Dass die Kosten für Energie drastisch steigen, dürften die meisten mittlerweile mitbekommen haben. Was das aber für die Haushaltskasse konkret bedeuten könnte, ist für viele wahrscheinlich ein Schock.
Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Oliver Wyman, über die das Handelsblatt berichtete, werden die Energiepreise je nach Wohnsituation zwischen 80 und 130 Prozent steigen, "falls es zu weiteren Importbeschränkungen für fossile Brennstoffe aus Russland" kommen sollte.
Für einen Vier-Personen-Haushalt, der vorrangig Gas nutzt, sei dann allein beim Gas mit einer Kostensteigerung von bis zu 2.900 Euro zu rechnen. Dazu kommen 800 Euro im Jahr an Mehrkosten für Strom. In der Summe macht das 3.700 Euro an Mehrkosten für Energie pro Jahr.
Erhalte jetzt einen Überblick über energetische Maßnahmen für dein Objekt, deren Kosten & Fördermöglichkeiten.
Mieter sind von hohen Gaspreisen und Stromkosten besonders betroffen
Für die Berechnungen haben die Experten von Oliver Wyman die Großhandels-Durchschnittspreise von 2021 als Grundlage genommen. Daraus haben sie über Großhandels-Preissteigerungen für 2022 und 2023 die Preissteigerungen für Endkunden abgeleitet. Je nachdem, was für einen Vertrag die Endkunden haben und wie sich die Energieversorgungsunternehmen verhalten, kommen die Preissteigerungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten beim Endkunden an. Das kann noch 2022 der Fall sein, zum Teil aber auch erst 2023.
Besonders betroffen von den horrenden Mehrkosten sind Haushalte, die kaum Einfluss auf die Wahl der Heizungsart haben. Das trifft auf Mieter zu. Mehr Spielraum haben Eigenheimbesitzer. Sie können zumindest mittelfristig umsteuern und eine neue Heizung einbauen. Allerdings erfordert das erhebliche Investitionen.
"Unser Modellhaushalt mit vier Personen wird nichts mehr sparen können und seine Urlaubskasse angreifen müssen. In vielen Fällen wird gar kein Geld mehr für einen Urlaub übrig bleiben. Das scheint vielen Menschen noch nicht bewusst zu sein", sagte Matthias Witzemann von Oliver Wyman dem Handelsblatt.
Andere Prognosen für die zu erwartenden Gaspreise
Auf welches Niveau die Gaspreise für die Haushalte steigen werden, darüber gibt es auch andere Prognosen. Wirtschaftsminister Robert Habeck und der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, gehen davon aus, dass sich die Gaspreise im Vergleich zu 2021 verdoppeln oder verdreifachen könnten.
Der Ökonom Jens Südekum schätzt, dass sie sich durchaus auch vervierfachen könnten. Und laut dem Vergleichsportal Check24 könnte es für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr rund 1.500 Euro teurer werden.
Höhere Gaspreise werden bald bei den Verbrauchern ankommen
Aktuell liegt der Preis für europäisches Gas im Großhandel bei über 128 Euro je Megawattstunde. Das ist etwa das Sechsfache dessen, was in den Vorjahren bezahlt werden musste. Noch sind diese Preissteigerungen nicht beim Verbraucher angekommen. Viele Stadtwerke und andere Versorger haben nämlich vor vielen Jahren langlaufende Lieferverträge abgeschlossen, mit denen sie Erdgas zu günstigen Preisen eingekauft haben. Damit werden die Preissprünge noch abgefedert.
Doch wenn die Gaslieferungen aus Russland ausbleiben oder wenn die vereinbarten Kontingente aufgebraucht sind, dann müssen die Anbieter zu den aktuell teuren Preisen einkaufen. "Die hohen Gaspreise werden erst mit etwas Verzögerung vollumfänglich bei privaten Strom- und Gaskunden ankommen", erklärte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24.
Allzu lange wird das nicht mehr dauern. Laut Check24 haben die Versorger für den Zeitraum von Juni bis August in 249 Fällen Preiserhöhungen angekündigt oder bereits durchgeführt. Das betrifft demnach rund 2,2 Millionen Haushalte.