Tiny House-Bewohnerin Uschi lebt in einem 15 Quadratmeter großen, als Wohnwagen zugelassenen Tiny House auf einem Campingplatz. Sie hat das Minihaus komplett selbst gebaut. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen und warum sie von einer Komposttoilette abrät.
Uschi war gerade 50 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Mann ein Tiny House baute. Die heute 55-jährige Soziologin ist handwerklich recht begabt und hatte ein solides Grundwissen, der Rest war "ein mehr oder weniger schweres Learning by Doing", erzählt sie. Uschi plante die Inneneinrichtung, ihr Mann kümmerte sich um die technische Planung. Orientiert haben sie sich an den Bauplänen eines Tumbleweed Tiny Houses aus den USA und den dazugehörigen DVDs.
2016 zog Uschi alleine in ihr Tiny House, das auf einem kleinen Campingplatz in der Südheide nahe Gifhorn steht. Das kleine Häuschen, das unten elf Quadratmeter Fläche bietet und auf der Empore weitere vier Quadratmeter zum Schlafen, ist ihr Hauptwohnsitz. Dauerhaft wohnt sie allerdings erst seit 2018 dort, weil sie zuvor sehr viel unterwegs war.
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Zulassung als Wohnwagen
Das Tiny House steht auf einem Anhänger. Es ist offiziell als Wohnwagen zugelassen und transportabel. Gekostet hat es nur ungefähr 25.000 Euro, denn Uschi und ihr Mann, sowie ab und zu einige Helfer, haben wirklich alles selbst gemacht. "Die Arbeitsstunden, die darin stecken, darf man allerdings nicht zählen", sagt die Tiny House-Bewohnerin.
15 Quadratmeter Wohnfläche – das ist nicht viel. Wichtig waren Uschi große Fensterflächen und eine gläserne Eingangstür, damit man sich auf dem kleinen Raum nicht so eingesperrt vorkommt und genug Helligkeit hereinfällt. Tür und Fenster werden nach außen geöffnet, so dass sie innen keinen Platz wegnehmen.
Das Tiny House verfügt über einen kleinen Eingangsbereich mit Kommode, Garderobe und Kleiderschrank sowie Zugang zum Dusch-Bad und in den Wohn-/Küchenbereich.
Warmwasser und Kochfeld werden mit Gas betrieben, die Heizung mit Strom. Beheizt wird das ganze Haus mit einer Wärmewellenheizung, was völlig ausreicht, wie Uschi sagt. Dank ihrer minimalistischen Lebensweise reicht es ihr, in Teilzeit als Servicekraft zu arbeiten.
5 Fragen an Tiny House-Bewohnerin Uschi
1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?
Ich wohnte zuvor immer zur Miete oder zuletzt im eigenen Haus mit Nebengebäuden und großem Grundstück. Irgendwann hatte ich den Gedanken von mehr Zeit für die mir wirklich wichtigen Dinge, von weniger Besitz und von weniger Kümmernmüssen um diesen. Und auch die damit einhergehende mentale Freiheit war (und ist) mir sehr wichtig. Da ich wenig benötige, bin ich relativ frei in meinen Entscheidungen privater und beruflicher Art und muss mir, um es mal salopp zu sagen "nicht auf der Nase herumtanzen lassen" aufgrund irgendwelcher Abhängigkeiten. Der ökologische Fußabdruck, von dem man zur Zeit so gerne spricht, war für mich eher ein angenehmer Nebeneffekt, aber nicht meine Hauptmotivation.
Außerdem habe ich mich schockverliebt, als ich das erste Mal ein Bild von einem Tumbleweed Tiny House sah. Ich wusste sofort: So will ich leben.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Die rechtlichen Hürden bestanden für mich darin, einen Campingplatz zu finden, der den Erstwohnsitz erlaubt und die TÜV-Abnahme des Tiny Houses. Wir haben aber im Vorfeld, also vor dem Bau des Tiny Houses, alles mit dem TÜV-Mitarbeiter besprochen und geklärt, der das Tiny House nach Fertigstellung abnehmen sollte. Deshalb war es eine Sache von höchstens einer Stunde, bis wir die Zulassung als Wohnwagen hatten.
Vor der TÜV-Abnahme musste das Tiny House noch gewogen (3,5 Tonnen Maximalgewicht) und die Gasinstallationen abgenommen werden.
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Die sinnvolle Verwendung des zur Verfügung stehenden Platzes. Eiserne Regel in meinem kleinen Häuschen: Wenn was Neues kommt, fliegt etwas Altes raus.
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Das deckt sich ein wenig mit der Antwort auf Frage eins. Also, dass mir das reduzierte Leben dort Freiheit bietet.
In direktem Bezug auf das Wohnen ist es tatsächlich die Gemütlichkeit innerhalb des Hauses und die direkte Nähe zum Draußen. Wenn der Regen auf das Dach prasselt, wenn ich oben im Bett liege und auf das Grün überall um mich herum schaue – solche Dinge. Und da ich wenig brauche, kann ich in dieses Wenige auch mal etwas mehr Geld investieren, so dass ich mich manchmal wie in einem Beitrag von "Schöner Wohnen" fühle, wenn ich auf meinem Sofa sitze und den Blick schweifen lasse.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House bauen würdest?
Ich würde, im Hinblick auf das Alter, vielleicht doch eher zu einer einstöckigen Lösung à la Zirkuswagen tendieren. Und ich würde das Tiny House vielleicht ein bisschen länger bauen, so dass eine Art Treppe integriert werden kann. Im Moment geht es die Hühnerleiter hoch und runter. Noch ist das kein Problem, aber irgendwann kann es zu einem Problem werden.
Und auf die ausreichende Dämmung des Fußbodens würde ich das nächste Mal bewusster achten.
Uschis Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:
Wenn ihr das Tiny House dauerhaft nutzt, baut keine Komposttoilette ein. Egal, was der Hersteller bezüglich Geruchsentwicklung, Ungeziefer und so weiter verspricht.
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