er begrenzt die verbleibenden Überspannungen bei einem Blitzschlag auf weniger als 600 bis 2.000 Volt.
  • Außerdem gehören zum inneren Überspannungsschutz spezielle Geräte wie Überspannungsstecker oder Steckdosen mit Überspannungsschutz. Überspannungsschutz vom Typ 3, der sogenannte Feinschutz, schützt besonders empfindliche Geräte. Er reduziert die verbleibenden Überspannungen auf das verkraftbare Maß von rund 230 Volt.

Ist Überspannungsschutz Pflicht?

Das kommt darauf an, ob es sich um ein älteres Wohngebäude oder einen Neubau handelt.

Bei älteren Gebäuden ist der Überspannungsschutz nicht Pflicht. Anders sieht das bei Neubauprojekten aus. Durch die Neufassung der Normen VDE 0100-443 und VDE 0100-534 im Oktober 2016 ist Überspannungsschutz seit dem 15. Dezember 2018 für neue oder aktualisierte elektronische Anlagen Pflicht.

Vor Inkrafttreten der Änderungen war ein Überspannungsschutz nur dann zwingend notwendig, wenn durch die Folgen einer Überspannung Menschenleben in Gefahr waren, beispielsweise bei Anlagen für Sicherheitszwecke oder in öffentlichen Einrichtungen, sowie auf Gewerbe- oder Industriegeländen.

Nun ist ein Überspannungsschutz auch für Wohngebäude und kleine Büros Pflicht, wenn dort Betriebsmittel der Überspannungskategorie I oder II betrieben werden. Da zu diesen Betriebsmitteln Laptops und PCs, Drucker, Telefone, Küchengeräte, Mikrowellen oder Waschmaschinen zählen, ist so gut wie jedes Wohngebäude von der Pflicht betroffen.

Blitzableiter sind für normale Wohnhäuser keine Pflicht

Anders sieht es mit Blitzableitern aus. Bei üblichen Wohngebäuden ist der Einbau eines äußeren Blitzschutzsystems nicht verpflichtend. In den Vorschriften gibt es eine Blitzschutz-Pflicht nur für besonders gefährdete Bauten. Das sind besonders exponierte Gebäude (höher als 20 Meter) oder solche Bauten, bei denen ein Blitzschlag zu großen Schäden führen können. Also zum Beispiel alte denkmalgeschützte Häuser.

Blitzableiter auf einem Hausdach
Blitzableiter stellen den sogenannten äußeren Blitzschutz dar. Sie sind für Einfamilienhäuser keine Pflicht.

Was kostet ein innerer und äußerer Überspannungsschutz?

Ein Blitzableiter kostet für ein freistehendes Einfamilienhaus bei der nachträglichen Installation 1.400 bis 2.000 Euro für die Fangeinrichtung und die Ableitungsanlage. Die Erdung schlägt mit 500 bis 1.000 Euro zu Buche. Insgesamt müsst ihr mit 2.000 bis 3.000 Euro für den äußeren Blitzschutz rechnen. Wer neu baut, sollte den Blitzschutz gleich mit einplanen, das ist meist günstiger als ein nachträglicher Einbau.

Günstiger ist der innere Überspannungsschutz zu haben. Hier betragen die Kosten für ein Einfamilienhaus im Schnitt zwischen 600 und 900 Euro. Häufig werden moderne Kombiableiter eingesetzt, in denen Blitzstrom- und Überspannungs-Ableiter bereits integriert sind. Diese kosten ab 800 Euro, ein Überspannungsschutz alleine ist für rund 250 Euro zu haben.

Überspannungssteckdosen (Typ 3) kosten ab circa 30 Euro.

Welche Arten des Überspannungsschutzes für Steckdosen gibt es?

Während Überspannungsschutz vom Typ 1 und 2 von Fachfirmen installiert wird, könnt ihr Schutzgeräte vom Typ 3 selbst kaufen und einbauen. Es gibt drei Arten:

  • Unterputzsteckdosen, die bereits mit einem integrierten Überspannungsschutz ausgestattet sind
  • Zwischenstecker mit Überspannungsschutz
  • Steckerleisten mit Überspannungsschutz

Von offensichtlichen Billigprodukten raten wir ab. Häufig erfüllen diese Geräte die strengen VDE-Richtlinien nicht und erreichen damit auch nicht das gewünschte Schutzziel. Bei nicht sachgerechter Anwendung wurde auch schon über Brandentwicklung berichtet. Ihr solltet die Schutzgeräte deshalb im Fachhandel beziehen und auf Produkte namhafter Hersteller zurückgreifen, die die Einhaltung der Norm DIN EN 61643-11 garantieren.

Gute Steckerleisten mit Überspannungsschutz

Die Stiftung Warentest hat Steckerleisten getestet, darunter auch Geräte mit Überspannungsschutz. Die insgesamt beste Leiste mit Über­spannungs­schutz war auch die güns­tigste. Der APC Surge Protector* (Anzeige) kostet nur knapp 17 Euro.

Wie sinnvoll ist Blitzschutz für Steckdosen?

Überspannungsschutz vom Typ 3, der sogenannte Feinschutz, wird normalerweise im Rahmen eines abgestuften Schutzkonzeptes an dritter Stelle eingesetzt. Es hilft nicht viel, wenn ihr Steckerleisten mit Überspannungsschutz kauft und verwendet, wenn ihr nicht auch Überspannungsschutz vom Typ 1 und 2 in eurem Haus habt. Die Stecker oder Steckerleisten leiten nämlich nur eine relativ kleine Menge elektrischer Energie sicher ab. Sie schützen deshalb nur vor Überspannungen bis zu einer gewissen Höhe. Wobei ein bisschen Schutz natürlich besser ist als gar keiner.

Schäden durch Überspannung versichern

85 Prozent der rund 17 Millionen Wohngebäude in Deutschland sind gegen Blitzschäden und Überspannungsschäden versichert. Von den 26 Millionen Hausratversicherungsverträgen beinhalten rund 83 Prozent diesen Schutz.

Oft deckt eine reine Blitzschlagversicherung nur den Schaden ab, der entsteht, wenn der Blitz direkt in das Gebäude selbst einschlägt. Allerdings entstehen Blitzschäden meist durch indirekte Treffer, die dann lediglich einen Überspannungsschaden über das Stromnetz oder andere Leitungsnetze verursachen. Überspannungsschäden sind aber nicht automatisch durch die Wohngebäude- oder Hausratversicherung abgedeckt. Vor allem in älteren Verträgen fehlen sie häufig.

Checkt eure Police. Sind Überspannungsschäden nicht mitversichert, dann solltet ihr sie zusätzlich versichern – meist über die Hausratversicherung. Dann sind Schäden an euren elektrischen Geräten versichert. Nicht abgedeckt ist allerdings ein eventueller Vermögensschaden, der durch den Verlust von Daten auf dem Computer entsteht.

*Produkthinweise erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Durch die von uns platzierten Affiliate-Links bekommen wir bei Kaufabschluss einen kleinen Anteil der Provision

Quellen: Blitzbilanz GDV

Das wird dich auch interessieren