Immer wieder machen Gerüchte die Runde, dass von Photovoltaik-Anlagen eine erhöhte Brandgefahr ausgeht. Wir erklären, was da dran ist und ob es stimmt, dass die Feuerwehr nicht löscht, wenn eine Photovoltaik-Anlage installiert ist.
Manch einer schreckt davor zurück, eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach zu installieren, weil er befürchtet, dass von der PV-Anlage eine erhöhte Photovoltaik-Brandgefahr für sein Haus ausgeht. Manche glauben auch, dass die Feuerwehr brennende Häuser mit Photovoltaik-Anlage nicht löscht wegen der Stromschlaggefahr. Was ist dran an diesen Vermutungen?
Es ist richtig, dass von Photovoltaik-Anlagen eine erhöhte Brandgefahr ausgehen kann. Das trifft aber auf alle elektrischen Anlagen zu.
Warum von Photovoltaik-Anlagen eine Brandgefahr ausgehen kann
Die wichtigsten Besonderheiten von Photovoltaik-Anlagen: Sie arbeiten mit Gleichstrom und man kann sie nicht einfach abschalten. Solange Licht auf die Module fällt, produzieren sie Strom. Wenn sich zum Beispiel eine minderwertige oder schlecht installierte Steckverbindung löst, dann unterbricht das den Stromfluss nicht immer. Es kann ein Lichtbogen entstehen. Befindet sich brennbares Material in unmittelbarer Nähe, beispielsweise Dachpappe oder Holz, kann es zu einem Brand kommen.
In einigen Fällen – bei derzeit etwa zwei Millionen PV-Anlagen in Deutschland – hat das Zusammentreffen dieser Faktoren nachweislich zu einem Brand geführt. Ausgangspunkt der Brände waren meistens Fehler bei Verkabelung und Anschlüssen. Deswegen müssen Photovoltaik-Anlagen mit besonderer Sorgfalt errichtet werden.
Allerdings stellen fachgerecht eingebaute und regelmäßig gewartete Photovoltaik-Anlagen im Vergleich mit anderen technischen Anlagen kein besonders erhöhtes Brandrisiko dar. Die höchste Brandgefahr in deutschen Haushalten geht übrigens längst nicht von Photovoltaik-Anlagen, sondern von Wäschetrocknern aus, gefolgt von weiteren Haushaltsgeräten.
Wie kann man sich vor Brandgefahr durch Photovoltaik-Anlagen schützen?
Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gab es in den 20 Jahren zwischen 1993 und 2013 insgesamt 350 Brände, an denen die PV-Anlage beteiligt war. Bei 120 war sie Auslöser des Brandes. In 75 Fällen war der Schaden größer, in zehn dieser Fälle brannte ein Gebäude ab. Damit verursachten 0,006 Prozent der Photovoltaik-Anlagen bisher einen Brand mit größerem Schaden.
Die Einhaltung der bestehenden Regeln durch qualifizierte Fachkräfte ist der beste Brandschutz. Brände entstanden nämlich oft dann, wenn unerfahrene Installationstrupps im Akkord PV-Anlagen installierten. Werden die Solarstecker mit der Kombizange statt mit Spezialwerkzeug angebracht oder nicht kompatible Stecker verwendet, dann ist die Schwachstelle vorprogrammiert.
Anlagenbetreiber sollten hier nicht an der falschen Stelle sparen. Derzeit kann der Installateur einer Anlage sich selbst die ordnungsgemäße Ausführung bestätigen. Eine Empfehlung ist daher, die Abnahme durch einen unabhängigen Dritten vorzuschreiben.
In der Diskussion ist auch, für private Photovoltaik-Anlagen eine wiederkehrende Sicherheitsprüfung vorzuschreiben, wie sie für gewerbliche Anlagen alle vier Jahre Pflicht ist.
Batteriespeicher und Brandschutz: Was sollte man beachten?
Immer mehr Hausbesitzer haben neben Photovoltaik-Anlagen auch Batteriespeicher, weil sie ihren Sonnenstrom selber verbrauchen wollen. Dabei handelt es sich meist um innen aufgestellte Lithium-Ionen-Speicher. Bisher sind allerdings laut Fraunhofer-Institut nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen Batteriespeicher in Brand geraten sind.
Im Brandfall benötigen Batteriespeicher allerdings besondere Beachtung. Grund dafür ist das sogenannte "thermische Durchgehen" (auch "thermal runaway"). Dabei setzen die Akkus in kurzer Zeit viel Energie frei, wenn sie bestimmte Temperaturen überschreiten. Um das zu verhindern, müssen Batteriespeicher im Brandfall rasch gekühlt werden, um Schlimmeres zu verhindern. Deshalb solltet ihr Feuerwehrleute im Brandfall immer über den Speicher und seine Lage im Haus informieren.
Behindern PV-Anlagen die Feuerwehr bei Löscharbeiten?
Eine Photovoltaik-Anlage bildet eine zweite "Dachhaut" und behindert den Löscherfolg, weil das Wasser schlicht abläuft. Aus Feuerwehrsicht ist ein derartig durch Feuer betroffenes Objekt jedoch meistens nicht mehr zu retten, das heißt der Schaden ist bereits weitgehend vorhanden und irreversibel, noch bevor die PV-Anlage die Löschtätigkeit behindert.
Feuerwehrleute sind mit der Brandbekämpfung von Häusern mit Photovoltaik-Anlagen oder auch Bränden der Anlagen selbst aber geschult und geübt. Deshalb werden die Brände bestmöglich gelöscht. Nicht nur PV-Anlagen, sondern viele spannungsführende Leitungen gefährden Feuerwehrleute durch Stromschläge.
Bei der Brandbekämpfung von außen schützt ein Mindestabstand von wenigen Metern die Feuerwehrleute vor Stromschlägen. Dieser Sicherheitsabstand ist bei Dachanlagen meist gegeben. Das größte Risiko für Löschkräfte entsteht bei Brandbekämpfung von innen, wenn sie Räume betreten, wo spannungsführende, angeschmorte Kabel der PV-Anlage mit Wasser oder der Löschkraft selbst in Kontakt kommen.
Um dieses Risiko zu reduzieren, gibt es feuerfeste Notausschalter, die man in die Gleichstromleitung einbaut. Damit lässt sich der Stromfluss von der Solaranlage zum Wechselrichter und damit zum Hausstrom innerhalb von wenigen Sekunden unterbrechen. Empfehlenswert sind Schalter, die sowohl vor Ort als auch (per Sicherheitsabschaltung) aus der Ferne zu bedienen sind.
Bisher ist in Deutschland noch kein Feuerwehrmann bei der Brandbekämpfung durch PV-Strom verletzt worden.
Vorsorgemaßnahmen, um Brandschäden gering zu halten
Besitzer von PV-Anlagen können einiges tun, um Schäden im Falle eines Brandes möglichst gering zu halten:
Bringt ein genormtes Hinweisschild zur Solaranlage unmittelbar in der Nähe zur Hausverteilung beziehungsweise zum Stromanschlusskasten an. Daneben sollte sich ein Übersichtsplan zur Elektrik der Photovoltaik-Anlage befinden, auf dem ersichtlich ist, wo sich im Gebäude spannungsführende Teile befinden. So sind die Einsatzkräfte bei Betreten des Hauses über die Existenz der PV-Anlage und der damit verbundenen möglichen Gefahren informiert.
Um eine schnellstmögliche Brandbekämpfung sicherzustellen, sollte man die Feuerwehr bereits beim Notruf auf die Photovoltaik-Anlage hinweisen.
Damit im Schadensfall die Versicherung die Kosten übernimmt, ist es wichtig, dass ihr diese über die Photovoltaik-Anlage informiert und eine Versicherung entsprechend abschließt oder erweitert. Mehr dazu hier: Wie soll ich meine Photovoltaikanlage versichern?