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Ein Holzhaus, das mitwächst: Studenten realisieren Bauhaus-Entwurf


Eine Gruppe von Architekturstudenten setzt in Dessau einen Entwurf des Bauhaus-Architekten Ludwig Hilbersheimer um. Der Clou: Das Holzhaus kann mit der Zahl seiner Bewohner mitwachsen.

  1. Maximale Flexibilität bei geringen Kosten
  2. Entwurf passt nicht ins Bauhaus-Klischee
  3. Zweiter Standort in Berlin geplant

In Dessau haben Studenten der Uni Kassel ein Holzhaus nach einem Entwurf des Bauhaus-Architekten Ludwig Hilbersheimer umgesetzt. Das Besondere: Das Haus mit 80 Quadratmetern Grundfläche und zwei Räumen soll mitwachsen können. Wenn die Familie größer wird, kann es im Kern ausgebaut und somit vergrößert werden.

Die Idee vom wachsenden Haus stammt aus den 30er Jahren. 1931 gründete der Berliner Stadtbaurat Martin Wagner eine Arbeitsgemeinschaft, der unter anderem Bauhaus-Gründer Walter Gropius und Architekt Hilbersheimer angehörten.

Maximale Flexibilität bei geringen Kosten

Die Häuser sollten eine Antwort auf die Weltwirtschaftskrise sein und nur das Nötigste und Sinnvolle enthalten. Gleichzeitig war die Idee, dass die Häuser sich mit den sozioökonomischen Bedürfnissen ihrer Bewohner verändern können. Es sollte eine maximal hohe Flexibilität bei geringen Kosten mit einem unmittelbaren Naturbezug verbunden werden.

Der Entwurf, den Hilbersheimer zu dem Projekt beisteuerte, wurde zuvor nur einmal für eine Ausstellung in Berlin realisiert. Es handelt sich um ein einstöckiges Gebäude in L-Form, das weiter ausgebaut werden kann.

Entwurf passt nicht ins Bauhaus-Klischee

"Der mit Abstand innovativste Beitrag des Bauhaus zum Wohnungsbau ist heute nahezu vergessen", sagt der Kasseler Architektur-Professor Philipp Oswalt, der das Projekt der Studenten leitete. "Zumal er auch nicht in das gängige Bauhaus-Klischee passt: Nicht aus Glas, Stahl und Beton, sondern in einfacher Holzbauweise, preiswert, ökologisch und erweiterbar."

25 Nachwuchsarchitekten der Uni Kassel haben Hilbersheimers Holzhaus nun an dem Ort gebaut, an dem ursprünglich 400 solcher Häuser entstehen sollten: neben den berühmten Laubenganghäusern in Dessau-Törten.

Die Laubenganghäuser wurden von 1929 bis 1930 unter der Leitung von Bauhaus-Direktor Hannes Meyer errichtet und gehören seit 2017 zum Unesco Weltkulturerbe.

Zweiter Standort in Berlin geplant

Nun hat die Stadt Dessau den Studenten das Grundstück für 15 Monate zur Verfügung gestellt. Es soll in dieser Zeit allen Interessierten offen stehen und kulturell sowie gesellschaftlich genutzt werden können.

Außerdem könne es natürlich verändert und an einem anderen Ort wieder auf- beziehungsweise abgebaut werden. Als zweiter Standort ist die Umgebung des Hauses Lemke von Ludwig Mies van der Rohe in Berlin-Hohenschönhausen geplant. Mies hat dort den Gebäudetyp von Hilberseimer aufgegriffen und in einer luxuriösen Variante als Villa realisiert.

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