Seit 2012 verbrauchen deutsche Privathaushalte immer mehr Strom. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Außer im ersten Corona-Jahr. Wie viel Strom deutsche Haushalte verbrauchen, lest ihr hier.
Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es eine interessante Besonderheit: Die Menschen verbrachten mehr Zeit zu Hause – und trotzdem ging der Energieverbrauch im Vergleich zum Vorjahr zurück. Temperaturbereinigt waren es insgesamt 715 Milliarden Kilowattstunden. In 2019 betrug der Energieverbrauch noch 722 Milliarden Kilowattstunden. Das waren rund 0,9 Prozent weniger als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.
Der Grund: Die Menschen verbrauchten im Lockdown weniger Heizenergie und Warmwasser. Mittlerweile sieht der Stromverbrauch in deutschen Haushalten wieder anders aus.
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Heizen verbraucht in Privathaushalten am meisten Energie
Der größte Anteil des Energieverbrauchs in privaten Haushalten fällt für die Raumwärme, also das Heizen, an und macht einen Anteil von gut 70 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. Mit 503 Milliarden Kilowattstunden für die temperaturbereinigte Raumwärme in 2020 verbrauchten deutsche Haushalte damit etwa 1,5 Prozent weniger Energie als im Vorjahr.
Bei der Erzeugung von Warmwasser sank der Energieverbrauch um 0,7 Prozent im Vergleich zu 2019. In anderen Bereichen, beispielsweise dem Betrieb von Elektrogeräten, stieg der Verbrauch dagegen an.
Die Verteilung des Energieverbrauchs teilte sich 2020 wie folgt auf:
die Erzeugung von Raumwärme mit 70 Prozent
die Erzeugung von Warmwasser mit 15 Prozent
den Betrieb sonstiger Haushalts- und Elektrogeräte 8 Prozent
die Erzeugung von sonstiger Prozesswärme (z.B. Kochen) von 6 Prozent
die Beleuchtung mit einem Prozent
Einfamilienhaushalte verbrauchen pro Kopf am meisten Energie
Im Schnitt verbrauchte 2020 jeder der knapp 40,5 Millionen Haushalte in Deutschland 17.644 Kilowattstunden für die verschiedenen Anwendungsbereiche des Wohnens. Betrachtet man den Energieverbrauch nach Haushaltsgrößen, werden die Synergieeffekte durch das Zusammenleben mehrerer Personen in einem Haushalt deutlich.
Ein Einpersonenhaushalt verbrauchte durchschnittlich 11.785 Kilowattstunden, ein Zweipersonenhaushalt aber lediglich 18.680 Kilowattstunden (9340 Kilowattstunden pro Kopf) und damit etwa 20 Prozent weniger Energie.
Bei einem Haushalt mit drei oder mehr Personen lag der Energieverbrauch mit durchschnittlich 6915 Kilowattstunden pro Person rund 40 Prozent unter dem Energieverbrauch eines Einpersonenhaushalts. Der Stromverbrauch eines Einfamilienhauses liegt durchschnittlich höher als der Stromverbrauch einer Wohnung.
Erzeugung erneuerbarer Energien weiterhin wichtig
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 571 Milliarden Kilowattstunden Strom innerhalb Deutschlands erzeugt (Quelle: Statistisches Bundesamt). Knapp 44 Prozent davon wurde aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen.
Erneuerbare Stromquellen waren:
Windkraft mit 22 Prozent
Photovoltaik mit 11 Prozent
Biomasse mit 8 Prozent
Wasserkraft mit 3 Prozent
Energie aus Erdgas und Kernenergie verlor 2022 an Bedeutung. Die Einspeisung aus Erdgas sank um 11 Prozent. Grund war hauptsächlich der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der damit verbundene angespannte Gasmarkt sowie höhere Preise für Erdgas. Drei von sechs im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke wurden 2022 abgeschaltet.
Dafür verzeichnete Strom aus Kohlekraftwerken den höchsten Anstieg bei den konventionellen Energien. Kohlestrom wird zu 60 Prozent aus im Inland geförderter Braunkohle und zu 40 Prozent aus importierter Steinkohle gewonnen.
Wie Stromverbrauch berechnen?
Laut einer Analyse der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online sparten deutsche Haushalte 2022 kaum Heizenergie. Im Vergleich zu 2021 ging der Verbrauch von Heizenergie trotz Sparapelle und Energiekrise nur um 1,4 Prozent zurück.
Das Problem liegt unter anderem darin, dass viele Haushalte den tatsächlichen Stromverbrauch nicht kennen und mögliche Sparpotenziale nicht erkennen oder ausnutzen können. In unsanierten Gebäuden ist die Einsparung von Heizenergie kaum möglich.
Ihr wollt den Stromverbrauch berechnen? Das könnt ihr mit dieser Formel:
Die Ergebnisse dieser drei Berechnungen werden im letzten Schritt addiert. Das ergibt den ungefähren Stromverbrauch pro Jahr. Zu den großen Haushaltsgeräten zählen Fernseher, Laptop, Trockner, Waschmaschine, Herd, Mikrowelle, Kühlschrank und weitere. Diese Stromfresser im Haushalt schlagen mit 200 Kilowattstunden pro Jahr pro Gerät zu Buche.
Die Rechnung für den durchschnittlichen Stromverbrauch für 2 Personen könnte dann so aussehen:
2 Personen * 200 Kilowattstunden (bei elektrischer Warmwasserbereitung * 550 Kilowattstunden pro Person) = 400 Kilowattstunden
6 große Haushaltsgeräte * 200 Kilowattstunden = 1200 Kilowattstunden
Ohne elektrische Warmwasserbereitung ergibt das einen jährlichen Stromverbrauch für einen 2-Personen-Haushalt von 2410 Kilowattstunden.
Als groben Richtwert könnt ihr euch auch an dem durchschnittlichen Stromverbrauch nach Haushaltsgröße orientieren – beispielsweise mit dem Stromspiegel des co2online.
Der Stromverbrauch für 3 Personen in einem Einfamilienhaus könnte nach dem Stromspiegel 2500 Kilowattstunden pro Jahr zählen – vorausgesetzt, die Familie nutzt den Strom sehr sparsam. Realistischer ist wahrscheinlich der Mittelwert von um 3400 bis 4200 Kilowattstunden pro Jahr.
Der Stromverbrauch für 1 Person läge nach den Durchschnittswerten bei 2200 bis 2600 Kilowattstunden für ein Haus und 1300 bis 1500 Kilowattstunden in einer Wohnung. Nutzt euer Haushalt eine elektrische Warmwasseraufbereitung, liegt der Stromverbrauch höher.
Wie viel kWh pro Tag sind normal?
Pro Tag verbraucht ein Haushalt zwischen 8 und 10 Kilowattstunden. Das entspricht einem Jahresverbrauch von etwa 2800 bis 3500 Kilowattstunden. Haushalte, die das Warmwasser elektrisch aufbereiten sowie Familien, die in unsanierten Gebäuden wohnen, verbrauchen deutlich mehr Strom.